(Leistungs-)Motivation
Teil 8/3: Zielfindung und Handeln
'Keinen bestimmten Platz habe ich Dir zugewiesen, Adam,
damit Du alle die Gaben, die Du Dir selber wünschst,
nach Deinem eigenen Willen und Entschluss erhalten und besitzen kannst...
damit Du wie ein Former und Bildner Deiner Selbst nach eigenem Belieben
und aus eigener Macht zu der Gestalt Dich ausbilden kannst, die Du bevorzugst.
Du kannst nach unten hin ins Tierische entarten,
Du kannst aus eigenem Willen nach oben ins Göttlche.
(Pico della Mirandola/Renaissance-Philosoph: oratio de hominis dignitae)
Der Mensch wird in die Freiheit entlasen.
Im Paradies gibt es keine Freiheit, keine Wahlfreiheit,
somit auch keine Würde und keine Un-Würde.
Der Mensch muss erwachsen, souverän, würdig für die offene Welt werden,
er ist für die Folgen seines Tuns oder Nicht-Tuns verantwortlich.
Und die vielen Teufel stecken zum Teil in ihm selbst - noch!?
Er ist auf sich selbst gestellt, er muss sich klar darüber werden,
wer er ist, wer er sein will und kann und was er dafür zu tun bereit ist.
Er muss Selbst-Bewusstsein entwickeln: Selbst-Reflexion Selbst-Vertrauen, Selbst-Sicherheit, Selbst-)Heraus-)Forderung...
Es ist ein Müssen, aber auch ein Dürfen, ein Können. ein Wollen.
Das ist es meistens Alles zugleich, seltener nur Eines davon.
Darum ist eine eindeutige Trennung intrisische/extrinsische Motivation oft nicht möglich.
Das spielt aber für unsere Thematik keine entscheidende Rolle.
Das Thema Motivation bringt sehr viele Implikationen mit sich,
die hier nicht alle behandelt werden können
- auch deshalb nicht, weil noch sehr viel Forschungs- und Klärungsbedarf besteht.
Motiviert kann man nur sein, wenn es einen Unterschied macht, ob und wie man handelt oder nicht.
Erste Voraussetzung ist also Handlungsfreiheit.
Erst dann macht Willensfreiheit Sinn.
Der Wille ist immer subjektiv, er richtet sich immer auf ein Ziel eines Subjekts.
Von Subjekt zu Subjekt können sich diese Ziele unterscheiden, und das tun sie auch oft.
Auch im Zeitablauf können sich Ziele, Prioritäten, Präderenzen eines einzigen Subjekts ändern.
Ein Subjekt will immer eine Verbesserung seiner Ist-Situation in Richtung auf einen erwünschten Sollzustand seiner Selbst.
Also ein persönliches(Handlungs-)Ziel.
Was könnte das alles sein?
Jeder kann es sich aussuchen:
- Was fasziniert mich?
.. Womit würde ich mich gern lange, auch jahrelang beschäftigen?
- Worin bin ich besonders gut?
- Wovon träume ich?
- Worauf bin ich stolz?
- Woran habe ich Spass, kann gar nicht aufhören?
- Was würde ich tun, wenn ich finanziell unabhängig wäre?
- Was macht mich zufrieden, glücklich?
- Mit welchen Tätigkeiten kann ich mehr aus mir machen, meine Ziele erreichen?
- Welche Aufgaben würde ich gern mit Anderen angehen?
- Mit welchen Themen oder Aufgaben beschäftige ich mich in der Freizeit?
- Welche Projekte würde ich mit voller Überzeugung und vollem Engagement angehen?
- Welche Tätigkeiten machen wirklich Sinn für mich - und Andere?
usw.
Die Maslowsche Bedürfnispyramide wird hier vorausgesetzt,, sie ist später noch ergänzt worden.
An oberster Stelle steht die Selbst-Verwirklichung.
Die Ziele sind nicht nur solche, die die Verbesserung der Welt zum Nutzen des Subjekts meinen,
sondern vor allem oder zuallererst auch solche, die die Verbesserung des Subjekts, der Person, des Selbst meinen.
Das Subjekt will sich besser fühlen: erfolgreich, erfüllt, glücklich, anerkannt, gelobt, geliebt.
Dafür muss es sich ändern, verbessern, sein Potential entwicheln.
