Leistung
Teil 10/4: Letztbegründung, Transzendentalpragmatik, Diskursethik
Man soll ja nicht alles glauben.
Aber man kann das Zweifeln auch übertreiben.
Wo ist sicherer Boden, wo sind Falltüren?
Descartes: Indem ich mich als denkend erlebe, kann ich nicht sinnvoll,
mit guten Gründen, bezweifeln, das ich existiere.
Honnefelder: Fehler basieren auf Fehlbarkeit.
Wo es Fehler gibt, muss es eine Wahrheit geben, die ver-fehlt werden kann.
Aber das Münchhausen-Trilemma scheint uns den Boden unter den Füssen wegzuziehen:
1. Es ist unmöglich, Wahrheit oder Existenz letztgültig zu begründen,
denn jede Begründung (er-)fordert wiederum eine Begründung, usw...(infiniter Regress)
2. Eine Begründung(skette), die zu ihrem Ende kommt,
ist entweder zirkulär/selbst-referenziell(Logischer Zirkel), also keine Begründung, oder
3. eine dogmatische, gesetzte 'Begründung', also eine un-begründete Behauptung
Wie knackt man das?
Ob bewusste Wahr-Nehmungen mittels Wahrheits-Kriterien im Spiel sind oder nicht,
jedenfalls sind 1-3 Aussagen, die exakt die Logik bestreiten, mit der sie argumentieren
(pragmatischer Selbst-Widerspruch).
Hier wird implizit vorausgesetzt, gleichzeitig explizit ausgeschlossen:
Es ist absolut wahr(unmöglich, s. 1.), dass es keine absolute Wahrheit geben kann.
Oder: es ist letzt-begründet, dass es keine Letztbegründung geben kann.
Somit haben wir es mit Pseudo-Logik und einem Pseudo-Trilemma zu tun.
Apel: Eine Theorie ist letzt-begründet
- wenn sie nicht ohne Selbst-Widerspruch negiert werden kann((Retorsion, Nichtwiderspruchsprinzip)
Wer das Nichtwiderspruchsprinzip bestreitet, behauptet gleichzeitig das Gegenteil dieser Behauptung
- bei Unbezweifelbarkeit der Ich-Existenz
- bei Unbezweifelbarkeit einer Kommunikationsgemeinschaft
Jeder, der an einem Diskurs teilnimmt, stellt seine Rede unbedingt zur Disposition.
Er kann nicht zurück, ohne sich in einen performativen Widerspruch zu begeben.
Jeder, der argumentiert, setzt damit voraus, dass er mittels Diskurs zu besseren Ergebnissen gelangen kann
und dass Wahrheit(sfindung) grundsätzlich möglich ist.
Gleiches gilt für alle Diskurspartner.
Für Jeden im Diskurs ist die Argumentationssituation a priori unhintergehbar.
Diskursverweigerung, Lügen, etc. wäre inkonsistent.
Derjenige würde dadurch seine prinzipielle argumentative Kompetenz bestreiten.
Der betrügende Doper fällt in diese Kategorie.
Argumentationsgemeinschaft Apels:
1. Reale Kommunikationsgemeinschaft, deren Mitglied man durch Sozialisationsprozesse wird.
2. Ideale K.K., die prinzipiell imstande ist, den Sinn von Argumenten zu verstehen
und nach Wahrheitskriterien zu beurteilen.
1. ist notwendige Voraussetzung von 2.
Das kann nach Apel nur in einer Gesellschaft realisiert werden, die diskursiv organisiert ist.
(1933-45 war dies sehr unterentwickelt, s. unten.)
Alle sind trotz Kompetenzgefälle gleichberechtigte Diskurspartner,
die zu Verständigung und Konsensbildung willig und befähigt sind.
Also auch z. B. Trainer und Athlet, mündiger Athlet vor allem auch deswegen,
weil nur er allein seine Kinästhetik kennen kann.
