13.07.2016, 07:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.07.2016, 08:10 von Atanvarno.
Bearbeitungsgrund: Zitat repariert
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(12.07.2016, 22:55)Josch84 schrieb: Für das Klima in der Mannschaft ist eine Klage natürlich nie gut.
Zugegebenermaßen ist eine Entscheidung in diesem Fall sicherlich eine Ermessensfrage, weil es im Vorfeld keine letztendlich greifbaren Mechanismen ohne Zweifel gibt. Man hätte bei jeder Entscheidung eine Verliererin. Ich mache in der Hinsicht den Entscheidungsträgern in diesem Fall keinen Vorwurf. Nur steht natürlich die Entscheidung für die EM im Raum, nach der Molitor vor Obergföll gesetzt war und sich die Situation nicht geändert hat. Das wiegt sicherlich juristisch schwer. (???)
Welche Konsequenz sollte eine Katharina Molitor daraus ziehen? Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich den Sport in dieser Hinsicht sofort abhaken und mich dem Studienabschluss widmen und den Leistungssport vollkommen für eine geraume Weile in die Ecke stellen. So habe ich es gemacht und bin so wieder glücklich geworden. Heute habe ich die notwendige Distanz und der Sport seinen richtigen Platz in meinem Leben. Da schwingt absolut keine Verbitterung mehr mit. Ich bin sozusagen geheilt, was eine Weile gebraucht hat. Es eröffnet oft ganz andere Blickwinkel, die ich früher sicherlich nicht hatte. Ich hoffe, dass es Katharina Molitor genauso gehen wird, wenn auch die Enttäuschung lange nachschwingen wird.
Es macht deutlich, dass der Leistungssport keine beständige Größe in der Lebensplanung ist. Das habe ich immer Athletinnen und Athleten zu vermitteln versucht und das zweite Standbein beruflicher Art nicht zu vernachlässigen. Der Sport zählt in den 40-50 Jahren nach der Karriere nicht mehr außer ein paar Plaketten, Urkunden und Erinnerungen. Profiteure sind im Endeffekt nur die Sport-Hauptberuflichen. Wir Trainer in der Peripherie raten daher auch den Athleten nicht einseitig zu einer vollen Fokussierung nur auf den Sport. Manchmal sollte man bei der Liebe zu Menschen und Sachen auch den Verstand frühzeitig einschalten. Ich bin mir sicher, dass ich da gegen den Mainstream verstoße, bin mir da aber absolut sicher in meiner Vorstellung. Jeder Gedächtnisforscher weiß, dass emotionsverbundene Gedächtnisinhalte im Langzeitgedächtnis konsolidiert werden und damit lange nachwirken. Man muss diese Erinnerungen mit anderen emotionellen Inhalten überlagern. Das Gehirn macht mittels Tagging schon das Richtige auf Dauer. Meine Freunde haben mich damals auf meine anderen Fähigkeiten aufmerksam gemacht und geschickterweise hinzuführen versucht. Es tut heute aber doch gut, wenn ehemalige Athletinnen sagen, dass sie damals meinen Einsatz für sie nicht ein- und abschätzen konnten. Inwieweit ihr damaliger Blick durch äußere Einflüsse "vernebelt" war, kann ich heute nicht einschätzen. Ich habe damals mein Wissen in Form von Ausarbeitungen ... nicht publik gemacht. Heute gewähre ich bestimmten Leuten Einblick darin, was sie meistens völlig sprachlos macht.
Gertrud