Leistung im Sport
Teil 9/7: Vorbild
'Man braucht Kinder nicht zu erziehen, sie machen Einem sowieso alles nach'
(Karl Valentin)
'Man muss die Kinder richtig verwöhnen, nur so werden richtige Räuber aus Ihnen'
(Räuberhauptfrau aus dem russischen Märchen: Die Schneekönigin 1966)
'Es gibt Zeiten, die kommen der Ruhmesgier grosser Eroberer zustatten'
(Friedrich 2 - 'Der Grosse' - vorm 1. Schlesienkrieg)
'Eines weiss ich, was nie vergeht: Der Ruhm, den der Tote errang'
(Inschrift auf Soldaten-Massengrab 1945)
Klingt einfach, man muss gar nicht viel tun, nur abkratzen, und schon ist man ein 'Held'!
Doping-Tote waren auch mal 'Helden', aber dafür mussten sie alles Mögliche tun
'Kriminalität verändert sich, wird digitaler, vernetzter und internationaler.
Genauso muss sich Polizeiarbeit auch weiter entwickeln.'
(BKA-Präsident Münch)
'Anders als noch vor 20 Jahren scheitern die meisten Karrieren nicht mehr an mangelhafter Leistung,
sondern an der öffentlichen Wahrnehmung einer Leistung als mangelhaft.
Reputation musss also aktiv durch Kommunikation gemanagt werden.'
(Sandra Navidi)
'Es dauert Jahre, um sich einen guten Ruf aufzubauen - und 5 Minuten, um diesen zu zerstören'
(Warren Buffet)
'Wenn es nur eine einzige Wirklichkeit gäbe,
könnte man nicht 100 Bilder über dasselbe Thema(dieselbe Person/MZPTLK) machen'
(Picasso)
'Kunst ist ein besonders wichtiges Medium für die Entwicklung von Selbstverständnissen'
(Hegel)
'Welche Person man ist oder sein kann, ist ein offener, schöpferischer Prozess der Selbst-Aktualisierung'
(Brüntrup)
'Sportler eignen sich deshalb so gut als Rollenmodell,
weil sie sehr willensstarke Personen sind mit phantastischem Zeitmanagement und unglaublicher Selbstdisziplin.
Leider bringt der Sport gar nicht so rüber, welche imponierenden Lebensläufe er hat'
(Gebauer)
'Sport ist symbolische, konzentrierte Darstellung der Grundprinzipien der Leistungsgesellschaft,
wie sie z.B. in den Prinzipien der Objektivität, Chancengleichheit, Messbarkeit, Vergleichbarkeit,
Allgemeinverständlichkeit, in der Durchsichtigkeit der Leistungsdifferenzierung,
in der klaren Zuweisung von Rangpositionen aufgrund von erbrachter Leistung gegeben ist.
Leistung, Konkurrenz, Gleichheit ist das, was dem Sport seine besondere Faszination verleiht.
Vor allem Idealität.
Der Sport ist das bessere Bild, das die Leistungsgesellschaft von sich hat, im Grunde ihr geheimes Ideal.
Sport ist also nicht nur ein Produkt der Leistungsgesellschaft, sondern auch ihr Modell,
worin ihre hervorstechenden Grundprinzipien vergegenständlicht und positiv verstärkt werden.'
(v. Krockow)
'Vorbilder geben Lebensorientierung
Deshalb gibt es im Spitzensport heute so gut wie keine Vorbilder mehr,
denn Spitzensport kann kaum noch Lebensorientierung bieten.
Spätestens in den 80er Jahren hat der Sport jede Form von Vorbildwirkung verloren.'
(Gebauer)
Ojeoje, wer soll sich da noch auskennen?
Es gibt gute und böse Vorbilder,
Rollenmodelle, in die man rein- oder rausfallen kann,
trügerische Ideale und Idole
bis hin zu Fanatismus und (Selbst-)Zerstörung.
Verführer haben besonders bei jungen Menschen Erfolg mit Instrumentalisierung, die diese später bitter bereuen.
Gebauer war als junger Mann enttäuscht von seinem Vorbild/Idol Hary(obskure Immobiliendeals),
als Reiferer von Boris Becker(im 'richtigen' Leben einige Irrungen und Wirrungen) und Jan Ulrich(Doping)
Macht-, Ruhm- und Geldgier kann vermeintlich hehre Vorbilder korrumpieren.
