Teil 7: Das Prinzip Hoffnung
'Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin?
Was erwarten wir? Was erwartet uns?
Viele fühlen sich nur als verwirrt.
Der Boden wankt, sie wissen nicht, warum und von was...
Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.
Seine Arbeit ist ins Gelingen verliebt statt ins Scheitern.
Hoffen, über dem Fürchten gelegen, ist weder passiv wie dieses, noch gar in ein Nichts gesperrt.
Der Affekt des Hoffens geht aus sich heraus, macht die Menschen weit, statt sie zu verengen(Enge ähnelt Angst/MZPTLK).
Die Arbeit dieses Affekts verlangt Menschen, die sich ins Werdende tätig hineinwerfen, zu dem sie selber gehören.
Sie erträgt kein Hundeleben, dass sich ins Seiende nur passiv geworfen fühlt(Seitenhieb auf Heidegger/MZPTLK)...
Wie reich wurde allzeit davon geträumt, vom besseren Leben, dass möglich wäre...
Kein Mensch lebte je ohne Tagträume.
Es kommt aber darauf an, sie immer zu kennen
und dadurch unbetrüglich, hilfreich, aufs Rechte gezielt zu halten.
Möchten die Tagträume noch voller werden, denn das bedeutet, dass sie sich genau um den nüchternen Blick bereichern,
nicht im Sinn der Verstockung, sondern des Hellwerdens.
Nicht im Sinn des bloss betrachtenden Verstands, der die Dinge nimmt, wie sie gerade sind und stehen
(bloss deskriptiv, bloss positivistisch/MZPTLK),
sondern des Beteiligten, der sie nimmt, wie sie gehen und auch besser gehen können...
Denken heisst Überschreiten(im dialektischen Sinn/MZPTLK).
So jedoch, dass Vorhandenes nicht unterschlagen, nicht überschlagen wird...
Deshalb geht wirkliches Überschreiten auch nie ins boss Luftleere eines Vor-Uns,
boss schwärmend, bloss abstrakt ausmalend...
Das Zukünftige enthält das Gefürchtete und das Erhoffte.
Der menschlichen Intention nach, also ohne Vereitlung, enthält es nur das Erhoffte.
Die Hoffnungslosigkeit ist selber, im zeitlichen wie sachlichen Sinn, das Unaushaltbarste,
das ganz und gar den menschlichen Bedürfnissen Unerträgliche...
Weshalb gerade wieder die Hoffnung, doch mit Einsperrung auf blosse Inwendigkeit
oder mit Vertröstung aufs Jenseits, von allen Kanzeln gepredigt wird...
(Paradies als 'Produkt' und als Verkaufsargument von Religionen, wobei das Produkt nicht geliefert werden muss, kann/MZPTLK)
Solange der Mensch im Argen liegt, sind privates wie öffentliches Dasein von Tagträumen durchzogen.
Von Träumen eines besseren Lebens als dem bisher gewordenen...
Konkrete Hoffnung also bricht am stärksten in die Furcht ein,
leitet objektiv am tüchtigsten auf die ursächliche Abstellung der Furcht-Inhalte hin.
Mit der kundigen Unzufriedenheit zusammen, die zur Hoffnung gehört,
weil sie beide aus dem Nein zum Mangel entspringen.
Denken heisst Überschreiten.
Freilich: das Überschreiten fand bisher nicht allzu scharf sein Denken...
Das Desiderium, die einzig ehrliche Eigenschaft aller Menschen, ist unerforscht.
Das Noch-Nicht-Bewusste, Noch-Nicht-Gewordene,
obwohl es den Sinn aller Menschen und den Horizont allen Seins erfüllt,
ist nicht einmal als Wort geschweige als Begriff durchgedrungen.
Dies blühende Fragengebiet liegt in der bisherigen Philosophie fast sprachlos da.
Träumen nach Vorwärts wurde nicht reflektiert, wurde nur mehr sporadisch gestreift,
kam nicht zu dem ihm angemessenen Begriff.
