11.07.2016, 19:13
(16.03.2016, 22:11)icheinfachma schrieb: Was die Legung von Grundlagen im Kindesalter angeht, wäre noch interessant zu wissen:
-Das Gehirn hat eine große Plastizität, also Formbarkeit der neuronalen Verknüpfungen bei Kindern. Die Pubertät geht mit einem veränderten Hormonhaushalt (mehr Testosteron / Östrogen) einher und bringt eine ganze Palette von Veränderungen. Eine dieser Veränderungen ist, dass das die Plastizität des Nervensystems abnimmt. Infolge von Erfahrungen sterben außerdem schon vom ersten Lebenstag (oder schon davor?) Nervenzellen ab, das ist eine Art von Verschleiß.
-Weil sich nun weniger verbleibenden Nervenzellen ergeben, strebt das ZNS nach einer Spezialisierung. Da die Plastizität abnimmt, ist diese Spezialisierung später kaum noch änderbar. Darum hat eine Schwerpunktsetzung vor der Pubertät lebenslange Auswirkungen. Ein Umspezialisieren ab der Pubertät ist nur noch begrenzt bzw. gar nicht mehr möglich. Das stellt natürlich die allgemeine Spielleichtathletik, die bei Kindern heute oft praktiziert wird, sehr infrage. Das betrifft die Koordination und Technik, aber auch z.B. die (im Kern koordinative) Fähigkeit, beim Sprinten schnell zwischen Agonisten und Antagonisten umzuschalten. Während im Sprung nur die Schnellkraft und Technik relevant ist (ausgenommen der Anlauf), ist es beim Sprint zusätzlich zur Schnellkraft der Muskeln und auch der Sprinttechnik zusätzlich noch ebendiese Fähigkeit des Umschaltens. Sie ist der Hauptgrund, warum die Trainierbarkeit der Schnelligkeit ab der Pubertät abnimmt, aber die Schnellkraft ebenso wie beispielsweise die Maximalkraft (ich beziehe mich hier nur auf die IK-Methode), welche ja beide von neuronalen Faktoren (Muskelansteuerung) abhängen, ab der Pubertät sogar noch besser trainierbar wird, weil die Testosteronspiegel zunehmen, mehr trainiert werden kann, die in der Kindheit weichen Sehnen härter werden und so weiter.
-Ich persönlich glaube, dass die Jamaikaner da auch einen Vorteil haben. Ich habe in mehreren Dokus und Kurzfilmen auf Youtube erfahren können, dass die Sprinter dort schon für die kleinen Kinder Idole sind. Die Kinder tragen dann spielerisch Sprintwettkämpfe auf der Straße aus. Auch ansonsten hört man immer wieder von Werfern, die sagen, sie hätten schon in der Kindheit viel und gerne geworfen (Thomas Röhler, Petra Felke).
gute Punkte....
ein Problem in unserer Zeit ist,dass durch Umwelteinflüsse und Giftstoffe in der Umwelt die Pubertät vor allem in Zivilisationsländern deutlich früher einsetzt (Melatonin(-Mangel) gesteuert!!),was das Leistungspotential im Sprint m.M.n. aus den von dir schön ausgeführten Gründen reduziert.Auch hier haben z.B. die Jamaicaner einen deutlichen Vorteil!
Bez. Hirnplastizität:
Die Produktion z.B. des BDNF lässt sich übrigends ernährungstechnisch recht gut beeinflussen bzw. verbessern.
Ich bin auch so wie du der Meinung,dass die Kinderleichtathletik so einige Sprinttalente für immer zerstören wird.
Auch z.B. ein Charlie Francis sagt,dass es viele Sprintalente gäbe,aber ein großer Prozentsatz davon vor der Pubertät
durch falsche Prioritäten(zu viel Ausdauer bzw. längere Strecken ,zu wenig Sprint,einfach ausgedrückt)für immer ihres Potentials beraubt würden...er sieht das als einen der größten Fehler im langfristigen Aufbau eines Sprinters von Kindheit an.