War das je anders?
Und: lässt sich das überhaupt grundsätzlich, vollständig und für alle Zeiten ändern?
Nö.
Was ist zu tun?
Aufklärung, Analyse,
Precht nennt - in Anlehnung an die Hirnforschung - 8 Ichs,
die dabei helfen können, wo wir ansetzen sollten:
1. Körper-Ich(mein eigener Körper)
2. Verortungs-Ich(wo ich gerade bin)
3. Perspektiv-Ich(Ich bin Zentrum der von mir erfahrenen Welt)
4. Erlebnissubjekt-Ich(Es sind meine Sinneseindrücke)
5. Autorschafts-/Kontroll-Ich(Ich bin ursächlich und verantwortlich für meine Gedanken und Handlungen)
6. Autobiographisches Ich(Ich erlebe mich als der Eine, Bestimmte)
7. Selbstrefklektives Ich(Ich als Objekt von Betrachtung und Kritik meines Subjekt-Ichs)
8. Moralisches Ich(Gewissen/was ist gut oder schlecht)
Hätten die Massenmörder Alexander 'der Grosse', Karl 'der Grosse' und Friedrich 2 'der Grosse'
mehr an 7 und 8 gearbeitet, hätte es viel weniger Tote gegeben,
aber auch viel weniger 'Ruhm' der Nachwelt durch viele Generationen verblendeter 'Historiker' und verblödeter Geschichtspauker.
Übrigens auch deswegen hatte sich Hitler(bei dem auch alles gross sein musste) alle Drei zum Vorbild genommen.
Wir sind heute etwas schlauer, auch wenn wir immer wieder nach Vorbildern hecheln,
die sich früher oder später als wenig geeignet oder schlecht herausstellen.
Vorbilder sind unvollkommene Menschen in Wandlung.
Wenn man sich das auf der Zunge zergehen lässt, kann man - im Gegensatz zu Gebauer -
auch heute und künftig Freude und Gewinn mit ihnen haben:
- Hary, Becker, Ulrich hatten einiges falsch gemacht, aber sie können in Vielem ein Vorblld bleiben.
- Der Laufstil eines Geparden oder die Bewegungskonfigurationen gedopter Weltrekordler sind nicht Menschen-möglich,
man kann aber in die Richtung arbeiten.
- Der Pianist Horowitz hat oft ein weniger gutes fremdes kompositorisches Vorbild anders, nach eigenem Vorbild interpretiert.
und so auch aus Sch... Gold gemacht.
- Man kann in vielen Bereichen etwas entdecken, rausholen, veredeln, vervollkommnen,
was das Vorbild Urheber oder Erstinterpret nicht intendiert, nicht so gut arrangiert oder interpretiert hatte.
- Und man wäre schön blöd, würde man nicht sogar von den genannten Massenmördern Dinge lernen
wie z. B. Strategie oder Rhetorik, auch und gerade um deren Machenschaften zu durchschauen
und entgegen zu wirken
- Sport soll und kann anders sein als der Alltag der Akteure und Zuschauer
(unter Bedingungen, unter denen sie nicht immer moralisch sein können oder wollen):
gerecht(er), sauber(er), moralisch(er)
Damit Sportler Vorbild werden und bleiben können, verlangt Gebauer eine untadelige Persönlichkeit,
auch im menschlichen Miteinander.
Natürlich wäre das wünschenswert, aber übermenschlich.
Selbst wenn das objektiv möglich oder der Fall wäre,
müsste immer erst jemand kommen, der Diesen zum Vorbild erwählt.
Man kann sich - ohne Hybris - auch selbst zum Vorbild nehmen.
Vorbilder können also fremd sein, imaginär oder in einem selbst liegen.
Man kann auch nicht beschliessen, ein Vorbild zu sein, dazu gehört immer jemand anderes,
der sich - aus welchen erfindlichen oder unerfindlichen Gründen auch immer -
'sein' Vorbild 'ausguckt'.
Ob man das Vorbild(subjektiv nachahmenswert), Rollenmodell, Idol oder Projektionsobjekt für Fanatismus nennt,
ist nicht so entscheidend, ausserdem sind die Übergänge fliessend.
Ein Rollenmodell wird uns vor allem im Berufsleben oft begegnen und mehr oder weniger freiwillig abverlangt.
