Leistung im Sport
Teil 9/6: Natürlich-Künstlich
'Nichts hindert mehr daran, natürlich zu sein, als das Bestreben, es zu scheinen'
(La Rochefoucault)
'In the year 2525
your legs got nothin' to do
some machine's doing that for you.
You won't need no husband, need no wife
you'll pick your son, pick your daughter too
from the bottom of a long glass tube.
Ain't gonna need to tell the truth, tell no lie
Everything you think, do and say
is in the pill you took today...'
(Zager & Evans 1969)
'...werden die arbeitsfähigen Juden strassenbauend in diese Gebiete geführt,
wobei zweifellos ein Grossteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird.
Der allfällig endlich verbleibende Restbestand wird,
da es sich bei diesem zweifellos um den widerstandsfähigsten Teil handelt,
entsprechend behandelt werden müssen,
da dieser, eine natürlich Auslese darstellend,
bei Freilassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaus anzusprechen ist.'
(Protokoll Wannseekonferenz 20.1.1942)
'Er hilft uns, uns zu befreien von unserer unmittelbaren Natur,
um uns wiederzugewinnen in der menschgeborenen und geistig gegründeten Natürlichkeit.'
(Karl Jaspers 1947 über Goethe)
'Wissenschaft wird als solidarische Bemühung von Menschen
in methodisch ausgewiesener und zielbewusster Erkenntnisarbeit
gegen die Irrationalität der natürlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse unternommen,
damit die Erde als der einheitlich gemeinsame Lebensraum einer brüderlichen Menschheit
in Frieden bewohnt und mit Vernunft genutzt wird.'
(Appelt/Berger: Kreuznacher Hochschulkonzept, Reformziele der Bundesassistentenkonferenz,1968)
Unerwünschte oder suboptimale Natur-Zustände sollen per Menschenwerk(künstlich)
in normativ-erwünschte Richtungen manipuliert werden.
Ziel ist immer ein anthropozentrischer Nutzen,ob gut oder böse.
Hat die Natur mit der Evolution zum Menschen einen Turbo der (eigenen) Destruktion erschaffen?
Ist der Mensch also ein Irrläufer der Evolution, ein Irrtum der Natur
oder ist der Mensch nur ein (notwendiger?)Übergang zu Besserem?
Jedenfalls kann der Mensch natürliche Prozesse beschleunigen und kreieren aber auch bremsen und beenden.
Wer setzt Zweck, Ziel, Sinn?
Kann die Natur das? Oder nur der Mensch?
Eine ex-post-Betrachtung, von den (Zwischen-)Ergebnissen der Evolution her, lässt das vermuten.
Es scheint Natur-inhärente Zwecke/Ziele zu geben:
in der - vor allem organischen - Welt sind überall faszinierende Ergebnisse zu beobachten.
In der Physik hat man auch anorganische Selbstorganisation gefunden.
In der Biologie sind Unmengen von Adaptationen an Umweltbedingungen bekannt.
Aber ist damit schon ein planendes Vorgehen der Natur identifiziert?
Kann man aus Adaptationen Normativität im Sinn einer Handlungsorientierung ablesen?
Fragen wir mal Plessner:
'Auch wenn die Natur zielgerichtete Abläufe kennt, ist sie doch das Reich des blossen Seins, nicht des Sollens.
Erst der Mensch bringt Werte in die Welt, die Idee eines guten Lebens.
Der Mensch wird damit zum Mass aller Dinge, indem er nämlich das Mass überhaupt in die Welt bringt.
Der Mensch, in seine (natürliche) Grenze gesetzt, lebt über diese hinaus.
Er lebt und erlebt nicht nur, sondern er erlebt sein Erleben(exzentrische Positionalität).'
Der Mensch kann als Produkt der Natur auch die Natur zu seinem Produkt machen.
'Künstliche' Natürlichkeit.
Also Zweckhaftes.
Ist damit die von vielen Philosophen vermutete oder postulierte Zweckfreiheit der Natur gebrochen?
MZPTLK behauptet, diese gab und gibt es nicht.
Warum?
Der Mensch ist nicht das erste, einzige und letzte Subjekt der Natur.
Alles was existiert, trägt seinen Zweck und seinen Sinn mit sich.
Hegel: 'Der Zweckbegriff ist eine einfache Bestimmtheit der Dinge und in ihnen selbst angelegt.'