Das ungeheure utopische Vorkommen in der Welt ist eplizite fast unerhellt...
Philosophie wird Gewissen des Morgen, Parteilichkeit für die Zukunft, Wissen der Hoffnung haben
oder sie wird kein Wissen mehr haben...
Nur auf ein Verändern der Welt gerichtetes , das Verändernwollen informierendes Denken betrifft die Zukunft
(den unabgeschlossenen Entstehungsraum vor uns),
nicht als Verlegenheit und die Vergangenheit nicht als Bann.
Entscheidend ist daher nur Wissen als bewusste Theorie.
Praxis betrifft Werdendes und dann Entscheidbares,
betrachtendes Wissen dagegen kann sich per definitionem nur auf Gewordenes beziehen...
Es gibt im Gegenwärtigen, ja im Erinnerten selber einen Auftrieb und eine Abgebrochenheit,
ein Brüten und eine Vorwegnahme von Noch-Nicht-Gewordenem,
und dieses Abgebrochen-Abgebrochene geschieht nicht im Keller des Bewusstseins,
sondern an seiner Front.
So geht es hier um die psychischen Vorgänge des Heraufkommens,
wie sie für allem für die Jugend, für Wendezeiten, für die Abenteuer der Produktivität so charakteristisch sind,
für alle Phänomene mithin, worin Ungewordenes steckt und sich artikulieren will.
Das Antizipierende wirkt derart im Feld der Hoffnung,
diese also wird nicht nur als Affekt genommen, als Gegensatz zur Furcht(denn auch die Furcht kann ja antizipieren),
sondern wesentlicher als Richtungsakt kognitiver Art...
Und ebenso ist das Jetzt und Hier, die immer wieder Angefangene in der Nähe,
eine utopische Kategorie, ja die zentralste., ist sie doch zum Unterschied vom vernichtenden Umgang eines Nichts ,
vom Aufleuchten eines Alles, noch nicht einmal in Zeit und Raum eingetreten.
Vielmehr gären die Inhalte dieser unmittelbarsten Nähe noch gänzlich im Dunkel des gelebten Augenblicks
als des wirklichen Weltknotens, Welträtsels...
Vom Antizipierenden also soll Kenntnis genommen werden,
auf der Grundlage einer Ontologie des Noch-Nicht...
Der letzte Wille ist der, wahrhaft gegenwärtig zu sein.
So, dass der gelebte Augenblick uns und wir ihm gehören
und verweile doch zu ihm gesagt werden könnte.
Der Mensch will endlich als er selber in das Jetzt und Hier,
will ohne Aufschub und Ferne in sein volles Leben(Erfüllung/MZPTLK)...
Zentralpunkt hier überall bleibt das Problem des Wünschenswerten schlechthin oder des höchsten Guts...
Erst mit der Verabschiedung des geschlossen-statischen Seinsbegriffs(Kritik an Heidegger)
geht die wirkliche Dimension der Hoffnung auf.
Die Welt ist vielmehr Anlage zu Etwas, Tendenz auf Etwas, Latenz von Etwas.
Und das so intendierte Etwas heisst Erfüllung des Intendierenden.
Heisst eine uns adäquatere Welt, ohne unwürdige Schmerzen, Angst, Selbstentfremdung, Nichts...
Versteht sich das Sein aus seinem Woher, so daraus nur als einem ebenso tendenzhaften, noch unabgeschlossenen Wohin.
Das Sein, das das Bewusstsein bedingt, wie das Bewusstsein, dass das Sein bearbeitet
versteht sich letztlich nur aus dem und in dem , woher und wonach es tendiert.
Wesen ist nicht Ge-wesenheit - konträr:
Das Wesen der Welt liegt selber an der Front.'
(Ernst Bloch: das Prinzip Hoffnung 1959)
Einer der schönsten und motivierndsten Texte der Philosophie.
Hier drückt sich Optimismus, Idealismus, Teleologie,
aber auch Materialismus, Utilitarismus, Pragmatismus aus.