Schopenhauer sah es sehr skeptisch: bei Lebewesen gebe es kein erreichbares Ziel
des stetigen Strebens des ziellosen, ausser Raum und Zeit stehenden Willens.
Somit oszilliere der Mensch zwischen Langeweile und Leid und sei keines wirklichen Glückes fähig.
Nietzsche hingegen sieht keinen alles Seiende determinierenden Willen,
sondern in einzelnen Lebewesen wirkende Willen, die Macht über das Selbst gewinnen wollen.
Dies soll hier nur angezeigt sein, wir müssen die Sache mit dem Selbst noch eingehend erörtern.
Neef geht davon aus, dass die Bedürfnisse im Laufe der Evolution entstanden sind
und sich in ihrer Gewichtung verschoben haben,
In der neueren Zeit und in der Zukunft kommen höherwertige Bedürfnisse/Ziele ins Spiel:
wie Kreativität, Identität und Transzendenz.
Bedürfnisbefriedigung wird von ihm gesehen als ein dynamischer Prozess
der Gleichzeitigkeit, Komplementarität und Kompensation.
Immer geht es darum, a better day zu erreichen, idealerweise Glück.
Um subjektives Wohlbefinden
- emotional: Verhältnis positiver/negativer Gefühle im Tagesdurchschnitt
- kognitiv: wie bewerte ich mein Ist-Leben bezüglich Ziele, Wünsche, Erwartungen?
Glücksfaktoren können sein:
- Gelingende soziale Beziehungen
- Physische und psychische Gesundheit
- Engagement, befriedigende Tätigkeit(en)
- Möglichst weitgehende persönliche Unabhängigkeit
- Grundbedürfnisbefriedigung gewährleistet
- Lebenseinstellungen wie Optimismus, Dankbarkeit, usw.
Welche Glückskonzepte kann man nennen?
- Ästehetischer Glücksbegriff: unmittelbare sinnliche Wahrnehmung eines Zustandes.
Die Vernunft hat nur eine funktionale Rolle als Mittler zum Lustgewinn.
- Moralischer G.B.:: Wichtige, aber nicht immer notwendige Voraussetzung glücklichen Lebens.
Kant schloss eine Konvergenz von Glück und Moral zumindest für seine Zeit aus.
- Universalistischer G.B.: Kontingenz des menschlichen Daseins. Unlust und Unvernunft werden ausgeblendet.
Individuelles Glück im Einklang mit globalem Guten. Naiv-idealistisch.
- Holistischer G.B.: Glück entwickelt sich über die gesamte Biographie und lässt sich nicht unabhängig
von einer vernünftigen und narrativen Organisation des Lebens denken.
Vernunft als zentraler Baustein und Inhalt der Selbstverwirklichung.
Harmonisches Bei-sich-selbst-sein.
Es kristallisieren sich hauptsächlich 3 Fragen heraus:
1. Welche Ziele machen - nachhaltig - Sinn für uns?
2. Welche Aufgaben, Tätigkeiten machen uns zufrieden, glücklich?
3. Welche Kompetenzen müssen und wollen wir dafür haben, bzw. (weiter-)entwickeln?
Kurz: Es geht um die autonome Entwicklung des Selbst
Was könnte mehr motivieren als die Perspektive, das Selbst zu finden und so zu grösserer Freiheit gelangen zu können?
Das Selbst beinhaltet mehr als Grundbedürfnisse, Lust-Unlust-Gefühle, Willenskraft oder Verstand.
Auch Dispositionen, Erinnerungen, Unbewusstes, spontane Stimmungen, Affekte, endogene Opiate, Hormonpegel, usw.
Und sogar eine 3. oder 4 Komponente: die soziale Abhängigkeit/Enbindung, Solidarität und Verantwortung.
Es reicht also nicht, wenn man - wie manche Individualpsychologen zu meinen scheinen -
das Individuum o.k. schraubt, und dann würde die ganze Welt o.k. und alles wäre gut.
Dazu mehr im letzten Kapitel.
Bevor ich zu einer der mMn wichtigsten und wirkungsmächtigsten Motivationskonzeptionen überhaupt komme,
möchte ich kurz auf Phasen der volitiven Handlungsregulation eingehen,
also wie wir über den Rubikon des zwar motiviert seins, aber noch-nicht-handeln kommen.
