Leistung
Teil 10/5: Diverse Autoren über Verantwortung
1. Kohlberg: Entwicklungstypen moralischer Urteile
1.+ 2. 0 -ca. 10 Jahre: Präkonvenionelles Niveau, egoistische Perspektive, Vorrangigkeit eigener Bedürfnisse.
Steuerung, Motivierung und Sanktionierung durch Autoritäten: Eltern, Erzieher, Lehrer...
3. Ca. 10 - ca. 20 Jahre: Konventionelles Niveau, Anerkennung übergeordneter Regeln, Konformismus,
Anerkennung und Gefallen wollen
4. Bis etwa 20 Jahre: Orientierung an komplexen gesellschaftlichen Zusammenhängen und Institutionen,
Pflichtenanerkennung, Einsicht, Beiträge für Gesellschaft zu leisten
5. Ab ca. 20 Jahre: Postkonventionelles Niveau. Übergang zu Werte-Orientierung, gesellschaftliche Regeln
werden gelebt, Demokratische und ethische Prinzipien, Sozialvertrag werden anerkannt und gelebt.
Verständnis individueller versus sozialer Rechte, Sensibilisierung für Fragen sozialer Gerechtigkeit
6. Universale Ethik(Kat. Imperativ, etc.). Begreifen des Prinzips Verantwortung
und Sinnträchtigkeit gesellschaftlicher Strukturen. Reflektierte Einsicht in oberste moralische Prinzipien
Stufe 6 schaffen nicht alle 'Erwachsenen'. Jedenfalls nicht Terroristen, Anti-Soziale oder Doper,
die in der Spätpubertät hängen bleiben.
Auf der Stufe 5 handeln Menschen meistens überwiegend eigenen naheliegenden Interessen folgend,
obwohl sie im wohlverstandenen Eigeninteresse einem Gesellschafts-Sozialvertrag beitreten.
2. Sorgner: Transhumanismus
Weiterentwicklung des Menschen durch Erziehung, Bildung, Kommunikation, Medien, usw.
kann zu genetischen Veränderungen führen.
Entsprechende Aktivierungen oder Hemmungen kognitiver oder moralischer Aktivitäten korrelieren,
wir sind besser/schlechter in der Lage, unsere eigenen Ziele zurück zu stellen
und die Interessen Anderer zu berücksichtigen.
Unsere kognitive Leistungsfähigkeit ist weltweit besser als vor 1000 Jahren,
die moralischen Normen Freiheit, Gleichheit, usw. werden vergleichsweise wesentlich höher geschätzt.
3. Dunant: Internationales Komitee vom Roten Kreuz(1863)
Die Organisation will immer dort tätig sein,
wo Menschen hilflos, schwach, gefährdet, bedroht, verletzt, gefangen, entrechtet sind.
Sie geht von der Achtung der Menschenwürde aus und beruht auf 5 Grundsätzen:
Neutral, unparteiisch, im tiefen Sinne menschlich, freiwillige und unabhängige Leistungen.
Wo ein einziger Grundsatz fehlt, kann nicht von echter Rotkreuzarbeit gesprochen werden.
Bei der Behandlung von Verletzten oder Gefangenen dürfen keinerlei Unterschiede
wegen Staatszugehörigkeit, Religion oder Rasse gemacht werden.
Später gegründete internationale Organisationen wie IOC, UN, usw. haben ähnliche Grundsätze.
4. Levinas: Verantwortung aus Vorbehaltlosigkeit
Jeder ist anders, keiner kann Andere voll verstehen, Gleichheit ist eine Illusion,
daher kann es immer nur un-bedingte Verantwortung geben.
Wir müssen den Versuch aufgeben, alles, die Welt, vpllständig verstehen zu wollen.
Jeder ist auf den Anderen ver- und an-gewiesen.
Deshalb kann es Menschlichkeit und also Verantwortlichkeit nur im Verbund mit Vorbehaltlosigkeit geben.