In seiner Verantwortung liegt es, dem Trainer entsprechend Feedback zu geben,
dessen Verantwortung ist es, entsprechend zu reagieren.
Apel sah seine Diskursethik als nicht von deduktiven Begründungen abhängig,
sondern als Reflexion der Bedingungen der Möglichkeiten von Diskursen.
Damit nimmt er aber nicht allen Kritikpunkten den Wind aus den Segeln:
Universalethik für alle Menschen ist so nicht unbedingt etablierbar,
- weil Motivation, Interessen, Kommunikationskompetenz, usw. Vieler fraglich oder unzureichend entwickelt sind
- weil im Diskurs immer wieder Dominierende und Phlegmatiker, etc. auseinander driften
und damit unterschiedliche Interessen unterschiedlich an Gewicht gewinnen.
Man kann nur mit den Menschen arbeiten, die da sind.
Apel: Werden gesellschaftliche Regeln einerseits nicht(mehr) als verbindlich anerkannt
und verspüren Individuen andererseits (noch) keine Verpflichtung,
ihre Entscheidungen mit Prinzipien zu begründen,
die mit den Interessen der Gesellschaft in Einklang zu bringen sind,
kann es zu einer Paralysierung des ethischen Prinzipienbewusstseins führen
und z.B. mit einem kompensativen Nationalismus
zur Adoleszenzkrise der Menschen im Nationalsozialismus führen.
'Knowledge is a deadly friend, if no one sets the rules.
The fate of all mankind is in the hand of fools.'
(King Crimson)
Hösle sieht die Philosophie im Niedergang, wenn sie auf Letztbegründungen verzichtet oder diese umschifft.
Oft seien Philosophen nicht willens oder fähig, die metaphysischen, erkenntnistheoretischen
und ethischen Voraussetzungen ihres Denkens darzulegen.
Schopenhauer habe zu unphilosophisch argumentiert,
Nietzsche habe - bei Mangel an technischer philosophischer Qualität - wie kein anderer Denker
so zur Entfremdung Deutschlands von seiner klassischen Ära beigetragen und den Kulturverfall beschleunigt.
Die deutsche Tradition von Luther bis Heidegger habe durch die Nichtanerkennung des Rechts auf Widerstand
die Gewaltherrschaft 33-45(Diskurs-unfreundliche Zeiten) begünstigt,
wobei dem Terroristen Nietzsche eine besondere Rolle zufalle.
Nichtwissen von Volksmassen ist von Gewaltherrschaften gern gesehen und wird deshalb systematisch produziert.
Dem gegenüber ist Demokratie ein politisches System, dass das Risiko des Nicht- oder (Zu-)wenig-Wissens
eingeht, eingehen muss. Die Frage ist, wie man damit umgeht.
Die Diskursethik ist eine kommunikative Ethik,
die davon ausgeht, dass die Gültigkeit moralischer Sätze
von der Kommunikation zwischen den betroffenen Interessensubjekten abhängt.
Ählich Honnefelder: 'Neuansätze für eine moderne Ethik
weisen sich durch Kriterien aus, die von dem Bemühen getragen sind,
- Individuen und Gemeinschaft
- Selbstbestimmung und Pflichten
- Glück und Moral
zu versöhnen und zu vereinbaren.'
Kant und Rawls wollten noch Moralentwicklung per Gedankenexperimente durch einzelne Subjekte bewerkstelligt sehen
(Deontologischer Ansatz).
Auch Kohlbergs universalistische Moralstufe 6 steht im Gegensatz, ebenso wie Naturrecht und objektive Wertethik.
Auch stehen Experto- oder Elitokratien wie Platons Philosophenherrschaft und heutige Technokratietendenzen
konträr zur Diskursethik.
Apel setzt ein zweifaches apriori für Kommunikationsgemeinschaften:
1. Jeder Teilnehmer ist allein nicht oder nur unzureichend in der Lage,
sinn- und bedeutungsvoll zu denken und zu handeln, er benötigt den Input Anderer,
die ihm Erfahrungen, Wissen, Wortgebrauch, Regeln, usw. mit- und vorgeben.
