(Leistungs-)Motivation
Teil 8/4: Geist und Selbst
Der Papst fragte Michelangelo:
Verrate mir das Geheimnis Deines Genies.
Wie hast Du die Statue von David erschaffen - dieses Meisterwerk aller Meisterwerke?
- Ganz einfach: Ich entfernte alles, was nicht David ist!
Damit hatte Michelangelo in die Mitte der Zielscheibe des Selbst Davids getroffen
Zumindest äusserlich.
Er hatte das momentane, aktuelle äussere Selbst Davids modelliert.
Wie sähe das Selbst Davids mit 50 oder 80 Jahren aus?
Nicht nur sein Äusseres, auch sein Charakter, seine Motivation, seine Stärken und Schwächen?
Das Selbst ist das Ganze seines aktuellen Seins,
seines Könnens und Nicht-Könnens
Seiner Mäglichkeiten und Un-Möglichkeiten.
Das Selbst ist in der nächsten Sekunde ein anderes, ob es was dafür tut oder nicht.
Wir können unser Selbst wie Michelangelo in allen Belangen modellieren.
Die Einen basteln nur am Körper(Bodystyling, -Shaping...), oder an den Likes im Netz,
Andere an der Bildung, dem Charakter, der Karriere, den sozialen Beziehungen...
Das Selbst ist nichts statisches, irreversibles, finales.
Es sucht Erfolg, Vervollkommnung, Erfüllung, das Einmalige, das Höchste, das Beste für sich.
In jeder Lebenssituation, in jedem Alter.
Das Beste seiner Selbst.
Das ist dem Doper versagt. Er versagt es sich, indem er dopt.
Er findet sein Selbst nicht, er weiss nicht, wie das Beste seines Selbst ohne Doping aussieht, wie es sich anfühlt.
Intelligent betriebener Sport führt immer zum Erfolg.
Auf jedem Niveau, in jedem Alter.
- Erfolg durch Gesundheit
- Erfolg durch Ästhetik, Spass an der Sache, Freude am Können
- Erfolg auch in der 'Niederlage' , denn mein Selbst hat in jedem Fall gewonnen.
Ich bin der - momentan - Beste meiner Selbst.
Der Doper will der Bessere/Beste unter Anderen sein.
Er verliert immer, auch wenn er mal 'gewinnen' sollte.
Darum ist bei ihm die Furcht vor Misserfolg wesentlich grösser.
Er ist nur Objekt seiner Selbst
Der intelligente Sportler kann dagegen nur gewinnen.
Darum überwiegt bei ihm die Hoffnung auf Erfolg.
Er ist gleichzeitig Subjekt und Objekt seines Selbst.
Er ist das Schwarze der Zielscheibe seines Selbst
Was unter Ziele, Erfolg, Glück verstanden wird,
hängt vom Wertesystem, vom Selbst-Konzept des Beurteilenden ab.
Hier kommt der Geist ins Spiel:
'Never let your success go to your head.
Never let your failure go to your heart.'
(Andre de Grasse)
Das Selbst ist ein Wandlungsprozess:
- Selbst-Erhalt
- Selbst-Entwicklung, Selbst-Steigerung, Selbst-Verwirklichung, Selbst-Aktualisierung
- Selbst-Erkenntnis, Selbst-Bild, Selbst-Bewusstsein
Diese Wandlung wird vom Geist initiiert, interpretiert,, korrigiert.
Er ist nicht - wie Schopenhaer meinte - nur das Werkzeug des Willens.
Der Wille ist auch nicht immer das Werkzeug des Geistes.
Beide können kooperieren, sich aber auch ignorieren.
Der Geist kann zum Beipiel fragen:
Mit welcher Entscheidung kann das Selbst später besser leben, als Doper oder Integrer?
Wie denke ich als Person in 10, 20 Jahren über mich, wie Andere?
Bin ich später mit mir und der Welt im Reinen?
Bin ich das Schwarze der Zielscheibe meines Selbst?
Der Geist holt Inspiration nicht nur aus der Vergangenheit und aus der Wirklichkeit,
sondern auch aus der Fiktion.
Er grübelt, resümiert, spekuliert, phantasiert, antizipiert, hat Ideen, denkt, erkennt, nimmt wahr, kombiniert, abstrahiert,
konzipiert, wertet, sieht Wünsche, Ziele, Prioritäten, ist kreativ, schöpferisch, sucht Wahrheit, Überzeugungen, Schönheit, Sinn.