Dass wir ethische Prinzipien haben, heisst noch nicht, dass wir beurteilen können,
was gut und was schlecht ist.
Dass wir gut sein wollen, heisst noch nicht, dass wir auch gut sind oder gut sein können.
Letztlich kann uns kein Argument der Welt dazu bringen, verantwortlich zu handeln
- nur unsere Weigerung, Anderen gegenüber gleichgültig zu bleiben.
Der Mensch ist Mitglied einer Gesellschaft mit unbeschränkter Verantwortung.
Verantwortung realisiert sich in Gerechtigkeit.
Sobald wir wahrhaft Verantwortung übernehmen,
gehen wir eine nicht-symmetrische Beziehung ein, in der Gewissheit, etwas Gutes zu tun.
Und das tun wir nur, wenn wir eine Verbindung spüren, die uns wichtig ist.
Dann sind wir bereit zu handeln, ohne nach einer Gegenleistung oder einem konkreten Nutzen zu fragen.
So ein Bezug entsteht immer dann, wenn man sich von einer Sache, einer Aufgabe
oder einem Menschen betroffen fühlt.
5. Sartre: Freiheit und Verantwortung
Weil wir existieren, haben wir Verantwortung.
Die Übernahme der absoluten Verantwortung ist die Konsequenz der totalen Freiheit.
Indem ich meine Freiheit annehme, wähle ich mich selbst, meine Lebenseinstellung und Lebensweise.
Wer sich selbst als frei und verantwortlich betrachtet,
gesteht auch allen Anderen diese Freiheit zu und fordert von ihm entsprechende Verantwortung.
Die Freiheit des Anderen ist die Grenze der eigenen Freiheit.
Dies bedeutet, dass die Einsicht in seine Geworfenheit(Heidegger)
in Freiheit und Verantwortung den Menschen nicht isoliert,
sondern ihm die Zugewandtheit auf andere Menschen, eine Humanität, erst ermöglicht.
Es geht also darum, die Person mit ihrer Suche nach Authentizität, Sinn, Wahrheit in den Mittelpunkt zu stellen.
Was ich bin, ist das Resultat meiner Entscheidungen,
Wir müssen uns als Geworfene selbst entwerfen, um zu sein, sein zu können.
Der Existenzialismus will, dass jeder Mensch in den Besitz seiner selbst kommt
und damit die totale Verantwortung für seine Existenz übernimmt.
Der Sinnhorizont der Welt wird durch uns selbst geschaffen.
Es gibt keine Entschuldigung, weil es keinen Determinismus(MZPTLK: Das ist so total nicht richtig!) gibt.
Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt - und damit zur Verantwortung.
Wie schwierig Situationen auch immer sind, wir können immer etwas tun,
also unsere Lage transzendieren.
Wenn nicht, vegetieren wir im Un-Eigentlichen.
Dies führt zu Angst
(Freiheit bedeutet Verantwortung, das ist der Grund, warum sich Viele davor fürchten/George B. Shaw).
Viele flüchten in Delegation von Verantwortung, in Determinismus,
(frei-)willige Entmündigung/Unterwerfung, Kismet-Denken.
Jede Entscheidung braucht einen Sinnhorizont.
Dazu gehören Verpflichtungen gegenüber Anderen. bestimmte Wertvorstellungen und Überzeugungen.
Das Problem der Optionsvielfalt liegt nicht in der Freiheit,
sondern im Fehlen von Sinnhorizonten und in Entscheidungsschwäche.
6. Popper: Verantwortung oder Barbarei
Unser Traum vom Himmel auf Erden lässt sich nicht verwirklichen, denn sobald wir beginnen,
uns auf unsere Vernunft zu verlassen, sobald wir beginnen, unsere kritischen Fähigkeiten auszuüben,
sobald wir persönliche Verantwortung fühlen, ist das Paradies verloren.
