Leistung im Sport
Teil 9.5: Natürlich - Künstlich
I did it my way
(Frank Sinatra)
Klingt 'natürlich'.
Beweg' deine Knie
und wackel' mit den Hüften.
Klatsch' in die Hände
und tanz' den Mussolini.
Und jetzt den Adolf Hitler.
Tanz' den Kommunismus
und jetzt den Jesus Christus...
(DAF 1981)
Klingt eher 'künstlich'.
Die Welt ist alles, was es gibt.
Alles, was es gibt, ist Natur.
Natürlich.
Naturgesetzlich.
Gibt es etwas Nicht-Naturgesetzliches?
Etwa den Menschen?
Was er ist und was er macht?
Nö.
Der Mensch gehört zur Natur.
Alles was der Mensch macht, ist natürlich.
Auch der Mist, den er baut.
Aber wofür brauchen wir dann das Wort Künstlich?
Weil wir damit Menschengemachtes meinen, also Natürliches.
Das Natürliche kann gut oder schlecht sein.
Dem Einen nützt es, dem Anderen schadet es.
Mit dem 'Künstlichen' ist es genauso.
Die Natur kann keine Moralität hervorbringen und begründen.
Sie liefert dem Menschen keine moralischen Determinanten oder Masstäbe,
nach denen er sich richten kann oder muss.
Die Natur ist kein moralfähiges Subjekt.
Sie bietet dem Menschen lediglich Offenheit und Möglichkeiten zur moralischen Orientierung,
gibt ihm nur Mittel, aber keine Zwecke oder gar Ziele vor.
Die Masstäbe, Werte, Zwecke und Ziele hängen vom Blick des Menschen auf die Welt, auf die Natur ab.
Der Mensch ist frei, sich der Natur passiv auszusetzen oder sie für seine Ziele manipulativ zu nutzen.
Seit dem Rausschmiss aus dem Paradies und der damit verbundenen Freiheit
kann und muss der Mensch selbst entscheiden, handeln und die Verantwortung dafür tragen.
Das ist die Natur des Menschen.
Das ist die Würde des Menschen.
Egal, was er tut, er kann diese Natur und diese Würde nicht verlieren,
weil und solange er diese Freiheit hat.
Er kann immer ja und nein zu Etwas sagen, immer Zwecke und Ziele setzen, immer Werte wählen.
Spräche man dem Menschen seine Freiheit, seine Intentionalität, seinen Willen ab,
spräche man ihm seine Würde, seine Natur ab.
'Würde hat der Mensch nicht dadurch, was er als unmittelbarer Wille ist,
sondern nur, indem er von seinem an-und-für-sich-Seiendem, einem Substanziellen weiss
und diesen seinem natürlichen Willen unterwirft und gemäss macht.'
(Hegel)
Der Mensch als Schöpfer seiner selbst und der Welt/der Natur.
Das ist der Grund, warum der Mensch es so weit gebracht hat:
er hat sich mithilfe der Natur(-Gesetze) gegen die Destruktivität der Natur geschützt.
Und er hat mithilfe der Natur neue Destruktivität und Konstruktivität geschaffen.
Vierle Wissenschaftler sprechen deshalb auch von einem Anthropozän,
das seit über einem halben Jahrhundert beschleunigt unterwegs ist.
Der Mensch manipuliert mit Natur an Natur mit einem Ergebnis,
das ohne sein Agieren nicht oder nicht so geworden wäre.
Das kann man künstlich nennen, muss man aber nicht.
Manche sprechen auch von Kunst-wüchsig oder 2. Natur
- im Gegensatz zu Natur-wüchsig oder 1. Natur.
Man operiert mit Begriffen wie körperfremd, unphysiologisch, unnormal, abnorm, endogen/exogen,
kunstfertig, technisch aussergewöhnlich, geplant, autonom, individuell, einfach, naturgemäss,
aus eigener Konstellation heraus, aus eigenem Impetus,, ohne Einfluss von aussen,
was sich von dem in der Natur Vorzufindendem nicht unterscheidet, im Einklang mit der Natur,
wider-natürlich, über-natürlich, Prinzip der Selbst-Bewegung, Eigenleistung, aus eigener Kraft, Anlage-bedingt,
Menschen-Mögliches, innerhalb des vorgegebenen Natur-Rahmens, genetisch bedingte Disposition
Eigensinn von Werden und Vergehen, Autonomie des natuirwüchsigen Wachsens, usw...
