Leistung im Sport
Teil 9/1: Statements
'Es gibt Leistung ohne Erfolg - aber keinen Erfolg ohne Leistung'
(La Rochefoucault)
'Unsere Körper sind unsere Gärten.
Unsere Willen sind unsere Gärtner'
(Shakespeare)
'Stark sein gehört zum Gutsein.
Erstrebe statt des Beifalls der Zuschauer das Lob Deines Gewissens.
Halte Dich rein an Körper, Geist und Gesinnung.'
(Diem 1948)
Das sportliche Erfolgsstreben fördert(und fordert/MZPTLK) eine Reihe von positiven Eigenschaften wie
Willenskraft, Härte, Konzentrationsfähigkeit, Nervenstärke, Wagemut...'
(Wischmann 1955)
'Leistung muss nicht bloss physisch, psychisch oder egoistisch sein.
Sondern auch moralisch-ethische Leistungen sind darin einbegriffen.'
(Karl Adam)
'Mal gewinnt man, mal verliieren die Anderen.'
(Ungenannter arroganter Athlet)
'Der Sport spricht eine sinnfällige, Jedem verständliche Sprache.
So kann im Gegensatz zur unübersichtlichen Welt ein direktes Feststellen von Siegern und Platzierten erfolgen.
Soziale oder persönliche Anerkennung, um die es im Sport geht,
kann auch mit einem achtbaren Platz oder einer ehrenvollen Niederlage erreicht werden.
Nur aus dem Ganzen des Sports erwächst Sinnhaftigkeit.
Man kann sich im Sport umso mehr als Subjekt, als Handelnder, Verantwortlicher begreifen, erleben und bewähren,
je grösser die Möglichkeit und die Bereitschaft ist, zum Scheitern zu kommen.
Jede Niederlage hat eine kathartische Funktion und kann so zur Bedingung eines authentischen Seins werden.
Auch und gerade Niederlagen können so zu Erfolgen menschlicher Existenzführung werden.'
(Plessner)
'Gerade wegen seiner Reduktion von Komplexität kann der Sport zu einer Eindeutigkeit und Transparenz in der Aussage
und damit zu einer informativen Kommunikation , d.h. einer eigenen Sprache gelangen.
Eben hieraus bezieht der Sport seine Popularität und Faszination,
und dies macht ihn zu einem sozialen Phänomen sui generis.'
(v. Krockow)
'Sport ist vitales Leben, besteht aus Handlungen und Leistungen, die ein Mensch selbst zu vollbringen hat.
Die nicht erschlichen, vorgetäuscht und letztlich nicht delegiert oder bloss
- durch Erlasse etwa - organisiert werden können
Also aus freiwillig erstrebten und erbrachten und als wertvoll beurteilten Eigenhandlungen und Eigenleistungen.
Diese sind übrigens auch nicht zu kommandieren.
Zum Marschieren kann man Jemand zwingen, nicht zum Rekord.
Sport ist ein exemplarisches Beispiel für freiwillig erbrachte Eigenleistung,
für persönliche, selbstmotivierte, eigene Handlung, die unter Beurteilungsmasstäben steht:
als besser oder schlechter, als hervorragend oder misslungen gewertet wird
- vom Handelnden selbt wie von Anderen.'
(Lenk)
'Selbst wenn uns Hitler zwingen würde, die Atombombe doch zu bauen,
ich bin der Meinung, dass man einen Menschen gar nicht zwingen kann,
Erfindungen oder neue wissenschaftliche Entwicklungen(und sportliche Hochleistungen/MZPTLK) zu schaffen,
wenn er das nicht will. Schöpferisches Denken braucht einen gewissen Freiheitsraum,
in dem er sich allein entfalten kann, und jeder Zwang und jede Gewalt wird sich hemmend,
wenn nicht sogar blockierend auf diese schöpferische Kraft auswirken
unf führt weiter ab vom Ziel.'
(Werner Heisenberg gegenüber seiner Frau 1942)
'Sport ist eine Gegenwelt der Eigenleistung, wie sie in den meisten Bereichen der der Gesellschaft nicht(mehr) anzutreffen ist.
Es zählt in solchem Sport nur jene Leistung, die die AthletInnen mittels eigener Kraft
auf der Grundlage der schriftlich niedergelegten Regeln hervorbringen.
Will der Sport sein eigenes Leben erhalten, so hat er keine andere Möglichkeit, alles zu tun,
um sich seiner eigenen Grundlagen zu versichern, die des Fair Play.
Werden diese dem Sport entzogen, so findet er nicht mehr statt.'
(Helmut Digel)
'Nur ein Leistungssport, der nicht den Maximen der Unterhaltungsbranche und den politischen Vorgaben folgt,
sondern seine eigenen Erlebnis- und Erfahrungsformen entwickelt,
bleibt seiner pädagogischen Idee treu.'
(Ommo Grupe)
'Man muss sich überlegen, ob nicht der Sport inzwischen in einen Rang gerückt ist,
was öffentliche Aufmerksamkeit, was Leistungsfähigkeit, Symbolkraft angeht,
dass er auch als ein Kulturgut angesehen werden kann.'
(Gebauer)
' Was man am Spitzensport lernen kann, ist so etwas wie Selbstdisziplin,
eine Form von athletischem Leben, einer hohen Konzentration auf ein selbst gesetztes Ziel,
Zeitmanagement und den Einsatz aller Kräfte für ein Ziel....
Man erlebt sich als Hochleister, als jemand, der die Zügel, in der Hand hat.
Das ist ein starkes Erlebnis.'
(Gebauer)
:Na Jungs, wer von euch wird denn heute Zweiter?'