Wenn wir dorthin zurück wollten, müssen wir den ganzen Weg gehen, wir müssen zu Bestien werden.
Wir müssen Vernunft, Wahrheit und Verantwortung ünterdrücken, also alles Menschliche vernichten.
So geschehen bei Inquisition, Geheimpolizei, SS, IS, usw.
Aber auch die Aufklärung wird die Barbarei nicht los.
Der Kampf für die Freiheit kann nicht erfolgreich sein,
wenn jegliche Verantwortung auf Schicksal, Geschichte, Gott, Herrscher geschoben und delegiert wird.
Die Verantwortung für Geschichte fällt auf den Menschen zurück, auf niemand sonst(ähnlich Sartre, Jonas, ..).
'Wir können die Geschichte interpretieren im Sinn unseres Kampfes für die offenen Gesellschaft,
für eine Herrschaft der Vernunft, für Gerechtigkeit, für Freiheit, Gleichheit und für die Kontrolle des Verbrechens.
Ob die Geschichte ein Ziel hat oder nicht, jedenfalls können wir ihr unsere Ziele auferlegen.
Ob Geschichte einen Sinn hat oder nicht, jedenfalls können wir ihr einen Sinn geben.'
7. Honnefelder: Gewissen und Verantwortung
Alles Handeln des Subjekts ist normativ,
daher gibt es keinen amoralischen Raum menschlicher Selbstverwirklichung.
Somit sind alle so entwickelten Normen an der Bedingung universaler Reziprozität
sowie an naturalen und sozialen Voraussetzungen zu bemessen.
Gelingendes Leben ist in seinem Vollzug an Moralität gebunden.
Auch und gerade weil es kein richtigen Leben im Falschen gibt, obliegt es dem Subjekt,
durch gewissenhaftes und verantwortungsvolles Handeln das anthropologische Junktim
von Sein wollen und Tun sollen aufrecht zu erhalten.
Der Mensch kann nicht leisten, was die Wahrheit leistet.
Wir müssen uns bescheiden, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.
Was mir gewiss ist, ist dadurch nicht automatisch wahr.
Die Bindung an das Gute und die Wahrheit sind der Schlüssel
zur sinnvollen Rede von Gewissen und Verantwortung.
Deutungen des Gewissens als Wille, als blosses Gefühl,
als ein eigenes, nicht recht definierbares Vermögen
oder als unmittelbar verrechenbare göttliche Stimme scheiden aus,
weil sie zwar die Erfahrung der Bindung,
nicht aber die der Möglichkeit des Irrtums und der Notwendigkeit der Prüfung zu erklären vermögen.
Grundaspekte einer Theorie des Gewissens:
1. Bindungsmoment: Das Wissen um einen Anspruch an/für das eigene Handeln
kann/darf nicht ohne innere Not übertreten werden
2. Irrtumsanfälligkeit: Gewissen kann zweifeln oder irren
3. Bildungsmoment: Gewissen kann geschult und vervollkommnet werden
'Ohne Gewissen ist Verantwortung ortlos.
Ohne Verantwortung ist das Gewissen blind.
Ohne Bindung an das Gute bleiben beide leer.'
8. Ropohl: Morphologische Matrix der Verantwortungstypen
Das Individuum verantwortet eine Handlung für voraussehbare Folgen
aufgrund moralischer Regeln vor dem Gewissen im Voraus und aktiv.
Wer verantwortet
was
wofür
weswegen
wovor/vor wem
wann
wie?
Daraus können sich bis zu 1000 mögliche Verantwortungstypen ergeben.
9. Kuhn: Zurechnung von Verantwortung(Diss Leipzig 2013)
Ist die Person X für DAS Ereignis/Ergebnis verantwortlich?
- Hat sie das Ereignis verursacht?
- War sie in ihrer Entscheidung frei? Hätte sie auch anders entscheiden können?
- Kannte sie die Konsequenzen ihres Handelns?
- Kannte sie die Zuständigkeits-Norm?