Nur so kann er sich auf Etwas beziehen, auch auf sich selbst im Sinn-Zusammenhang und -Horizont.
2. Um ein freies, begründetes Urteil, das Anspruch auf Geltung erheben kann, zu gewinnen,
muss man sich auf den Diskurs mit Anderen einlassen, Anderen Gründe geben,
sich Fragen und Einwänden Anderer aussetzen.
Mit jeder Äusserung zeigen und beweisen wir, dass wir dazu bereit sind.
Wir erheben implizit Ansprüche auf Verständlichkeit und Geltungsfähigkeit.
Damit treten wir in das unbegrenzte Universum sinnvoller Rede und prüfbarer Gründe ein.
Das ist von normativer ethischer Bedeutung.
Die sprachliche intersubjektive Verständigung ist a priori ethisch aufgeladen.
Denn das Erheben enes Geltungsanspruchs setzt die Anerkennung Anderer als mögliche Versteher und Kritiker meiner Geltungsansprüche voraus.
Alles klar, Dagobert Trumpf und Kim Big Bang?
Rüdiger Hoffmann: 'Er hat das auch sofort eingesehen, das ist gar kein Problem bei uns...'
Im Idealfall ereignet sich eine reflexive Bildung und Aufstufung
der intersubjektiven kommunikativen Praxis als Folge ihrer Rekonstruktion.
Eine Selbstaufstufung der Sprache des Geistes im Hegelschen Sinn.
Alle verfügen über mehr oder weniger endliches Wissen.
Wie kann man dennoch probat mit Diskursen arbeiten?
Kann absolutes Wissen(logisch unhintergehbares, unbedingtes Wissen) als endliches Wissen sein?
Wandschneider nimmt eine Neubestimmung des dialektischen Verfahrns nach Hegel vor:
Genau derjenige implizite Gehalt wird expliziert,
der durch den jeweils vorhergehenden Explikationsschritt selbst generiert wurde.
Zugleich wird durch diesen E. -Akt ein neuer impliziter Gehalt generiert,
der einen neuen E.Schritt (er-)fordert, usw.
Grundsätzlich kann die Möglichkeit von Wahrheit nicht sinnvoll infrage gestellt werden(s.o.).
Eine Aussage ist immer mit dem Anspruch verknüpft, wahr zu sein.
Auch unter den für Menschen unaufhebbaren Bedingungen endlichen Wissens
will/kann/sollte der Mensch nach absoluter Erkenntns streben.
Absolutes und Endliches kann in Eins gedacht werden.
Am Anfang steht die Voraussetzungslosigkeit von Wissen,
aber die Voraussetzung der Möglichkeit
- von Argumentation
- von Wissen
- von Wahrheit
Explikation der Fundamentallogik:
1. Seinsbestimmung als Voraussetzung für Explikation.
Enthält aber noch keine Bestimmtheit(so-sein)
Explizieren ist Bestimmen.
Sein ist als unbestimmt bestimmt, aber bestimmt in Bezug auf Nicht-Sein(Synthese)
2. Stringenz dialektischer Explikation.
Hösle: das dialektische Fortschreiten beruht wesentlich auf einer Diskrepanz
zwischen der Bedeutung eines Begriffs und dessen begrifflichen Eigenschaften.
Die Kategorienentwicklung zielt auf eine Kategorie ab, die das explizit behauptet,
was sie implizit präsupponiert.
Nimmt man all das, was im Begriff des Seins impliziert ist,
kommt man zur absoluten Idee
Jedes Ziel ist im Gang der Logik nirgends ausdrücklich vorausgesetzt.