(Ungenannter arroganter Athlet)
'Wettkampfsport ist ein besonderes ethisches Handlungssystem:
Einerseits schafft es in weitem Masse die Möglichkeit, persönliche Leistungen zum Nachteil Anderer
(explizit) herauszustellen und favorisiert damit den Eigennutz.
Andererseits nimmt es für sich in Anspruch,
weitgehend Chancen.Gleichheit und -Gerechtigkeit für jeden Teilnehmer garantieren zu können.
und verlangt damit soziale Verantwortung.
Das agonale Prinzip ist ein wesentliches ethisches Konstitutionsmerkmal Wettkampf-sportlicher Eigenwelt.
Es zeigt sich als (Pseudo-/MZPTLK)Paradoxon zwischen Überbietungsgebot(und Sieg-Postulat/MZPTLK)
und Gleichheitsgebot(besser: Postulat Chancengerechtigkeit/MZPTLK).'
(Elk Franke)
'Sport ist, funktionalistisch gesehen, die künstliche Kompensation der durch die Kulturentwicklung
verlorenen Leistungsanforderungen an natürlicher Bewegung.
Eigenbewegungen werden immer mehr durch Fremdbewegungen kompensiert.
Leistungsoptimierung bereitet auf Situationen vor, die in der Evolution aller Lebewesen alltäglich sind:
nämlich unter den Bedingungen der Konkurrenz um knappe Ressourcen
besser als Andere sein zu wollen(oder zu müssen/MZPTLK).
Überlebensgemeinschaften können nur durch Leistung überdauern.'
(Treml)
'Welche Form von Sport wollen wir in einer offenen Gesellschaft haben?
Ein junger Mensch muss nach seiner Sportkarriere sagen können: es hat sich auch ohne Medaille gelohnt.
Wir müssen die Frage beantworten, was humaner Leistungssport ist, bzw. sein soll...
Unsere Gesellschaft sozialisiert die Imagegewinne durch sportliche Erfolge,
belässt das Risiko aber beim Athleten.
Der Sportler unterhält, schafft Freude, Identifikation.
Aber wenn er sich verletzt, ist er aus dem Spiel und vergessen...
Volkswirtschaftlich betrachtet hatte Doping, dass nicht entdeckt wird, aber die Höchstleistung steigert,
bisher eine steigende Sportnachfrage und damit positive Effekte für Alle zur Folge.
(MZPTLK: aber was ist z.B. mit den Vielen, auch den sehr Talentierten, die wegen der Doperei aus- oder gar nicht erst einsteigen?)
Es hatte für Niemand negative Effekte
- ausser für die Hochtalentierten, die nicht dopen und trotzdem unter Generalverdacht kommen.
Das System benachteiligt also nur ganz Wenige, stiftet aber bei allen Anderen Nutzen
(MZPTLK: Nö, Emrich hält hier den Postitivismus-Filter des Empirikers vor die Wirklichkeit).
Wenn man das zu Ende denkt, scheint das der Grund zu sein,
warum das bestehende System bisher so stabil ist(MZPTLK: Das System hat arge Schwierigkeiten!).'
(Eike Emrich)
Was sagen die SportlerInnen?
' Leistungssport ist ein Abenteuer mit den eigenen Möglichkeiten.'
(Bodo Tümmler)
'Jeden Dienstagnachmittag lasse ich einen Schwimmer das Trainingsprogramm gestalten und auf die Tafel schreiben.
Er bildet normalerweise den härtesten Trainingsabschnitt der ganzen Woche.'
(Counsilman)
' Die Anabolika waren für mich eine Verheissung:
Die Brücke zwischen dem, was ich konnte und dem, was ich wollte.'
(Gerhard Steines)
' Du hältst den Mund, wenn du etwas nimmst und du hältst den Mund, wenn du krank wirst..
Denn wenn es herauskommt, bist du erledigt.'
(Claudia Lepping)
'Im Sport ist vor allem auch die eigene Fitness ein wichtiges Motiv, nicht zuletzt deshalb,
weil sie unmittelbar mit Gesundheit , unserem höchsten Gut und wichtigstes Element der Lebensqualität , verbunden ist.
Leistungsorientierter Sport ist aber auch eine Quelle der Lust an sich, denn nichts ist authentischer als die Leistung,
die man allein erbracht hat, die ausschliesslich auf auf eigene Anstrengungen zurück geht,
die Selbstdisziplin abverlangt hat und für die man selbst verantwortlich ist.
In keinem anderen Leistungsbereich werden diese Zusammenhänge so unmittelbar deutlich wie im Sport.
Die durch Sport induzierten positiven Erlebnisse und Emotionen sind der Lohn der Anstrengungen.'
(Rolf Geese)
'Für Erfolg ist wichtig: Aufmerksamkeit, Motivation, Visualisierung der bevorstehenden Aufgabe,
Fähigkeit, sich selbst Mut zuzusprechen und seinen eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.
Beim Wettkampf mus man geistig ausschliesslich im Hier und Jetzt sein.'
(Frank Busemann)
'Der psychologische Faktor gibt bei wachsender Leistungsdichte den Ausschlag.''
(Sabine Braun)
'Mir ging es immer um Anschluss, um Anerkennung.
Ich habe mit dem sportlichen Erfolg das erzwungen, was ich nicht hatte.'
(Robert Harting)
'Ich gehe in jedes Spiel mit dem Gefühl, dass ich (es) gewinnen kann.
Das ist die Bedingung für Spitzenleistungen.
Ohne dieses Selbstvertrauen brauchst Du gar nicht rauszugehen.
Satt? Nein, nie(Stay hungry/Arnold Schwarzenegger).
Wenn Du einen Titel geschafft hast, willst Du den nächsten.