- Gibt es eine Norm? Gilt sie? Gilt sie im konkreten Fall?
10. Lenk: Verantwortung von Sportlern und Sportorganisationen
Der Mensch ist darauf angewiesen, Leitbilder von sich selbst zu machen.
Diese prägen seine Vorstellung über sich selbst unvermeidlich mit.
Menschliches Handeln ist der Möglichkeit nach ein planmässig verbesserndes, zielstrebiges Leistungshandeln.
Die Persönlichkeit bildet und spiegelt sich in Leistungen.
Spitzensportler tragen eine besondere erzieherische Verantwortung.
Ihre Leistung ist ein Symbol für das Selbstverständnis der Leistungsgesellschaft.
Ganzheitliche Menschenbildung als übergeordneter Zweck,
der eine Verselbständigung der sportlichen Leistungssteigerung zu einer Art Endzweck,
der alle (Doping-/MZPTLK)Mittel heiligt, von vornherein ausschliesst
(oder zumindest stark entgegen wirkt/MZPTLK), ist eine unabdingbare Forderung.
Der Athlet darf im Sinn eines humanen Sports nicht im Nur-Sportlichen verhaftet bleiben.
Weil die Gesellschaftsentwicklung von Eigenleistung und Leistungsmotivation abhängig ist,
bedarf es allgemein einer positiven Kultur der eigenbestimmten Leistung,
des Eigenengagements und der Eigenverantwortung
- kurz: einer Förderung des Prinzips der kreativen und selbstverantwortlichen Eigenleistung.
1. Handlungsergebnis-Verantwortung ist gradueller Natur,
je weniger man Folgen voraussehen kann, desto mehr verringert sich Verantwortung.
(MZPTLK: so einfach ist es nicht. Es ist unverantwortlich Vabanque zu spielen,
jedenfalls gibt es keine lineare umgekehrte Proportionalität!)
Wieviel Mühe und Sorgfalt sind aufzuwenden, verhältnismässig, etc., um Folgen abzuschätzen?
Inwieweit ist ein 19jähriger Sprinter in der Lage,
sich über seine Doperei und die langfristigen Folgen ernsthaft Gedanken zu machen?
2. Im Konfliktfall sind universalmoralische Pflichten höher als Rollenpflichten zu sehen.
Rollenpflichten sind kodifiziert, die Zuschreibung von Zuständigkeit und Verantwortung transparent.
3. Wem kann moralische Verantwortung zugeschrieben werden?
Individuelle und institutionelle(korporative, organisatorische) Verantwortung?
Bei juristischen Personen ist Haftung transparent,
aber Institutionen als moralische Verantwortungssubjekte?(auch Nida-Rümelin verneint das).
Zimmerli: Letzlich ist nur moralische Verantwortung möglich,
alle korporative V. aus individueller V. abgeleitet und bleibt auf diese rückbezogen.
So werden Korporationen wie IOC, DLV nur sekundäre moralische Akteure.
Aber: Korporative V. ist eine eigenständige Ebene, es ist ein eigenständiger Typ von Verantwortung.
Denn Operationen von Korporationen müssen immer von Individuen vollzogen werden.
Korporationen geben und haben Reglen und unterliegen internen (und externen) Sanktionsmechanismen,
die die Repräsentanten und Bevollmächtigten anerkennen, administrieren und exekutieren.
Kompliziert wird es, wenn globaler Wettbewerb, Sachzwänge, Konkurrenzdruck, Publikumsgeschmack und -Willkür, Geldgeber, Medien, Öffentlichkeit, Zeitgeist..usw. .in die Verantwortlichkeiten hinein wirken.
Ist man immer Herr im eigenen Hause in Sachen Verantwortung?
Vorschau:
- Spaemann
- Habermas
- Böhler
- Nida Rümelin
- Hösle
- Grenzen von Verantwortung
- Werte
Dann hat die Quälerei ein Ende.
