Leistung
Teil 10/5: Diverse Autoren über Verantwortung(Fortsetzung)
13. Böhler: Verantwortung als kontextualistisches Moralprinzip
Das Konzept der Verantwortung bezieht sich nicht nur auf die voraussichtlichen Konsequenzen einer Handlung,
sondern auch auf die spezifischen Umstände und Rahmenbedingungen, unter denen Handlungen vollzogen werden.
Die Intentionen, mit denen eine Akteur 'guten Gewissens' etwas zu erreichen trachtet,
sind genauso Bestandteil der Verantwortung wie sein Wissensstand und das normative Regelsystem,
innerhalb dessen er handelt.
Im Unterschied zu anderen ethischen Kategorien ist Verantwortung ein kontextualistisches Moralprinzip,
das auf der Berücksichtigung akteursbezogener Eigenschaften
und situativer Handlungsbedingungen beruht.
Die Kategorie der Verantwortung ist zentral und besonders wirkmächtig,
weil sie als folgenbasiertes Legitimationskonzept
nicht nur nach den normativen Gründen von Entscheidungen fragt,
sondern auch auf den Erfolg/Miss-E. von Handlungen gerichtet ist.
Das immanente Erfolgskalkül prädestiniert das Verantwortungsprinzip
zu einer normativen Reflexionskategorie auch besonders wirtschaftlicher Prozesse,
die mit den herkömmlichen Mitteln kategorischer Ethiken nicht zu erfassen sind.
Aufgrund Globalisierung und Vernetzung wirtschaftlicher(nicht nur/MZPTLK) Prozesse
stösst der (wirtschaftliche) Verantwortungs-Begriff an sachliche und normative Grenzen.
Der am Personenmodell ausgerichtete Verantwortungsbegriff muss durch ein systemisches Verständnis
von (ökonomischer) Verantwortung erweitert werden,
durch das sich Korporationen als responsive Organisationssysteme
innerhalb eines multiplen (Stakeholder-)Netzwerkes begreifen und adressieren lassen.
Das systemisch erweiterte Konzept beruht nicht nur auf ökonomischen,
rechtlichen und moralischen Zurechnungskriterien.
Es bezieht operative Risikofolgen, organisatorische Designgestaltung
und politische Kontextsteuerung mit ein,
denen das (Wirtschafts-)System und seine korporativen Organisationssysteme
in wachsendem Mass ausgesetzt sind.
(MZPTLK: Das alles gilt ebenso für (Supra-)Nationale Sportorganisationen)
14. Habermas: Deontologische, kognitivistische, universalistische, formalistische Diskursethik
Für einen Konsens Aller reicht es nicht, sich auf Lebensform-abhängige ethische Werte zu berufen.
Um das Zusammenleben über einen Modus Vivendi hinaus regeln zu können, müssen wir,
im Gegensatz zu metaphysischen oder religiösen Wertüberzeugungen,
auf allgemein zustimmungsfähige Normen rekurrieren können.
Habermas konzediert, dass diese strenge Isolierung des moralisch Richtigen vom ethisch Guten
nicht ohne beschneidende Auswirkungen auf die Motivation der Akteure auskommen kann.
'Die Diskursethik verstärkt die intellektualistische Trennung des moralischen Urteils vom Handeln.
Von der diskursiv gewonnenen Einsicht gibt es keinen gesicherten Transfer zum Handeln.
Überhaupt ist keine Theorie imstande, einen gesicherten Transfer
von durch Argumente erworbener Einsichten zum Handeln zu gewährleisten.'
Es gibt eigeninteressierte Personen als kleinste gesellschaftliche Einheit,
die durch Anreizstrukturen geleitet werden.
Habermas baut auf die rationale Motivation der Bürger,
bedeutet das eine implizite Idealisierung der Diskursethik oder das Gegenteil?
(MZPTLK: insofern wäre er eigentlich Ur-Utilitarist!?)
Sein Kritiker Lütje betont das Eigeninteresse, das gesellschaftlich nutzbar gemacht werden sollte.
Aber Habermas: 'Die demokratischen Prozesse sind letzlich erst dann legitimiert,
wenn sie auf dem besseren Argument aufbauen und nicht bloss auf den besseren Anreizstrukturen.'
(MZPTLK: Was ist besser? Welche Kriterien legen zugrunde? Was für den Einen besser ist, ist für den Anderen schlechter!?)