Du willst diesen Moment immer wieder erleben.
Der Thrill eines grossen Sieges, der geht nie weg.
Es ist wichtig, immer den Kopf oben zu behalten, nicht zu zweifeln und offen zu bleiben für Neues.
Du musst das Lampenfieber nur in positiove Energie umsetzen.
Mich beflügelt jeden Tag, wie mich die Leute anfeuern.
Wie sie schätzen, was ich tue. Wie ich es tue.
Ich fahre nicht einfach zu einem Turnier und spiele Larifari-Tennis.
Ich gebe immer mein Bestes, ohne Kompromisse. Ohne wenn und aber.
(Roger Federer)
'Ich habe kein klassisches Talent zum Turnen.
Ich war immer eine Stunde vor allen Anderen in der Halle,
und wenn die nach Hause gingen, bin ich noch eine Stunde geblieben.
Dieser Wille, das war mein grösstes Talent.'
(Andreas Toba)
'Ich glaube, ich suchte nach der besten Möglichkeit, meine Karriere als Schwimmer zu beenden und ein neues Leben anzufangen.
Ich habe dabei gelent, mich selbst zu sehen und zu erkennen, wer ich in Wirklichkeit bin und mit mir selbst glücklich zu sein.
Also in den Spiegel zu sehen und zufrieden zu sein mit dem, was ich sehe.
Ich fühle mich jetzt viel freier.'
(Jim Phelps)
'Alle Menschen sollen ihre Träume leben.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, hier bei Olympia schwimmen zu dürfen.
Es ist cool, die ganzen Champions zu sehen.
Es zählt nicht, ob Du Flüchtling bist, Syrer oder Deutscher.
Es gibt nur das Wasser, Dich und Deine Konkurrenten.'
(Yusra Mardini)
' Dass Doping für mich überhaupt nicht infrage kommt, sehe ich einerseits in meiner Erziehung und andererseits darin,
dass ich durch Betrug nie Freude an meinen Erfolgen hätte empfinden können.
Ich hinterfrage ausserdem iimmer alles und will mir selbst stets treu bleiben.
Das war wohl auch ein Grund, weshalb mir erst gar nicht geraten wurde, zu Dopingmitteln zu greifen.
Vermutlich hiess es, die brauchst du erst garnicht zu fragen.
Ich konnte ohne Doping grössere Rennen gewinnen und immer wieder sehr namhafte Profis auf die Ränge verweisen.
Entgegen anders lautender Meinungen in den Medien und in der Öffentlichkeit über Spitzensportler im Allgemeinen
und im Radsport im Besonderen sehe ich mich als lebender Beweis,
dass Spitzenleistungen im Hochleistungssport auch ohne Doping möglich sind.
Ich bin sehr dankbar, dass ich bereits in meiner Kindheit und Jugend ein Umfeld hatte,
das mir die wirklich wichtigen Werte für den Sport und auch für das Leben vermittelt hat.
Mich hat die Arbeit an meiner eigenen Leistung, das Optimieren der einzelnen Abläufe und Systeme am meisten fasziniert.
Für mich war genau diese Arbeit der grösste Gewinn.
Das hat mir Gänsehaut bereitet und mich voll erfüllt.
Wenn ein Sieg dabei herausgesprungen ist, war das noch die letzte Bestätigung,
eine Bestätigung von aussen, durch das Umfeld.
Aber allein diese Bestätigung hätte mir nie dieses Glücksgefühl bereiten können.
Manchmal habe ich den Druck von aussen, der mit einem Sieg verbunden war,
weil man das Trikot x verteidigen musste oder einen Titel, sogar als störend, ja als Last empfunden.
Ich betrachte die Doper nicht als meine Feinde,
sondern empfinde sogar ein gewisses Mitleid mit ihnen.
Dass sie dieses Glück nicht für sich erleben können!
Dass sie sich Zwängen von aussen so unterwerfen.
Dass diese Sportler vielleicht auch nicht diese Werte mitbekommen haben
und somit gar nicht erst die Chance hatten, es besser zu machen!'
(Christiane Soeder-Richter in: Fair gewinnt 2012)
Was sagen Funktionäre?
'Der Fokus sollte weniger auf Metall, sondern mehr auf Charakter, Herzblut und Leidenschaft liegen.'
(Alfons Hörmann)
' Ich finde es bemerkenswert und der individuellen Leistungsbewertung unserer Spitzenathleten angemessen,
den Medaillenspiegel nicht mehr als Symbol eines sekundären Wettbewerbs von internationalen Dachorganisationen zu sehen.
Ein olympischer Medaillenspiegel addiert doch lediglich die Medaillenleistungen
aus den unterschiedlichsten Sportarten, ohne die Wettbewerbsdichte, die Konkurrenzsituation, den Stellenwert
die öffentliche Reputation einer Sportart oder den Verlauf eines Wettbewerbs zu betrachten.'
(Thomas Kurschilgen)
'Wir Leichtathleten lieben eine Paradoxie ganz besonders:
Wir trainieren wie die Verrückten, wir bereiten uns vor, wir planen alles.
Wir versuchen, uns so berechenbar in unserer Leistung zu machen wie möglich,
um uns dann in eine Situation zu begeben, die höchst unsicher im Ausgang ist
Und die geniessen wir umso mehr, je unsicherer der Ausgang ist
und je fairer die Bedingungen verteilt sind.
Und genau sozusagen der Versuch einerseits, Unsicherheit zu reduzieren,
damit wir Unsicherheit bevorzugterweise aufsuchen können,
die wir umso mehr geniessen können, je unsicherer das Ergebnis wird.
