Sotomenor schrieb:Den Grund für den Kurvenlauf versuche ich darin zu sehen, daß er den KSP,
ersichtlich durch die Schräglage, seitlich verschiebt (und damit Drehungen ermöglicht,
aber nur welche um, Himmels Willen?)
Die Antwort steht ausführlich in meinem Buch, welches durchaus jedem zugänglich ist.
Die Schutzgebühr (20€ gedruckt, 10€ als pdf) geht als Spende an eine Behindertenwerkstatt.
Hier nur lapidar: Im freien Flug hat eine Massen-Rotation zumindest prinzipiell
nur eine Achse, und die ist nicht identisch mit einer Körperachse (längs, quer, tief),
sondern liegt beim Hochsprung irgendwie aber bestimmbar schräg im Raum.
Sie verläuft natürlich durch den KSP und bewegt sich mit ihm, aber sie ist stabil
in ihren Winkeln zu den Raumkoordinaten.
Beim Hochsprung kann man sagen, dass die Achse der Flugrotation annähernd parallel zur
Latte verläuft. Also beim Absprung genau wie bei der Überquerung. Dieser Vorgang überfordert
allerdings das normale menschliche Vorstellungsvermögen. Deshalb kommst Du nicht drauf, dass die
Kurvenneigung uns ermöglicht, schräg zur Latte abzufliegen (um hinter ihr zu landen) und gleichzeitig
quer zur Latte eine Rotation einzuleiten (um derart um sie herum zu rotieren, dass Kopf und Rumpf
tauchen, und die Beine steigen).
Beim Aufrichten aus der Kurve rotiert der Körper also zunächst um seinen Stützpunkt am Boden herum.
Und welche Richtung hat dieses Aufrichten? Na seitwärts natürlich, zur Latte hin.
In dem Moment wo ich den Bodenkontakt verliere, wird aus der Stützrotation gesetzmäßig
eine Flugrotation und zwar um eine Achse parallel zur Latte.
Und dies ist beim Abflug die eigene Tiefenachse.
Der Kurvenlauf hat also nur einen Zweck:
Beim Absprung das Einleiten eines Seitwärtssaltos zu ermöglichen.
Sotomenor schrieb:…und zweitens absenkt, weg von der Matte. Der abgesenkte KSP verschärft die
Stemmlage, und der Körper erhält beim Sprung einen zusätzlichen vertikalen Impuls.
Die Physiker benutzen das Wort „Impuls“ für das Produkt aus Masse und Geschwindigkeit,
während wir im normalen Leben Impuls mit Stoß oder Schub gleichsetzen, also eine Beschleunigung
meinen. Jedenfalls wird durch das Absenken des KSP der Hubweg verlängert, so dass meine Kraft
länger wirken und einen größeren Impuls erzeugen kann.
Sotomenor schrieb:Was kurz vor und beim Sprung passiert kommt mir abenteuerlich vor.
Beim Flopspringer von rechts schiebt sich der KSP von links vom Kreisbogen (so gesprungen
wär‘s ein Rückwärtssalto) über die Position senkrecht auf dem Kreisbogen (hier müßte
in etwa das gemittelte Maximum der Sprungkraft liegen) auf eine Lage rechts von der Kreislinie.
Leider liegt das Kraftmaximum im ersten Drittel des Stützweges, also beim Amortisieren. Das Mittel
liegt tatsächlich bei 2/5 des Weges. Und gegen Ende des Stützweges nimmt die Kraft rapide
ab. Aber: Bei großen Lattenhöhen erreicht der Springer vor dem Abflug nicht einmal die Senkrechte.
Und über sie hinaus sollten nur die gelangen, die weniger hoch springen als sie groß sind.
Sotomenor schrieb:Als Saldo (mit "d") muß aber der Sprungteil mit dem KSP nach rechts, also zur Latte hin
dominieren, damit's der gewünschte Vorwärtssalto wird.
Nee. Das ist nicht nötig. Man fliegt auch vorwärts weiter, wenn man mit Rücklage und
Rückwärtsrotation (Auerbacher) abspringt. Trotzdem ist der Gedanke richtig, nämlich methodisch,
denn die meisten Schüler tendieren dazu, steil nach oben zu springen und dabei die Rotation
in Richtung nahen Ständer einzuleiten, während der Kopf bei kleinen Höhen eigentlich vorwärts und
abwärts geführt werden muss, und die Rotation netto seitwärts um die Latte herum.
Sotomenor schrieb:Rätselhaft bleibt mir die Wirkung der Zentrifugalkraft beim Anlauf trotzdem immer noch.
Sie hat keine Wirkung, weil sie von den Zentripetalkräften abhängt und mit ihnen
ohne Wirkungen verschwindet.
Sotomenor schrieb:Denn sie wirkt ja, wie Du es auch beschrieben hast, gar nicht nach außen, also sie treibt mich
eben nicht direkt zur Latte hin. Sobald ich die Bodenhaftung weg ist, trägt es mich schlicht geradeaus,
d. h. was ich vorher als Fliehkraft gefühlt habe ist weg. Oder ist der Kreislauf des Herrn Fosbury
nur ein Placebo, ein psychogische Vorstellung ohne physikalischen Hintergrund, die lediglich
das Einleiten der Drehung erleichtern soll?
Ja. Aber nicht erleichtert sondern erst ermöglicht.
Sotomenor schrieb:Natürlich ist die Fliehkraft nur Wahrnehmung der Massenträgheit, die sich gegen die permanente
Richtungsänderung der Kreisbahn stemmt. Aber, mal genau genommen, wenn ich auf einem
glatten Karussell ausrutsche und zum Rand hin gleite bzw. beschleunige, geht's dann nicht
durch den Schwung erst mal fast senkrecht über den Rand hinaus, und nicht auf der Kreistangente?
Das ist nur Deine subjektive Empfindung als Opfer der Gesetze. Von oben beobachtet kann man
sehen, wie Du tangential unterwegs bist. Und: Auch beschleunigen tust Du nicht, noch wirst Du beschleunigt.
Es sei denn, die Reibung zwischen Dir und der Scheibe schiebt Dich zusätzlich an.
Zwischenstop:
Der Zusammenhang zwischen richtig Kurve und richtig Rotation über der Latte ist nicht Allgemeingut.
Deshalb werden im Unterricht meist Rotation und Kurve völlig falsch gelehrt. Denn:
Erst wenn man die Kurve richtig läuft, kann man richtig rotieren - vorausgesetzt man hat
das richtige Rotieren vorher beidbeinig erlernt.
Dem nach höherem Strebenden ist nichts zu hoch sondern alles zu nieder. (vonmia)