Ich würde sagen, das ganze Leben ist “geteilt in Arbeit und Muße und in Krieg und Frieden, und die Tätigkeiten sind geteilt in notwendige und nützliche auf der einen, und sittlich schöne auf der anderen Seite.“
Was hat das Ganze mit Sport zu tun?
Nun, ohne Zweifel hat der Wettkampf etwas mit Kampf zu tun und die Wette etwas mit Muße. Aber den Krieg beginnt man nicht mit einer Wette. So wenig wie man um die Wette Krieg führt. Den Krieg kann man nur durch einen Nutzen definieren, während das für den Sport so wenig gilt wie für das gute Leben überhaupt.
Sind sie etwa der Meinung, der Krieg sei nicht der Vater aller Dinge?
So ist es!
Dann doch wenigstens die Arbeit!
Das wird man erst in der dunklen Neuzeit behaupten!
Und was behaupten Sie?
Ich behaupte: “Man wählt mithin den Krieg um des Friedens willen, die Arbeit der Muße wegen, das Notwendige und Nützliche des sittlich Schönen wegen (…) Denn man muss zwar arbeiten und Krieg führen können, aber noch mehr verstehen, Frieden zu halten und edler Muße zu pflegen.“ (Politik, 1333a 30f-41)
In der Neuzeit wird man im Sport nicht die Muße, sondern die Leistung loben.
Ohne die notwendige Muße werden Sie ihre beste Leistung verfehlen! Und damit auch den Schönheitspreis.
In der Neuzeit vergibt man beim Sport keine Schönheitspreise!
Nun, wenn der Erfolg nicht an das sittlich Schöne gebunden ist, sind sie sein Sklave. In dem Fall sollten Sie lieber Krieg führen…
Alle Beteiligten, die Zuschauer nicht weniger als die Aktiven, nehmen Teil an der Zelebration des Ungewissen ...
(Martin Seel)