Das ist das Wesen der Leichtathletik-
Damit einher geht das Recht auf Gegenwart:
In diesem Moment, in dem Sie sich in völliger Unsicherheit in Perfektion bewegen,
verschmelzen Gegenwart und Zukunft, und Sie haben ein anderes Zeitbewusstsein,
das nennen die Psychologen Flow..'
(Eike Emrich)
Was sagt der Kommerz?
'Der Mensch wächst am Widerstand.'
(Fitnesskette)
'.(andere Fitnesskette) hilft Dir:
- gesundes Leben mit weniger Stress und mehr Energie
- Kontakt zu Dir selbst zu intensivieren und ganzheitlich stark zu werden
- die Fähigkeit, Dich zu entwickeln, Dich selbst zu akzeptieren, zu schätzen und zu lieben
Sei Du selbst
. nur glücklicher
- nur fitter
- nur entspannter
- und noch schöner
' Ich liebe es, mit meinen Kunden Ziele zu erreichen, ob im Job oder beim Marathon.'
(Bank-Werbung)
'Wir laufen Marathon zum Spass.
Andere zum Brunnen.
Viele Menschen in Äthiopien müssen für Trinkwasser kilometerweit laufen.
Wir setzen uns dort für den Bau von Brunnen ein.
Denn wer sich selbst versorgt, führt ein Leben in Würde.'
(Brot für die Welt)
Sport ist freiwillig.
Man kann jederzeit rein und raus.
Ist man drin, gelten zumindest im organisierten und Wettkampf-Sport Regeln, die prinzipiell und jederzeit änderbar sind.
Die partikuläre (Eigen.)Welt des (Wettkampf.)Sports mit seinem agonalen Prinzip
des Chancengleichheits-Gebots und gleichzeitigen Überbietungs-Prinzips
kann sich somit teil- und zeitweise einem ethischen Universalismus entziehen.
(Eingehender in: Makro-Ethik und Sport-Ethik im Kapitel 10)
Chancengleihheit und Überbietungspostulat schliessen sich nicht nur nicht aus, sondern sind absolut kompatibel.
Wie soll (Wettkampf-)Sport ohne Konkurrenz-Prinzip und Überbietungsziel funktionieren?
Die Leute wollen sich vergleichen und möglichst weit nach oben kommen.
Kann im Sport Chancen-Gleichheit oder zumindest -Gerechtigkeit hergestellt werden?
Sicherlich niemals vollständig, aber in grösserem Mass und Umfang als in vielen anderen Lebensbereichen.
Das dürfte auch ein wichtiger Grund für Viele sein, den Sport aufzusuchen,
weil sie dort adäquater. leistungsgerechter 'belohnt' werden..
Umgekehrt scheinen nicht wenige Leistungssportler gerade deswegen Probleme zu haben,
sich im 'normalen (Berufs-)Leben' zurecht zu finden.
Der Wettkampfsport zeigt sich komplexitätsreduziert, überschaubar, transparent, eindeutig.
Es gibt einen Zusammenhang, sogar eine Einheit von Aktion und Präsentation, die sonst seltener ist.
Lügen und Betrügen ist keine (Wettkampf-)Sport-konstitutive Handlung.
Die Vertragspartner der sozialen Gemeinschaft Sport wollen und sollen sich
dezidiert von geistig-moralischer Dekadenz abheben, wie sie in diversen unsozialen, gemeinen Schaften grassiert.
Im (Wettkampf-)Sport soll man nicht die (Wahl-)Freiheit haben,
durch Leistungsbetrug besser zu scheinen als zu sein.
Verschiedene Zeiten und verschiedene Menschen können und müssen verschiedene Antworten darauf geben,
was Sport ist und wie er sein soll.
Was ist (Wettkampf-)Sport?
Mehrere Personen handeln in Konkurrenz, um ihre Reihenfplge zu ermittel.
- in einer freiwillig gewählten Sportart/Disziplin
- gemäss freiwillig akzeptierter Regeln
- in einer freiwillig gewählten (Druck-)Stuation einer Konkurrenz
Voraussetzungen: Keine. Alter, Grösse, Gewicht, Intelligenz, Reloigion, Herkunft, sozialer Hintergrund: ..etc. egal.
Ergebnis, Reihenfolge: un-egal.
Keine Verteilungs-Gerechtigkeit.
Sportliche Handlungen sind(immer):
- individuell(Fitness, Motivation, Präsentation, Leistung...)
- authentisch, real-körperlich
- zurechenbar
- unwiederholbar, einmalig, singulär
- gezielt auf Verbesserung, Vervollkommnung, Glück
Der Kern des Sports ist nicht blosses Wachstum,
sondern Selbst-Herausforderung und -Entwicklung(idealerweise des ganzen Selbst).
Sport ist eine Lebenskunst, sein Leben selbst zu bestimmen.
Mit Doping bin ich nicht mehr ich selbst.
NoGoZone Doping.
In einer selbst-entfremdeten Sport-Welt kommt es zu - lange bekannten -
unrealistischen, inhumanen und unsozialen Auswüchsen, Pervertierungen und Instrumentalisierungen.
(Sport-)Philosophie steht gegen verkürzendes, simplifizierendes Denken
in (zu) einfachen Alternativen, Dualismen und Dichotomien.
Nicht nur die polyvalente Wirklichkeit steht dem entgegen,
vor allem auch das Wollen und das Müssen der Zukunft
Ich werde nicht alle Gesichtspunkte, die in den Statements zu Sprache gekommen sind, behandeln.