Teil 10/5: Diverse Autoren über Verantwortung
1. Kohlberg: Entwicklungstypen moralischer Urteile
1.+ 2. 0 -ca. 10 Jahre: Präkonvenionelles Niveau, egoistische Perspektive, Vorrangigkeit eigener Bedürfnisse.
Steuerung, Motivierung und Sanktionierung durch Autoritäten: Eltern, Erzieher, Lehrer...
3. Ca. 10 - ca. 20 Jahre: Konventionelles Niveau, Anerkennung übergeordneter Regeln, Konformismus,
Anerkennung und Gefallen wollen
4. Bis etwa 20 Jahre: Orientierung an komplexen gesellschaftlichen Zusammenhängen und Institutionen,
Pflichtenanerkennung, Einsicht, Beiträge für Gesellschaft zu leisten
5. Ab ca. 20 Jahre: Postkonventionelles Niveau. Übergang zu Werte-Orientierung, gesellschaftliche Regeln
werden gelebt, Demokratische und ethische Prinzipien, Sozialvertrag werden anerkannt und gelebt.
Verständnis individueller versus sozialer Rechte, Sensibilisierung für Fragen sozialer Gerechtigkeit
6. Universale Ethik(Kat. Imperativ, etc.). Begreifen des Prinzips Verantwortung
und Sinnträchtigkeit gesellschaftlicher Strukturen. Reflektierte Einsicht in oberste moralische Prinzipien
Stufe 6 schaffen nicht alle 'Erwachsenen'. Jedenfalls nicht Terroristen, Anti-Soziale oder Doper,
die in der Spätpubertät hängen bleiben.
Auf der Stufe 5 handeln Menschen meistens überwiegend eigenen naheliegenden Interessen folgend,
obwohl sie im wohlverstandenen Eigeninteresse einem Gesellschafts-Sozialvertrag beitreten.
2. Sorgner: Transhumanismus
Weiterentwicklung des Menschen durch Erziehung, Bildung, Kommunikation, Medien, usw.
kann zu genetischen Veränderungen führen.
Entsprechende Aktivierungen oder Hemmungen kognitiver oder moralischer Aktivitäten korrelieren,
wir sind besser/schlechter in der Lage, unsere eigenen Ziele zurück zu stellen
und die Interessen Anderer zu berücksichtigen.
Unsere kognitive Leistungsfähigkeit ist weltweit besser als vor 1000 Jahren,
die moralischen Normen Freiheit, Gleichheit, usw. werden vergleichsweise wesentlich höher geschätzt.
3. Dunant: Internationales Komitee vom Roten Kreuz(1863)
Die Organisation will immer dort tätig sein,
wo Menschen hilflos, schwach, gefährdet, bedroht, verletzt, gefangen, entrechtet sind.
Sie geht von der Achtung der Menschenwürde aus und beruht auf 5 Grundsätzen:
Neutral, unparteiisch, im tiefen Sinne menschlich, freiwillige und unabhängige Leistungen.
Wo ein einziger Grundsatz fehlt, kann nicht von echter Rotkreuzarbeit gesprochen werden.
Bei der Behandlung von Verletzten oder Gefangenen dürfen keinerlei Unterschiede
wegen Staatszugehörigkeit, Religion oder Rasse gemacht werden.
Später gegründete internationale Organisationen wie IOC, UN, usw. haben ähnliche Grundsätze.
4. Levinas: Verantwortung aus Vorbehaltlosigkeit
Jeder ist anders, keiner kann Andere voll verstehen, Gleichheit ist eine Illusion,
daher kann es immer nur un-bedingte Verantwortung geben.
Wir müssen den Versuch aufgeben, alles, die Welt, vpllständig verstehen zu wollen.
Jeder ist auf den Anderen ver- und an-gewiesen.
Deshalb kann es Menschlichkeit und also Verantwortlichkeit nur im Verbund mit Vorbehaltlosigkeit geben.