Ein besonders krasses Beispiel für freiwilliges Rollenspiel war Ferdinand Waldo Demara,
der Schiffsarzt, Ingenieur, Hilfsscheriff, Gefängniswärter, Psychologe, Krankenpfleger, Anwalt, Kinderbetreuer,
Benediktinermönch, Herausgeber, Krebsforscher und Lehrer verkörperte, um vor allem Anerkennung zu erheischen.
Das funktionierte natürlich nur mit einem extrem hohen IQ und einem fotografischen Gedächtnis.
Hier wird besonders deutlich, dass Menschen in der Lage ist, ihr Selbst,
ihre Authentizität breit aufzustellen und zu modifizieren.
Authentizität ist nichts fixes, finales,
sondern eine Momentaufnahme der freiwilligen ökologischen Nutzung/Ausschöpfung unserer Potentiale.
Also das werden zu können, was einem ohne Zwang möglich ist.
Das gilt auch für freiwillige Handlungen ausserhalb der Komfortzone,
denn nur so ist aussergewöhnlicher Erfolg möglich.
Grupe spricht von einer Dimension der Seins-Wahrheit,
in der Leistungssteigerung sich zum Mass maximierter innerer Existenz entwickelt.
Lenk vom Sport als Existenzial des aurtthentischen Selbst und fragt:
'Wer könnte unter Zwang Höchstleistungen erbringen?'
Der Sportler ist sellbst Auftraggeber und Auftragnehmer,
Leistung-Geber und Leistung-Nehmer,
Produzent und Nutzniesser.
Das Selbst ist sein eigenes Vorbild, dazu muss es aus seinem momentanen Status herauskommen,
um zum Ziel, zum erstrebten Selbst gelangen zu können.
Es handelt sich um eine expressive, individuell emanuierte Verfassung des Selbst,
die im Lebenslauf möglichst kohärent nach Selbstverwirklichung sucht.
Dabei kann/darf sich natürlich nur im Rahmen von Physik und Regeln bewegt werden.
Ansonsten gestattet Authentizität sehr grosse Flexibilität.
Bereits Freud sah einen psychodynamischen Prozess,
eine Angleichung, eine Transformation des Ich(Authentizität) an das zum Vorbild genommene Muster oder Beispiel.
Die Affinität zum Vorbild, dessen Erfolg und die Überzeugung, ihm nacheifern zu können,
ermöglicht und erleichtert die Transformation.
Und: die Kennungen von Authentizitat wie
Ungezwungenheit, Ungekünsteltheit, geradeheraus, spontan, nicht-affektiv, ehrlich, unverstellt, in Harmonie,
im Einklang mit eigenen Übezeugungen, Selbstregulierung, etc.
lassen das oft ohne grosse Reibung zu.
Aber: Authentizität kann, muss nicht moralisch sein
Vorbilder können, müssen nicht moralisch sein.
Wird nicht automatisch mitgeliefert,
Ist nun mal leider so.
Ohne Freiheit zum Guten und Bösen ist Authentizität, sind auch Vorbilder(siehe Massenmörder) nicht zu haben.
Ist der Doper Vorbild?
De facto ja, solange er nicht erwischt wird.
Aber auch dann gibt es Einige, die trotzdem oder gerade deswegen zu ihm halten.und ihm nacheifern.
Ist der Doper authentisch?
Wenn er ein gespaltenes Bewusstsein hat, nur in der einen Abteilung.
Hat er ein kohärentes Bewusstsein, ist er diesbezüglich authentisch,
physisch natürlich in keinem Fall.
Doper zeigen Doping-Doppelmoral:
Schein und Sein
Echt - unecht
Authentisch - nicht authentisch
Lüge - Wahrheit
Show - Substanz
In welcher Welt will er leben, wer will er sein, wie will er sein?
Doping generiert neue (Vor-)Bilder.
Vorbilder der Über-Menschlichkeit, der Ausser-Menschlichkeit, der Un-Menschlichkeit.
Der Un-Moral.
Jedenfalls:
Wir können unser Leben ändern,
wir müssen unser Ändern leben.
'Der Idiot' von Dostojewski ist nicht menschlich, weil er sich nicht ändern kann.
Weil er sich nicht dafür entscheiden kann, nicht authentisch zu sein.