Vier halte ich aber für sehr wichtig:
1. Talent, Natürlichkeit-Künstlichkeit
2. Vorbild, Idol, Rollenmodell
3. Kommerzialisierung
4. Fairness
Teil 9/1: Statements
'Es gibt Leistung ohne Erfolg - aber keinen Erfolg ohne Leistung'
(La Rochefoucault)
'Unsere Körper sind unsere Gärten.
Unsere Willen sind unsere Gärtner'
(Shakespeare)
'Stark sein gehört zum Gutsein.
Erstrebe statt des Beifalls der Zuschauer das Lob Deines Gewissens.
Halte Dich rein an Körper, Geist und Gesinnung.'
(Diem 1948)
Das sportliche Erfolgsstreben fördert(und fordert/MZPTLK) eine Reihe von positiven Eigenschaften wie
Willenskraft, Härte, Konzentrationsfähigkeit, Nervenstärke, Wagemut...'
(Wischmann 1955)
'Leistung muss nicht bloss physisch, psychisch oder egoistisch sein.
Sondern auch moralisch-ethische Leistungen sind darin einbegriffen.'
(Karl Adam)
'Mal gewinnt man, mal verliieren die Anderen.'
(Ungenannter arroganter Athlet)
'Der Sport spricht eine sinnfällige, Jedem verständliche Sprache.
So kann im Gegensatz zur unübersichtlichen Welt ein direktes Feststellen von Siegern und Platzierten erfolgen.
Soziale oder persönliche Anerkennung, um die es im Sport geht,
kann auch mit einem achtbaren Platz oder einer ehrenvollen Niederlage erreicht werden.
Nur aus dem Ganzen des Sports erwächst Sinnhaftigkeit.
Man kann sich im Sport umso mehr als Subjekt, als Handelnder, Verantwortlicher begreifen, erleben und bewähren,
je grösser die Möglichkeit und die Bereitschaft ist, zum Scheitern zu kommen.
Jede Niederlage hat eine kathartische Funktion und kann so zur Bedingung eines authentischen Seins werden.
Auch und gerade Niederlagen können so zu Erfolgen menschlicher Existenzführung werden.'
(Plessner)
'Gerade wegen seiner Reduktion von Komplexität kann der Sport zu einer Eindeutigkeit und Transparenz in der Aussage
und damit zu einer informativen Kommunikation , d.h. einer eigenen Sprache gelangen.
Eben hieraus bezieht der Sport seine Popularität und Faszination,
und dies macht ihn zu einem sozialen Phänomen sui generis.'
(v. Krockow)
'Sport ist vitales Leben, besteht aus Handlungen und Leistungen, die ein Mensch selbst zu vollbringen hat.
Die nicht erschlichen, vorgetäuscht und letztlich nicht delegiert oder bloss
- durch Erlasse etwa - organisiert werden können
Also aus freiwillig erstrebten und erbrachten und als wertvoll beurteilten Eigenhandlungen und Eigenleistungen.
Diese sind übrigens auch nicht zu kommandieren.
Zum Marschieren kann man Jemand zwingen, nicht zum Rekord.
Sport ist ein exemplarisches Beispiel für freiwillig erbrachte Eigenleistung,
für persönliche, selbstmotivierte, eigene Handlung, die unter Beurteilungsmasstäben steht:
als besser oder schlechter, als hervorragend oder misslungen gewertet wird
- vom Handelnden selbt wie von Anderen.'
(Lenk)
'Selbst wenn uns Hitler zwingen würde, die Atombombe doch zu bauen,
ich bin der Meinung, dass man einen Menschen gar nicht zwingen kann,
Erfindungen oder neue wissenschaftliche Entwicklungen(und sportliche Hochleistungen/MZPTLK) zu schaffen,
wenn er das nicht will. Schöpferisches Denken braucht einen gewissen Freiheitsraum,
in dem er sich allein entfalten kann, und jeder Zwang und jede Gewalt wird sich hemmend,
wenn nicht sogar blockierend auf diese schöpferische Kraft auswirken
unf führt weiter ab vom Ziel.'
(Werner Heisenberg gegenüber seiner Frau 1942)
'Sport ist eine Gegenwelt der Eigenleistung, wie sie in den meisten Bereichen der der Gesellschaft nicht(mehr) anzutreffen ist.
Es zählt in solchem Sport nur jene Leistung, die die AthletInnen mittels eigener Kraft
auf der Grundlage der schriftlich niedergelegten Regeln hervorbringen.
Will der Sport sein eigenes Leben erhalten, so hat er keine andere Möglichkeit, alles zu tun,
um sich seiner eigenen Grundlagen zu versichern, die des Fair Play.
Werden diese dem Sport entzogen, so findet er nicht mehr statt.'
(Helmut Digel)
'Nur ein Leistungssport, der nicht den Maximen der Unterhaltungsbranche und den politischen Vorgaben folgt,
sondern seine eigenen Erlebnis- und Erfahrungsformen entwickelt,
bleibt seiner pädagogischen Idee treu.'
(Ommo Grupe)
'Man muss sich überlegen, ob nicht der Sport inzwischen in einen Rang gerückt ist,
was öffentliche Aufmerksamkeit, was Leistungsfähigkeit, Symbolkraft angeht,
dass er auch als ein Kulturgut angesehen werden kann.'
(Gebauer)
' Was man am Spitzensport lernen kann, ist so etwas wie Selbstdisziplin,
eine Form von athletischem Leben, einer hohen Konzentration auf ein selbst gesetztes Ziel,
Zeitmanagement und den Einsatz aller Kräfte für ein Ziel....
Man erlebt sich als Hochleister, als jemand, der die Zügel, in der Hand hat.
Das ist ein starkes Erlebnis.'
(Gebauer)
:Na Jungs, wer von euch wird denn heute Zweiter?'