3. Die antinomische Struktur von Sein und Nicht-Sein impliziert, dass Beide untrennbar zusammengehören
und dergestalt zur Einführung einer synthetischen Beziehung auffordern oder gar nötigen,
die somit den Sinn von Sein mit dem von Nicht-Sein verbindet,
ein neuer Sinn von Sein gewissermassen, der sprachlich als Bestimmtsein konzeptualisiert ist.
- Gegensatzpaar So-Sein/Anders-Sein
- darauffolgende antinomische Strukturen = fortschreitende Explikation.
Jeder Eplikationsschritt generiert so einen impliziten Sachverhalt, usw...
Er erzeugt so immer eine neue Diskrepanz zwischen dem, was gerade expliziert wurde
und dem dadurch entstandenem neuen Impliziten.
Die Dialektik steht also keineswegs unter der unerfüllbaren Bedingung,
immer schon das Absolute als explizites Verfahrenskriterium in Anschlag bringen zu müssen.
4. Unhintergehbarkeit und Fallibilität absoluten Wissens.
Wenn ich etwas behaupte, kann für mich schlechterdings kein Zwefel daran bestehen,
dass ich einen Behauptungsakt vollzogen habe,
denn das entspricht meiner mit der Behauptung verbundenen Intention.
Aber der Aspekt subjektiver Evidenz ist für die Philosophie intersubjetiv nicht von Belang.
Entschedend ist die Triftigkeit der Argumentation für Andere.
Fallibilität des Wissens: Nicht dass die meine Sprachhandlungen voraussetzenden,
begleitenden Intentionen mir selbst unmittelbar zugänglich und evident sind,
kann als Kriterium des Wissens gelten, sondern allein die zugängliche
und objektiv nachvollziehbare logische Ausweisung des Wissens,
die als solche irrtumsanfällig ist.
Der Aspekt absoluter objekiver Gewissheit ist objektiv irrelevant.
Wenn etwas letztbegründbar ist, heisst es, dass es aus logischen Gründen als absolut ausweisbar ist,
d.h. es zu negieren, wäre selbst-widersprüchlich.
Irrtum ist möglich = richtige These des Fallibilismus
Irrtum ist notwendig = pragmatisch-widersprüchliche These des Fallibilismus.
Die Richtung dialektischen Fortschreitens ist durch das Verfahren selbst determiniert,
insofern der jeweils nächste Schritt durch den jeweils vorhergehenden logisch vorgezeichnet ist.
In diesem Sinn ist die Dialektik, wie von Hegel immer wieder betont,
nicht eine Methode, die äusserlich, d.h. willkürlich auf einen schon fertig gegebenen Gegenstand angewendet würde.
Sie bringt ihren Gegenstand vielmehr selbst hervor
und kann in diesem Sinn mit Hegel als Selbstbewegung des Begriffs/des Begreifens charakterisiert werden.
Das Verfahren dialektischer Begriffsexplikation hat eine heuristische Funktion,
ist stets ein Fortschreiten zu höherr begrifflicher Komplexität,
wo neue begriffliche Ebenen, neue Gegensatzbegriffe, usw. auftreten(können).
Immer reicht es zu wissen, dass mit einer Aussage stets ein Wahrheits-Anspruch verbunden ist.
Entscheidend ist die inter-subjektive Intention.
Diese Entwicklung ist dann abgeschlossen, wenn keine neuen Gegensätze mehr generiert werden
und somit kene neue Explikationsaufgabe besteht(z.B. Einigkeit Athlet/Trainer)
Hösle: 'Die Realphilosophie ist durch die Logik nicht völlig abgedeckt.
Objektiver ud subjektiver Geist eröffnen mit Kategorien der Inter-Subjektivität
eine realphilosophsche Sphäre, die durch die Logik nicht mehr prinzipiiert ist.
In dr Divergenz von Logik und Realphilosophie scheint daher eine echte Inkonsistenz zu liegen
- eine Inkonsistenz, die wohl auf eine Unvollständigkeit der Logik verweist.'
Hoffentlich passt das alles in die Birne..