Gefühle sind auf Nahbereiche eingestellt,
darum können sie nach Habermas nicht der Motor der moralischen Entwicklung sein.
Auch die Empathie spielt ja für die Wahrnehmung fremder Schmerzen(hineinfühlen, nachvollziehen)
und für eigene Verpflichtung/Verantwortung wie für den Impuls ,
den guten Gründen eigene Handlungen folgen zu lassen, eine Rolle.
Jedenfalls besteht von Platon bis Husserl, Wittgenstein und Adorno ein Bedürfnis,
der Intuition einen Erkenntnisvorrang vor dem Diskurs einzuräumen.
So wichtig Intuitionen sind, sie bedürfen der Explikation, um zu einer Erkenntnis zu führen.
Der Gehalt eines Urteils lässt sich nur durch Schlussfolgerungen,
also der Verknüpfung mehrerer Urtelne der Diskurspartner, entfalten.
Und um einen Wissensbestand zu erweitern, müssen wir durch den Kreis der induktiven Sammlung von Daten,
des abduktiven Auffndens von Hypothesen und der Deduktion von Erklärungen hindurchlaufen -
Diskurs statt blosses Hinsehen.
Eine universalische Moral stellt für Habermas mehr ein Wissens- als ein Handlungs-System dar.
Einsicht und Wille soll aber nicht nur orientieren, sondern binden, verpflichten.
Lebenswelt und kommunikatives Handeln ist wie ein zweigleisiges Schienennetz,
durch das sich Beide wechselseitig beeinflussen können.
'Die interne Verknüpfung von Normen mit rechtfertigenden Gründen
bildet die rationale Grundlage der Normgeltung.
Phänomenologisch lässt diese sich ausweisen am Verpflichtungsgefühl.
Pflichten binden den Willen, aber beugen ihn nicht.
Sie weisen eine Richtung, orientieren ihn, aber sie treiben ihn nicht.'
'Ohne das Bewegende von moralischen Gefühlen der Verpflichtung und der Schuld,
des Vorwurfs und der Verzeihung,
ohne das Befreiende moralischer Achtung,
ohne das Beglückende solidarischer Unterstützung,
und ohne die Freundlichkeit eines zivilisierten Umgangs mit Konflikt und Widerspruch
müssten wir das von Menschen bewohnte Universum als unerträglich empfinden.
Das Leben im moralischen Vakuum,
in einer Lebensform,die nicht einmal mehr moralischen Zynismus kennen würde,
wäre nicht lebenswert.'
Werte und Normen bei Habermas(nach Byounho Kang):
1. Deontologischer Ansatz
a) Moralische Normen müssen um ihrer Richtigkeit willen
und nicht um Willen eines anderen Nutzens befolgt werden
b) Inhalt ist der normative Vorrang des Gesollten vor dem Guten
2. Kognitivistischer Ansatz
Moralische Aussagen erheben Geltungsansprüche, die mit Gründen einzulösen sind
Etwas tun sollen heisst, Gründe haben, etwas zu tun
3) Universell verpflichtende Kraft kommt moralischen Normen zu,
die einem Verallgemeinerungstest standhalten
und somit beanspruchen, im gleichmässigen Interesse aller zu liegen
4) Formalistischer Charakter der Diskursethik:
Argumentationsregeln, Überprüfung moralischer Handlungsweisen und Normen,
Subjekt-eigenständig ermöglicht.
MZPTLK zu
1.: Richtigkeit(was ist das, wer bestimmt das?) ist ein Nutzen,
es kommt auf die Frage an, welche Nutzen konfligieren und welche Nutzen prioritär sind, usw.
2.: Es muss auch Geltungsanspruch zumindest für den Subjekt-Bereich geben,
wenn einem Subjekt Gründe nicht bewusst sind,
diese nicht überzeugend formuliert sind oder nicht allgemein zustimmungsfähig sind.
Dazu mehr im Abschnitt Nida-Rümelin
3. Verallgemeinerungstests werden in der Lebenspraxis meistens schief gehen.
Ein gleichmässiges Interesse Aller ist ein Traum.
Wohl nur - selten - realisierbar als kleinster gemeinsamer Nenner.
Das kann es wohl nicht sein.
4. Das ist ein unabdingbares kognitives Geschäft, werden da Alle mitmachen,
und wenn ja, sind Alle gleichermassen fit darin?
