Leistung
Teil 10/6: Grenzen von Verantwortung(Fortsetzung)
'Was nützt das beste System,
wenn der Mensch ein Schwein ist?'
(Erich Kästner)
Sind die Gaffer Schweine?
Vielleicht nicht alle, aber viele sind herumirrende Steinzeittiere im Digital-Dschungel,
unfähig, empathisch und solidarisch zu sein.
Unfähig, zwischen Realität und Virtualität unterscheiden zu können.
Abgestumpft vom jahrzehntelangen Konsum von tausenden Morden und Katastrophen in Glotze und Netz.
Gewöhnt an Nicht-Betroffenheit durch passive Rezeption
und jederzeitiges, sofortiges Wegzappenkönnen von Unangenehmem und Komplexem
im sicheren Kokon der Vollkasko-Gesellschaft.
Wie soll da Betroffenheit und Verantwortung im realen Leben aufkommen?
Die moderne Welt bringt es mit sich, dass komplexe kulturelle Prozesse
und soziale Funktionssysteme sich nicht mehr stringent auf ursächliche Faktoren
und klare Zuständigkeiten zurückführen lassen.
Beschleunigte Wissens- und Kapital-Ströme
verwischen Identifizierungen von Verantwortlichkeiten.
Überlastung und Überforderung von Handelnden
durch stetig wachsende Anforderungen an Verantwortung
führen zu Leugnung, Zurückweisung, Abwehr und Flucht von Verantwortung.
Der Fall der Siebenkämpferin Birgit Dressel zeigt,
dass leichtsinnige Experimente mit dem eigenen Körper
von der Unmöglichkeit begleitet sind,
alle Variablen, alle Faktoren zu kennen, zu berücksichtigen,
genau einzuschätzen und in ihrem Zusammenwirken zu prognostizieren.
Experten für die Steuerung und Optimierung leistungsrelevanter Körper- und Mental-Prozesse
stossen systematisch immer wieder in unbekanntes und unsicheres Terrain vor.
Dabei geraten sie nicht nur immer wieder an die Grenzen ihrer Fach(Idioten)Kompetenz,
sondern überschreiten die Grenzen ihrer oft vergleichsweise
wesentlich geringer entwickelten ethischen Kompetenz.
Welche Grenzen gibt es?(Unvollständige Aufzählung)
- Das Steinzeittier Mensch verfügt nur über eine begrenzte Reichweite seiner Sinne,
seines Wissens, seiner Betroffenheit
Er ist ein Wesen der Nähe, was örtlich und zeitlich weit(er) weg ist,
kann, muss und will er meistens nicht berücksichtigen - Rücksichtslosigkeit..
Das Platonsche Höhlengleichnis illustriert Grenzen der menschlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten.
- Die Schwerkraft der individuellen Komfortzone:
'Begreifst du aber, wieviel andächtig schwärmen leichter als gut handeln ist?
Wie gern der schlaffe Mensch andächtig schwärmt,
um nur gut handeln nicht zu müssen?'
(Lessing, Nathan der Weise, 1779)
- Die Idee eines freien, gebildeten, mündigen, emanzipierten Menschen
ist seit Jahrtausenden in der Entwicklung, aber global in der Minderheit.
- Die Fülle an Informationen, die be- oder unter-bewusst über das Selbst verarbeitet werden(können),
ist viel grösser, als was menschliche Kognition verarbeiten kann.
- Auch dort, wo grosse Macht und grosses Wissen und Können mittels Technik und Digitalisierung herrschen,
herrscht oft auch geistig-moralische Leere
und geringes Wissen davon, warum und wohin?
- Unser Gehirn reagiert stärker auf skandalöse, schockierende, personalisierte, laute,
schnell wechselnde Reize(als Stenzeitttiere brauchten wir das zum Überleben)
und schwächer auf abstraktes, komplexes und deutungsbedürftiges (Hintergrund-)Wissen.
Darum werden wir so gern zugemüllt.
- Sogar Fachleute kommen oft schwer aus ihren wenigen Fach-spezifischen Gedanken-Modellen heraus.
Es kann Monate oder gar Jahre dauern, um Modellierungen anderer Fachbereiche zu lernen.
Der Sport ist davon nicht ausgenommen.
- Fehler zuzugeben ist eine der emotional schwierigsten Aufgaben.
Es ist auch nicht einfach fürs Ego, intelligente Lösungen Anderer zu akzeptieren.
Dabei sollten wir uns eigentlich über Wissensfortschritte freuen, egal woher sie kommen.
- Es gibt auch eine Weisheit der Gefühle und Intuitionen.
Ist man radikal rational unterwegs, verdrängt man diese.
- Kant hat den Fehler gemacht, Emotionen von Moral auszuklammern.
Aber das war zu seiner Zeit verständlicher,
denn er hatte Angst vor Affekt- und Trieb-gesteuerten Fehlentscheidungen
unfreier, ungebildeter Fürsten-Untertanen.
Psychopathen mit verkümmerten Emotionen und gestörter Empathie
können zu unsolidarischen, verantwortungslosen, gefährlichen Soziopathen werden.
