(28.10.2014, 22:47)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Als Nicht-Philosoph gestatte ich mir mal nachzufragen, ob oben nicht eher
... das Lance-Armstrong-S y n d r o m
gemeint ist?
H. Klimmer / sen.
In dem Fall erlaube ich mir eine allgemeine Vermutung: Wenn Glückanspruch und Optimierungswille zusammentreffen, muss wohl ein Syndrom draus werden. So ähnlich wie bei der Schönheit. Aber da fragt man besser einen Spezi für plastische Chirurgie. (Und am besten einen, der nicht schlecht von der genannten Verbindung lebt)
Aber mit der Doppeldeutigkeit des Glücks hat jeder Athlet zu tun. Sowohl mit dem ‚Glück haben’ (müssen) als auch mit dem ‚Streben nach Glück’. Wenn es sich um einen konsequent integren Athleten handelt, hat er es aber auch stets mit der erfolgsstrategischen Arschkarte zu tun, die ihm ein – vom Dope- beeinflusster Sport zukommen lässt. Ich glaube nicht, dass dies die Zeit für Hedonisties ist. Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Besagter Athlet muss sich außerdem auf einen ausgeprägten Optimierungswillen der Dopingfahndung verlassen können. (Aber auch da gibt es Grenzen) Dass er währenddessen den Besitz der Arschkarte mit Gelassenheit erträgt, wird mit größter Selbstverständlichkeit von ihm verlangt. In Sachen Glück kehrt daher wohl eine andere historische Gestalt wieder. Außerdem gehört Gelassenheit nicht zu den Dingen, die sich optimieren lassen. (Und von einem Gelassenheitswahn in Analogie des Optimierungswahns hat man noch nichts gehört)
Aber von dieser seiner Lage hört man nix in den Gazetten. Von Strukturen und institutionalisierten Erfordernissen wird aber immer viel geredet. Auch dort, wo sich Sportfans austauschen. Wahrscheinlich sollte man auch nicht zu viel von der pers. Lage reden. Obwohl man manchmal etwas mitbekommt von der Arschkartenlogik. Wenn einem der Kragen platzt. So wie Robert Harting. Aber solche Leute müssen es sich leisten können. Sonst mucken da Leute auf, die in den Verdacht kommen, als Schlechtweggekommene den Mund sehr voll zu nehmen. Trotzdem bleibt es Fakt: Die Sache mit dem Glück und der Selbstbehauptung, die traditionell eine wichtige Verbindung ausmachten, bleibt eine interessante und wichtige Angelegenheit. Sie liegt wohl jenseits von Hedonismus und Optimierung. Mit dem Fokus auf Qualitäten, statt auf Mengen.