Teil 10/4: Letztbegründung, Transzendentalpragmatik, Diskursethik
Man soll ja nicht alles glauben.
Aber man kann das Zweifeln auch übertreiben.
Wo ist sicherer Boden, wo sind Falltüren?
Descartes: Indem ich mich als denkend erlebe, kann ich nicht sinnvoll,
mit guten Gründen, bezweifeln, das ich existiere.
Honnefelder: Fehler basieren auf Fehlbarkeit.
Wo es Fehler gibt, muss es eine Wahrheit geben, die ver-fehlt werden kann.
Aber das Münchhausen-Trilemma scheint uns den Boden unter den Füssen wegzuziehen:
1. Es ist unmöglich, Wahrheit oder Existenz letztgültig zu begründen,
denn jede Begründung (er-)fordert wiederum eine Begründung, usw...(infiniter Regress)
2. Eine Begründung(skette), die zu ihrem Ende kommt,
ist entweder zirkulär/selbst-referenziell(Logischer Zirkel), also keine Begründung, oder
3. eine dogmatische, gesetzte 'Begründung', also eine un-begründete Behauptung
Wie knackt man das?
Ob bewusste Wahr-Nehmungen mittels Wahrheits-Kriterien im Spiel sind oder nicht,
jedenfalls sind 1-3 Aussagen, die exakt die Logik bestreiten, mit der sie argumentieren
(pragmatischer Selbst-Widerspruch).
Hier wird implizit vorausgesetzt, gleichzeitig explizit ausgeschlossen:
Es ist absolut wahr(unmöglich, s. 1.), dass es keine absolute Wahrheit geben kann.
Oder: es ist letzt-begründet, dass es keine Letztbegründung geben kann.
Somit haben wir es mit Pseudo-Logik und einem Pseudo-Trilemma zu tun.
Apel: Eine Theorie ist letzt-begründet
- wenn sie nicht ohne Selbst-Widerspruch negiert werden kann((Retorsion, Nichtwiderspruchsprinzip)
Wer das Nichtwiderspruchsprinzip bestreitet, behauptet gleichzeitig das Gegenteil dieser Behauptung
- bei Unbezweifelbarkeit der Ich-Existenz
- bei Unbezweifelbarkeit einer Kommunikationsgemeinschaft
Jeder, der an einem Diskurs teilnimmt, stellt seine Rede unbedingt zur Disposition.
Er kann nicht zurück, ohne sich in einen performativen Widerspruch zu begeben.
Jeder, der argumentiert, setzt damit voraus, dass er mittels Diskurs zu besseren Ergebnissen gelangen kann
und dass Wahrheit(sfindung) grundsätzlich möglich ist.
Gleiches gilt für alle Diskurspartner.
Für Jeden im Diskurs ist die Argumentationssituation a priori unhintergehbar.
Diskursverweigerung, Lügen, etc. wäre inkonsistent.
Derjenige würde dadurch seine prinzipielle argumentative Kompetenz bestreiten.
Der betrügende Doper fällt in diese Kategorie.
Argumentationsgemeinschaft Apels:
1. Reale Kommunikationsgemeinschaft, deren Mitglied man durch Sozialisationsprozesse wird.
2. Ideale K.K., die prinzipiell imstande ist, den Sinn von Argumenten zu verstehen
und nach Wahrheitskriterien zu beurteilen.
1. ist notwendige Voraussetzung von 2.
Das kann nach Apel nur in einer Gesellschaft realisiert werden, die diskursiv organisiert ist.
(1933-45 war dies sehr unterentwickelt, s. unten.)
Alle sind trotz Kompetenzgefälle gleichberechtigte Diskurspartner,
die zu Verständigung und Konsensbildung willig und befähigt sind.
Also auch z. B. Trainer und Athlet, mündiger Athlet vor allem auch deswegen,
weil nur er allein seine Kinästhetik kennen kann.