Ein Selbst habe, gewinne ich nur, wenn es mir um etwas geht,
wenn ich ein - für mich lohnendes - Ziel verfolge
Das ist auch und gerade genetisch möglich, wir sind unserem Erbgut nicht ausgeliefert.
Der Aktivierungszustand von Genen kann beeinflusst werden.
Wir können unseren epigenetischen Schaltplan ändern.
Erworbene Eigenschaften können vererbt werden.
Gene steuern nicht nur, sie werden auch gesteuert.
Es gibt kein fixes Arsenal von Eigenschaften, wo ich längere Zeit oder für immer authentisch bin.
Menschen sind reflektierende, kalkulierende Wesen.
Es besteht objektiv, aber zumindest subjektiv oft oder immer eine Diskrepanz zwischen dem,
was man ist,
was man zeigt,
wie man sein könnte
und wie man sein wollte.
Vorbilder können aus der Realität, aber auch aus der Fiktion genommen werden.
Vorbilder sind spätestens seit der Aufklärung einem Diskurs unterworfen.
Im Sport haben die Akteure eine besondere Verantwortung gegenüber vor allem den jungen Adressaten,
deren Einsichts- und Urteilsfähigkeit noch nicht so weit entwickelt ist.
Denn wird ein Vorbild nicht nur als solches wahrgenommen, sondern wird es auch nachgespielt,
verschmelzen Vorbild und Nachahmer:
Ich bin Messi, Bolt, Nowitzki...
Vergessen wird dabei oft, dass diese Leute auf dem Weg zum Erfolg
nicht den Lift, sondern die Treppe genommen haben.
Wenn dann der eigene Erfolg zu sehr hinter dem Vorbild herhinkt,
wirft man allzuschnell die Flinte ins Korn(daher auch die allzuvielen Leichtathletik.Dropouts)
und wendet sich anderen Betätigungen zu, wo es Hebelwirkungen zum schnellen, leichten 'Erfolg', zum Kick gibt:
- Sportarten, die wenig Anstrengung, aber schnelle Belohnung bieten
- Leichtes Erhaschen von vielen Likes in 'social' media, usw...
Die Leichtathletik hat hier eine grosse, wichtige, entscheidende Baustelle.
Teil 9/7: Vorbild
'Man braucht Kinder nicht zu erziehen, sie machen Einem sowieso alles nach'
(Karl Valentin)
'Man muss die Kinder richtig verwöhnen, nur so werden richtige Räuber aus Ihnen'
(Räuberhauptfrau aus dem russischen Märchen: Die Schneekönigin 1966)
'Es gibt Zeiten, die kommen der Ruhmesgier grosser Eroberer zustatten'
(Friedrich 2 - 'Der Grosse' - vorm 1. Schlesienkrieg)
'Eines weiss ich, was nie vergeht: Der Ruhm, den der Tote errang'
(Inschrift auf Soldaten-Massengrab 1945)
Klingt einfach, man muss gar nicht viel tun, nur abkratzen, und schon ist man ein 'Held'!
Doping-Tote waren auch mal 'Helden', aber dafür mussten sie alles Mögliche tun
'Kriminalität verändert sich, wird digitaler, vernetzter und internationaler.
Genauso muss sich Polizeiarbeit auch weiter entwickeln.'
(BKA-Präsident Münch)
'Anders als noch vor 20 Jahren scheitern die meisten Karrieren nicht mehr an mangelhafter Leistung,
sondern an der öffentlichen Wahrnehmung einer Leistung als mangelhaft.
Reputation musss also aktiv durch Kommunikation gemanagt werden.'
(Sandra Navidi)
'Es dauert Jahre, um sich einen guten Ruf aufzubauen - und 5 Minuten, um diesen zu zerstören'
(Warren Buffet)
'Wenn es nur eine einzige Wirklichkeit gäbe,
könnte man nicht 100 Bilder über dasselbe Thema(dieselbe Person/MZPTLK) machen'
(Picasso)
'Kunst ist ein besonders wichtiges Medium für die Entwicklung von Selbstverständnissen'
(Hegel)
'Welche Person man ist oder sein kann, ist ein offener, schöpferischer Prozess der Selbst-Aktualisierung'
(Brüntrup)
'Sportler eignen sich deshalb so gut als Rollenmodell,
weil sie sehr willensstarke Personen sind mit phantastischem Zeitmanagement und unglaublicher Selbstdisziplin.