Heckhausen(1989) und später Höner et al konzipierten:
- Prädezisionale Motivation,
- Wünschbarkeit, Realisierbarkeit abwägen und klären(Risikowahrnehmung, Änderungsdruck, Konsequenzerwartungen)
- Aufwandkalkulation(Individuelle Fähigkeiten, fördernde/hemmende externe Faktoren, Aufwandbereitschaft, Koste-Nutzen-Kalkulation)
- Herausbildung der Zielintention
- Rubikon:: Absichtsstärke
- Präaktionale Volitionsphase: Volitionsstärke a) Entschlossenheit b) Planung, Realisierungs-Intentionen
- Aktionakle Volitionsphase: Handeln, Initiierung
- Bewerten
Wille zum Sinn nach Viktor E. Frankl
Wer nach dem Sinn des Lebens fragt, fragt am besten sich selbst.
Denn wir sind es selbst, die diese Frage täglich immer wieder neu zu beantworten haben, niemand sonst.
Jedes Individuum, jedes Selbst, jedes Leben hat seinen eigenen Sinn
und muss und will seinen eigenen Weg/Sinn finden.
Und im (Lebens-)Zeitablauf eines Selbst kann und wird sich der Sinn ändern. ändern müssen und ändern können.
Wir können diese Lebens-Fragen nur beantworten, indem wir unser Leben selbst verantworten.
Wenn wir nach dem Sinn von Allem fragen, dem Über-Sinn oder Meta-Sinn, von dem alles abhängt,
kommen wir an die Grenze unseres Fassungsvermögens, wir können nur noch glauben.
Während Freud(reduktionistisch) die Lust und Adler(reduktionistisch)
die Macht als Hauptantriebskräfte menschlichen Handelns vermuteten,
sieht Frankl den Willen zum Sinn als Hauptmotivator des Menschen an.
'Wir haben die Triebe - aber die Triebe haben nicht uns.'
Der Mensch ist nicht (nur) Getriebener, sondern auch Angezogener, Hingezogener zu Etwas.
Der Mensch ist ein geistiges Wesen, er kann gemäss der Normativität des Faktischen leben
oder das Faktische mit seinen normativen Ansprüchen ändern.
Der Geist ist die Errungenschaft des Menschen, die ihn befähigt,
Widerspruch gegen den Lauf des Rades der Geschichte einzulegen,
und das Rad mit seiner Phantasie und seinem Willen in eine von ihm gewünschte Richtung zu bewegen.
Dazu kann der Mensch Werte-und Prioritäten entwickeln, er kann sogar 'Trotzakte des Geistes' vollbringen,
indem er gegen seine Triebe, Affekte, Wesensart, Pläne handeln kann.
Der Mensch ist das Sinn(Werte, Prioritäten) suchende geistige Wesen,
dem seine Freiheit und seine Verantwortlichkeit bewusst ist.
'Der Wille zum Sinn ist die primäre Motivationskraft des Menschen.'
Auch und sogar Grenzsituationen können dann mit dieser Einstellung bewältigt werden,
auch wenn ein Sinn oder Meta-Sinn für den Handelnden nicht identifizierbar ist.
Der W.z.S. macht Menschen nicht nur leidensfähig(er),er ermöglicht oder erleichtert auch,
auf schnelle Bedürfnisbefriedigung zugunsten späterer, aber höherwertiger Ziele zu verzichten.
Der Mensch ist kein Wesen des Nun-einmal-so-und-nicht anders-sein-Müssens,
sondern des Immer-auch-anders-werden-Könnens.
Der menschliche Geist hat vor allem zwei Eigenschaften: Vernunft und freier Wille.
Wenn dieser Geist ein lohnenswertes Ziel sieht, welches in einem nachvollziehbaren Sinnzusammenhang steht,
kann er eine ungeahnt grosse Motivationskraft generieren,
Was sind die wichtigsten (Leistungs-)Motivatoren?
1. Autonomie/(Willens.)Freiheit, Unabhängigkeit, Selbst-Bestimmung
2. A greater day, Weiterentwicklung zum Besseren, Schöneren, Glücklicherem
3. Anerkennung, Bestätigung, Lob, Bewunderung
4..Soziale Einbettung und Sicherheit, Kooperation, Unterstützung, Solidarität
5. Fairness, Gerechtigkeit, Ethik, Moral
6. Sinn. Mit dem Geist zu seinem Recht und seinen Möglichkeiten kommendes Selbst
Zielkonflikte?
Ja und nein, mehr im 10. Kapitel.
Zum besseren Verständnis von Geist und Selbst mehr im nächsten Teil.