Damit ist kein ethischer Naturalismus gemeint,
der Natürlichkeit als Wert oder Norm postuliert.
Aristoteles geht m.E. zu weit:
'Jede natürliche Entwicklung ist zweckmässig und gut,
denn in der Natur kann nichts ohne Zweck geschehen.
Letzter Zweck ist der Gott oder das Schönste und Beste, angelegt in den Dingen selbst.'
Das Da-Sein ist bereits ein Zweck, sein Zweck.
Und kann Zweck zu, für etwas Anderes sein:
Ohne das frühere Da-Sein von Einzellern gäbe es den späteren Menschen nicht.
Was ist ein Zweck?
Ein Beweggrund für eine zielgerichtete Tätigkeit, für ein Verhalten.
Ein Anlass, eine Final-Ursache.
Auf ein Ziel hin.
Auf dem Weg zum Ziel müssen zweckmässige Mittel eingesetzt werden.
Ein geschlossener, kausaler Prozess.
Aristoteles kannte die Evolutionstheorie natürlich noch nicht, die neue Antworten zu geben versuchte:
- wie sind zweckdienliche Mechanismen organischer/physiologischer Probleme erklärbar?
- wie ist die Vielfalt von Existenzen erklärbar?
Systeme gnügend hoher Komplexität sind in der Lage, ziel-/zweckabhängige Prozesse zu steuern.
Man spricht heute nicht oder kaum von Teleologie, sondern von teleonomen Prozessen:
1. Homöostatische Teleonomie physiologischer Systeme
2. Programmierte Teleonomie molekular kontrollierter Morphogenese
3. Ökologische Teleonomie natürlicher Auslese
4. Auch soziale Prozesse zeigen homöostatische Interaktionen
Bei der Adaptation spielen Zufall, Notwendigkeit, Zwang, Zielgerichtetheit, Intentionalität mit.
Einzeln oder in Kombination, jedenfalls im Einklang mit den Naturgesetzen.
Die sehr unterschiedlichen Entwicklungs-Geschwindigkeiten verursachen arge Probleme:
- die technische Entwicklung verläuft rasant
- die kulturelle ist langsamer
- die moralische ist noch träger
- die physische ist am schwerfälligsten
In der Biologie und in der Kybernetik wird erforscht, wie ein Organismus in seinem Verhalten auf ein Ziel hin gesteuert ist.
Das Verhältnis System-Umwelt ist durch Rückkoppelungen von In- und Output gekennzeichnet.
die Umwelt beeinflusst den Input des Systems, der System-Output die Umwelt.
Nach Luhmann bemisst sich die Rationalität der Organisation eines Systems
- nach dessen Fähigkeit zu effizienter Komplexitätsreduktion
- nach dessen Fähigkeit zur schnellen Anpassung an Veränderungen in der Systemumwelt
- nach dessen Fähigkeit zur Vernetzung der in seinen Teilsystemen erbrachten Leistungen
Aus einem System heraus können Zwecksetzungen generiert werden.
Das System qualifiziert sich so als eigenleistend, intentional und zielgerichtet.
In jeder Millionstelsekunde entsteht - auch unabhängig vom Menschen - eine neue Welt.
Jeder lebende Mensch ist ein Mutant.
Jede Zeugung kreiert über 100.000 Mutationen.
In den letzten 10.000 Jahren erfolgten stark beschleunigte Mutationen.
Jede menschliche Zelle enthält den kompletten genetischen Code,
mit dem ein Mensch künstlich-natürlich regeneriert werden kann.
Wäre der Mensch nicht frei, wäre er Sklave seiner natürlichen Triebe und Neigungen,
würde er in dieser Welt früher oder später untergehen.
Auch im Sport stellt sich eine entscheidende Frage:
Welcher Körperentwicklungen und welcher Technologien wollen, sollten, müssen wir uns enthalten,
um unsere Menschenwürde, unser Personsein und uns als Sportler bewahren zu können?
Natur-wüchsige Abnormitäten = Natur-Talente sind dabei ausdrücklich erwünscht als Faszinosum des Menschen-Möglichen.
Aber: das Natürliche ist nicht immer und automatisch das Wahre, Schöne, Gute.
Es ist unmöglich, aus der Natur stringent Werte und Moral abzuleiten.
Dennoch ist die Natur unabdingbar notwendig und wichtig als Beziehungs- und Orientierungssphäre
der Lebensbedingungen des Menschen, seiner Möglichkeiten und Grenzen.
