Leistung
Teil 10/6: Grenzen von Verantwortung(Schluss)
'Mami, ich bin Idealist auf realistischer Basis!'
(Lotti Huber mit 12)
Wir wissen nicht, ob Lotti eine möglichst umfassende und genaue Kenntnis
von Sachverhalten und Problemen für eine korrekte Bewertung hatte,
jedenfalls sind Dinge oft sinnlich nicht vermittelbar
(Atom riecht nicht, der Verantwortungszeitraum von hunderttausenden Jahren ist für Menschen nicht vorstellbar, usw..),
schleichende Prozesse(Dopingfolgen treten erst nach Jahren auf)
erwirken ein verspätetes und zu spätes Problembewusstsein,
Komplexität und eine schwierige Identifikation von Ursachen und Ver-Ursachern treten hinzu,
das bewusste Denken hat nur begrenzte Kapazitäten.
Informationen, die man nicht versteht oder nicht in Zusammenhänge bringen kann
oder die als uncool, unangenehm oder bedrohlich erscheinen,
werden gemieden, verdrängt und vergessen.
Wir verbringen einen Grossteil unseres Lebens damit,
Dinge zu tun, die wir nicht wollen, und Dinge nicht zu tun, die wir wollen.
Selbst wenn wir etwas als richtig und/oder erstrebenswert ansehen,
und subjektive Gründe für entsprechendes Handeln haben,
sind wir nicht automatisch motiviert.
Daher gibt es in der Handlungstheorie die Unterscheidung Gründe/Ursachen:
- Normatives Interesse, Handlung begründen, rechtfertigen
- Interesse an Zielen, Nutzen, die den Handelnden genügend motivieren
1. Internalismus:
Annahme eines Zusammenhanges zwischen moralisch-ethischen Gründen für eine Handlung
und den subjektiven Motiven des Handelnden. Aber: Konkurrierende Motive, Zielkonflikte?
a) Kognitivismus:
Wer von der Wahrheit eines sittlichen Grundes überzeugt ist,
ist dadurch auch motiviert, entsprechend zu handeln.
Das sittliche Verpflichtungsurteil ist dann das Motiv für die Handlung.
b) Emotivismus:
Nur Handlungsgründe, die eine Person aufgrund ihrer motivationalen Ausstattung
in Form von Streben und Antrieben hat, werden akzeptiert
2. Externalismus:
Strikte Trennung zwischen rechtfertigenden Gründen und Motiven.
Für Handelnde ist externe Motivationskraft erforderlich:
Anreize, Anerkennung, Belohnung/Schlechtes Gewissen, Sanktionen, Strafe
Konsequenzen:
1. Möglichst stringente Begründungslinien schaffen
2. Irritationen und Störungen durch konkurrierende Handlungsziele schwächen,
3. Kurzfristige Belohnungen stärker machen
Das wird von Leuten, die Schlechtes in die Welt bringen, oft richtig gemacht.
Die Gutwilligen können von ihnen lernen.
Mit Geld kann man die Welt kaputt machen,
mit Geld kann man die Welt aber auch besser machen.
Die entscheidende Frage lautet also:
Mit welcher Entscheidung kann ich später besser leben?
Wird die Welt gerettet, wenn der Einzelne o.k. ist oder sich o.k. macht?
Kann sein, wenn damit nicht die Sichtweise: Ich bin o.k., du bist nicht o.k. verbunden ist
und es zu religiösem oder sonstigem Fanatismus kommt.
An Individuen arbeitende Psychologen sind manchmal geneigt,
Adorno zu vergessen: 'Es gibt kein richtiges Leben im falschen'(Umfeld).
Wenn ich einen von kaputtmachenden Arbeitsbedingungen Menschen 'kuriert' habe
und ihn wieder dorthin zurück schicke,
begehe ich vorsätzliche oder mindestens grob fahrlässige Körper- und Seelenverletzung.
Auch autoritative 'Korrekturen' des Verhaltens sind nicht nachhaltig,
sie ignorieren oder unterbelichten persönlich akzeptable Normen und Motive
und erzeugen Leistungsabfall, Obstruktion und Abweisung von Verantwortung.
Welche Art von Freiheit kann motivieren?
Freiheit verlangt offene Zukunft, Verantwortung genauso.
'Freiheit bedeutet Verantwortung.
Das ist der Grund, warum sich Soviele davor fürchten'
(G.B. Shaw)
Willy Brandt sagte nicht nur:
'Wir wollen mehr Demokratie wagen'
sondern auch: 'Wir wollen eine Gesellschaft,
die mehr Freiheit bietet und mehr Mit-Verantwortung fordert.'