Emotionen sind nicht nur unvermeidlich und damit auch legitim,
sondern auch unverzichtbar, um ganz - verantwortlicher - Mensch sein zu können.
Die Anerkennung menschlicher Unzulänglichkeit dient der Verantwortung.
- Singer meint, dass man solange zur Hilfe in Notlagen verpflichtet ist,
bis man Vergleichbares opfert.
Das geht etwas zu weit, die Oma in obigem Beispiel ist ein zu hohes Risiko eingegangen.
Objektivierungen und allgemeinverbindliche Masstäbe müssen niedriger ansetzen,
wie sich das Subjekt im konkreten Fall(Tagesform, usw.) entscheidet, ist eine andere Sache.
- Der Verdrängungseffekt, der intrinsische Motivation durch extrinsische Einflussnahme
(Korrumpierung oder gar Korruption, usw.) zurückdrangt, zieht sich durch die ganze Gesellschaft.
Wer - zumindest subjektiv - finanziell davon abhängt, dass sein Athlet Erfolg hat,
ist eher geneigt, sein Wohl über das des Athleten zu stellen und zu rabiateren Methoden zu greifen.
'Der wahre(Heidegger: eigentliche) Mensch ist immer schon da
in seinen Höhen und Tiefen,
in seiner Grösse und in seiner Erbärmlichkeit,
in seinem Glück und seiner Qual,
in seiner Rechtfertigung und seiner Schuld - kurz:
in aller von ihm unzertrennlichen Zwei-Deutigkeit(Janus-Köpfigkeit)
Der Mensch ist gleichzeitig fähig zum Guten und zum Schlechten.
Jede Utopie, die diese Zweideutigkeit des Menschen verleugnet,
muss als Torheit weggeworfen werden.'
(Hans Jonas)
Und nun?
Hilfe von oben?
'Alle eure Sorgen werfet auf ihn,
denn er sorget für euch.'
(1 Petrus 5,7)
Besser nicht, wer ein wenig von der Geschichte kennt,
der weiss, dass das nicht geklappt hat.
Herbert Wehner ist weiser:
'Weder die Fachleute allein
oder die Forscher und Wissenschaftler
noch die in den Bereichen der Politik Wirkenden
sind allein imstande, die Probleme so zu lösen,
dass sie dem ganzen Volk und unserem Gemeinwesen voll zugute kommen können.
Deshalb:
1. Aufeinander zugehen
2. Miteinander reden
3. Aufeinander hören
4. Füreinander Verständnis gewinnen.'
Teil 10/6: Grenzen von Verantwortung(Fortsetzung)
'Was nützt das beste System,
wenn der Mensch ein Schwein ist?'
(Erich Kästner)
Sind die Gaffer Schweine?
Vielleicht nicht alle, aber viele sind herumirrende Steinzeittiere im Digital-Dschungel,
unfähig, empathisch und solidarisch zu sein.
Unfähig, zwischen Realität und Virtualität unterscheiden zu können.
Abgestumpft vom jahrzehntelangen Konsum von tausenden Morden und Katastrophen in Glotze und Netz.
Gewöhnt an Nicht-Betroffenheit durch passive Rezeption
und jederzeitiges, sofortiges Wegzappenkönnen von Unangenehmem und Komplexem
im sicheren Kokon der Vollkasko-Gesellschaft.
Wie soll da Betroffenheit und Verantwortung im realen Leben aufkommen?
Die moderne Welt bringt es mit sich, dass komplexe kulturelle Prozesse
und soziale Funktionssysteme sich nicht mehr stringent auf ursächliche Faktoren
und klare Zuständigkeiten zurückführen lassen.
Beschleunigte Wissens- und Kapital-Ströme
verwischen Identifizierungen von Verantwortlichkeiten.
Überlastung und Überforderung von Handelnden
durch stetig wachsende Anforderungen an Verantwortung
führen zu Leugnung, Zurückweisung, Abwehr und Flucht von Verantwortung.
Der Fall der Siebenkämpferin Birgit Dressel zeigt,
dass leichtsinnige Experimente mit dem eigenen Körper
von der Unmöglichkeit begleitet sind,
alle Variablen, alle Faktoren zu kennen, zu berücksichtigen,
genau einzuschätzen und in ihrem Zusammenwirken zu prognostizieren.
Experten für die Steuerung und Optimierung leistungsrelevanter Körper- und Mental-Prozesse
stossen systematisch immer wieder in unbekanntes und unsicheres Terrain vor.
Dabei geraten sie nicht nur immer wieder an die Grenzen ihrer Fach(Idioten)Kompetenz,
sondern überschreiten die Grenzen ihrer oft vergleichsweise
wesentlich geringer entwickelten ethischen Kompetenz.
Welche Grenzen gibt es?(Unvollständige Aufzählung)
- Das Steinzeittier Mensch verfügt nur über eine begrenzte Reichweite seiner Sinne,
seines Wissens, seiner Betroffenheit
Er ist ein Wesen der Nähe, was örtlich und zeitlich weit(er) weg ist,
kann, muss und will er meistens nicht berücksichtigen - Rücksichtslosigkeit..
