09.08.2017, 10:53
(07.08.2017, 23:38)Pippen schrieb:(07.08.2017, 22:41)DerC schrieb: Semenya ist mir immer noch ein Rätsel. Legt sie wirklich so spät los, weil sie Angst hat, zu deutlich zu gewinnen?
Die einfachsten Erklärungen sind meist die besten. Sie will laufen und Geld verdienen.
So sicher bin ich mir da nicht. Für mich spricht doch einiges gegen diese "Sandbagging-These". Ich stelle mir das z. B., unheimlich anstrengend vor, sich immer so zurückzuhalten. Und die meisten menschen entsprechen auch nicht so dem homo oeconomicus Modell … auch (oder gerade?) im Profisport nicht.
(08.08.2017, 08:33)Atanvarno schrieb:(08.08.2017, 08:08)TranceNation 2k14 schrieb: möglicherweise aber auch (wenn taktische Defizite) hat [Semenya] ihren Spurt überschätzt.
Ich denke da liegt die Wahrheit. Ja, sie hat geknautscht und war erschöpft, aber mit einem etwas früher angesetzten Spurt, oder einer besseren Position beim Ansetzen des Spurts hätte sie das Ding gewonnen.
Die Aussagen, die auf letsrun von hier wiedergegeben werden, legen zumindest für die 1500 eine andere Möglichkeit nahe: Sie war sich auf dieser Distanz zu unsicher, wollte Hassans Schicksal vermeiden. Sie hätte sich demnach also eher unterschätzt, wäre zu vorsichtig gewesen:
lets run schrieb:“I think we made mistakes during the race,” Semenya said. “We tried to keep up with the pace, but obviously when you make mistakes you pay. So obviously coming into the last bend I wasn’t quite sure about recovering from that, but I had to keep on pushing the last meters.”
http://www.letsrun.com/news/2017/08/womens-1500/
Also ich verstehe das so, dass es für sie schon hart war, die Tempoverschärfung mitzugehen, und dass sie sich unsicher war, wie gut sie danach noch spurten konnte.
Wir sollten aufpassen, uns weder von dem was wir sehen und erst recht nicht von dem was wir sehen wollen täuschen zu lassen. Semenya wirkt durch ihre große und masukuline Erscheinung beim mitlaufen im Frauenfeld irgendwie immer, als könne dass für sie nicht anstrengend sein. Ist es aber natürlich, und womöglich doch ähnlich anstrengend wie für die anderen.
@astra: Mal abgesehen davon, dass ich es problematisch finde, intersexuelle Menschen als „Freaks“ zu bezeichnen: Der Sport war schon immer eine „Freakshow“. Genau darum ging es, um besonders talentierte Individuen zu sehen, die schier unglaubliches vollbringen. Genetische Ausnahmen, die auf Grund ihrer Anlagen einen Vorteil gegenüber vielen anderen haben.
Jetzt kommt eine her, die auf ihre Art auch ein Ausnahme ist. So eine Ausnahme zu sein ist nicht auf einmal nicht ok, und soll ausgeschlossen werden. Das ist nicht ganz so trivial zu regeln. Und das Dominanzargument ist auch nicht so gut: Wir hatten auch schon einige talentierte Läufer*innen, die Disziplinen dominiert haben und unschlagbar schienen, also warum sollte Semenya die 800 der Frauen nicht einige Jahre dominieren dürfen, so wie ein Bekele oder Haile oder Farah die 10000? Das wurde ja stellenweise auch langweilig, gerade bei Farah mittlerweile
Ich sehe da eigentlich nur eine Lösung: Die bisherigen Klassen abzuschaffen, quasi von den historischen Definitionen, vom biologischen Sex, der nicht immer eindeutig zu bestimmen ist, wie von sozialen Gender-Konstruktionen zu lösen und durch eindeutig abgegrenzte Testosteronklassen zu ersetzen. (Womöglich mit der Möglichkeit, "hochzustarten", also mit weniger Testo in der höheren Klasse zu starten wenn man den möchte.)
Ist nicht meine Idee, habe ich schon irgendwo in der Diskussion so gelesen.
Wenn die Klassen einmal so definiert sind, sehe ich nicht, wie der CAS das aushebeln könnte. Er macht ja auch nichts gegen Gewichtsklassen in anderen Sportarten.
Gruß
C