(14.05.2016, 18:35)icheinfachma schrieb: Im Quadrizeps ja, im Gesäß jedoch bei Sprints und Sprüngen nicht. Da muss man schon aus der Kniehubposition heraus das Hüftgelenk kräftig strecken. Der Drive Phase im Sprint (erste 7-10 Schritte) z.B. kommt aus meiner Sich das Kreuzheben näher als die Kniebeuge - große Hüftamplitude mit starker Gesäß- und Beinbeugertätigkeit, aber geringere Kniestreckung mit entsprechender Quadrizepstätigkeit in diesen Winkeln. Durch die kleinere Amplitude im Kniegelenk hat man auch weniger Verdrehung durch helikoidale Achsen als bei der tiefen Kniebeuge.
Die halbe Kniebeuge würde ich komplett ablehnen aufgrund der großen retropatellaren Belastung; ich selbst empfinde diese Übung auch als extrem unangenehm. Man hat bei der halben Kniebeuge viel höhere Hantellasten, die dann auf das Kniegelenk wirken bzw. eine Zugbelastung auf die Patellasehne darstellen. Natürlich fällt offenbar die Knickbelastung der Patellasehne geringer aus, wenn das Knie weniger gebeugt ist - die Knickung der Patellasehne ist bei tiefen Kniebeugen scheinbar größer. Dann werden die Patellasehnenfasern besonders an der Patellaspitze weniger "umgebogen", sondern in ihrer Längsrichtung belastet.
Man sollte schon mehr differenzieren. Wenn vom Kniehub an die Hüfte gestreckt wird, geschieht das ohne Bodenkontakt. Beim Lombardschen Paradoxon, wo ja auch gerade die Ischios sehr differenziert feuern, sieht das anders aus, so dass man nicht von einer Übung für alles ausgehen kann. Die TKB wird dieser Tatsache hinsichtlich Spezifik der Ischios absolut nicht gerecht. Die Ischioverletzungen finden im Sprint z. B. nicht ohne Grund in einem bestimmten Bereich bei bestimmten Bewegungen statt. Anscheinend sind diese Bereiche durch Training nicht richtig gewappnet. Es gibt Kraft- und Schnelligkeitskomponenten, die man micht verwechseln sollte.
Zudem findet man bei den meisten Kraftübungen immer die Wirbelsäule mittendrin als Puffer vor, weil die Kräfte von oben und unten wirken und dadurch starke Druckbelastungen auftreten. Man muss schon sehr variantenreich sein, einerseits die Bedürfnisse abzudecken und andererseits die Verletzungsträchtigkeit zu eliminieren und die Druckbelastungen hinsichtlich Richtung genau auszuloten. Auch was die helikoidalen Verhältnisse anbetrifft, sollten wir gegenüber den reinen Gewichtheberübungen äußerst skeptisch sein. Das Gewichtheben ist global gesprochen in den Bewegungen ein Rauf und Runter, der Sprint z. B. aber eine Oszillation in Kreisbewegung und Abarbeitung an den helikoidalen Achsen. Ich habe das Bewegungsbild von Bolt tausendmal betrachtet und aus meiner Sicht passgenaue Übungen entwickelt, die absolut keinen gewichtheberischen Charakter haben. Das interessiert mich auch gar nicht. Allerdings sollte man sich sicherlich auch Gedanken über die Rekrutierung durch Sonderformen machen.
Da es z. B. im Sprint nicht nur auf die Größe der Muskelkomplexe ankommt, sind die Prozentakzente von Rekrutierung und Frequenzierung im Vergleich zum Gewichtheben enorm verschoben, was natürlich Trainingsauswirkungen haben muss. Daher kommt es zu den enormen Verletzungsraten im Bereich der Ischios z.B..
Gertrud