Leistung
Teil 10/3: Co-existenziale Sportethik(Meinberg)
Sportethik muss Zukunft-gerichtet, Zukunft-tauglich sein.
Soll eine gute Zukunft für Menschen hervorbringen.
Systemtheoretisch muss Doping als ein Problem begriffen werden,
das aus einem Wechselverhältnis zwischen der Eigenlogik (spitzen-)sportlichen Handelns
und wirtschaftlichen, politischen, erzieherischen, wissenschaftlichen, usf. Bereichen hervorgeht.
Der Doper steht im Schnittpunkt diverser sozialer Beziehungspunkte,
die sein Handeln ermöglichen und kanalisieren.
Individuen können aber trotzdem immer wählen.
Doping wird zwar durch gesellschaftliche, mediale und strukturelle Prozesse evoziert,
die Entscheidung zum Dopen wird aber individuell gefällt und verantwortet.
Die selbstbestimmte Entscheidung für das Doping führt zu fremdbestimmten Abhängigkeiten.
Es gibt kein Teilsystem, das auf den Spitzensport nicht verzichten könnte:
Wirtschaft, Politik, Religion, Militär, Wissenschaft, Kunst, Medien, Gesundheit, Bildung...
Der Spitzensport aber kennt keine Unabhängigkeit,
er gerät zu den anderen Teilsystemen teilweise sogar in existenzielle Abhängigkeitsverhältnisse.
Durch Doping gerät er in Legitimationskrisen
und erfährt Leistungsentzug von mehreren Teilsystemen.
Auch beim Publikum gilt die Entbehrlichkeitsthese.
Spitzensport darf nicht bad guy sein,
sondern muss gesellschaftlicher Musterknabe sein,
als den ihn ältere Sportethoslehren ihn von Anbeginn an ausgewiesen haben.
Die gesellschaftliche Vorbildfunktion, die durch eine Dopingdiskussion konterkariert wird,
ist für den (Spitzen-)Sport überlebenswichtig.
Co-existenziale Ethik will die Mitte halten zwischen zu hoher Abstraktion
und theorie-loser Konkretion, kann als Lebenswelt-Ethik bezeichnet werden:
1. Historisch: ethische Begründungsformen werden auf historische Kontexte systematisch untersucht
2. Metaethik: sportethische Theoriebildung, Erkenntnistheorie der Sportethik
3. Deskriptive Ethik: Phänomene wie Fairness werden beschrieben unter Vermeidung von Werturteilen
4. Normative/Präskriptive Sportethik: Gebote und Verbote werden formuliert,
Solltzustände, Imperative, Modelle für einen humanen Spüort entwickelt
5. Angewandte Sportethik: anhand konkreter Situationen im Sport erfolgt ethische Beratung
Alle Zugangsweisen 1-5 sind gleichermassen wichtig
und verbieten Hierarchisierung, denn sie sind alle auf ihre Weise begrenzt.
Die Sportethik muss die Freiheit desjenigen, für den diese Ethiken bestimmt sind,
respektieren, sofern dieser die Freiheit der Mitsportler nicht tangiert.
= Wirksamkeitgrenze der Sportethik.
Kompliziert, schwierig, gar unlösbar?
- Moralische Ansprüche und Zumutungen können jederzeit mit Ablehnung quittiert werden.
- Es gibt komplizierte/verzwickte Fälle, wo Rechtsnormen und moralische Gebote
miteinander konfligieren und wo diese von Annahmen über das Verhältnis
von Recht und Moral und von Situationsdeutungen abhängt.
- Nach Grupe kann der Gegenstandsbereich Sport nicht als in sich identisch bestimmt werden.
Daher sei keine identische Sportethik konstruierbar.
- Die Eigenweltlichkeit des Wettkampfes generiert eine idealisierte Wertethik,
z.B. die Hervorhebung der Charakterstärke.
Diese ist im (Hochleistungs-)Sport teilweise abhanden gekommen.
Eine reine Sport(ler)Ethik erscheint daher problematisch,
wenn sie Moralität über den Charakter der Athleten definiert.