Kant meinte noch, dass Ethik apriorisch und autonom, also ohne Empirie begründet und betrieben werden könne und müsse.
Wir kommen und können an der Natur, vor allem der eigenen, nicht vorbei, wir wollen es genaugenommen auch nicht,
denn ein gutes Leben ist un-natürlich nicht möglich.
Deontologische Moraltheorien unterschätzen oder negieren das.
Genauso wie es falsch wäre, der Natur freien Lauf zu lassen,
wäre es verheerend, dem Menschen freien Lauf zu lassen.
Natürlichkeit ist somit kein Wert per se, ebenso darf die Menschen-gemachte Künstlichkeit nicht per se als ultima ratio gelten.
Sieht man es antropozentrisch, würde man sagen, dass alles, was dem Menschen nützt, gut ist.
Aber auch das hat Tücken, denn: meint man damit alle Menschen, auch die in der Zukunft?
So ist auch Doping nicht wertfrei zu definieren und schon gar nicht über einen (unmöglichen) positiven Natürlichkeitsbegriff*,
sondern nur über einen perpetuierenden normativen Diskus präskriptiver Begrifflichkeiten.
'Das Sein ist nichts Statisches , sondern unterliegt Veränderungen.
Wahrheit ist historisch.
Sie ereignet sich vom Sein selbst her.
Seinsvergessenheit aber lässt die technische Weltbeherrschung als letzten Sinn der Menschheit erscheinen.'
(Heidegger)
'Sein und Nicht-Sein sind nur Abstraktionen ohne Wahrheit, ohne weitere Bestimmung.
Das erste Wahre ist nur das Werden.
Der Verstand isoliert beide als wahr und geltend,
hingegen die Vernunft erkennt das Eine in dem Anderen,
dass in dem Einen sein Anderes enthalten ist,
und so ist das All, das Absolute zu bestimmen als das Werden.'
(Hegel)
'Der Mensch ist immer mehr, als er von sich weiss.
Er ist nicht, was er ein für allemal ist, sondern er ist Weg.'
(Karl Jaspers)
*Bedeutungsdimensionen des Begriffs der Natürlichkeit nach Schramme:
(kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Trennschärfe)
1. Das Biologische: alles, was die Natur hervorbringt,
also auch der Mensch und seine Handlungen, die er mit den Mitteln der Natur leistet
2. Das Selbstverständliche: das gewohnte, das Konventionelle, das Unhinterfragte.
Hier können Vorgänge in der Natur als unnatürlich und hochartifizielle Tätigkeiten des Menschen als natürlich gelten.
Entscheidend ist nur deren Geläufigkeit, das Normale, das statistisch Verbreitete
3. Das Nicht-Artifizielle: das Authentische, Ungezwungene, Ungekünstelte, Nicht-Affektierte, Unverstellte.
Der Mensch in Harmonie mit sich selbst
4. Das Nicht-Kulturelle: das Ursprüngliche(wo und wann fängt das an?) das Belassene, Unkultivierte.
Aber: wo in der heutigen Welt spielen kulturelle Einflüsse keine Rolle? Sogar in der Genetik gibt es solche.
Letztlich sind nachteilige Lebensumstände nicht wegen ihrer Unnatürlichkeit, sondern wegen ihrer Nachteiligkeit unbeliebt.
Das Ursprüngliche ist nicht zwangsläufig wegen seiner Ursprünglichkeit hochwertiger als das vom Menschen Manipulierte.
MZPTLK: Kann das Ursprüngliche als Wert an sich gelten? Normatives Prinzip der Natürlichkeit?
5. Das Nicht-Technische: das Selbst-Organisierte. (Das Künstliche ist bestimmt durch von aussen auferlegte Zwecke)
Selbstorganisierte, natürliche Vorgänge scheinen Zwecke zu verwirklichen,
die völlig unabhängig von menschlichen Interessen ablaufen.
Die zielgerichteten Vorgänge in der Natur bestimmen nach dieser Deutung das Gute und Richtige.
Schramme sieht hier den Schlüssel zu einem angemessenen Verständnis eines normativen Gebrauchs:
Das Natürliche als das Selbst-Organisierte.