Dass wir ethische Prinzipien haben, heisst noch nicht, dass wir beurteilen können,
was gut und was schlecht ist.
Dass wir gut sein wollen, heisst noch nicht, dass wir auch gut sind oder gut sein können.
Letztlich kann uns kein Argument der Welt dazu bringen, verantwortlich zu handeln
- nur unsere Weigerung, Anderen gegenüber gleichgültig zu bleiben.
Der Mensch ist Mitglied einer Gesellschaft mit unbeschränkter Verantwortung.
Verantwortung realisiert sich in Gerechtigkeit.
Sobald wir wahrhaft Verantwortung übernehmen,
gehen wir eine nicht-symmetrische Beziehung ein, in der Gewissheit, etwas Gutes zu tun.
Und das tun wir nur, wenn wir eine Verbindung spüren, die uns wichtig ist.
Dann sind wir bereit zu handeln, ohne nach einer Gegenleistung oder einem konkreten Nutzen zu fragen.
So ein Bezug entsteht immer dann, wenn man sich von einer Sache, einer Aufgabe
oder einem Menschen betroffen fühlt.
5. Sartre: Freiheit und Verantwortung
Weil wir existieren, haben wir Verantwortung.
Die Übernahme der absoluten Verantwortung ist die Konsequenz der totalen Freiheit.
Indem ich meine Freiheit annehme, wähle ich mich selbst, meine Lebenseinstellung und Lebensweise.
Wer sich selbst als frei und verantwortlich betrachtet,
gesteht auch allen Anderen diese Freiheit zu und fordert von ihm entsprechende Verantwortung.
Die Freiheit des Anderen ist die Grenze der eigenen Freiheit.
Dies bedeutet, dass die Einsicht in seine Geworfenheit(Heidegger)
in Freiheit und Verantwortung den Menschen nicht isoliert,
sondern ihm die Zugewandtheit auf andere Menschen, eine Humanität, erst ermöglicht.
Es geht also darum, die Person mit ihrer Suche nach Authentizität, Sinn, Wahrheit in den Mittelpunkt zu stellen.
Was ich bin, ist das Resultat meiner Entscheidungen,
Wir müssen uns als Geworfene selbst entwerfen, um zu sein, sein zu können.
Der Existenzialismus will, dass jeder Mensch in den Besitz seiner selbst kommt
und damit die totale Verantwortung für seine Existenz übernimmt.
Der Sinnhorizont der Welt wird durch uns selbst geschaffen.
Es gibt keine Entschuldigung, weil es keinen Determinismus(MZPTLK: Das ist so total nicht richtig!) gibt.
Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt - und damit zur Verantwortung.
Wie schwierig Situationen auch immer sind, wir können immer etwas tun,
also unsere Lage transzendieren.
Wenn nicht, vegetieren wir im Un-Eigentlichen.
Dies führt zu Angst
(Freiheit bedeutet Verantwortung, das ist der Grund, warum sich Viele davor fürchten/George B. Shaw).
Viele flüchten in Delegation von Verantwortung, in Determinismus,
(frei-)willige Entmündigung/Unterwerfung, Kismet-Denken.
Jede Entscheidung braucht einen Sinnhorizont.
Dazu gehören Verpflichtungen gegenüber Anderen. bestimmte Wertvorstellungen und Überzeugungen.
Das Problem der Optionsvielfalt liegt nicht in der Freiheit,
sondern im Fehlen von Sinnhorizonten und in Entscheidungsschwäche.
6. Popper: Verantwortung oder Barbarei
Unser Traum vom Himmel auf Erden lässt sich nicht verwirklichen, denn sobald wir beginnen,
uns auf unsere Vernunft zu verlassen, sobald wir beginnen, unsere kritischen Fähigkeiten auszuüben,
sobald wir persönliche Verantwortung fühlen, ist das Paradies verloren.