Vertrackte Geschichte
Teil 10/5: Diverse Autoren über Verantwortung(Fortsetzung)
13. Böhler: Verantwortung als kontextualistisches Moralprinzip
Das Konzept der Verantwortung bezieht sich nicht nur auf die voraussichtlichen Konsequenzen einer Handlung,
sondern auch auf die spezifischen Umstände und Rahmenbedingungen, unter denen Handlungen vollzogen werden.
Die Intentionen, mit denen eine Akteur 'guten Gewissens' etwas zu erreichen trachtet,
sind genauso Bestandteil der Verantwortung wie sein Wissensstand und das normative Regelsystem,
innerhalb dessen er handelt.
Im Unterschied zu anderen ethischen Kategorien ist Verantwortung ein kontextualistisches Moralprinzip,
das auf der Berücksichtigung akteursbezogener Eigenschaften
und situativer Handlungsbedingungen beruht.
Die Kategorie der Verantwortung ist zentral und besonders wirkmächtig,
weil sie als folgenbasiertes Legitimationskonzept
nicht nur nach den normativen Gründen von Entscheidungen fragt,
sondern auch auf den Erfolg/Miss-E. von Handlungen gerichtet ist.
Das immanente Erfolgskalkül prädestiniert das Verantwortungsprinzip
zu einer normativen Reflexionskategorie auch besonders wirtschaftlicher Prozesse,
die mit den herkömmlichen Mitteln kategorischer Ethiken nicht zu erfassen sind.
Aufgrund Globalisierung und Vernetzung wirtschaftlicher(nicht nur/MZPTLK) Prozesse
stösst der (wirtschaftliche) Verantwortungs-Begriff an sachliche und normative Grenzen.
Der am Personenmodell ausgerichtete Verantwortungsbegriff muss durch ein systemisches Verständnis
von (ökonomischer) Verantwortung erweitert werden,
durch das sich Korporationen als responsive Organisationssysteme
innerhalb eines multiplen (Stakeholder-)Netzwerkes begreifen und adressieren lassen.
Das systemisch erweiterte Konzept beruht nicht nur auf ökonomischen,
rechtlichen und moralischen Zurechnungskriterien.
Es bezieht operative Risikofolgen, organisatorische Designgestaltung
und politische Kontextsteuerung mit ein,
denen das (Wirtschafts-)System und seine korporativen Organisationssysteme
in wachsendem Mass ausgesetzt sind.
(MZPTLK: Das alles gilt ebenso für (Supra-)Nationale Sportorganisationen)
14. Habermas: Deontologische, kognitivistische, universalistische, formalistische Diskursethik
Für einen Konsens Aller reicht es nicht, sich auf Lebensform-abhängige ethische Werte zu berufen.
Um das Zusammenleben über einen Modus Vivendi hinaus regeln zu können, müssen wir,
im Gegensatz zu metaphysischen oder religiösen Wertüberzeugungen,
auf allgemein zustimmungsfähige Normen rekurrieren können.
Habermas konzediert, dass diese strenge Isolierung des moralisch Richtigen vom ethisch Guten
nicht ohne beschneidende Auswirkungen auf die Motivation der Akteure auskommen kann.
'Die Diskursethik verstärkt die intellektualistische Trennung des moralischen Urteils vom Handeln.
Von der diskursiv gewonnenen Einsicht gibt es keinen gesicherten Transfer zum Handeln.
Überhaupt ist keine Theorie imstande, einen gesicherten Transfer
von durch Argumente erworbener Einsichten zum Handeln zu gewährleisten.'
Es gibt eigeninteressierte Personen als kleinste gesellschaftliche Einheit,
die durch Anreizstrukturen geleitet werden.
Habermas baut auf die rationale Motivation der Bürger,
bedeutet das eine implizite Idealisierung der Diskursethik oder das Gegenteil?
(MZPTLK: insofern wäre er eigentlich Ur-Utilitarist!?)
Sein Kritiker Lütje betont das Eigeninteresse, das gesellschaftlich nutzbar gemacht werden sollte.
Aber Habermas: 'Die demokratischen Prozesse sind letzlich erst dann legitimiert,
wenn sie auf dem besseren Argument aufbauen und nicht bloss auf den besseren Anreizstrukturen.'
(MZPTLK: Was ist besser? Welche Kriterien legen zugrunde? Was für den Einen besser ist, ist für den Anderen schlechter!?)