(Es ist dann natürlich nach Zielgerichtetheit der Natur und stringent abletbarer Normativität zu fragen - wie weiter oben geschehen)
Teil 9/6: Natürlich-Künstlich
'Nichts hindert mehr daran, natürlich zu sein, als das Bestreben, es zu scheinen'
(La Rochefoucault)
'In the year 2525
your legs got nothin' to do
some machine's doing that for you.
You won't need no husband, need no wife
you'll pick your son, pick your daughter too
from the bottom of a long glass tube.
Ain't gonna need to tell the truth, tell no lie
Everything you think, do and say
is in the pill you took today...'
(Zager & Evans 1969)
'...werden die arbeitsfähigen Juden strassenbauend in diese Gebiete geführt,
wobei zweifellos ein Grossteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird.
Der allfällig endlich verbleibende Restbestand wird,
da es sich bei diesem zweifellos um den widerstandsfähigsten Teil handelt,
entsprechend behandelt werden müssen,
da dieser, eine natürlich Auslese darstellend,
bei Freilassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaus anzusprechen ist.'
(Protokoll Wannseekonferenz 20.1.1942)
'Er hilft uns, uns zu befreien von unserer unmittelbaren Natur,
um uns wiederzugewinnen in der menschgeborenen und geistig gegründeten Natürlichkeit.'
(Karl Jaspers 1947 über Goethe)
'Wissenschaft wird als solidarische Bemühung von Menschen
in methodisch ausgewiesener und zielbewusster Erkenntnisarbeit
gegen die Irrationalität der natürlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse unternommen,
damit die Erde als der einheitlich gemeinsame Lebensraum einer brüderlichen Menschheit
in Frieden bewohnt und mit Vernunft genutzt wird.'
(Appelt/Berger: Kreuznacher Hochschulkonzept, Reformziele der Bundesassistentenkonferenz,1968)
Unerwünschte oder suboptimale Natur-Zustände sollen per Menschenwerk(künstlich)
in normativ-erwünschte Richtungen manipuliert werden.
Ziel ist immer ein anthropozentrischer Nutzen,ob gut oder böse.
Hat die Natur mit der Evolution zum Menschen einen Turbo der (eigenen) Destruktion erschaffen?
Ist der Mensch also ein Irrläufer der Evolution, ein Irrtum der Natur
oder ist der Mensch nur ein (notwendiger?)Übergang zu Besserem?
Jedenfalls kann der Mensch natürliche Prozesse beschleunigen und kreieren aber auch bremsen und beenden.
Wer setzt Zweck, Ziel, Sinn?
Kann die Natur das? Oder nur der Mensch?
Eine ex-post-Betrachtung, von den (Zwischen-)Ergebnissen der Evolution her, lässt das vermuten.
Es scheint Natur-inhärente Zwecke/Ziele zu geben:
in der - vor allem organischen - Welt sind überall faszinierende Ergebnisse zu beobachten.
In der Physik hat man auch anorganische Selbstorganisation gefunden.
In der Biologie sind Unmengen von Adaptationen an Umweltbedingungen bekannt.
Aber ist damit schon ein planendes Vorgehen der Natur identifiziert?
Kann man aus Adaptationen Normativität im Sinn einer Handlungsorientierung ablesen?
Fragen wir mal Plessner:
'Auch wenn die Natur zielgerichtete Abläufe kennt, ist sie doch das Reich des blossen Seins, nicht des Sollens.
Erst der Mensch bringt Werte in die Welt, die Idee eines guten Lebens.
Der Mensch wird damit zum Mass aller Dinge, indem er nämlich das Mass überhaupt in die Welt bringt.
Der Mensch, in seine (natürliche) Grenze gesetzt, lebt über diese hinaus.
Er lebt und erlebt nicht nur, sondern er erlebt sein Erleben(exzentrische Positionalität).'
Der Mensch kann als Produkt der Natur auch die Natur zu seinem Produkt machen.
'Künstliche' Natürlichkeit.
Also Zweckhaftes.
Ist damit die von vielen Philosophen vermutete oder postulierte Zweckfreiheit der Natur gebrochen?
MZPTLK behauptet, diese gab und gibt es nicht.
Warum?
Der Mensch ist nicht das erste, einzige und letzte Subjekt der Natur.
Alles was existiert, trägt seinen Zweck und seinen Sinn mit sich.
Hegel: 'Der Zweckbegriff ist eine einfache Bestimmtheit der Dinge und in ihnen selbst angelegt.'