- Werte - nicht nur im Sport - unterliegen permanentem Wandel,
erscheinen somit für eine Wesensbestimmung des Sports
und einer entsprechenden Ethik als schwierig geeignet.
- Die Hoffnung, dass von Imperativen automatisch eine handlungsmotivierende Wirkung ausgeht,
ist allzuoft illusionär.
- Individuen ist Selbstanerkennung oft prioritär zu Fremdanerkennung.
Kommen wir mit Prioritätenregeln weiter?
1. Die Dringlichkeit eines (menschlichen)Wertes kommt vor seiner Ranghöhe.
Selbstverwirklichung = ranghoher Wert
Überleben = dringlicher(er) Wert
2. Ökosystem hat Vorrang vor Soziosystem.
Gerechteres gesellschaftliches Leben = hoher Wert
Überleben = dringlicher, ist Voraussetzung für besseres Soziosystem
3. Vorrang der Gemeinwohlinteressen vor Individualinteressen.
(Vorsicht: Totalitarismus!)
G. gehen nur vor, wenn Garantien für Menschen/Grund-Rechte des Einzelnen gewährleistet sind.
Gibt es ohne geltende Normen keine Verantwortung,
sondern höchstens Kausalitäten?
Kann Verantwortung dann eine eigenständige Norm sein?
Gehlen und Luhmann bezweifeln die Möglichkeit von Gewissensautonomie grundsätzlich,
weil das Gewissen nur im Rahmen von Pflichten und Normen als Systemregulativ agieren könne
und keine eigenen Werte und Normen setzen könne.
Falsch, denn Gewissensentwicklung kann im dialektischen Prozess
von Widerspruchserfahrungen und Verarbeitung im Gewissen erfolgen
Von vor-empirischem Ethik-Gewiossen zu empirischem Ethik-Gewissen.
Verantwortung muss immer unter Voraussetzungslosikeit und Vorurteilslosigkeit angegangen werden,
um Alle ins Boot holen zu können.
Möglicherweise können Letztbegründungstheorien helfen...
Teil 10/3: Co-existenziale Sportethik(Meinberg)
Sportethik muss Zukunft-gerichtet, Zukunft-tauglich sein.
Soll eine gute Zukunft für Menschen hervorbringen.
Systemtheoretisch muss Doping als ein Problem begriffen werden,
das aus einem Wechselverhältnis zwischen der Eigenlogik (spitzen-)sportlichen Handelns
und wirtschaftlichen, politischen, erzieherischen, wissenschaftlichen, usf. Bereichen hervorgeht.
Der Doper steht im Schnittpunkt diverser sozialer Beziehungspunkte,
die sein Handeln ermöglichen und kanalisieren.
Individuen können aber trotzdem immer wählen.
Doping wird zwar durch gesellschaftliche, mediale und strukturelle Prozesse evoziert,
die Entscheidung zum Dopen wird aber individuell gefällt und verantwortet.
Die selbstbestimmte Entscheidung für das Doping führt zu fremdbestimmten Abhängigkeiten.
Es gibt kein Teilsystem, das auf den Spitzensport nicht verzichten könnte:
Wirtschaft, Politik, Religion, Militär, Wissenschaft, Kunst, Medien, Gesundheit, Bildung...
Der Spitzensport aber kennt keine Unabhängigkeit,
er gerät zu den anderen Teilsystemen teilweise sogar in existenzielle Abhängigkeitsverhältnisse.
Durch Doping gerät er in Legitimationskrisen
und erfährt Leistungsentzug von mehreren Teilsystemen.
Auch beim Publikum gilt die Entbehrlichkeitsthese.
Spitzensport darf nicht bad guy sein,
sondern muss gesellschaftlicher Musterknabe sein,
als den ihn ältere Sportethoslehren ihn von Anbeginn an ausgewiesen haben.
Die gesellschaftliche Vorbildfunktion, die durch eine Dopingdiskussion konterkariert wird,
ist für den (Spitzen-)Sport überlebenswichtig.