Gefühle sind auf Nahbereiche eingestellt,
darum können sie nach Habermas nicht der Motor der moralischen Entwicklung sein.
Auch die Empathie spielt ja für die Wahrnehmung fremder Schmerzen(hineinfühlen, nachvollziehen)
und für eigene Verpflichtung/Verantwortung wie für den Impuls ,
den guten Gründen eigene Handlungen folgen zu lassen, eine Rolle.
Jedenfalls besteht von Platon bis Husserl, Wittgenstein und Adorno ein Bedürfnis,
der Intuition einen Erkenntnisvorrang vor dem Diskurs einzuräumen.
So wichtig Intuitionen sind, sie bedürfen der Explikation, um zu einer Erkenntnis zu führen.
Der Gehalt eines Urteils lässt sich nur durch Schlussfolgerungen,
also der Verknüpfung mehrerer Urtelne der Diskurspartner, entfalten.
Und um einen Wissensbestand zu erweitern, müssen wir durch den Kreis der induktiven Sammlung von Daten,
des abduktiven Auffndens von Hypothesen und der Deduktion von Erklärungen hindurchlaufen -
Diskurs statt blosses Hinsehen.
Eine universalische Moral stellt für Habermas mehr ein Wissens- als ein Handlungs-System dar.
Einsicht und Wille soll aber nicht nur orientieren, sondern binden, verpflichten.
Lebenswelt und kommunikatives Handeln ist wie ein zweigleisiges Schienennetz,
durch das sich Beide wechselseitig beeinflussen können.
'Die interne Verknüpfung von Normen mit rechtfertigenden Gründen
bildet die rationale Grundlage der Normgeltung.
Phänomenologisch lässt diese sich ausweisen am Verpflichtungsgefühl.
Pflichten binden den Willen, aber beugen ihn nicht.
Sie weisen eine Richtung, orientieren ihn, aber sie treiben ihn nicht.'
'Ohne das Bewegende von moralischen Gefühlen der Verpflichtung und der Schuld,
des Vorwurfs und der Verzeihung,
ohne das Befreiende moralischer Achtung,
ohne das Beglückende solidarischer Unterstützung,
und ohne die Freundlichkeit eines zivilisierten Umgangs mit Konflikt und Widerspruch
müssten wir das von Menschen bewohnte Universum als unerträglich empfinden.
Das Leben im moralischen Vakuum,
in einer Lebensform,die nicht einmal mehr moralischen Zynismus kennen würde,
wäre nicht lebenswert.'
Werte und Normen bei Habermas(nach Byounho Kang):
1. Deontologischer Ansatz
a) Moralische Normen müssen um ihrer Richtigkeit willen
und nicht um Willen eines anderen Nutzens befolgt werden
b) Inhalt ist der normative Vorrang des Gesollten vor dem Guten
2. Kognitivistischer Ansatz
Moralische Aussagen erheben Geltungsansprüche, die mit Gründen einzulösen sind
Etwas tun sollen heisst, Gründe haben, etwas zu tun
3) Universell verpflichtende Kraft kommt moralischen Normen zu,
die einem Verallgemeinerungstest standhalten
und somit beanspruchen, im gleichmässigen Interesse aller zu liegen
4) Formalistischer Charakter der Diskursethik:
Argumentationsregeln, Überprüfung moralischer Handlungsweisen und Normen,
Subjekt-eigenständig ermöglicht.
MZPTLK zu
1.: Richtigkeit(was ist das, wer bestimmt das?) ist ein Nutzen,
es kommt auf die Frage an, welche Nutzen konfligieren und welche Nutzen prioritär sind, usw.
2.: Es muss auch Geltungsanspruch zumindest für den Subjekt-Bereich geben,
wenn einem Subjekt Gründe nicht bewusst sind,
diese nicht überzeugend formuliert sind oder nicht allgemein zustimmungsfähig sind.
Dazu mehr im Abschnitt Nida-Rümelin
3. Verallgemeinerungstests werden in der Lebenspraxis meistens schief gehen.
Ein gleichmässiges Interesse Aller ist ein Traum.
Wohl nur - selten - realisierbar als kleinster gemeinsamer Nenner.
Das kann es wohl nicht sein.
4. Das ist ein unabdingbares kognitives Geschäft, werden da Alle mitmachen,
und wenn ja, sind Alle gleichermassen fit darin?
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