Damit ist kein ethischer Naturalismus gemeint,
der Natürlichkeit als Wert oder Norm postuliert.
Aristoteles geht m.E. zu weit:
'Jede natürliche Entwicklung ist zweckmässig und gut,
denn in der Natur kann nichts ohne Zweck geschehen.
Letzter Zweck ist der Gott oder das Schönste und Beste, angelegt in den Dingen selbst.'
Das Da-Sein ist bereits ein Zweck, sein Zweck.
Und kann Zweck zu, für etwas Anderes sein:
Ohne das frühere Da-Sein von Einzellern gäbe es den späteren Menschen nicht.
Was ist ein Zweck?
Ein Beweggrund für eine zielgerichtete Tätigkeit, für ein Verhalten.
Ein Anlass, eine Final-Ursache.
Auf ein Ziel hin.
Auf dem Weg zum Ziel müssen zweckmässige Mittel eingesetzt werden.
Ein geschlossener, kausaler Prozess.
Aristoteles kannte die Evolutionstheorie natürlich noch nicht, die neue Antworten zu geben versuchte:
- wie sind zweckdienliche Mechanismen organischer/physiologischer Probleme erklärbar?
- wie ist die Vielfalt von Existenzen erklärbar?
Systeme gnügend hoher Komplexität sind in der Lage, ziel-/zweckabhängige Prozesse zu steuern.
Man spricht heute nicht oder kaum von Teleologie, sondern von teleonomen Prozessen:
1. Homöostatische Teleonomie physiologischer Systeme
2. Programmierte Teleonomie molekular kontrollierter Morphogenese
3. Ökologische Teleonomie natürlicher Auslese
4. Auch soziale Prozesse zeigen homöostatische Interaktionen
Bei der Adaptation spielen Zufall, Notwendigkeit, Zwang, Zielgerichtetheit, Intentionalität mit.
Einzeln oder in Kombination, jedenfalls im Einklang mit den Naturgesetzen.
Die sehr unterschiedlichen Entwicklungs-Geschwindigkeiten verursachen arge Probleme:
- die technische Entwicklung verläuft rasant
- die kulturelle ist langsamer
- die moralische ist noch träger
- die physische ist am schwerfälligsten
In der Biologie und in der Kybernetik wird erforscht, wie ein Organismus in seinem Verhalten auf ein Ziel hin gesteuert ist.
Das Verhältnis System-Umwelt ist durch Rückkoppelungen von In- und Output gekennzeichnet.
die Umwelt beeinflusst den Input des Systems, der System-Output die Umwelt.
Nach Luhmann bemisst sich die Rationalität der Organisation eines Systems
- nach dessen Fähigkeit zu effizienter Komplexitätsreduktion
- nach dessen Fähigkeit zur schnellen Anpassung an Veränderungen in der Systemumwelt
- nach dessen Fähigkeit zur Vernetzung der in seinen Teilsystemen erbrachten Leistungen
Aus einem System heraus können Zwecksetzungen generiert werden.
Das System qualifiziert sich so als eigenleistend, intentional und zielgerichtet.
In jeder Millionstelsekunde entsteht - auch unabhängig vom Menschen - eine neue Welt.
Jeder lebende Mensch ist ein Mutant.
Jede Zeugung kreiert über 100.000 Mutationen.
In den letzten 10.000 Jahren erfolgten stark beschleunigte Mutationen.
Jede menschliche Zelle enthält den kompletten genetischen Code,
mit dem ein Mensch künstlich-natürlich regeneriert werden kann.
Wäre der Mensch nicht frei, wäre er Sklave seiner natürlichen Triebe und Neigungen,
würde er in dieser Welt früher oder später untergehen.
Auch im Sport stellt sich eine entscheidende Frage:
Welcher Körperentwicklungen und welcher Technologien wollen, sollten, müssen wir uns enthalten,
um unsere Menschenwürde, unser Personsein und uns als Sportler bewahren zu können?
Natur-wüchsige Abnormitäten = Natur-Talente sind dabei ausdrücklich erwünscht als Faszinosum des Menschen-Möglichen.
Aber: das Natürliche ist nicht immer und automatisch das Wahre, Schöne, Gute.
Es ist unmöglich, aus der Natur stringent Werte und Moral abzuleiten.
Dennoch ist die Natur unabdingbar notwendig und wichtig als Beziehungs- und Orientierungssphäre
der Lebensbedingungen des Menschen, seiner Möglichkeiten und Grenzen.