Leider bringt der Sport gar nicht so rüber, welche imponierenden Lebensläufe er hat'
(Gebauer)
'Sport ist symbolische, konzentrierte Darstellung der Grundprinzipien der Leistungsgesellschaft,
wie sie z.B. in den Prinzipien der Objektivität, Chancengleichheit, Messbarkeit, Vergleichbarkeit,
Allgemeinverständlichkeit, in der Durchsichtigkeit der Leistungsdifferenzierung,
in der klaren Zuweisung von Rangpositionen aufgrund von erbrachter Leistung gegeben ist.
Leistung, Konkurrenz, Gleichheit ist das, was dem Sport seine besondere Faszination verleiht.
Vor allem Idealität.
Der Sport ist das bessere Bild, das die Leistungsgesellschaft von sich hat, im Grunde ihr geheimes Ideal.
Sport ist also nicht nur ein Produkt der Leistungsgesellschaft, sondern auch ihr Modell,
worin ihre hervorstechenden Grundprinzipien vergegenständlicht und positiv verstärkt werden.'
(v. Krockow)
'Vorbilder geben Lebensorientierung
Deshalb gibt es im Spitzensport heute so gut wie keine Vorbilder mehr,
denn Spitzensport kann kaum noch Lebensorientierung bieten.
Spätestens in den 80er Jahren hat der Sport jede Form von Vorbildwirkung verloren.'
(Gebauer)
Ojeoje, wer soll sich da noch auskennen?
Es gibt gute und böse Vorbilder,
Rollenmodelle, in die man rein- oder rausfallen kann,
trügerische Ideale und Idole
bis hin zu Fanatismus und (Selbst-)Zerstörung.
Verführer haben besonders bei jungen Menschen Erfolg mit Instrumentalisierung, die diese später bitter bereuen.
Gebauer war als junger Mann enttäuscht von seinem Vorbild/Idol Hary(obskure Immobiliendeals),
als Reiferer von Boris Becker(im 'richtigen' Leben einige Irrungen und Wirrungen) und Jan Ulrich(Doping)
Macht-, Ruhm- und Geldgier kann vermeintlich hehre Vorbilder korrumpieren.
War das je anders?
Und: lässt sich das überhaupt grundsätzlich, vollständig und für alle Zeiten ändern?
Nö.
Was ist zu tun?
Aufklärung, Analyse,
Precht nennt - in Anlehnung an die Hirnforschung - 8 Ichs,
die dabei helfen können, wo wir ansetzen sollten:
1. Körper-Ich(mein eigener Körper)
2. Verortungs-Ich(wo ich gerade bin)
3. Perspektiv-Ich(Ich bin Zentrum der von mir erfahrenen Welt)
4. Erlebnissubjekt-Ich(Es sind meine Sinneseindrücke)
5. Autorschafts-/Kontroll-Ich(Ich bin ursächlich und verantwortlich für meine Gedanken und Handlungen)
6. Autobiographisches Ich(Ich erlebe mich als der Eine, Bestimmte)
7. Selbstrefklektives Ich(Ich als Objekt von Betrachtung und Kritik meines Subjekt-Ichs)
8. Moralisches Ich(Gewissen/was ist gut oder schlecht)
Hätten die Massenmörder Alexander 'der Grosse', Karl 'der Grosse' und Friedrich 2 'der Grosse'
mehr an 7 und 8 gearbeitet, hätte es viel weniger Tote gegeben,
aber auch viel weniger 'Ruhm' der Nachwelt durch viele Generationen verblendeter 'Historiker' und verblödeter Geschichtspauker.
Übrigens auch deswegen hatte sich Hitler(bei dem auch alles gross sein musste) alle Drei zum Vorbild genommen.
Wir sind heute etwas schlauer, auch wenn wir immer wieder nach Vorbildern hecheln,
die sich früher oder später als wenig geeignet oder schlecht herausstellen.
Vorbilder sind unvollkommene Menschen in Wandlung.
Wenn man sich das auf der Zunge zergehen lässt, kann man - im Gegensatz zu Gebauer -
auch heute und künftig Freude und Gewinn mit ihnen haben:
- Hary, Becker, Ulrich hatten einiges falsch gemacht, aber sie können in Vielem ein Vorblld bleiben.