In der Bioethik gibt es die These von der Graduierbarkeit Natürlich-Künstlich.
Klar wird, dass wenig klar wird.
Das Meiste ist schwammig und/oder fragwürdig, es reicht nirgendwo zu standfesten Kriterien,
die z.B. eine wasserdichte positive Dopingdefinition ermöglichten.
Darum muss man bei der Dopingbekämpfung normativ vorgehen
- wie ja auch bisher geschehen.
Der Sport ist eine vom Menschen kulturell arrangierte, designte, künstliche Sonderwelt:
'Der Sport ist Mittel spezifischer Spannungssuche und Versuch,
Notwendigkeiten künstlich zu erzeugen, um sich in ihrer Bewältigung zu bewähren.
Er ist in der Leistung zugleich aktives Leisten von Verzicht,
eine moderne, säkulare Askese, Erkunden der Grenzen des Menschen-Möglichen.'
(Victor E. Frankl)
Pawlenka meint, dass die Selbstzweckhaftigkeit der Struktur des Sports inhäremt ist.
Sie liege in seiner spezifischen Unzweckmässigkeit mit Zweck(1.Anker)
2. Anker: Das Konzept Natürlichkeit.
Nichts sei künstlicher als das Natürliche im Sport.
Es sei Ausdruck menschlicher Kultur und Setzung.
Dies sei aber eine scheinbare Paradoxie, denn die Künstlichkeit der Genese des Sports
bedinge umgekehrt die uneingeschränkte Gültigkeit des Natürlichkeitsprinzips.
Der Code Natürlichkeit/Künstlichkeit sei der Systemcode des Sports.
Darum greife Doping Eigensinn, Eigennutz, Eigenrecht
und damit gesellschaftliche Bedeutung und Existenz des Sports im Kern an.
Dieser Kern sei die biologische und kulturelle Natur des Menschen.
Pawlenka arbeitet in ihrer Habilitation zwar die Fragwürdigkeiten des 'Natürlichkeit/Künstlichkeit'-'Kriteriums' deutlich heraus,
kann oder will aber auf eine Verwendung wie hier nicht verzichten.
Hilfternixe, wir müssen da noch tiefer einsteigen...
Teil 9.5: Natürlich - Künstlich
I did it my way
(Frank Sinatra)
Klingt 'natürlich'.
Beweg' deine Knie
und wackel' mit den Hüften.
Klatsch' in die Hände
und tanz' den Mussolini.
Und jetzt den Adolf Hitler.
Tanz' den Kommunismus
und jetzt den Jesus Christus...
(DAF 1981)
Klingt eher 'künstlich'.
Die Welt ist alles, was es gibt.
Alles, was es gibt, ist Natur.
Natürlich.
Naturgesetzlich.
Gibt es etwas Nicht-Naturgesetzliches?
Etwa den Menschen?
Was er ist und was er macht?
Nö.
Der Mensch gehört zur Natur.
Alles was der Mensch macht, ist natürlich.
Auch der Mist, den er baut.
Aber wofür brauchen wir dann das Wort Künstlich?
Weil wir damit Menschengemachtes meinen, also Natürliches.
Das Natürliche kann gut oder schlecht sein.
Dem Einen nützt es, dem Anderen schadet es.
Mit dem 'Künstlichen' ist es genauso.
Die Natur kann keine Moralität hervorbringen und begründen.
Sie liefert dem Menschen keine moralischen Determinanten oder Masstäbe,
nach denen er sich richten kann oder muss.
Die Natur ist kein moralfähiges Subjekt.
Sie bietet dem Menschen lediglich Offenheit und Möglichkeiten zur moralischen Orientierung,
gibt ihm nur Mittel, aber keine Zwecke oder gar Ziele vor.
Die Masstäbe, Werte, Zwecke und Ziele hängen vom Blick des Menschen auf die Welt, auf die Natur ab.
Der Mensch ist frei, sich der Natur passiv auszusetzen oder sie für seine Ziele manipulativ zu nutzen.
Seit dem Rausschmiss aus dem Paradies und der damit verbundenen Freiheit
kann und muss der Mensch selbst entscheiden, handeln und die Verantwortung dafür tragen.
Das ist die Natur des Menschen.
Das ist die Würde des Menschen.
Egal, was er tut, er kann diese Natur und diese Würde nicht verlieren,
weil und solange er diese Freiheit hat.