In seiner Verantwortung liegt es, dem Trainer entsprechend Feedback zu geben,
dessen Verantwortung ist es, entsprechend zu reagieren.
Apel sah seine Diskursethik als nicht von deduktiven Begründungen abhängig,
sondern als Reflexion der Bedingungen der Möglichkeiten von Diskursen.
Damit nimmt er aber nicht allen Kritikpunkten den Wind aus den Segeln:
Universalethik für alle Menschen ist so nicht unbedingt etablierbar,
- weil Motivation, Interessen, Kommunikationskompetenz, usw. Vieler fraglich oder unzureichend entwickelt sind
- weil im Diskurs immer wieder Dominierende und Phlegmatiker, etc. auseinander driften
und damit unterschiedliche Interessen unterschiedlich an Gewicht gewinnen.
Man kann nur mit den Menschen arbeiten, die da sind.
Apel: Werden gesellschaftliche Regeln einerseits nicht(mehr) als verbindlich anerkannt
und verspüren Individuen andererseits (noch) keine Verpflichtung,
ihre Entscheidungen mit Prinzipien zu begründen,
die mit den Interessen der Gesellschaft in Einklang zu bringen sind,
kann es zu einer Paralysierung des ethischen Prinzipienbewusstseins führen
und z.B. mit einem kompensativen Nationalismus
zur Adoleszenzkrise der Menschen im Nationalsozialismus führen.
'Knowledge is a deadly friend, if no one sets the rules.
The fate of all mankind is in the hand of fools.'
(King Crimson)
Hösle sieht die Philosophie im Niedergang, wenn sie auf Letztbegründungen verzichtet oder diese umschifft.
Oft seien Philosophen nicht willens oder fähig, die metaphysischen, erkenntnistheoretischen
und ethischen Voraussetzungen ihres Denkens darzulegen.
Schopenhauer habe zu unphilosophisch argumentiert,
Nietzsche habe - bei Mangel an technischer philosophischer Qualität - wie kein anderer Denker
so zur Entfremdung Deutschlands von seiner klassischen Ära beigetragen und den Kulturverfall beschleunigt.
Die deutsche Tradition von Luther bis Heidegger habe durch die Nichtanerkennung des Rechts auf Widerstand
die Gewaltherrschaft 33-45(Diskurs-unfreundliche Zeiten) begünstigt,
wobei dem Terroristen Nietzsche eine besondere Rolle zufalle.
Nichtwissen von Volksmassen ist von Gewaltherrschaften gern gesehen und wird deshalb systematisch produziert.
Dem gegenüber ist Demokratie ein politisches System, dass das Risiko des Nicht- oder (Zu-)wenig-Wissens
eingeht, eingehen muss. Die Frage ist, wie man damit umgeht.
Die Diskursethik ist eine kommunikative Ethik,
die davon ausgeht, dass die Gültigkeit moralischer Sätze
von der Kommunikation zwischen den betroffenen Interessensubjekten abhängt.
Ählich Honnefelder: 'Neuansätze für eine moderne Ethik
weisen sich durch Kriterien aus, die von dem Bemühen getragen sind,
- Individuen und Gemeinschaft
- Selbstbestimmung und Pflichten
- Glück und Moral
zu versöhnen und zu vereinbaren.'
Kant und Rawls wollten noch Moralentwicklung per Gedankenexperimente durch einzelne Subjekte bewerkstelligt sehen
(Deontologischer Ansatz).
Auch Kohlbergs universalistische Moralstufe 6 steht im Gegensatz, ebenso wie Naturrecht und objektive Wertethik.
Auch stehen Experto- oder Elitokratien wie Platons Philosophenherrschaft und heutige Technokratietendenzen
konträr zur Diskursethik.
Apel setzt ein zweifaches apriori für Kommunikationsgemeinschaften:
1. Jeder Teilnehmer ist allein nicht oder nur unzureichend in der Lage,
sinn- und bedeutungsvoll zu denken und zu handeln, er benötigt den Input Anderer,
die ihm Erfahrungen, Wissen, Wortgebrauch, Regeln, usw. mit- und vorgeben.