- Der Laufstil eines Geparden oder die Bewegungskonfigurationen gedopter Weltrekordler sind nicht Menschen-möglich,
man kann aber in die Richtung arbeiten.
- Der Pianist Horowitz hat oft ein weniger gutes fremdes kompositorisches Vorbild anders, nach eigenem Vorbild interpretiert.
und so auch aus Sch... Gold gemacht.
- Man kann in vielen Bereichen etwas entdecken, rausholen, veredeln, vervollkommnen,
was das Vorbild Urheber oder Erstinterpret nicht intendiert, nicht so gut arrangiert oder interpretiert hatte.
- Und man wäre schön blöd, würde man nicht sogar von den genannten Massenmördern Dinge lernen
wie z. B. Strategie oder Rhetorik, auch und gerade um deren Machenschaften zu durchschauen
und entgegen zu wirken
- Sport soll und kann anders sein als der Alltag der Akteure und Zuschauer
(unter Bedingungen, unter denen sie nicht immer moralisch sein können oder wollen):
gerecht(er), sauber(er), moralisch(er)
Damit Sportler Vorbild werden und bleiben können, verlangt Gebauer eine untadelige Persönlichkeit,
auch im menschlichen Miteinander.
Natürlich wäre das wünschenswert, aber übermenschlich.
Selbst wenn das objektiv möglich oder der Fall wäre,
müsste immer erst jemand kommen, der Diesen zum Vorbild erwählt.
Man kann sich - ohne Hybris - auch selbst zum Vorbild nehmen.
Vorbilder können also fremd sein, imaginär oder in einem selbst liegen.
Man kann auch nicht beschliessen, ein Vorbild zu sein, dazu gehört immer jemand anderes,
der sich - aus welchen erfindlichen oder unerfindlichen Gründen auch immer -
'sein' Vorbild 'ausguckt'.
Ob man das Vorbild(subjektiv nachahmenswert), Rollenmodell, Idol oder Projektionsobjekt für Fanatismus nennt,
ist nicht so entscheidend, ausserdem sind die Übergänge fliessend.
Ein Rollenmodell wird uns vor allem im Berufsleben oft begegnen und mehr oder weniger freiwillig abverlangt.
Ein besonders krasses Beispiel für freiwilliges Rollenspiel war Ferdinand Waldo Demara,
der Schiffsarzt, Ingenieur, Hilfsscheriff, Gefängniswärter, Psychologe, Krankenpfleger, Anwalt, Kinderbetreuer,
Benediktinermönch, Herausgeber, Krebsforscher und Lehrer verkörperte, um vor allem Anerkennung zu erheischen.
Das funktionierte natürlich nur mit einem extrem hohen IQ und einem fotografischen Gedächtnis.
Hier wird besonders deutlich, dass Menschen in der Lage ist, ihr Selbst,
ihre Authentizität breit aufzustellen und zu modifizieren.
Authentizität ist nichts fixes, finales,
sondern eine Momentaufnahme der freiwilligen ökologischen Nutzung/Ausschöpfung unserer Potentiale.
Also das werden zu können, was einem ohne Zwang möglich ist.
Das gilt auch für freiwillige Handlungen ausserhalb der Komfortzone,
denn nur so ist aussergewöhnlicher Erfolg möglich.
Grupe spricht von einer Dimension der Seins-Wahrheit,
in der Leistungssteigerung sich zum Mass maximierter innerer Existenz entwickelt.
Lenk vom Sport als Existenzial des aurtthentischen Selbst und fragt:
'Wer könnte unter Zwang Höchstleistungen erbringen?'
Der Sportler ist sellbst Auftraggeber und Auftragnehmer,
Leistung-Geber und Leistung-Nehmer,
Produzent und Nutzniesser.
Das Selbst ist sein eigenes Vorbild, dazu muss es aus seinem momentanen Status herauskommen,
um zum Ziel, zum erstrebten Selbst gelangen zu können.
Es handelt sich um eine expressive, individuell emanuierte Verfassung des Selbst,
die im Lebenslauf möglichst kohärent nach Selbstverwirklichung sucht.
Dabei kann/darf sich natürlich nur im Rahmen von Physik und Regeln bewegt werden.
Ansonsten gestattet Authentizität sehr grosse Flexibilität.