(Ungenannter arroganter Athlet)
'Wettkampfsport ist ein besonderes ethisches Handlungssystem:
Einerseits schafft es in weitem Masse die Möglichkeit, persönliche Leistungen zum Nachteil Anderer
(explizit) herauszustellen und favorisiert damit den Eigennutz.
Andererseits nimmt es für sich in Anspruch,
weitgehend Chancen.Gleichheit und -Gerechtigkeit für jeden Teilnehmer garantieren zu können.
und verlangt damit soziale Verantwortung.
Das agonale Prinzip ist ein wesentliches ethisches Konstitutionsmerkmal Wettkampf-sportlicher Eigenwelt.
Es zeigt sich als (Pseudo-/MZPTLK)Paradoxon zwischen Überbietungsgebot(und Sieg-Postulat/MZPTLK)
und Gleichheitsgebot(besser: Postulat Chancengerechtigkeit/MZPTLK).'
(Elk Franke)
'Sport ist, funktionalistisch gesehen, die künstliche Kompensation der durch die Kulturentwicklung
verlorenen Leistungsanforderungen an natürlicher Bewegung.
Eigenbewegungen werden immer mehr durch Fremdbewegungen kompensiert.
Leistungsoptimierung bereitet auf Situationen vor, die in der Evolution aller Lebewesen alltäglich sind:
nämlich unter den Bedingungen der Konkurrenz um knappe Ressourcen
besser als Andere sein zu wollen(oder zu müssen/MZPTLK).
Überlebensgemeinschaften können nur durch Leistung überdauern.'
(Treml)
'Welche Form von Sport wollen wir in einer offenen Gesellschaft haben?
Ein junger Mensch muss nach seiner Sportkarriere sagen können: es hat sich auch ohne Medaille gelohnt.
Wir müssen die Frage beantworten, was humaner Leistungssport ist, bzw. sein soll...
Unsere Gesellschaft sozialisiert die Imagegewinne durch sportliche Erfolge,
belässt das Risiko aber beim Athleten.
Der Sportler unterhält, schafft Freude, Identifikation.
Aber wenn er sich verletzt, ist er aus dem Spiel und vergessen...
Volkswirtschaftlich betrachtet hatte Doping, dass nicht entdeckt wird, aber die Höchstleistung steigert,
bisher eine steigende Sportnachfrage und damit positive Effekte für Alle zur Folge.
(MZPTLK: aber was ist z.B. mit den Vielen, auch den sehr Talentierten, die wegen der Doperei aus- oder gar nicht erst einsteigen?)
Es hatte für Niemand negative Effekte
- ausser für die Hochtalentierten, die nicht dopen und trotzdem unter Generalverdacht kommen.
Das System benachteiligt also nur ganz Wenige, stiftet aber bei allen Anderen Nutzen
(MZPTLK: Nö, Emrich hält hier den Postitivismus-Filter des Empirikers vor die Wirklichkeit).
Wenn man das zu Ende denkt, scheint das der Grund zu sein,
warum das bestehende System bisher so stabil ist(MZPTLK: Das System hat arge Schwierigkeiten!).'
(Eike Emrich)
Was sagen die SportlerInnen?
' Leistungssport ist ein Abenteuer mit den eigenen Möglichkeiten.'
(Bodo Tümmler)
'Jeden Dienstagnachmittag lasse ich einen Schwimmer das Trainingsprogramm gestalten und auf die Tafel schreiben.
Er bildet normalerweise den härtesten Trainingsabschnitt der ganzen Woche.'
(Counsilman)
' Die Anabolika waren für mich eine Verheissung:
Die Brücke zwischen dem, was ich konnte und dem, was ich wollte.'
(Gerhard Steines)
' Du hältst den Mund, wenn du etwas nimmst und du hältst den Mund, wenn du krank wirst..
Denn wenn es herauskommt, bist du erledigt.'
(Claudia Lepping)
'Im Sport ist vor allem auch die eigene Fitness ein wichtiges Motiv, nicht zuletzt deshalb,
weil sie unmittelbar mit Gesundheit , unserem höchsten Gut und wichtigstes Element der Lebensqualität , verbunden ist.
Leistungsorientierter Sport ist aber auch eine Quelle der Lust an sich, denn nichts ist authentischer als die Leistung,
die man allein erbracht hat, die ausschliesslich auf auf eigene Anstrengungen zurück geht,
die Selbstdisziplin abverlangt hat und für die man selbst verantwortlich ist.
In keinem anderen Leistungsbereich werden diese Zusammenhänge so unmittelbar deutlich wie im Sport.
Die durch Sport induzierten positiven Erlebnisse und Emotionen sind der Lohn der Anstrengungen.'
(Rolf Geese)
'Für Erfolg ist wichtig: Aufmerksamkeit, Motivation, Visualisierung der bevorstehenden Aufgabe,
Fähigkeit, sich selbst Mut zuzusprechen und seinen eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.
Beim Wettkampf mus man geistig ausschliesslich im Hier und Jetzt sein.'
(Frank Busemann)
'Der psychologische Faktor gibt bei wachsender Leistungsdichte den Ausschlag.''
(Sabine Braun)
'Mir ging es immer um Anschluss, um Anerkennung.
Ich habe mit dem sportlichen Erfolg das erzwungen, was ich nicht hatte.'
(Robert Harting)
'Ich gehe in jedes Spiel mit dem Gefühl, dass ich (es) gewinnen kann.
Das ist die Bedingung für Spitzenleistungen.
Ohne dieses Selbstvertrauen brauchst Du gar nicht rauszugehen.
Satt? Nein, nie(Stay hungry/Arnold Schwarzenegger).
Wenn Du einen Titel geschafft hast, willst Du den nächsten.