Teil 8/3: Zielfindung und Handeln
'Keinen bestimmten Platz habe ich Dir zugewiesen, Adam,
damit Du alle die Gaben, die Du Dir selber wünschst,
nach Deinem eigenen Willen und Entschluss erhalten und besitzen kannst...
damit Du wie ein Former und Bildner Deiner Selbst nach eigenem Belieben
und aus eigener Macht zu der Gestalt Dich ausbilden kannst, die Du bevorzugst.
Du kannst nach unten hin ins Tierische entarten,
Du kannst aus eigenem Willen nach oben ins Göttlche.
(Pico della Mirandola/Renaissance-Philosoph: oratio de hominis dignitae)
Der Mensch wird in die Freiheit entlasen.
Im Paradies gibt es keine Freiheit, keine Wahlfreiheit,
somit auch keine Würde und keine Un-Würde.
Der Mensch muss erwachsen, souverän, würdig für die offene Welt werden,
er ist für die Folgen seines Tuns oder Nicht-Tuns verantwortlich.
Und die vielen Teufel stecken zum Teil in ihm selbst - noch!?
Er ist auf sich selbst gestellt, er muss sich klar darüber werden,
wer er ist, wer er sein will und kann und was er dafür zu tun bereit ist.
Er muss Selbst-Bewusstsein entwickeln: Selbst-Reflexion Selbst-Vertrauen, Selbst-Sicherheit, Selbst-)Heraus-)Forderung...
Es ist ein Müssen, aber auch ein Dürfen, ein Können. ein Wollen.
Das ist es meistens Alles zugleich, seltener nur Eines davon.
Darum ist eine eindeutige Trennung intrisische/extrinsische Motivation oft nicht möglich.
Das spielt aber für unsere Thematik keine entscheidende Rolle.
Das Thema Motivation bringt sehr viele Implikationen mit sich,
die hier nicht alle behandelt werden können
- auch deshalb nicht, weil noch sehr viel Forschungs- und Klärungsbedarf besteht.
Motiviert kann man nur sein, wenn es einen Unterschied macht, ob und wie man handelt oder nicht.
Erste Voraussetzung ist also Handlungsfreiheit.
Erst dann macht Willensfreiheit Sinn.
Der Wille ist immer subjektiv, er richtet sich immer auf ein Ziel eines Subjekts.
Von Subjekt zu Subjekt können sich diese Ziele unterscheiden, und das tun sie auch oft.
Auch im Zeitablauf können sich Ziele, Prioritäten, Präderenzen eines einzigen Subjekts ändern.
Ein Subjekt will immer eine Verbesserung seiner Ist-Situation in Richtung auf einen erwünschten Sollzustand seiner Selbst.
Also ein persönliches(Handlungs-)Ziel.
Was könnte das alles sein?
Jeder kann es sich aussuchen:
- Was fasziniert mich?
.. Womit würde ich mich gern lange, auch jahrelang beschäftigen?
- Worin bin ich besonders gut?
- Wovon träume ich?
- Worauf bin ich stolz?
- Woran habe ich Spass, kann gar nicht aufhören?
- Was würde ich tun, wenn ich finanziell unabhängig wäre?
- Was macht mich zufrieden, glücklich?
- Mit welchen Tätigkeiten kann ich mehr aus mir machen, meine Ziele erreichen?
- Welche Aufgaben würde ich gern mit Anderen angehen?
- Mit welchen Themen oder Aufgaben beschäftige ich mich in der Freizeit?
- Welche Projekte würde ich mit voller Überzeugung und vollem Engagement angehen?
- Welche Tätigkeiten machen wirklich Sinn für mich - und Andere?
usw.
Die Maslowsche Bedürfnispyramide wird hier vorausgesetzt,, sie ist später noch ergänzt worden.
An oberster Stelle steht die Selbst-Verwirklichung.
Die Ziele sind nicht nur solche, die die Verbesserung der Welt zum Nutzen des Subjekts meinen,
sondern vor allem oder zuallererst auch solche, die die Verbesserung des Subjekts, der Person, des Selbst meinen.
Das Subjekt will sich besser fühlen: erfolgreich, erfüllt, glücklich, anerkannt, gelobt, geliebt.
Dafür muss es sich ändern, verbessern, sein Potential entwicheln.
Schopenhauer sah es sehr skeptisch: bei Lebewesen gebe es kein erreichbares Ziel
des stetigen Strebens des ziellosen, ausser Raum und Zeit stehenden Willens.