Er sieht Chancen, aber auch Risiken.
Er ist offen für die Zukunft, weil er frei ist.
Er bietet Normativität, die vieles Faktische ändern kann.
Searle: Das bewusste Selbst ist eine kausal wirksame Systemeigenschaft des Gehirns,
die sich aufgrund der Quantenmechanik indeterministisch entwickelt.
Whitehead: Perspektivität ist grundlegend in die Wirklichkeit eingebaut.
Freiheit ist in der Natur verortet.
Die epistemische Offenheit der Welt wird von Vielen unterschätzt.
Darum mangelt es Vielen an Optimismus, Energie, Ehrgeiz und Integrität.
Richtig gelesen: Integrität.
Wenn mein Selbst un(ter)entwickelt bleibt,
kann das an meinem interdependenten Selbst-Konzept(freiwilliges Zulassen starken Einflussses anderer Interessen)
oder an objektiven Zwängen liegen.
Ich habe dann kein integriertes Selbst.
Jorge Angel Livraga beklagt:
'Das Traurigste auf der Welt sind für mich Friedhöfe.
Nicht Friedhöfe für unsere physischen Körper,
sondern die Friedhöfe unserer Träume:
- die Verse, die wir uns nie getraut haben, zu Papier zu bringen
- die Musik, die wir nie gesungen,
- den Kuss der Freundschaft, den wir nie gegeben
- die klare Meinung, die wir nie ausgesprochen haben.'
Bei einem independenten Selbst-Konzept kommt es mehr auf Persönlichkeitsmerkmale des Einzelnen und seine Leistungen an.
Das Selbst steht in seinem Ist und Soll also immer im Bezug zur Aussenwelt. zum Sozialen, Globalen.
Narzismus Hedonismus ist nur soweit gut, wenn es nicht zum Narrzismus, Autismus und Ego(Horror)Trip kommt.
Habermas hat natürlich recht, wenn er die Dominanz oder Herrschaft eines possesiv-individualistischen Scheins
einer als Selbst-Besitz vorgestellten Autonomie ablehnt, weil damit die intersubjektive Konstituierung der Freiheit ignoriert wäre.
Es gibtt also nicht nur
1. den archaisch-animalischen Drang, den Trieb, das Verlangen, den Wusch nach einer Handlung
wo der Geist noch kaum im Spiel ist oder reingrätschen kann
2. die bewusste, begründete, absichtliche Entscheidung zum Handeln,
wobei der Geist eine wichtige oder entscheidende Rolle spielt,
sondern auch
3. die - auch im weitsichtig-wohlverstandenen Eigeninteresse des Individuums -
soziale, globale und generationenübergreifende Verantwortung(siehe 10. Kapitel)
Nur ein Geist auf der Höhe der Zeit kann ein solches integriertes Selbst antizipieren.
Frankfurt begnügte sich noch mit den ersten beiden Ebenen, um Selbstkongruenz zu attestieren.
MZPTLK versteht unter Selbstkongruenz die Einbeziehung aller 3 Ebenen,
denn nur mit den ersten zwei könnte man auch Egomanen, Narrzisten Autisten, Despoten und Terroristen beschreiben.
Die Implementierung ist und wird sehr schwierig, wie wir wissen oder zumindest ahnen.
Das haben die unzähligen Teufel uns nur allzu anschaulich gezeigt.
Ist der Geist ein emergentes oder ein fundamentales Phänomen?
Brüntrup; keine funktionale Beschreibung dessen, was im Gehirn einer Person vor sich geht,
kann jemals den qualitativen Gehalt der Empfingung erfassen.
Wir können zwar das Gehirn einer Fledermaus erforschen,
wir werden aber nie genau herausfinden, wie es sich anfühlt, eine Fledermaus zu sein(Beispiel von Nagel).
In der Natur tauchen auf höheren Ebenen der Komplexität plötzlich völlig neuartige Phänomene auf,
die auch aus einer vollständigen Kenntnis der unteren Ebene(n) nicht ableitbar sind.
MZPTLK:: Das erinnert an die Fulgurationssprünge von Konrad Lorenz.
Im Sport sind wir ewig auf der Suche nach der - für uns, unser (momentanes)Selbst - perfekten Bewegung.
Das (Körper-)Gefühl, das man bei Erreichen dieses Ziels hat, ist nicht zu übertreffen.