Du willst diesen Moment immer wieder erleben.
Der Thrill eines grossen Sieges, der geht nie weg.
Es ist wichtig, immer den Kopf oben zu behalten, nicht zu zweifeln und offen zu bleiben für Neues.
Du musst das Lampenfieber nur in positiove Energie umsetzen.
Mich beflügelt jeden Tag, wie mich die Leute anfeuern.
Wie sie schätzen, was ich tue. Wie ich es tue.
Ich fahre nicht einfach zu einem Turnier und spiele Larifari-Tennis.
Ich gebe immer mein Bestes, ohne Kompromisse. Ohne wenn und aber.
(Roger Federer)
'Ich habe kein klassisches Talent zum Turnen.
Ich war immer eine Stunde vor allen Anderen in der Halle,
und wenn die nach Hause gingen, bin ich noch eine Stunde geblieben.
Dieser Wille, das war mein grösstes Talent.'
(Andreas Toba)
'Ich glaube, ich suchte nach der besten Möglichkeit, meine Karriere als Schwimmer zu beenden und ein neues Leben anzufangen.
Ich habe dabei gelent, mich selbst zu sehen und zu erkennen, wer ich in Wirklichkeit bin und mit mir selbst glücklich zu sein.
Also in den Spiegel zu sehen und zufrieden zu sein mit dem, was ich sehe.
Ich fühle mich jetzt viel freier.'
(Jim Phelps)
'Alle Menschen sollen ihre Träume leben.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, hier bei Olympia schwimmen zu dürfen.
Es ist cool, die ganzen Champions zu sehen.
Es zählt nicht, ob Du Flüchtling bist, Syrer oder Deutscher.
Es gibt nur das Wasser, Dich und Deine Konkurrenten.'
(Yusra Mardini)
' Dass Doping für mich überhaupt nicht infrage kommt, sehe ich einerseits in meiner Erziehung und andererseits darin,
dass ich durch Betrug nie Freude an meinen Erfolgen hätte empfinden können.
Ich hinterfrage ausserdem iimmer alles und will mir selbst stets treu bleiben.
Das war wohl auch ein Grund, weshalb mir erst gar nicht geraten wurde, zu Dopingmitteln zu greifen.
Vermutlich hiess es, die brauchst du erst garnicht zu fragen.
Ich konnte ohne Doping grössere Rennen gewinnen und immer wieder sehr namhafte Profis auf die Ränge verweisen.
Entgegen anders lautender Meinungen in den Medien und in der Öffentlichkeit über Spitzensportler im Allgemeinen
und im Radsport im Besonderen sehe ich mich als lebender Beweis,
dass Spitzenleistungen im Hochleistungssport auch ohne Doping möglich sind.
Ich bin sehr dankbar, dass ich bereits in meiner Kindheit und Jugend ein Umfeld hatte,
das mir die wirklich wichtigen Werte für den Sport und auch für das Leben vermittelt hat.
Mich hat die Arbeit an meiner eigenen Leistung, das Optimieren der einzelnen Abläufe und Systeme am meisten fasziniert.
Für mich war genau diese Arbeit der grösste Gewinn.
Das hat mir Gänsehaut bereitet und mich voll erfüllt.
Wenn ein Sieg dabei herausgesprungen ist, war das noch die letzte Bestätigung,
eine Bestätigung von aussen, durch das Umfeld.
Aber allein diese Bestätigung hätte mir nie dieses Glücksgefühl bereiten können.
Manchmal habe ich den Druck von aussen, der mit einem Sieg verbunden war,
weil man das Trikot x verteidigen musste oder einen Titel, sogar als störend, ja als Last empfunden.
Ich betrachte die Doper nicht als meine Feinde,
sondern empfinde sogar ein gewisses Mitleid mit ihnen.
Dass sie dieses Glück nicht für sich erleben können!
Dass sie sich Zwängen von aussen so unterwerfen.
Dass diese Sportler vielleicht auch nicht diese Werte mitbekommen haben
und somit gar nicht erst die Chance hatten, es besser zu machen!'
(Christiane Soeder-Richter in: Fair gewinnt 2012)
Was sagen Funktionäre?
'Der Fokus sollte weniger auf Metall, sondern mehr auf Charakter, Herzblut und Leidenschaft liegen.'
(Alfons Hörmann)
' Ich finde es bemerkenswert und der individuellen Leistungsbewertung unserer Spitzenathleten angemessen,
den Medaillenspiegel nicht mehr als Symbol eines sekundären Wettbewerbs von internationalen Dachorganisationen zu sehen.
Ein olympischer Medaillenspiegel addiert doch lediglich die Medaillenleistungen
aus den unterschiedlichsten Sportarten, ohne die Wettbewerbsdichte, die Konkurrenzsituation, den Stellenwert
die öffentliche Reputation einer Sportart oder den Verlauf eines Wettbewerbs zu betrachten.'
(Thomas Kurschilgen)
'Wir Leichtathleten lieben eine Paradoxie ganz besonders:
Wir trainieren wie die Verrückten, wir bereiten uns vor, wir planen alles.
Wir versuchen, uns so berechenbar in unserer Leistung zu machen wie möglich,
um uns dann in eine Situation zu begeben, die höchst unsicher im Ausgang ist
Und die geniessen wir umso mehr, je unsicherer der Ausgang ist
und je fairer die Bedingungen verteilt sind.
Und genau sozusagen der Versuch einerseits, Unsicherheit zu reduzieren,
damit wir Unsicherheit bevorzugterweise aufsuchen können,
die wir umso mehr geniessen können, je unsicherer das Ergebnis wird.