Bereits Freud sah einen psychodynamischen Prozess,
eine Angleichung, eine Transformation des Ich(Authentizität) an das zum Vorbild genommene Muster oder Beispiel.
Die Affinität zum Vorbild, dessen Erfolg und die Überzeugung, ihm nacheifern zu können,
ermöglicht und erleichtert die Transformation.
Und: die Kennungen von Authentizitat wie
Ungezwungenheit, Ungekünsteltheit, geradeheraus, spontan, nicht-affektiv, ehrlich, unverstellt, in Harmonie,
im Einklang mit eigenen Übezeugungen, Selbstregulierung, etc.
lassen das oft ohne grosse Reibung zu.
Aber: Authentizität kann, muss nicht moralisch sein
Vorbilder können, müssen nicht moralisch sein.
Wird nicht automatisch mitgeliefert,
Ist nun mal leider so.
Ohne Freiheit zum Guten und Bösen ist Authentizität, sind auch Vorbilder(siehe Massenmörder) nicht zu haben.
Ist der Doper Vorbild?
De facto ja, solange er nicht erwischt wird.
Aber auch dann gibt es Einige, die trotzdem oder gerade deswegen zu ihm halten.und ihm nacheifern.
Ist der Doper authentisch?
Wenn er ein gespaltenes Bewusstsein hat, nur in der einen Abteilung.
Hat er ein kohärentes Bewusstsein, ist er diesbezüglich authentisch,
physisch natürlich in keinem Fall.
Doper zeigen Doping-Doppelmoral:
Schein und Sein
Echt - unecht
Authentisch - nicht authentisch
Lüge - Wahrheit
Show - Substanz
In welcher Welt will er leben, wer will er sein, wie will er sein?
Doping generiert neue (Vor-)Bilder.
Vorbilder der Über-Menschlichkeit, der Ausser-Menschlichkeit, der Un-Menschlichkeit.
Der Un-Moral.
Jedenfalls:
Wir können unser Leben ändern,
wir müssen unser Ändern leben.
'Der Idiot' von Dostojewski ist nicht menschlich, weil er sich nicht ändern kann.
Weil er sich nicht dafür entscheiden kann, nicht authentisch zu sein.
Ein Selbst habe, gewinne ich nur, wenn es mir um etwas geht,
wenn ich ein - für mich lohnendes - Ziel verfolge
Das ist auch und gerade genetisch möglich, wir sind unserem Erbgut nicht ausgeliefert.
Der Aktivierungszustand von Genen kann beeinflusst werden.
Wir können unseren epigenetischen Schaltplan ändern.
Erworbene Eigenschaften können vererbt werden.
Gene steuern nicht nur, sie werden auch gesteuert.
Es gibt kein fixes Arsenal von Eigenschaften, wo ich längere Zeit oder für immer authentisch bin.
Menschen sind reflektierende, kalkulierende Wesen.
Es besteht objektiv, aber zumindest subjektiv oft oder immer eine Diskrepanz zwischen dem,
was man ist,
was man zeigt,
wie man sein könnte
und wie man sein wollte.
Vorbilder können aus der Realität, aber auch aus der Fiktion genommen werden.
Vorbilder sind spätestens seit der Aufklärung einem Diskurs unterworfen.
Im Sport haben die Akteure eine besondere Verantwortung gegenüber vor allem den jungen Adressaten,
deren Einsichts- und Urteilsfähigkeit noch nicht so weit entwickelt ist.
Denn wird ein Vorbild nicht nur als solches wahrgenommen, sondern wird es auch nachgespielt,
verschmelzen Vorbild und Nachahmer:
Ich bin Messi, Bolt, Nowitzki...
Vergessen wird dabei oft, dass diese Leute auf dem Weg zum Erfolg
nicht den Lift, sondern die Treppe genommen haben.
Wenn dann der eigene Erfolg zu sehr hinter dem Vorbild herhinkt,
wirft man allzuschnell die Flinte ins Korn(daher auch die allzuvielen Leichtathletik.Dropouts)
und wendet sich anderen Betätigungen zu, wo es Hebelwirkungen zum schnellen, leichten 'Erfolg', zum Kick gibt:
- Sportarten, die wenig Anstrengung, aber schnelle Belohnung bieten
- Leichtes Erhaschen von vielen Likes in 'social' media, usw...
Die Leichtathletik hat hier eine grosse, wichtige, entscheidende Baustelle.