Für Aussenstehende kaum zu beschreiben und nicht wirklich nachvollziehbar.
Ich glaube, dass dieses (Glücks-)Gefühl disziplinspezifisch in unterschiedlicher Qualität und Intensität auftritt.
Geist als fundamentales Phänomen?
Annahme, dass das Mentale, der Geist bereits auf einer so fundamentalen Ebene im Universum präsent ist,
dass der Aufstieg zu höheren, neuartigen mentalen Phänomenen nur noch eine schwache Emergenz erfordert.
Warum sollte eine Vernetzung höherer Komplexität keine Qualitätssprünge erbringen?
Die These, dass die Natur einen fundamental geistig-mentalen Aspekt hat, ist so alt wie die Philosophie.
MZPTLK: Eine Trennung oder ein Gegensatz natürlich-unnatürlich(künstlich) machte auch dann keinen Sinn,
wenn das Geistig-Mentale erst spät(er) in die Welt(Natur) gekommen wäre.
Alles, was es gibt, ist Natur, Der Mensch ist Natur.
Wandlung ist Natur.
- Anthropozentrisch Gutes oder Schlechtes.
- Physiozentrisch Gutes oder Schlechtes.
Der Mensch kann für sein Selbst und gegen die (äussere)Natur handeln oder im Einklang.
Die ganze Natur ist ein kreativer, offener Prozess.
Chalmers: Das ontologisch Grundlegende ist Information, die sich in 2 Aspekten zeigt:
physisch-funktional und 2. mental-phänomenal.
Stapp: Die Welt ist bipolar material und mental,
wobei die Schrödinger-Gleichung den deterministischen und den materiellen Aspekt beschreibt,
der indeterministische Kollaps(Disruption/MZPTLK) den perspektivischen, mentalen Aspekt.
Damit können Phänomene der Bewusstheit erklärt werden.
Brüntrup: Wir wissen aber immer noch nicht, wie das Gehirn bewusste Aufmerksamkeit erzeugt.
Jedenfalls ist ein Verständnis des Gehirns im Kontext des klassisch-physikalischen Weltbildes nicht möglich.
Auch ist die Freiheit des Willens experimentell nicht widerlegt
(nicht verwechseln mit Handlungsfreiheit = Freiheit von extrapersonalen Begrenzungen,
Willensfreiheit = Abwesenheit von intrapersonalen Limits/MZPTLK).
Das bewusste Selbst kontrolliert nicht alles, sondern greift nur von Fall zu Fall ein,
delegiert Vieles, wird auch von Vielem beeinflusst.
Das Selbst ist dem diskursiven Verstand nicht sehr offenkundig.
(Es gibt zuviele schräge Selbst-Bilder, Selbst-Täuschungen, Teufel/MZPTLK)
Kant wollte, dass man mit der Etablierung von Verhaltensmaximen Verstand, Willen und Handeln beeinflussen und bestimmen könne.
Aber Verstand, Motivation und Volition/Handlungskompetenz bilden keine Einheit, sind zumindest teilweise autonome Instanzen(MZPTLK).
So ist das Finden des Selbst mit dem Verstand alleine nicht zu machen.
Brüntrup: Ein rein willentlich gesteuerter Mensch ist in seiner Gefühlswelt, in seinem Körper nicht zuhause.
Die Vorstellung eines Homunkulus ist neurophysiologisch nicht plausibel und philosophisch fragwürdig,
auch wenn der präfrontale Cortex/das Stirnhirn) mit allen Hirnregionen bidirektional verbunden zu sein scheint.
MZPTLK: So ist es auch sehr fragwürdig, z.B. die Sprintbewegung von einer lokal verorteten Steuerungsinstanz initieren und kontrollieren zu wollen.
Der Flow kommt aus dem ganzen Selbst, dem ganzen Organismus, dem ganzen neuromuskulären Orchester,
nicht allein aus einer nur lokal bewussten Willensanstrengung, dies wäre reduktionistisch-mechanistisch.
Brüntrup: Das integrierte Selbst, die Persönlichkeit, der Charakter
moderiert und entscheidet das Zusammenspiel mit dem Geist und dem Willen.
Die Energie und Kraft, die man in dauerhaft motivierten Menschen spürt, ist meist nicht per willentlicher Ich-Kontrolle erreichbar.