Wenn wir dorthin zurück wollten, müssen wir den ganzen Weg gehen, wir müssen zu Bestien werden.
Wir müssen Vernunft, Wahrheit und Verantwortung ünterdrücken, also alles Menschliche vernichten.
So geschehen bei Inquisition, Geheimpolizei, SS, IS, usw.
Aber auch die Aufklärung wird die Barbarei nicht los.
Der Kampf für die Freiheit kann nicht erfolgreich sein,
wenn jegliche Verantwortung auf Schicksal, Geschichte, Gott, Herrscher geschoben und delegiert wird.
Die Verantwortung für Geschichte fällt auf den Menschen zurück, auf niemand sonst(ähnlich Sartre, Jonas, ..).
'Wir können die Geschichte interpretieren im Sinn unseres Kampfes für die offenen Gesellschaft,
für eine Herrschaft der Vernunft, für Gerechtigkeit, für Freiheit, Gleichheit und für die Kontrolle des Verbrechens.
Ob die Geschichte ein Ziel hat oder nicht, jedenfalls können wir ihr unsere Ziele auferlegen.
Ob Geschichte einen Sinn hat oder nicht, jedenfalls können wir ihr einen Sinn geben.'
7. Honnefelder: Gewissen und Verantwortung
Alles Handeln des Subjekts ist normativ,
daher gibt es keinen amoralischen Raum menschlicher Selbstverwirklichung.
Somit sind alle so entwickelten Normen an der Bedingung universaler Reziprozität
sowie an naturalen und sozialen Voraussetzungen zu bemessen.
Gelingendes Leben ist in seinem Vollzug an Moralität gebunden.
Auch und gerade weil es kein richtigen Leben im Falschen gibt, obliegt es dem Subjekt,
durch gewissenhaftes und verantwortungsvolles Handeln das anthropologische Junktim
von Sein wollen und Tun sollen aufrecht zu erhalten.
Der Mensch kann nicht leisten, was die Wahrheit leistet.
Wir müssen uns bescheiden, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.
Was mir gewiss ist, ist dadurch nicht automatisch wahr.
Die Bindung an das Gute und die Wahrheit sind der Schlüssel
zur sinnvollen Rede von Gewissen und Verantwortung.
Deutungen des Gewissens als Wille, als blosses Gefühl,
als ein eigenes, nicht recht definierbares Vermögen
oder als unmittelbar verrechenbare göttliche Stimme scheiden aus,
weil sie zwar die Erfahrung der Bindung,
nicht aber die der Möglichkeit des Irrtums und der Notwendigkeit der Prüfung zu erklären vermögen.
Grundaspekte einer Theorie des Gewissens:
1. Bindungsmoment: Das Wissen um einen Anspruch an/für das eigene Handeln
kann/darf nicht ohne innere Not übertreten werden
2. Irrtumsanfälligkeit: Gewissen kann zweifeln oder irren
3. Bildungsmoment: Gewissen kann geschult und vervollkommnet werden
'Ohne Gewissen ist Verantwortung ortlos.
Ohne Verantwortung ist das Gewissen blind.
Ohne Bindung an das Gute bleiben beide leer.'
8. Ropohl: Morphologische Matrix der Verantwortungstypen
Das Individuum verantwortet eine Handlung für voraussehbare Folgen
aufgrund moralischer Regeln vor dem Gewissen im Voraus und aktiv.
Wer verantwortet
was
wofür
weswegen
wovor/vor wem
wann
wie?
Daraus können sich bis zu 1000 mögliche Verantwortungstypen ergeben.
9. Kuhn: Zurechnung von Verantwortung(Diss Leipzig 2013)
Ist die Person X für DAS Ereignis/Ergebnis verantwortlich?
- Hat sie das Ereignis verursacht?
- War sie in ihrer Entscheidung frei? Hätte sie auch anders entscheiden können?
- Kannte sie die Konsequenzen ihres Handelns?
- Kannte sie die Zuständigkeits-Norm?