Nur so kann er sich auf Etwas beziehen, auch auf sich selbst im Sinn-Zusammenhang und -Horizont.
2. Um ein freies, begründetes Urteil, das Anspruch auf Geltung erheben kann, zu gewinnen,
muss man sich auf den Diskurs mit Anderen einlassen, Anderen Gründe geben,
sich Fragen und Einwänden Anderer aussetzen.
Mit jeder Äusserung zeigen und beweisen wir, dass wir dazu bereit sind.
Wir erheben implizit Ansprüche auf Verständlichkeit und Geltungsfähigkeit.
Damit treten wir in das unbegrenzte Universum sinnvoller Rede und prüfbarer Gründe ein.
Das ist von normativer ethischer Bedeutung.
Die sprachliche intersubjektive Verständigung ist a priori ethisch aufgeladen.
Denn das Erheben enes Geltungsanspruchs setzt die Anerkennung Anderer als mögliche Versteher und Kritiker meiner Geltungsansprüche voraus.
Alles klar, Dagobert Trumpf und Kim Big Bang?
Rüdiger Hoffmann: 'Er hat das auch sofort eingesehen, das ist gar kein Problem bei uns...'
Im Idealfall ereignet sich eine reflexive Bildung und Aufstufung
der intersubjektiven kommunikativen Praxis als Folge ihrer Rekonstruktion.
Eine Selbstaufstufung der Sprache des Geistes im Hegelschen Sinn.
Alle verfügen über mehr oder weniger endliches Wissen.
Wie kann man dennoch probat mit Diskursen arbeiten?
Kann absolutes Wissen(logisch unhintergehbares, unbedingtes Wissen) als endliches Wissen sein?
Wandschneider nimmt eine Neubestimmung des dialektischen Verfahrns nach Hegel vor:
Genau derjenige implizite Gehalt wird expliziert,
der durch den jeweils vorhergehenden Explikationsschritt selbst generiert wurde.
Zugleich wird durch diesen E. -Akt ein neuer impliziter Gehalt generiert,
der einen neuen E.Schritt (er-)fordert, usw.
Grundsätzlich kann die Möglichkeit von Wahrheit nicht sinnvoll infrage gestellt werden(s.o.).
Eine Aussage ist immer mit dem Anspruch verknüpft, wahr zu sein.
Auch unter den für Menschen unaufhebbaren Bedingungen endlichen Wissens
will/kann/sollte der Mensch nach absoluter Erkenntns streben.
Absolutes und Endliches kann in Eins gedacht werden.
Am Anfang steht die Voraussetzungslosigkeit von Wissen,
aber die Voraussetzung der Möglichkeit
- von Argumentation
- von Wissen
- von Wahrheit
Explikation der Fundamentallogik:
1. Seinsbestimmung als Voraussetzung für Explikation.
Enthält aber noch keine Bestimmtheit(so-sein)
Explizieren ist Bestimmen.
Sein ist als unbestimmt bestimmt, aber bestimmt in Bezug auf Nicht-Sein(Synthese)
2. Stringenz dialektischer Explikation.
Hösle: das dialektische Fortschreiten beruht wesentlich auf einer Diskrepanz
zwischen der Bedeutung eines Begriffs und dessen begrifflichen Eigenschaften.
Die Kategorienentwicklung zielt auf eine Kategorie ab, die das explizit behauptet,
was sie implizit präsupponiert.
Nimmt man all das, was im Begriff des Seins impliziert ist,
kommt man zur absoluten Idee
Jedes Ziel ist im Gang der Logik nirgends ausdrücklich vorausgesetzt.