(Zu) starre Volition kann auf Dauer kontraproduktiv werden:
(auch mentale)Erschöpfung, Sinnverlust, vermindertes Vermögen, sich plastisch anzupassen.
Das, weil ein im Verstand konstruiertes, hypothetisches Ideal die reale Fülle und Gänze der Person nicht zureichensd integrieren kann.
Das Selbst ist viel umfassender als das bewusste Ich des Verstandes.
Die Fülle an Informationen, die über das Selbst verarbeitet werden(können),
ist weit grösser, als was der Fokus bewusster kognitiver Aufmerksamkeit verarbeiten kann.
Bieri plädiert hier für eine narrative Methode des Erzählens, des Schreibens einer Geschichte,
um sich authentisch mit der eigenen Motivlage auseinander zu setzen.
Dafür müssten die inneren Filter(Teufel/MZPTKL) durchlässig(er) werden, um das unbewusste Selbst zutage zu fördern.
Insbesonders erinnerte Erlebnisse, Stimmungen, körperliche Empfindungen gehen in das Selbst ein.
Die narrative Bewusstwerdung sei wesentlich besser als eine rationale Konstruktion von Handlungsmustern.
Brüntrup: Eine motivierte, handlungsfreudige Lebenseinstellung wird mit zunehmendem Selbst-Bewusstsein erleichtert.
Die obengenannten beiden Motivationseben konkurrieren dann weniger, sondern ziehen mehr in die gleiche Richtung.
Ein reflektierter, kritischer Mensch gibt sich nicht mit impulsiven Wünschen erster Ordnung für seine Lebensgestaltung zufrieden.
Er entwickelt ein Wertesystem, von dem her er er seine Selbst-Entwicklung kritisch hinterfragen, vorantreiben und begründen kann.
Wer sich nicht an (reflektierten) Werten, Idealen und Zielen orientiert,
hat entscheidende, höherwertige Motive für seine Weiterentwicklung verloren.
Nichts motiviert mehr als die Aussicht auf Entdeckung und Entwicklung des wahren Selbst
und damit die Aussicht auf die Entdeckung und Entwicklung der Freiheit.
Nach Rio geht es weiter mit den beiden letzten Kapiteln.
Das ist für Viele wie Weihnachten,
für Einige eine Drohung
Teil 8/4: Geist und Selbst
Der Papst fragte Michelangelo:
Verrate mir das Geheimnis Deines Genies.
Wie hast Du die Statue von David erschaffen - dieses Meisterwerk aller Meisterwerke?
- Ganz einfach: Ich entfernte alles, was nicht David ist!
Damit hatte Michelangelo in die Mitte der Zielscheibe des Selbst Davids getroffen
Zumindest äusserlich.
Er hatte das momentane, aktuelle äussere Selbst Davids modelliert.
Wie sähe das Selbst Davids mit 50 oder 80 Jahren aus?
Nicht nur sein Äusseres, auch sein Charakter, seine Motivation, seine Stärken und Schwächen?
Das Selbst ist das Ganze seines aktuellen Seins,
seines Könnens und Nicht-Könnens
Seiner Mäglichkeiten und Un-Möglichkeiten.
Das Selbst ist in der nächsten Sekunde ein anderes, ob es was dafür tut oder nicht.
Wir können unser Selbst wie Michelangelo in allen Belangen modellieren.
Die Einen basteln nur am Körper(Bodystyling, -Shaping...), oder an den Likes im Netz,
Andere an der Bildung, dem Charakter, der Karriere, den sozialen Beziehungen...
Das Selbst ist nichts statisches, irreversibles, finales.
Es sucht Erfolg, Vervollkommnung, Erfüllung, das Einmalige, das Höchste, das Beste für sich.
In jeder Lebenssituation, in jedem Alter.
Das Beste seiner Selbst.
Das ist dem Doper versagt. Er versagt es sich, indem er dopt.
Er findet sein Selbst nicht, er weiss nicht, wie das Beste seines Selbst ohne Doping aussieht, wie es sich anfühlt.
Intelligent betriebener Sport führt immer zum Erfolg.
Auf jedem Niveau, in jedem Alter.
- Erfolg durch Gesundheit
- Erfolg durch Ästhetik, Spass an der Sache, Freude am Können
- Erfolg auch in der 'Niederlage' , denn mein Selbst hat in jedem Fall gewonnen.
Ich bin der - momentan - Beste meiner Selbst.