- Gibt es eine Norm? Gilt sie? Gilt sie im konkreten Fall?
10. Lenk: Verantwortung von Sportlern und Sportorganisationen
Der Mensch ist darauf angewiesen, Leitbilder von sich selbst zu machen.
Diese prägen seine Vorstellung über sich selbst unvermeidlich mit.
Menschliches Handeln ist der Möglichkeit nach ein planmässig verbesserndes, zielstrebiges Leistungshandeln.
Die Persönlichkeit bildet und spiegelt sich in Leistungen.
Spitzensportler tragen eine besondere erzieherische Verantwortung.
Ihre Leistung ist ein Symbol für das Selbstverständnis der Leistungsgesellschaft.
Ganzheitliche Menschenbildung als übergeordneter Zweck,
der eine Verselbständigung der sportlichen Leistungssteigerung zu einer Art Endzweck,
der alle (Doping-/MZPTLK)Mittel heiligt, von vornherein ausschliesst
(oder zumindest stark entgegen wirkt/MZPTLK), ist eine unabdingbare Forderung.
Der Athlet darf im Sinn eines humanen Sports nicht im Nur-Sportlichen verhaftet bleiben.
Weil die Gesellschaftsentwicklung von Eigenleistung und Leistungsmotivation abhängig ist,
bedarf es allgemein einer positiven Kultur der eigenbestimmten Leistung,
des Eigenengagements und der Eigenverantwortung
- kurz: einer Förderung des Prinzips der kreativen und selbstverantwortlichen Eigenleistung.
1. Handlungsergebnis-Verantwortung ist gradueller Natur,
je weniger man Folgen voraussehen kann, desto mehr verringert sich Verantwortung.
(MZPTLK: so einfach ist es nicht. Es ist unverantwortlich Vabanque zu spielen,
jedenfalls gibt es keine lineare umgekehrte Proportionalität!)
Wieviel Mühe und Sorgfalt sind aufzuwenden, verhältnismässig, etc., um Folgen abzuschätzen?
Inwieweit ist ein 19jähriger Sprinter in der Lage,
sich über seine Doperei und die langfristigen Folgen ernsthaft Gedanken zu machen?
2. Im Konfliktfall sind universalmoralische Pflichten höher als Rollenpflichten zu sehen.
Rollenpflichten sind kodifiziert, die Zuschreibung von Zuständigkeit und Verantwortung transparent.
3. Wem kann moralische Verantwortung zugeschrieben werden?
Individuelle und institutionelle(korporative, organisatorische) Verantwortung?
Bei juristischen Personen ist Haftung transparent,
aber Institutionen als moralische Verantwortungssubjekte?(auch Nida-Rümelin verneint das).
Zimmerli: Letzlich ist nur moralische Verantwortung möglich,
alle korporative V. aus individueller V. abgeleitet und bleibt auf diese rückbezogen.
So werden Korporationen wie IOC, DLV nur sekundäre moralische Akteure.
Aber: Korporative V. ist eine eigenständige Ebene, es ist ein eigenständiger Typ von Verantwortung.
Denn Operationen von Korporationen müssen immer von Individuen vollzogen werden.
Korporationen geben und haben Reglen und unterliegen internen (und externen) Sanktionsmechanismen,
die die Repräsentanten und Bevollmächtigten anerkennen, administrieren und exekutieren.
Kompliziert wird es, wenn globaler Wettbewerb, Sachzwänge, Konkurrenzdruck, Publikumsgeschmack und -Willkür, Geldgeber, Medien, Öffentlichkeit, Zeitgeist..usw. .in die Verantwortlichkeiten hinein wirken.
Ist man immer Herr im eigenen Hause in Sachen Verantwortung?
Vorschau:
- Spaemann
- Habermas
- Böhler
- Nida Rümelin
- Hösle
- Grenzen von Verantwortung
- Werte
Dann hat die Quälerei ein Ende.