3. Die antinomische Struktur von Sein und Nicht-Sein impliziert, dass Beide untrennbar zusammengehören
und dergestalt zur Einführung einer synthetischen Beziehung auffordern oder gar nötigen,
die somit den Sinn von Sein mit dem von Nicht-Sein verbindet,
ein neuer Sinn von Sein gewissermassen, der sprachlich als Bestimmtsein konzeptualisiert ist.
- Gegensatzpaar So-Sein/Anders-Sein
- darauffolgende antinomische Strukturen = fortschreitende Explikation.
Jeder Eplikationsschritt generiert so einen impliziten Sachverhalt, usw...
Er erzeugt so immer eine neue Diskrepanz zwischen dem, was gerade expliziert wurde
und dem dadurch entstandenem neuen Impliziten.
Die Dialektik steht also keineswegs unter der unerfüllbaren Bedingung,
immer schon das Absolute als explizites Verfahrenskriterium in Anschlag bringen zu müssen.
4. Unhintergehbarkeit und Fallibilität absoluten Wissens.
Wenn ich etwas behaupte, kann für mich schlechterdings kein Zwefel daran bestehen,
dass ich einen Behauptungsakt vollzogen habe,
denn das entspricht meiner mit der Behauptung verbundenen Intention.
Aber der Aspekt subjektiver Evidenz ist für die Philosophie intersubjetiv nicht von Belang.
Entschedend ist die Triftigkeit der Argumentation für Andere.
Fallibilität des Wissens: Nicht dass die meine Sprachhandlungen voraussetzenden,
begleitenden Intentionen mir selbst unmittelbar zugänglich und evident sind,
kann als Kriterium des Wissens gelten, sondern allein die zugängliche
und objektiv nachvollziehbare logische Ausweisung des Wissens,
die als solche irrtumsanfällig ist.
Der Aspekt absoluter objekiver Gewissheit ist objektiv irrelevant.
Wenn etwas letztbegründbar ist, heisst es, dass es aus logischen Gründen als absolut ausweisbar ist,
d.h. es zu negieren, wäre selbst-widersprüchlich.
Irrtum ist möglich = richtige These des Fallibilismus
Irrtum ist notwendig = pragmatisch-widersprüchliche These des Fallibilismus.
Die Richtung dialektischen Fortschreitens ist durch das Verfahren selbst determiniert,
insofern der jeweils nächste Schritt durch den jeweils vorhergehenden logisch vorgezeichnet ist.
In diesem Sinn ist die Dialektik, wie von Hegel immer wieder betont,
nicht eine Methode, die äusserlich, d.h. willkürlich auf einen schon fertig gegebenen Gegenstand angewendet würde.
Sie bringt ihren Gegenstand vielmehr selbst hervor
und kann in diesem Sinn mit Hegel als Selbstbewegung des Begriffs/des Begreifens charakterisiert werden.
Das Verfahren dialektischer Begriffsexplikation hat eine heuristische Funktion,
ist stets ein Fortschreiten zu höherr begrifflicher Komplexität,
wo neue begriffliche Ebenen, neue Gegensatzbegriffe, usw. auftreten(können).
Immer reicht es zu wissen, dass mit einer Aussage stets ein Wahrheits-Anspruch verbunden ist.
Entscheidend ist die inter-subjektive Intention.
Diese Entwicklung ist dann abgeschlossen, wenn keine neuen Gegensätze mehr generiert werden
und somit kene neue Explikationsaufgabe besteht(z.B. Einigkeit Athlet/Trainer)
Hösle: 'Die Realphilosophie ist durch die Logik nicht völlig abgedeckt.
Objektiver ud subjektiver Geist eröffnen mit Kategorien der Inter-Subjektivität
eine realphilosophsche Sphäre, die durch die Logik nicht mehr prinzipiiert ist.
In dr Divergenz von Logik und Realphilosophie scheint daher eine echte Inkonsistenz zu liegen
- eine Inkonsistenz, die wohl auf eine Unvollständigkeit der Logik verweist.'
Hoffentlich passt das alles in die Birne..