Das ist das Wesen der Leichtathletik-
Damit einher geht das Recht auf Gegenwart:
In diesem Moment, in dem Sie sich in völliger Unsicherheit in Perfektion bewegen,
verschmelzen Gegenwart und Zukunft, und Sie haben ein anderes Zeitbewusstsein,
das nennen die Psychologen Flow..'
(Eike Emrich)
Was sagt der Kommerz?
'Der Mensch wächst am Widerstand.'
(Fitnesskette)
'.(andere Fitnesskette) hilft Dir:
- gesundes Leben mit weniger Stress und mehr Energie
- Kontakt zu Dir selbst zu intensivieren und ganzheitlich stark zu werden
- die Fähigkeit, Dich zu entwickeln, Dich selbst zu akzeptieren, zu schätzen und zu lieben
Sei Du selbst
. nur glücklicher
- nur fitter
- nur entspannter
- und noch schöner
' Ich liebe es, mit meinen Kunden Ziele zu erreichen, ob im Job oder beim Marathon.'
(Bank-Werbung)
'Wir laufen Marathon zum Spass.
Andere zum Brunnen.
Viele Menschen in Äthiopien müssen für Trinkwasser kilometerweit laufen.
Wir setzen uns dort für den Bau von Brunnen ein.
Denn wer sich selbst versorgt, führt ein Leben in Würde.'
(Brot für die Welt)
Sport ist freiwillig.
Man kann jederzeit rein und raus.
Ist man drin, gelten zumindest im organisierten und Wettkampf-Sport Regeln, die prinzipiell und jederzeit änderbar sind.
Die partikuläre (Eigen.)Welt des (Wettkampf.)Sports mit seinem agonalen Prinzip
des Chancengleichheits-Gebots und gleichzeitigen Überbietungs-Prinzips
kann sich somit teil- und zeitweise einem ethischen Universalismus entziehen.
(Eingehender in: Makro-Ethik und Sport-Ethik im Kapitel 10)
Chancengleihheit und Überbietungspostulat schliessen sich nicht nur nicht aus, sondern sind absolut kompatibel.
Wie soll (Wettkampf-)Sport ohne Konkurrenz-Prinzip und Überbietungsziel funktionieren?
Die Leute wollen sich vergleichen und möglichst weit nach oben kommen.
Kann im Sport Chancen-Gleichheit oder zumindest -Gerechtigkeit hergestellt werden?
Sicherlich niemals vollständig, aber in grösserem Mass und Umfang als in vielen anderen Lebensbereichen.
Das dürfte auch ein wichtiger Grund für Viele sein, den Sport aufzusuchen,
weil sie dort adäquater. leistungsgerechter 'belohnt' werden..
Umgekehrt scheinen nicht wenige Leistungssportler gerade deswegen Probleme zu haben,
sich im 'normalen (Berufs-)Leben' zurecht zu finden.
Der Wettkampfsport zeigt sich komplexitätsreduziert, überschaubar, transparent, eindeutig.
Es gibt einen Zusammenhang, sogar eine Einheit von Aktion und Präsentation, die sonst seltener ist.
Lügen und Betrügen ist keine (Wettkampf-)Sport-konstitutive Handlung.
Die Vertragspartner der sozialen Gemeinschaft Sport wollen und sollen sich
dezidiert von geistig-moralischer Dekadenz abheben, wie sie in diversen unsozialen, gemeinen Schaften grassiert.
Im (Wettkampf-)Sport soll man nicht die (Wahl-)Freiheit haben,
durch Leistungsbetrug besser zu scheinen als zu sein.
Verschiedene Zeiten und verschiedene Menschen können und müssen verschiedene Antworten darauf geben,
was Sport ist und wie er sein soll.
Was ist (Wettkampf-)Sport?
Mehrere Personen handeln in Konkurrenz, um ihre Reihenfplge zu ermittel.
- in einer freiwillig gewählten Sportart/Disziplin
- gemäss freiwillig akzeptierter Regeln
- in einer freiwillig gewählten (Druck-)Stuation einer Konkurrenz
Voraussetzungen: Keine. Alter, Grösse, Gewicht, Intelligenz, Reloigion, Herkunft, sozialer Hintergrund: ..etc. egal.
Ergebnis, Reihenfolge: un-egal.
Keine Verteilungs-Gerechtigkeit.
Sportliche Handlungen sind(immer):
- individuell(Fitness, Motivation, Präsentation, Leistung...)
- authentisch, real-körperlich
- zurechenbar
- unwiederholbar, einmalig, singulär
- gezielt auf Verbesserung, Vervollkommnung, Glück
Der Kern des Sports ist nicht blosses Wachstum,
sondern Selbst-Herausforderung und -Entwicklung(idealerweise des ganzen Selbst).
Sport ist eine Lebenskunst, sein Leben selbst zu bestimmen.
Mit Doping bin ich nicht mehr ich selbst.
NoGoZone Doping.
In einer selbst-entfremdeten Sport-Welt kommt es zu - lange bekannten -
unrealistischen, inhumanen und unsozialen Auswüchsen, Pervertierungen und Instrumentalisierungen.
(Sport-)Philosophie steht gegen verkürzendes, simplifizierendes Denken
in (zu) einfachen Alternativen, Dualismen und Dichotomien.
Nicht nur die polyvalente Wirklichkeit steht dem entgegen,
vor allem auch das Wollen und das Müssen der Zukunft
Ich werde nicht alle Gesichtspunkte, die in den Statements zu Sprache gekommen sind, behandeln.
Vier halte ich aber für sehr wichtig:
1. Talent, Natürlichkeit-Künstlichkeit
2. Vorbild, Idol, Rollenmodell
3. Kommerzialisierung
4. Fairness