Er kann immer ja und nein zu Etwas sagen, immer Zwecke und Ziele setzen, immer Werte wählen.
Spräche man dem Menschen seine Freiheit, seine Intentionalität, seinen Willen ab,
spräche man ihm seine Würde, seine Natur ab.
'Würde hat der Mensch nicht dadurch, was er als unmittelbarer Wille ist,
sondern nur, indem er von seinem an-und-für-sich-Seiendem, einem Substanziellen weiss
und diesen seinem natürlichen Willen unterwirft und gemäss macht.'
(Hegel)
Der Mensch als Schöpfer seiner selbst und der Welt/der Natur.
Das ist der Grund, warum der Mensch es so weit gebracht hat:
er hat sich mithilfe der Natur(-Gesetze) gegen die Destruktivität der Natur geschützt.
Und er hat mithilfe der Natur neue Destruktivität und Konstruktivität geschaffen.
Vierle Wissenschaftler sprechen deshalb auch von einem Anthropozän,
das seit über einem halben Jahrhundert beschleunigt unterwegs ist.
Der Mensch manipuliert mit Natur an Natur mit einem Ergebnis,
das ohne sein Agieren nicht oder nicht so geworden wäre.
Das kann man künstlich nennen, muss man aber nicht.
Manche sprechen auch von Kunst-wüchsig oder 2. Natur
- im Gegensatz zu Natur-wüchsig oder 1. Natur.
Man operiert mit Begriffen wie körperfremd, unphysiologisch, unnormal, abnorm, endogen/exogen,
kunstfertig, technisch aussergewöhnlich, geplant, autonom, individuell, einfach, naturgemäss,
aus eigener Konstellation heraus, aus eigenem Impetus,, ohne Einfluss von aussen,
was sich von dem in der Natur Vorzufindendem nicht unterscheidet, im Einklang mit der Natur,
wider-natürlich, über-natürlich, Prinzip der Selbst-Bewegung, Eigenleistung, aus eigener Kraft, Anlage-bedingt,
Menschen-Mögliches, innerhalb des vorgegebenen Natur-Rahmens, genetisch bedingte Disposition
Eigensinn von Werden und Vergehen, Autonomie des natuirwüchsigen Wachsens, usw...
In der Bioethik gibt es die These von der Graduierbarkeit Natürlich-Künstlich.
Klar wird, dass wenig klar wird.
Das Meiste ist schwammig und/oder fragwürdig, es reicht nirgendwo zu standfesten Kriterien,
die z.B. eine wasserdichte positive Dopingdefinition ermöglichten.
Darum muss man bei der Dopingbekämpfung normativ vorgehen
- wie ja auch bisher geschehen.
Der Sport ist eine vom Menschen kulturell arrangierte, designte, künstliche Sonderwelt:
'Der Sport ist Mittel spezifischer Spannungssuche und Versuch,
Notwendigkeiten künstlich zu erzeugen, um sich in ihrer Bewältigung zu bewähren.
Er ist in der Leistung zugleich aktives Leisten von Verzicht,
eine moderne, säkulare Askese, Erkunden der Grenzen des Menschen-Möglichen.'
(Victor E. Frankl)
Pawlenka meint, dass die Selbstzweckhaftigkeit der Struktur des Sports inhäremt ist.
Sie liege in seiner spezifischen Unzweckmässigkeit mit Zweck(1.Anker)
2. Anker: Das Konzept Natürlichkeit.
Nichts sei künstlicher als das Natürliche im Sport.
Es sei Ausdruck menschlicher Kultur und Setzung.
Dies sei aber eine scheinbare Paradoxie, denn die Künstlichkeit der Genese des Sports
bedinge umgekehrt die uneingeschränkte Gültigkeit des Natürlichkeitsprinzips.
Der Code Natürlichkeit/Künstlichkeit sei der Systemcode des Sports.
Darum greife Doping Eigensinn, Eigennutz, Eigenrecht
und damit gesellschaftliche Bedeutung und Existenz des Sports im Kern an.
Dieser Kern sei die biologische und kulturelle Natur des Menschen.
Pawlenka arbeitet in ihrer Habilitation zwar die Fragwürdigkeiten des 'Natürlichkeit/Künstlichkeit'-'Kriteriums' deutlich heraus,
kann oder will aber auf eine Verwendung wie hier nicht verzichten.
Hilfternixe, wir müssen da noch tiefer einsteigen...