(07.08.2024, 09:03)Astra schrieb: Ich habe es mir gerade mal angetan und in den Geher-Wettbewerb hineingeschaut.
Da frage ich mich, wozu man da überhaipt noch Regeln braucht? Eigentlich kann man es doch schon mit dem eigenen Auge sehen, dass die "Geher" alle laufen.
Ich habe damals - ist zugegeben schon ein paar Jahre her - zusammen mit meiner Kampfrichter-Ausbildung auch einen Ausbildung im Gehen bekommen (der Ausbilder war gleichzeitig Landestrainer im Gehen) und da kann nur den Kopf schütteln.
Aber da traut sich anscheinend im Verband keiner an eine Regeländerung - wie Schuhe mit Kontakten - dran.
Leider muss ich als Ehemaliger zustimmen. Das war aber nicht immer so. Es ist eine negative Entwicklung in dem Sport passiert und der Weltverband hat es verpasst, den Riegel davorzuschieben. Einfach traurig, denn das Gehen hat als olympische Disziplin auch eine Historie und eine Tradition.
Gründe?
1. CARBONSCHUHE!!! Gehören m.E. in der Disziplin verboten, denn sie wurden für Läufer entwickelt und fördern eben genau diese Bewegung. Darin liegt auch begründet, warum schnelleres Gehen in diesen Geschwindigkeitsbereichen (~ M 15km/h und F 13.5km/h) sich optisch immer mehr dem Laufen annähert.
2. STRECKENKÜRZUNGEN!!! Die 50km wurden zunächst auf 35km verkürzt, welche bei Olympia durch diese unsinnige Mixed Staffel ersetzt wurden. Je kürzer die Strecke, umso schneller die Geher. Je schneller die Geher, umso unsauberer die Technik. Der Wegfall der 50km-Distanz war der erste Schritt in Richtung Untergang der Disziplin.
3. SUBJEKTIVE ENTSCHEIDUNGEN!!! Es fällt auf, dass Gehrichter teilweise völlig willkürlich Entscheidungen treffen und so keine Fairness gegeben werden kann. Manche tapen sich etliche Stellen ihrer unteren Extremitäten in auffälligen Farben, um die optische Aufmerksamkeit der Gehrichter zu beeinflussen. Andere wiederum schaffen es, phasenweise sauber zu gehen vor dem Auge desjenigen Gehrichters, der ihnen zuvor eine Verwarnung (gelbe Kelle) gezeigt hat, aber wechseln dann wenige 100m weiter wieder in ihren "Schummel-Stil" zurück. Die einzige Rettung der Disziplin ist die Einführung von technischen Kontrollhilfsmitteln, die zumindest für die Ermittlung von Flugphasen rein theoretisch implentierbar wären. Ob der Aufwand für eine Randsportart seitens der Verbände und Organisatoren betrieben wird, mag ich zu bezweifeln, würde es aber befürworten.
Zum Ergebnis unseres deutschen Teams: Herzlichen Glückwunsch an Saskia Feige und Christopher Linke zu einem 10. Platz von immerhin 23 Teams, die das Ziel erreichten! Linke ist sehr offensiv angegangen und wurde auf seinem zweiten Teilstück ein wenig für seinen Mut bestraft, wenn auch sein Einbruch nicht gravierend war. Positiv überrascht, war ich von den konstanten Rundenzeiten von Saskia Feige, die in ihrem Einzelrennen über 20km letzte Woche versagt hat. Heute war ihre Leistung auf dem Papier das Beste, was sie dieses Jahr vorzuweisen hat und das ist aus deutscher (Fan-)Sicht toll! Trotzdem möchte ich hier meine subjektive Einschätzung mitgeben, ohne die Leistung damit schmälern oder die Athletin beleidigen zu wollen: Die Technik war leider grausam. Zumindest die Sequenzen, die ich im Livestream sehen konnte... da muss ich leider sagen, gehörte sie im heutigen Wettkampf für meine Vorstellungen zu den fünf schlechtesten "Technikerinnen". Die Gehrichter haben das anders gesehen, u.a. die Favoriten aus China in die Penalty Zone geschickt, und das war am Ende erfreulicherweise ein Vorteil für Team Deutschland und führte zu einer Top-10-Platzierung bei Olympischen Spielen.
„DerZufall ist Gottes Art, anonym zu bleiben.“ — A. Einstein