Viele haben das längst vergessen
und betreiben Maximierung von Freiheit und Minimierung von Verantwortung.
Ist ja auch nicht so anstrengend.
Zum Glück hat das bisher keine so grossen, dramatischen Folgen gehabt,
auch in Rostock nicht:
'Wenn ich zwei Leben hätte, würden beide dir(Hansa) gehören'
(Graffiti an einer Mauer neben dem Hansa Rostock Stadion)
Wird (Eigen-)Verantwortung vermieden, begrenzt oder verboten,
kann Folgendes passieren:
Die Entlastung von Verantwortung durch eine oberste absolute Autorität
bringt moralische Bequemlichkeit, Gedanken- und Skrupellosigkeit mit sich.
Aber auch für jeden die Möglichkeit, selbst an irgendeiner Stelle Führer zu werden
und einen Teil der Autorität mit minimierter Verantwortung zu geniessen.
Sowenig das Individuum sich mehr verantwortlich fühlt, fühlen will für die Gesellschaft,
so wenig ist der Führer tatsächlich verantwortlich,
denn wenn die Verantwortung nach unten, gegenüber den Massen, aufgehoben ist,
dann ist sie überhaupt aufgehoben.
Verantwortung nach oben gibt es praktisch nur,
wenn wenn der Druck von unten, der auf die höchste Stelle ausgeübt wird,dazu zwingt,
sonst erstickt das System in der unkontrollierten Kreaturen- und Günstlingswirtschaft des Despotismus.
Der oberste Führer nimmt praktisch keine Verantwortung auf sich,
denn Niemand kann ihn zur Verantwortung ziehen.
So entsteht ein Herrschaftssystem, in dem es nur ein Risiko gibt,
nämlich den Kampf um die Gunst des Höheren.
Und ein sicheres Mittel, um dieses Risiko zu minimieren,
ist die (absolute) Willfährigkeit nach oben.
Das berühmte Milgram-Experiment zeigte, dass auch in demokratischen Gesellschaften
Menschen dazu gebracht werden können, andere zu quälen,
wenn es eine Autorität von ihnen mit mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen verlangt.
So schafft man Strukturen, die Verantwortung im Nirvana diffundieren lassen.
'Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen,
die er selbst nicht geschaffen hat.'
(Böckenförde-Diktum)
In Zukunft muss daher der Eigendynamik systemischer Prozesse
durch Förderung von (Eigen-)Verantwortung entgegen gewirkt werden.
Die Leute müssen sich als Urheber, Nutzniesser und Hafter ihrer Handlungen erleben(können).
Ohne Kontrolle, Haftungsregeln und Sanktionen kann das vor allem auch im Sport nicht funktionieren,
denn Wegducken, Handlungsverzicht ist leichter und weniger auffällig
als eine sichtbare Handlung, wobei man scheitern kann.
Das Prinzip der Eigenhaftung ist der Grundsatz aller dezentralen Systeme,
denn eine Kollektivhaftung führt zu anonymisierter, gefühlter Pseudo- Un-Verantwortlichkeit,
wie z.B. in Spanien:
'Ich denke, die Gesellschaft hat nach den langen Jahren des Konsumismus und der Vereinzelung
viel gelernt. Lange ist Politik nur als Verwaltungsproblem von Einzelnen behandelt worden.
Man hat ignoriert, dass es um entgegen gesetzte soziale Interessen geht.
Ich denke, wir haben verstanden, dass Verantwortung nicht wegdelegiert werden darf.'
(Ada Colau, Bürgermeisterin von Barcelona, 2014 Netzwerk für von Hypotheken Betroffene)
'Erfolgreiche Athleten sind heute wie Unternehmer, die am Markt bestehen müssen.
Das ist ein weiterer Grund für die Notwendigkeit der Entwicklung der Persönlichkeit
mit eigenverantwortlichen Aktionen, Meinungen und Zielen.'
(Michael Deyhle, Trainer von Betty Heidler)
Haben Unter-Nehmer mehr Mut und Zuversicht als Unter-Lasser?
Bewerten sie die Aussichten auf Erfolg anders als diese?
Unabhängig davon haben alle eine Pflicht:
'Man darf nicht erst die Aussichten bewerten
und daraufhin beschliessen, ob man was tut oder nicht.
Sondern umgekehrt. man muss die Pflicht und die Verantwortung erkennen und so handeln,
als ob eine Chance da wäre, auch dann, wenn man selber daran zweifelt.'