Das Platonsche Höhlengleichnis illustriert Grenzen der menschlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten.
- Die Schwerkraft der individuellen Komfortzone:
'Begreifst du aber, wieviel andächtig schwärmen leichter als gut handeln ist?
Wie gern der schlaffe Mensch andächtig schwärmt,
um nur gut handeln nicht zu müssen?'
(Lessing, Nathan der Weise, 1779)
- Die Idee eines freien, gebildeten, mündigen, emanzipierten Menschen
ist seit Jahrtausenden in der Entwicklung, aber global in der Minderheit.
- Die Fülle an Informationen, die be- oder unter-bewusst über das Selbst verarbeitet werden(können),
ist viel grösser, als was menschliche Kognition verarbeiten kann.
- Auch dort, wo grosse Macht und grosses Wissen und Können mittels Technik und Digitalisierung herrschen,
herrscht oft auch geistig-moralische Leere
und geringes Wissen davon, warum und wohin?
- Unser Gehirn reagiert stärker auf skandalöse, schockierende, personalisierte, laute,
schnell wechselnde Reize(als Stenzeitttiere brauchten wir das zum Überleben)
und schwächer auf abstraktes, komplexes und deutungsbedürftiges (Hintergrund-)Wissen.
Darum werden wir so gern zugemüllt.
- Sogar Fachleute kommen oft schwer aus ihren wenigen Fach-spezifischen Gedanken-Modellen heraus.
Es kann Monate oder gar Jahre dauern, um Modellierungen anderer Fachbereiche zu lernen.
Der Sport ist davon nicht ausgenommen.
- Fehler zuzugeben ist eine der emotional schwierigsten Aufgaben.
Es ist auch nicht einfach fürs Ego, intelligente Lösungen Anderer zu akzeptieren.
Dabei sollten wir uns eigentlich über Wissensfortschritte freuen, egal woher sie kommen.
- Es gibt auch eine Weisheit der Gefühle und Intuitionen.
Ist man radikal rational unterwegs, verdrängt man diese.
- Kant hat den Fehler gemacht, Emotionen von Moral auszuklammern.
Aber das war zu seiner Zeit verständlicher,
denn er hatte Angst vor Affekt- und Trieb-gesteuerten Fehlentscheidungen
unfreier, ungebildeter Fürsten-Untertanen.
Psychopathen mit verkümmerten Emotionen und gestörter Empathie
können zu unsolidarischen, verantwortungslosen, gefährlichen Soziopathen werden.
Emotionen sind nicht nur unvermeidlich und damit auch legitim,
sondern auch unverzichtbar, um ganz - verantwortlicher - Mensch sein zu können.
Die Anerkennung menschlicher Unzulänglichkeit dient der Verantwortung.
- Singer meint, dass man solange zur Hilfe in Notlagen verpflichtet ist,
bis man Vergleichbares opfert.
Das geht etwas zu weit, die Oma in obigem Beispiel ist ein zu hohes Risiko eingegangen.
Objektivierungen und allgemeinverbindliche Masstäbe müssen niedriger ansetzen,
wie sich das Subjekt im konkreten Fall(Tagesform, usw.) entscheidet, ist eine andere Sache.
- Der Verdrängungseffekt, der intrinsische Motivation durch extrinsische Einflussnahme
(Korrumpierung oder gar Korruption, usw.) zurückdrangt, zieht sich durch die ganze Gesellschaft.
Wer - zumindest subjektiv - finanziell davon abhängt, dass sein Athlet Erfolg hat,
ist eher geneigt, sein Wohl über das des Athleten zu stellen und zu rabiateren Methoden zu greifen.
'Der wahre(Heidegger: eigentliche) Mensch ist immer schon da
in seinen Höhen und Tiefen,
in seiner Grösse und in seiner Erbärmlichkeit,
in seinem Glück und seiner Qual,
in seiner Rechtfertigung und seiner Schuld - kurz:
in aller von ihm unzertrennlichen Zwei-Deutigkeit(Janus-Köpfigkeit)
Der Mensch ist gleichzeitig fähig zum Guten und zum Schlechten.
Jede Utopie, die diese Zweideutigkeit des Menschen verleugnet,
muss als Torheit weggeworfen werden.'
(Hans Jonas)
Und nun?
Hilfe von oben?
'Alle eure Sorgen werfet auf ihn,
denn er sorget für euch.'
(1 Petrus 5,7)
Besser nicht, wer ein wenig von der Geschichte kennt,
der weiss, dass das nicht geklappt hat.
Herbert Wehner ist weiser:
'Weder die Fachleute allein
oder die Forscher und Wissenschaftler
noch die in den Bereichen der Politik Wirkenden
sind allein imstande, die Probleme so zu lösen,
dass sie dem ganzen Volk und unserem Gemeinwesen voll zugute kommen können.
Deshalb:
1. Aufeinander zugehen
2. Miteinander reden
3. Aufeinander hören
4. Füreinander Verständnis gewinnen.'