Der Doper will der Bessere/Beste unter Anderen sein.
Er verliert immer, auch wenn er mal 'gewinnen' sollte.
Darum ist bei ihm die Furcht vor Misserfolg wesentlich grösser.
Er ist nur Objekt seiner Selbst
Der intelligente Sportler kann dagegen nur gewinnen.
Darum überwiegt bei ihm die Hoffnung auf Erfolg.
Er ist gleichzeitig Subjekt und Objekt seines Selbst.
Er ist das Schwarze der Zielscheibe seines Selbst
Was unter Ziele, Erfolg, Glück verstanden wird,
hängt vom Wertesystem, vom Selbst-Konzept des Beurteilenden ab.
Hier kommt der Geist ins Spiel:
'Never let your success go to your head.
Never let your failure go to your heart.'
(Andre de Grasse)
Das Selbst ist ein Wandlungsprozess:
- Selbst-Erhalt
- Selbst-Entwicklung, Selbst-Steigerung, Selbst-Verwirklichung, Selbst-Aktualisierung
- Selbst-Erkenntnis, Selbst-Bild, Selbst-Bewusstsein
Diese Wandlung wird vom Geist initiiert, interpretiert,, korrigiert.
Er ist nicht - wie Schopenhaer meinte - nur das Werkzeug des Willens.
Der Wille ist auch nicht immer das Werkzeug des Geistes.
Beide können kooperieren, sich aber auch ignorieren.
Der Geist kann zum Beipiel fragen:
Mit welcher Entscheidung kann das Selbst später besser leben, als Doper oder Integrer?
Wie denke ich als Person in 10, 20 Jahren über mich, wie Andere?
Bin ich später mit mir und der Welt im Reinen?
Bin ich das Schwarze der Zielscheibe meines Selbst?
Der Geist holt Inspiration nicht nur aus der Vergangenheit und aus der Wirklichkeit,
sondern auch aus der Fiktion.
Er grübelt, resümiert, spekuliert, phantasiert, antizipiert, hat Ideen, denkt, erkennt, nimmt wahr, kombiniert, abstrahiert,
konzipiert, wertet, sieht Wünsche, Ziele, Prioritäten, ist kreativ, schöpferisch, sucht Wahrheit, Überzeugungen, Schönheit, Sinn.
Er sieht Chancen, aber auch Risiken.
Er ist offen für die Zukunft, weil er frei ist.
Er bietet Normativität, die vieles Faktische ändern kann.
Searle: Das bewusste Selbst ist eine kausal wirksame Systemeigenschaft des Gehirns,
die sich aufgrund der Quantenmechanik indeterministisch entwickelt.
Whitehead: Perspektivität ist grundlegend in die Wirklichkeit eingebaut.
Freiheit ist in der Natur verortet.
Die epistemische Offenheit der Welt wird von Vielen unterschätzt.
Darum mangelt es Vielen an Optimismus, Energie, Ehrgeiz und Integrität.
Richtig gelesen: Integrität.
Wenn mein Selbst un(ter)entwickelt bleibt,
kann das an meinem interdependenten Selbst-Konzept(freiwilliges Zulassen starken Einflussses anderer Interessen)
oder an objektiven Zwängen liegen.
Ich habe dann kein integriertes Selbst.
Jorge Angel Livraga beklagt:
'Das Traurigste auf der Welt sind für mich Friedhöfe.
Nicht Friedhöfe für unsere physischen Körper,
sondern die Friedhöfe unserer Träume:
- die Verse, die wir uns nie getraut haben, zu Papier zu bringen
- die Musik, die wir nie gesungen,
- den Kuss der Freundschaft, den wir nie gegeben
- die klare Meinung, die wir nie ausgesprochen haben.'
Bei einem independenten Selbst-Konzept kommt es mehr auf Persönlichkeitsmerkmale des Einzelnen und seine Leistungen an.
Das Selbst steht in seinem Ist und Soll also immer im Bezug zur Aussenwelt. zum Sozialen, Globalen.
Narzismus Hedonismus ist nur soweit gut, wenn es nicht zum Narrzismus, Autismus und Ego(Horror)Trip kommt.
Habermas hat natürlich recht, wenn er die Dominanz oder Herrschaft eines possesiv-individualistischen Scheins
einer als Selbst-Besitz vorgestellten Autonomie ablehnt, weil damit die intersubjektive Konstituierung der Freiheit ignoriert wäre.