Somit oszilliere der Mensch zwischen Langeweile und Leid und sei keines wirklichen Glückes fähig.
Nietzsche hingegen sieht keinen alles Seiende determinierenden Willen,
sondern in einzelnen Lebewesen wirkende Willen, die Macht über das Selbst gewinnen wollen.
Dies soll hier nur angezeigt sein, wir müssen die Sache mit dem Selbst noch eingehend erörtern.
Neef geht davon aus, dass die Bedürfnisse im Laufe der Evolution entstanden sind
und sich in ihrer Gewichtung verschoben haben,
In der neueren Zeit und in der Zukunft kommen höherwertige Bedürfnisse/Ziele ins Spiel:
wie Kreativität, Identität und Transzendenz.
Bedürfnisbefriedigung wird von ihm gesehen als ein dynamischer Prozess
der Gleichzeitigkeit, Komplementarität und Kompensation.
Immer geht es darum, a better day zu erreichen, idealerweise Glück.
Um subjektives Wohlbefinden
- emotional: Verhältnis positiver/negativer Gefühle im Tagesdurchschnitt
- kognitiv: wie bewerte ich mein Ist-Leben bezüglich Ziele, Wünsche, Erwartungen?
Glücksfaktoren können sein:
- Gelingende soziale Beziehungen
- Physische und psychische Gesundheit
- Engagement, befriedigende Tätigkeit(en)
- Möglichst weitgehende persönliche Unabhängigkeit
- Grundbedürfnisbefriedigung gewährleistet
- Lebenseinstellungen wie Optimismus, Dankbarkeit, usw.
Welche Glückskonzepte kann man nennen?
- Ästehetischer Glücksbegriff: unmittelbare sinnliche Wahrnehmung eines Zustandes.
Die Vernunft hat nur eine funktionale Rolle als Mittler zum Lustgewinn.
- Moralischer G.B.:: Wichtige, aber nicht immer notwendige Voraussetzung glücklichen Lebens.
Kant schloss eine Konvergenz von Glück und Moral zumindest für seine Zeit aus.
- Universalistischer G.B.: Kontingenz des menschlichen Daseins. Unlust und Unvernunft werden ausgeblendet.
Individuelles Glück im Einklang mit globalem Guten. Naiv-idealistisch.
- Holistischer G.B.: Glück entwickelt sich über die gesamte Biographie und lässt sich nicht unabhängig
von einer vernünftigen und narrativen Organisation des Lebens denken.
Vernunft als zentraler Baustein und Inhalt der Selbstverwirklichung.
Harmonisches Bei-sich-selbst-sein.
Es kristallisieren sich hauptsächlich 3 Fragen heraus:
1. Welche Ziele machen - nachhaltig - Sinn für uns?
2. Welche Aufgaben, Tätigkeiten machen uns zufrieden, glücklich?
3. Welche Kompetenzen müssen und wollen wir dafür haben, bzw. (weiter-)entwickeln?
Kurz: Es geht um die autonome Entwicklung des Selbst
Was könnte mehr motivieren als die Perspektive, das Selbst zu finden und so zu grösserer Freiheit gelangen zu können?
Das Selbst beinhaltet mehr als Grundbedürfnisse, Lust-Unlust-Gefühle, Willenskraft oder Verstand.
Auch Dispositionen, Erinnerungen, Unbewusstes, spontane Stimmungen, Affekte, endogene Opiate, Hormonpegel, usw.
Und sogar eine 3. oder 4 Komponente: die soziale Abhängigkeit/Enbindung, Solidarität und Verantwortung.
Es reicht also nicht, wenn man - wie manche Individualpsychologen zu meinen scheinen -
das Individuum o.k. schraubt, und dann würde die ganze Welt o.k. und alles wäre gut.
Dazu mehr im letzten Kapitel.
Bevor ich zu einer der mMn wichtigsten und wirkungsmächtigsten Motivationskonzeptionen überhaupt komme,
möchte ich kurz auf Phasen der volitiven Handlungsregulation eingehen,
also wie wir über den Rubikon des zwar motiviert seins, aber noch-nicht-handeln kommen.
