(02.05.2015, 13:17)MZPTLK schrieb:(02.05.2015, 12:40)La Vicu schrieb: Mit der treffsicheren Vorplanung beziehe ich mich ausschließlich auf die Innervierung durch die Koordinationszentren, also nicht auf eine antizipationelle Vorplanung durch das Bewusstsein, weil ich der Meinung bin: Je mehr das Bewusstsein versucht, in die Bewegungsabläufe einzugreifen und willkürlich (im Sinne „durch den Willen“) zu steuern und zu korrigieren, desto mehr geht die ökonomische und somit effektive Bewegungsweise flöten.
[...]
Wenn „Kunst“ heißt: Unbewusstes, spontan abgerufenes Können: Einverstanden!
Wenn „Kunst“ heißt: Bewusstes planerisches Gestalten: Abgelehnt!
Das Bewusstsein muss schon dabei sein,
sowohl als Planer der Bewegung wie als Korrektor.
Ohne dem geht es nicht im motorischen Lernprozess.
Du hast aber insofern recht, als es theoretisch, in der Endkonsequenz,
in der Automatisierungs- und Perfektionsphase obsolet und störend wäre.
Es ist auch die Kunst, zu dissoziieren:
Einerseits nicht an zuviel zu intensiv denken,
andererseits eine 'innere Antenne' eingeschaltet lassen,
um durch das Feedback korrigieren zu können.
Die Kunst ist sowohl der Weg wie auch das Ziel.
In der Praxis bewegen wir uns fast immer,
auch bei hohem Niveau,
auf dem Weg zur perfekten Bewegung, dem Ziel.
Ich hatte dazu ausführlicher im Thread: 'Gefühltes Hammerwerfen' geschrieben.
Ich weiss nicht, wieviel Bewegungserfahrung auf welchem Level Du hast.
Eine perfekte Bewegung heute kann morgen in die Hose gehen(andere äussere Bedingungen, etc.).
Im Prinzip einverstanden.
Aber man sollte deutlich unterscheiden zwischen motorischen Grundmustern wie Gehen, Laufen, auch schnelles Laufen und Sprinten, deren Steuerungsprogramme in den Basalganglien des Hirns – unerreichbar für Veränderungen durch Lernvorgänge - angelegt sind, und denjenigen Bewegungsmustern, die von der Evolution für den Menschen nicht im angeborenen Bewegungsvolumen vorgesehen sind, wie beispielsweise Schreiben, Häkeln und Hammerwerfen, für deren bewusstseinspflichtigen Erwerb die Evolution dem Menschen ein entsprechendes Großhirn und für deren Programmspeicherung das „Neocerebellum“ (übersetzbar mit Neukleinhirn) beschert hat.
p.s.: Für diejenigen, die für solche Aussagen Quellen verlangen: Alle Schriften des australischen Hirnforschers C.C. Eccles ab 1980 (z.B. Eccles, J.C.: Willkürmotorik. In: Popper, K.R. u. Eccles, J.C.: Das Ich und sein Gehirn. München 1982 oder KORNHUBER, H. H.: Cerebral cortex, cerebellum, and basal ganglia: an introduction to their motor functions. In: EVARTS, E. V. (Hrsg.): Central processing of sensory input leading to motor output. Cambridge 1975 oder Wiesendanger, M.: Organisation of secondary motor areas of cerebral cortex. In: BROOKS, V. B. (Hrsg.): Handbook of Physiology, Section 1, The nervous System. Vol. 12 American physiological society. Bethesda 1981…).