Es gibtt also nicht nur
1. den archaisch-animalischen Drang, den Trieb, das Verlangen, den Wusch nach einer Handlung
wo der Geist noch kaum im Spiel ist oder reingrätschen kann
2. die bewusste, begründete, absichtliche Entscheidung zum Handeln,
wobei der Geist eine wichtige oder entscheidende Rolle spielt,
sondern auch
3. die - auch im weitsichtig-wohlverstandenen Eigeninteresse des Individuums -
soziale, globale und generationenübergreifende Verantwortung(siehe 10. Kapitel)
Nur ein Geist auf der Höhe der Zeit kann ein solches integriertes Selbst antizipieren.
Frankfurt begnügte sich noch mit den ersten beiden Ebenen, um Selbstkongruenz zu attestieren.
MZPTLK versteht unter Selbstkongruenz die Einbeziehung aller 3 Ebenen,
denn nur mit den ersten zwei könnte man auch Egomanen, Narrzisten Autisten, Despoten und Terroristen beschreiben.
Die Implementierung ist und wird sehr schwierig, wie wir wissen oder zumindest ahnen.
Das haben die unzähligen Teufel uns nur allzu anschaulich gezeigt.
Ist der Geist ein emergentes oder ein fundamentales Phänomen?
Brüntrup; keine funktionale Beschreibung dessen, was im Gehirn einer Person vor sich geht,
kann jemals den qualitativen Gehalt der Empfingung erfassen.
Wir können zwar das Gehirn einer Fledermaus erforschen,
wir werden aber nie genau herausfinden, wie es sich anfühlt, eine Fledermaus zu sein(Beispiel von Nagel).
In der Natur tauchen auf höheren Ebenen der Komplexität plötzlich völlig neuartige Phänomene auf,
die auch aus einer vollständigen Kenntnis der unteren Ebene(n) nicht ableitbar sind.
MZPTLK:: Das erinnert an die Fulgurationssprünge von Konrad Lorenz.
Im Sport sind wir ewig auf der Suche nach der - für uns, unser (momentanes)Selbst - perfekten Bewegung.
Das (Körper-)Gefühl, das man bei Erreichen dieses Ziels hat, ist nicht zu übertreffen.
Für Aussenstehende kaum zu beschreiben und nicht wirklich nachvollziehbar.
Ich glaube, dass dieses (Glücks-)Gefühl disziplinspezifisch in unterschiedlicher Qualität und Intensität auftritt.
Geist als fundamentales Phänomen?
Annahme, dass das Mentale, der Geist bereits auf einer so fundamentalen Ebene im Universum präsent ist,
dass der Aufstieg zu höheren, neuartigen mentalen Phänomenen nur noch eine schwache Emergenz erfordert.
Warum sollte eine Vernetzung höherer Komplexität keine Qualitätssprünge erbringen?
Die These, dass die Natur einen fundamental geistig-mentalen Aspekt hat, ist so alt wie die Philosophie.
MZPTLK: Eine Trennung oder ein Gegensatz natürlich-unnatürlich(künstlich) machte auch dann keinen Sinn,
wenn das Geistig-Mentale erst spät(er) in die Welt(Natur) gekommen wäre.
Alles, was es gibt, ist Natur, Der Mensch ist Natur.
Wandlung ist Natur.
- Anthropozentrisch Gutes oder Schlechtes.
- Physiozentrisch Gutes oder Schlechtes.
Der Mensch kann für sein Selbst und gegen die (äussere)Natur handeln oder im Einklang.
Die ganze Natur ist ein kreativer, offener Prozess.
Chalmers: Das ontologisch Grundlegende ist Information, die sich in 2 Aspekten zeigt:
physisch-funktional und 2. mental-phänomenal.
Stapp: Die Welt ist bipolar material und mental,
wobei die Schrödinger-Gleichung den deterministischen und den materiellen Aspekt beschreibt,
der indeterministische Kollaps(Disruption/MZPTLK) den perspektivischen, mentalen Aspekt.
Damit können Phänomene der Bewusstheit erklärt werden.
Brüntrup: Wir wissen aber immer noch nicht, wie das Gehirn bewusste Aufmerksamkeit erzeugt.
Jedenfalls ist ein Verständnis des Gehirns im Kontext des klassisch-physikalischen Weltbildes nicht möglich.