Heckhausen(1989) und später Höner et al konzipierten:
- Prädezisionale Motivation,
- Wünschbarkeit, Realisierbarkeit abwägen und klären(Risikowahrnehmung, Änderungsdruck, Konsequenzerwartungen)
- Aufwandkalkulation(Individuelle Fähigkeiten, fördernde/hemmende externe Faktoren, Aufwandbereitschaft, Koste-Nutzen-Kalkulation)
- Herausbildung der Zielintention
- Rubikon:: Absichtsstärke
- Präaktionale Volitionsphase: Volitionsstärke a) Entschlossenheit b) Planung, Realisierungs-Intentionen
- Aktionakle Volitionsphase: Handeln, Initiierung
- Bewerten
Wille zum Sinn nach Viktor E. Frankl
Wer nach dem Sinn des Lebens fragt, fragt am besten sich selbst.
Denn wir sind es selbst, die diese Frage täglich immer wieder neu zu beantworten haben, niemand sonst.
Jedes Individuum, jedes Selbst, jedes Leben hat seinen eigenen Sinn
und muss und will seinen eigenen Weg/Sinn finden.
Und im (Lebens-)Zeitablauf eines Selbst kann und wird sich der Sinn ändern. ändern müssen und ändern können.
Wir können diese Lebens-Fragen nur beantworten, indem wir unser Leben selbst verantworten.
Wenn wir nach dem Sinn von Allem fragen, dem Über-Sinn oder Meta-Sinn, von dem alles abhängt,
kommen wir an die Grenze unseres Fassungsvermögens, wir können nur noch glauben.
Während Freud(reduktionistisch) die Lust und Adler(reduktionistisch)
die Macht als Hauptantriebskräfte menschlichen Handelns vermuteten,
sieht Frankl den Willen zum Sinn als Hauptmotivator des Menschen an.
'Wir haben die Triebe - aber die Triebe haben nicht uns.'
Der Mensch ist nicht (nur) Getriebener, sondern auch Angezogener, Hingezogener zu Etwas.
Der Mensch ist ein geistiges Wesen, er kann gemäss der Normativität des Faktischen leben
oder das Faktische mit seinen normativen Ansprüchen ändern.
Der Geist ist die Errungenschaft des Menschen, die ihn befähigt,
Widerspruch gegen den Lauf des Rades der Geschichte einzulegen,
und das Rad mit seiner Phantasie und seinem Willen in eine von ihm gewünschte Richtung zu bewegen.
Dazu kann der Mensch Werte-und Prioritäten entwickeln, er kann sogar 'Trotzakte des Geistes' vollbringen,
indem er gegen seine Triebe, Affekte, Wesensart, Pläne handeln kann.
Der Mensch ist das Sinn(Werte, Prioritäten) suchende geistige Wesen,
dem seine Freiheit und seine Verantwortlichkeit bewusst ist.
'Der Wille zum Sinn ist die primäre Motivationskraft des Menschen.'
Auch und sogar Grenzsituationen können dann mit dieser Einstellung bewältigt werden,
auch wenn ein Sinn oder Meta-Sinn für den Handelnden nicht identifizierbar ist.
Der W.z.S. macht Menschen nicht nur leidensfähig(er),er ermöglicht oder erleichtert auch,
auf schnelle Bedürfnisbefriedigung zugunsten späterer, aber höherwertiger Ziele zu verzichten.
Der Mensch ist kein Wesen des Nun-einmal-so-und-nicht anders-sein-Müssens,
sondern des Immer-auch-anders-werden-Könnens.
Der menschliche Geist hat vor allem zwei Eigenschaften: Vernunft und freier Wille.
Wenn dieser Geist ein lohnenswertes Ziel sieht, welches in einem nachvollziehbaren Sinnzusammenhang steht,
kann er eine ungeahnt grosse Motivationskraft generieren,
Was sind die wichtigsten (Leistungs-)Motivatoren?
1. Autonomie/(Willens.)Freiheit, Unabhängigkeit, Selbst-Bestimmung
2. A greater day, Weiterentwicklung zum Besseren, Schöneren, Glücklicherem
3. Anerkennung, Bestätigung, Lob, Bewunderung
4..Soziale Einbettung und Sicherheit, Kooperation, Unterstützung, Solidarität
5. Fairness, Gerechtigkeit, Ethik, Moral
6. Sinn. Mit dem Geist zu seinem Recht und seinen Möglichkeiten kommendes Selbst
Zielkonflikte?
Ja und nein, mehr im 10. Kapitel.
Zum besseren Verständnis von Geist und Selbst mehr im nächsten Teil.