Co-existenziale Ethik will die Mitte halten zwischen zu hoher Abstraktion
und theorie-loser Konkretion, kann als Lebenswelt-Ethik bezeichnet werden:
1. Historisch: ethische Begründungsformen werden auf historische Kontexte systematisch untersucht
2. Metaethik: sportethische Theoriebildung, Erkenntnistheorie der Sportethik
3. Deskriptive Ethik: Phänomene wie Fairness werden beschrieben unter Vermeidung von Werturteilen
4. Normative/Präskriptive Sportethik: Gebote und Verbote werden formuliert,
Solltzustände, Imperative, Modelle für einen humanen Spüort entwickelt
5. Angewandte Sportethik: anhand konkreter Situationen im Sport erfolgt ethische Beratung
Alle Zugangsweisen 1-5 sind gleichermassen wichtig
und verbieten Hierarchisierung, denn sie sind alle auf ihre Weise begrenzt.
Die Sportethik muss die Freiheit desjenigen, für den diese Ethiken bestimmt sind,
respektieren, sofern dieser die Freiheit der Mitsportler nicht tangiert.
= Wirksamkeitgrenze der Sportethik.
Kompliziert, schwierig, gar unlösbar?
- Moralische Ansprüche und Zumutungen können jederzeit mit Ablehnung quittiert werden.
- Es gibt komplizierte/verzwickte Fälle, wo Rechtsnormen und moralische Gebote
miteinander konfligieren und wo diese von Annahmen über das Verhältnis
von Recht und Moral und von Situationsdeutungen abhängt.
- Nach Grupe kann der Gegenstandsbereich Sport nicht als in sich identisch bestimmt werden.
Daher sei keine identische Sportethik konstruierbar.
- Die Eigenweltlichkeit des Wettkampfes generiert eine idealisierte Wertethik,
z.B. die Hervorhebung der Charakterstärke.
Diese ist im (Hochleistungs-)Sport teilweise abhanden gekommen.
Eine reine Sport(ler)Ethik erscheint daher problematisch,
wenn sie Moralität über den Charakter der Athleten definiert.
- Werte - nicht nur im Sport - unterliegen permanentem Wandel,
erscheinen somit für eine Wesensbestimmung des Sports
und einer entsprechenden Ethik als schwierig geeignet.
- Die Hoffnung, dass von Imperativen automatisch eine handlungsmotivierende Wirkung ausgeht,
ist allzuoft illusionär.
- Individuen ist Selbstanerkennung oft prioritär zu Fremdanerkennung.
Kommen wir mit Prioritätenregeln weiter?
1. Die Dringlichkeit eines (menschlichen)Wertes kommt vor seiner Ranghöhe.
Selbstverwirklichung = ranghoher Wert
Überleben = dringlicher(er) Wert
2. Ökosystem hat Vorrang vor Soziosystem.
Gerechteres gesellschaftliches Leben = hoher Wert
Überleben = dringlicher, ist Voraussetzung für besseres Soziosystem
3. Vorrang der Gemeinwohlinteressen vor Individualinteressen.
(Vorsicht: Totalitarismus!)
G. gehen nur vor, wenn Garantien für Menschen/Grund-Rechte des Einzelnen gewährleistet sind.
Gibt es ohne geltende Normen keine Verantwortung,
sondern höchstens Kausalitäten?
Kann Verantwortung dann eine eigenständige Norm sein?
Gehlen und Luhmann bezweifeln die Möglichkeit von Gewissensautonomie grundsätzlich,
weil das Gewissen nur im Rahmen von Pflichten und Normen als Systemregulativ agieren könne
und keine eigenen Werte und Normen setzen könne.
Falsch, denn Gewissensentwicklung kann im dialektischen Prozess
von Widerspruchserfahrungen und Verarbeitung im Gewissen erfolgen
Von vor-empirischem Ethik-Gewiossen zu empirischem Ethik-Gewissen.
Verantwortung muss immer unter Voraussetzungslosikeit und Vorurteilslosigkeit angegangen werden,
um Alle ins Boot holen zu können.
Möglicherweise können Letztbegründungstheorien helfen...