01.10.2021, 09:55
(30.09.2021, 21:52)Piroschka schrieb:Der/die Athletin* wird schneller "blau" durch Hochbelastung mit kurzen Pausen, wie man umgangssprachlich sagt. Das kann im Training nur für sehr kurze Zeit gutgehen.(30.09.2021, 21:15)TranceNation 2k14 schrieb: Kann man also wohlmöglich durch kürzere Läufe mit kürzerer Pause mehr Belastung im relevanten KP-Bereich erzeugen, als mit längeren Läufen. Oder funktioniert es andersrum besser, da bei kürzeren Läufen die muskuläre Anteile an der Bewegung anders verteilt sind. Viele Fragen, zu denen man aber nirgends klare Antworten findet.D
Ich bin kein Sportwissenschaftler, aber habe mich mal habilitiert mit experimentellen Arbeiten zur Reaktionskinetik in geologischen Systemen. In der Geologie geht vieles sehr schnell, man schaue auf den aktuellen Vulkanausbruch auf La Palma. Andere geologische Phänomene, die lange währende Gesteinszeugen erschaffen, dauern kürzer als ein 100-m-Lauf. Die Behandlung von Reaktionskinetik in komplexen Systemen wie der Erde oder dem menschlichen Körper ist in ihrer Grundstruktur ganz ähnlich.
Als ich mich für meine Doktorarbeit auf dieses Feld begeben habe, suchte man nach dem "geschwindigkeitsbestimmenden Schritt". Meine Aufgabe war, einen Teilschritt herauszufiltern, der am Ende für die Geschwindigkeit einer Reaktion von Mineralen zu neuen Mineralen (unter CO2-Freisetzung) verantwortlich war. Ich bin daran fast verzweifelt, bis ich die Stärke fand zu sagen, dass es diesen einen Schritt nicht gibt. Das war die Conclusio. In den Folgejahren wurde es mein wissenschaftliches Thema, immer neue Faktoren zu identifizieren und quantifizieren für das Puzzle, das sich am Ende tatsächlich ergibt (und in großen Teilen von uns noch nicht gepuzzled werden kann).
So blicke ich auch auf Deine ursprüngliche Fragestellung. Du fragst nach der Optimierung von Sprinttraining mit Richtung Langsprint, aber zielst einseitig auf die KP-Resynthese ab. Möglicherweise gibt es ein Dutzend anderer Faktoren, die Du bei dieser "wissenschaftlichen" Ansatzweise übersiehst.
Ohne Sportwissenschaftler zu sein, vermute ich aus dem Bauch heraus, dass die Kinetik der KP-Synthese nicht trainierbar ist. So wenig, wie Köpergröße, Arm- oder Beinlänge.
Für mich stellt sich auch die Frage, ob es sinnvoll ist, Höchstbelastung unter KP-Verarmung zu trainieren (oder verstehe ich den Begriff "relevanter KP-Bereich" falsch?). Fehlbewegungen schleifen sich notwendigerweise ein, Verletzungen sind dadurch vorprogrammiert.