Auch ist die Freiheit des Willens experimentell nicht widerlegt
(nicht verwechseln mit Handlungsfreiheit = Freiheit von extrapersonalen Begrenzungen,
Willensfreiheit = Abwesenheit von intrapersonalen Limits/MZPTLK).
Das bewusste Selbst kontrolliert nicht alles, sondern greift nur von Fall zu Fall ein,
delegiert Vieles, wird auch von Vielem beeinflusst.
Das Selbst ist dem diskursiven Verstand nicht sehr offenkundig.
(Es gibt zuviele schräge Selbst-Bilder, Selbst-Täuschungen, Teufel/MZPTLK)
Kant wollte, dass man mit der Etablierung von Verhaltensmaximen Verstand, Willen und Handeln beeinflussen und bestimmen könne.
Aber Verstand, Motivation und Volition/Handlungskompetenz bilden keine Einheit, sind zumindest teilweise autonome Instanzen(MZPTLK).
So ist das Finden des Selbst mit dem Verstand alleine nicht zu machen.
Brüntrup: Ein rein willentlich gesteuerter Mensch ist in seiner Gefühlswelt, in seinem Körper nicht zuhause.
Die Vorstellung eines Homunkulus ist neurophysiologisch nicht plausibel und philosophisch fragwürdig,
auch wenn der präfrontale Cortex/das Stirnhirn) mit allen Hirnregionen bidirektional verbunden zu sein scheint.
MZPTLK: So ist es auch sehr fragwürdig, z.B. die Sprintbewegung von einer lokal verorteten Steuerungsinstanz initieren und kontrollieren zu wollen.
Der Flow kommt aus dem ganzen Selbst, dem ganzen Organismus, dem ganzen neuromuskulären Orchester,
nicht allein aus einer nur lokal bewussten Willensanstrengung, dies wäre reduktionistisch-mechanistisch.
Brüntrup: Das integrierte Selbst, die Persönlichkeit, der Charakter
moderiert und entscheidet das Zusammenspiel mit dem Geist und dem Willen.
Die Energie und Kraft, die man in dauerhaft motivierten Menschen spürt, ist meist nicht per willentlicher Ich-Kontrolle erreichbar.
(Zu) starre Volition kann auf Dauer kontraproduktiv werden:
(auch mentale)Erschöpfung, Sinnverlust, vermindertes Vermögen, sich plastisch anzupassen.
Das, weil ein im Verstand konstruiertes, hypothetisches Ideal die reale Fülle und Gänze der Person nicht zureichensd integrieren kann.
Das Selbst ist viel umfassender als das bewusste Ich des Verstandes.
Die Fülle an Informationen, die über das Selbst verarbeitet werden(können),
ist weit grösser, als was der Fokus bewusster kognitiver Aufmerksamkeit verarbeiten kann.
Bieri plädiert hier für eine narrative Methode des Erzählens, des Schreibens einer Geschichte,
um sich authentisch mit der eigenen Motivlage auseinander zu setzen.
Dafür müssten die inneren Filter(Teufel/MZPTKL) durchlässig(er) werden, um das unbewusste Selbst zutage zu fördern.
Insbesonders erinnerte Erlebnisse, Stimmungen, körperliche Empfindungen gehen in das Selbst ein.
Die narrative Bewusstwerdung sei wesentlich besser als eine rationale Konstruktion von Handlungsmustern.
Brüntrup: Eine motivierte, handlungsfreudige Lebenseinstellung wird mit zunehmendem Selbst-Bewusstsein erleichtert.
Die obengenannten beiden Motivationseben konkurrieren dann weniger, sondern ziehen mehr in die gleiche Richtung.
Ein reflektierter, kritischer Mensch gibt sich nicht mit impulsiven Wünschen erster Ordnung für seine Lebensgestaltung zufrieden.
Er entwickelt ein Wertesystem, von dem her er er seine Selbst-Entwicklung kritisch hinterfragen, vorantreiben und begründen kann.
Wer sich nicht an (reflektierten) Werten, Idealen und Zielen orientiert,
hat entscheidende, höherwertige Motive für seine Weiterentwicklung verloren.
Nichts motiviert mehr als die Aussicht auf Entdeckung und Entwicklung des wahren Selbst
und damit die Aussicht auf die Entdeckung und Entwicklung der Freiheit.
Nach Rio geht es weiter mit den beiden letzten Kapiteln.
Das ist für Viele wie Weihnachten,
für Einige eine Drohung