Kant meinte noch, dass Ethik apriorisch und autonom, also ohne Empirie begründet und betrieben werden könne und müsse.
Wir kommen und können an der Natur, vor allem der eigenen, nicht vorbei, wir wollen es genaugenommen auch nicht,
denn ein gutes Leben ist un-natürlich nicht möglich.
Deontologische Moraltheorien unterschätzen oder negieren das.
Genauso wie es falsch wäre, der Natur freien Lauf zu lassen,
wäre es verheerend, dem Menschen freien Lauf zu lassen.
Natürlichkeit ist somit kein Wert per se, ebenso darf die Menschen-gemachte Künstlichkeit nicht per se als ultima ratio gelten.
Sieht man es antropozentrisch, würde man sagen, dass alles, was dem Menschen nützt, gut ist.
Aber auch das hat Tücken, denn: meint man damit alle Menschen, auch die in der Zukunft?
So ist auch Doping nicht wertfrei zu definieren und schon gar nicht über einen (unmöglichen) positiven Natürlichkeitsbegriff*,
sondern nur über einen perpetuierenden normativen Diskus präskriptiver Begrifflichkeiten.
'Das Sein ist nichts Statisches , sondern unterliegt Veränderungen.
Wahrheit ist historisch.
Sie ereignet sich vom Sein selbst her.
Seinsvergessenheit aber lässt die technische Weltbeherrschung als letzten Sinn der Menschheit erscheinen.'
(Heidegger)
'Sein und Nicht-Sein sind nur Abstraktionen ohne Wahrheit, ohne weitere Bestimmung.
Das erste Wahre ist nur das Werden.
Der Verstand isoliert beide als wahr und geltend,
hingegen die Vernunft erkennt das Eine in dem Anderen,
dass in dem Einen sein Anderes enthalten ist,
und so ist das All, das Absolute zu bestimmen als das Werden.'
(Hegel)
'Der Mensch ist immer mehr, als er von sich weiss.
Er ist nicht, was er ein für allemal ist, sondern er ist Weg.'
(Karl Jaspers)
*Bedeutungsdimensionen des Begriffs der Natürlichkeit nach Schramme:
(kein Anspruch auf Vollständigkeit oder Trennschärfe)
1. Das Biologische: alles, was die Natur hervorbringt,
also auch der Mensch und seine Handlungen, die er mit den Mitteln der Natur leistet
2. Das Selbstverständliche: das gewohnte, das Konventionelle, das Unhinterfragte.
Hier können Vorgänge in der Natur als unnatürlich und hochartifizielle Tätigkeiten des Menschen als natürlich gelten.
Entscheidend ist nur deren Geläufigkeit, das Normale, das statistisch Verbreitete
3. Das Nicht-Artifizielle: das Authentische, Ungezwungene, Ungekünstelte, Nicht-Affektierte, Unverstellte.
Der Mensch in Harmonie mit sich selbst
4. Das Nicht-Kulturelle: das Ursprüngliche(wo und wann fängt das an?) das Belassene, Unkultivierte.
Aber: wo in der heutigen Welt spielen kulturelle Einflüsse keine Rolle? Sogar in der Genetik gibt es solche.
Letztlich sind nachteilige Lebensumstände nicht wegen ihrer Unnatürlichkeit, sondern wegen ihrer Nachteiligkeit unbeliebt.
Das Ursprüngliche ist nicht zwangsläufig wegen seiner Ursprünglichkeit hochwertiger als das vom Menschen Manipulierte.
MZPTLK: Kann das Ursprüngliche als Wert an sich gelten? Normatives Prinzip der Natürlichkeit?
5. Das Nicht-Technische: das Selbst-Organisierte. (Das Künstliche ist bestimmt durch von aussen auferlegte Zwecke)
Selbstorganisierte, natürliche Vorgänge scheinen Zwecke zu verwirklichen,
die völlig unabhängig von menschlichen Interessen ablaufen.
Die zielgerichteten Vorgänge in der Natur bestimmen nach dieser Deutung das Gute und Richtige.
Schramme sieht hier den Schlüssel zu einem angemessenen Verständnis eines normativen Gebrauchs:
Das Natürliche als das Selbst-Organisierte.
(Es ist dann natürlich nach Zielgerichtetheit der Natur und stringent abletbarer Normativität zu fragen - wie weiter oben geschehen)