(Hans Jonas)
Teil 10/6: Grenzen von Verantwortung(Schluss)
'Mami, ich bin Idealist auf realistischer Basis!'
(Lotti Huber mit 12)
Wir wissen nicht, ob Lotti eine möglichst umfassende und genaue Kenntnis
von Sachverhalten und Problemen für eine korrekte Bewertung hatte,
jedenfalls sind Dinge oft sinnlich nicht vermittelbar
(Atom riecht nicht, der Verantwortungszeitraum von hunderttausenden Jahren ist für Menschen nicht vorstellbar, usw..),
schleichende Prozesse(Dopingfolgen treten erst nach Jahren auf)
erwirken ein verspätetes und zu spätes Problembewusstsein,
Komplexität und eine schwierige Identifikation von Ursachen und Ver-Ursachern treten hinzu,
das bewusste Denken hat nur begrenzte Kapazitäten.
Informationen, die man nicht versteht oder nicht in Zusammenhänge bringen kann
oder die als uncool, unangenehm oder bedrohlich erscheinen,
werden gemieden, verdrängt und vergessen.
Wir verbringen einen Grossteil unseres Lebens damit,
Dinge zu tun, die wir nicht wollen, und Dinge nicht zu tun, die wir wollen.
Selbst wenn wir etwas als richtig und/oder erstrebenswert ansehen,
und subjektive Gründe für entsprechendes Handeln haben,
sind wir nicht automatisch motiviert.
Daher gibt es in der Handlungstheorie die Unterscheidung Gründe/Ursachen:
- Normatives Interesse, Handlung begründen, rechtfertigen
- Interesse an Zielen, Nutzen, die den Handelnden genügend motivieren
1. Internalismus:
Annahme eines Zusammenhanges zwischen moralisch-ethischen Gründen für eine Handlung
und den subjektiven Motiven des Handelnden. Aber: Konkurrierende Motive, Zielkonflikte?
a) Kognitivismus:
Wer von der Wahrheit eines sittlichen Grundes überzeugt ist,
ist dadurch auch motiviert, entsprechend zu handeln.
Das sittliche Verpflichtungsurteil ist dann das Motiv für die Handlung.
b) Emotivismus:
Nur Handlungsgründe, die eine Person aufgrund ihrer motivationalen Ausstattung
in Form von Streben und Antrieben hat, werden akzeptiert
2. Externalismus:
Strikte Trennung zwischen rechtfertigenden Gründen und Motiven.
Für Handelnde ist externe Motivationskraft erforderlich:
Anreize, Anerkennung, Belohnung/Schlechtes Gewissen, Sanktionen, Strafe
Konsequenzen:
1. Möglichst stringente Begründungslinien schaffen
2. Irritationen und Störungen durch konkurrierende Handlungsziele schwächen,
3. Kurzfristige Belohnungen stärker machen
Das wird von Leuten, die Schlechtes in die Welt bringen, oft richtig gemacht.
Die Gutwilligen können von ihnen lernen.
Mit Geld kann man die Welt kaputt machen,
mit Geld kann man die Welt aber auch besser machen.
Die entscheidende Frage lautet also:
Mit welcher Entscheidung kann ich später besser leben?
Wird die Welt gerettet, wenn der Einzelne o.k. ist oder sich o.k. macht?
Kann sein, wenn damit nicht die Sichtweise: Ich bin o.k., du bist nicht o.k. verbunden ist
und es zu religiösem oder sonstigem Fanatismus kommt.
An Individuen arbeitende Psychologen sind manchmal geneigt,
Adorno zu vergessen: 'Es gibt kein richtiges Leben im falschen'(Umfeld).
Wenn ich einen von kaputtmachenden Arbeitsbedingungen Menschen 'kuriert' habe
und ihn wieder dorthin zurück schicke,
begehe ich vorsätzliche oder mindestens grob fahrlässige Körper- und Seelenverletzung.
Auch autoritative 'Korrekturen' des Verhaltens sind nicht nachhaltig,
sie ignorieren oder unterbelichten persönlich akzeptable Normen und Motive
und erzeugen Leistungsabfall, Obstruktion und Abweisung von Verantwortung.
Welche Art von Freiheit kann motivieren?
Freiheit verlangt offene Zukunft, Verantwortung genauso.
'Freiheit bedeutet Verantwortung.
Das ist der Grund, warum sich Soviele davor fürchten'
(G.B. Shaw)
Willy Brandt sagte nicht nur:
'Wir wollen mehr Demokratie wagen'
sondern auch: 'Wir wollen eine Gesellschaft,
die mehr Freiheit bietet und mehr Mit-Verantwortung fordert.'
Viele haben das längst vergessen
und betreiben Maximierung von Freiheit und Minimierung von Verantwortung.
Ist ja auch nicht so anstrengend.
Zum Glück hat das bisher keine so grossen, dramatischen Folgen gehabt,
auch in Rostock nicht:
'Wenn ich zwei Leben hätte, würden beide dir(Hansa) gehören'
(Graffiti an einer Mauer neben dem Hansa Rostock Stadion)
Wird (Eigen-)Verantwortung vermieden, begrenzt oder verboten,
kann Folgendes passieren:
Die Entlastung von Verantwortung durch eine oberste absolute Autorität
bringt moralische Bequemlichkeit, Gedanken- und Skrupellosigkeit mit sich.
Aber auch für jeden die Möglichkeit, selbst an irgendeiner Stelle Führer zu werden
und einen Teil der Autorität mit minimierter Verantwortung zu geniessen.
Sowenig das Individuum sich mehr verantwortlich fühlt, fühlen will für die Gesellschaft,
so wenig ist der Führer tatsächlich verantwortlich,
denn wenn die Verantwortung nach unten, gegenüber den Massen, aufgehoben ist,
dann ist sie überhaupt aufgehoben.
Verantwortung nach oben gibt es praktisch nur,
wenn wenn der Druck von unten, der auf die höchste Stelle ausgeübt wird,dazu zwingt,
sonst erstickt das System in der unkontrollierten Kreaturen- und Günstlingswirtschaft des Despotismus.
Der oberste Führer nimmt praktisch keine Verantwortung auf sich,
denn Niemand kann ihn zur Verantwortung ziehen.
So entsteht ein Herrschaftssystem, in dem es nur ein Risiko gibt,
nämlich den Kampf um die Gunst des Höheren.
Und ein sicheres Mittel, um dieses Risiko zu minimieren,
ist die (absolute) Willfährigkeit nach oben.
Das berühmte Milgram-Experiment zeigte, dass auch in demokratischen Gesellschaften
Menschen dazu gebracht werden können, andere zu quälen,
wenn es eine Autorität von ihnen mit mehr oder weniger nachvollziehbaren Gründen verlangt.
So schafft man Strukturen, die Verantwortung im Nirvana diffundieren lassen.
'Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen,
die er selbst nicht geschaffen hat.'
(Böckenförde-Diktum)
In Zukunft muss daher der Eigendynamik systemischer Prozesse
durch Förderung von (Eigen-)Verantwortung entgegen gewirkt werden.
Die Leute müssen sich als Urheber, Nutzniesser und Hafter ihrer Handlungen erleben(können).
Ohne Kontrolle, Haftungsregeln und Sanktionen kann das vor allem auch im Sport nicht funktionieren,
denn Wegducken, Handlungsverzicht ist leichter und weniger auffällig
als eine sichtbare Handlung, wobei man scheitern kann.
Das Prinzip der Eigenhaftung ist der Grundsatz aller dezentralen Systeme,
denn eine Kollektivhaftung führt zu anonymisierter, gefühlter Pseudo- Un-Verantwortlichkeit,
wie z.B. in Spanien:
'Ich denke, die Gesellschaft hat nach den langen Jahren des Konsumismus und der Vereinzelung
viel gelernt. Lange ist Politik nur als Verwaltungsproblem von Einzelnen behandelt worden.
Man hat ignoriert, dass es um entgegen gesetzte soziale Interessen geht.
Ich denke, wir haben verstanden, dass Verantwortung nicht wegdelegiert werden darf.'
(Ada Colau, Bürgermeisterin von Barcelona, 2014 Netzwerk für von Hypotheken Betroffene)
'Erfolgreiche Athleten sind heute wie Unternehmer, die am Markt bestehen müssen.
Das ist ein weiterer Grund für die Notwendigkeit der Entwicklung der Persönlichkeit
mit eigenverantwortlichen Aktionen, Meinungen und Zielen.'
(Michael Deyhle, Trainer von Betty Heidler)
Haben Unter-Nehmer mehr Mut und Zuversicht als Unter-Lasser?
Bewerten sie die Aussichten auf Erfolg anders als diese?
Unabhängig davon haben alle eine Pflicht:
'Man darf nicht erst die Aussichten bewerten
und daraufhin beschliessen, ob man was tut oder nicht.
Sondern umgekehrt. man muss die Pflicht und die Verantwortung erkennen und so handeln,
als ob eine Chance da wäre, auch dann, wenn man selber daran zweifelt.'
(Hans Jonas)