Und vor allem ein Plädoyer für eine potentiell höhere Dignität des Menschen, die er sich selbst schaffen kann.
Bloch wendet sich damit auch gegen:
- Descartes's Konzeption res cogitans/res extensa
- Kant, der objektiv-real Mögliches nicht suffizient reflektiert habe
- Nietzsche, der weitgehend ohne Systematisierung auskommen zu sollen meinte
und rigiden Systematikern sogar Rechtschaffenheit absprach
- Freud, der zu sehr im Unbewussten der Vergangenheit herumrührte
und den physischen und psychischen Hunger der Masse der Menschen viel zuwenig im Blick hatte
- den Positivismus, der Reales nicht nur teilweise ignoriert, sondern verstellt
und in seiner Eindimensionalität proaktiv kaum neue Stufen im historischen Prozess evoziert
- Sartre, denn Nicht-Sein ist nicht Nichts, sondern ein Nicht im Sein,
somit ein Noch-Nicht-Sein, das zum Sein aufgehoben werden kann
- Heidegger mit sener (zu) statischen Seinslehre, der die Zeit als dialektische Instanz unter-/ver-schätzte.
Denn: 'Die Welt ist ein Experiment, das die Materie durch uns mit sich selbst anstellt.'
Hegels missverständlicher und meistens missverstandener Satz: 'alles Vernünftige ist wirklich, und alles wirkliche ist vernünftig'
ist nach Bloch sowohl konservativ wie revolutionär.
Wahrheit ist nach Hegel die Übereinstimmung eines Inhalts mit sich selbst.
Bloch sieht diese Identität in utopischer Perspektive - was Hegel seiner Meinung nach zuwenig elaboriert hatte.
Wie auch immer, alles philosophische Denken ist nach ihm Systematik:
'Philosophie ohne Systematik ist purer Dilettantismus.'
Er folgt damit auch Hegel, der System und Methode - Dialektik-immanent - nicht trennte.
Und sowohl Hegels Dialektik wie auch seine Subjekt-Objekt-Beziehung
kann/muss als verändernd-praktische Arbeitsbeziehung verstanden werden.
Aber: das Sollen komme bei Hegel zuwenig, zumindest explizit nicht vor,
dies habe Marx stärker herausgearbeitet.
Er habe programmatisch die Hoffnung mit der Realität verknüpft, sogar ein Bündnis beider begründet.
Liegt das an Hegels Kurzsichtigkeit oder an seiner (gebotenen) Vorsicht?
Er war zu Zeiten des Spätfeudalismus und der Restauration im preussischen Obrigkeitsstaat
trotz seiner für Normalsterbliche schwer verständlichen Diktion schon recht mutig,
während Marx später im liberaleren London arbeitete.
Bloch versucht also, eine Weiterentwicklung des spekulativen Materialismus zu schaffen:
'Die Wurzel der Geschichte ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch.
Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäusserung und Entfremdung in realer Demokratie begründet,
so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint, und wo noch niemand war: Heimat.'
Erst die Entfremdung(von Heimat) treibt den Menschen dazu, anders zu werden, als er ist.
Und die Hoffnung bewegt ihn dazu, mehr von dem zu werden, was er noch nicht ist.
Der Mensch als handungs-fähiges(und - williges?) Subjekt, das aus seinen körperlichen und psychischen Bedürfnissen heraus
Ist-Zustände transzendieren kann/will//muss (Kant: Ich kann, weil ich will, weil ich muss).
Von einer Ontologie des Noch-Nicht-Seins kommt Bloch zu einem spekulativen, dynamischen Multiversum
einer räumlich-zeitlichen mehrschichtigen Dialektik, wo Sein und Bewusstsein zusammenwirken, idealerweise zusammen sind.
Die Hoffnung wird zum Selbstbewusstsein und zum Motor eines menschenzentrierten menschlichen Fortschritts.
Weil nach Bloch die Zukunft nicht unwiderruflich geschieden ist von der Gegenwart,
weil sie als Hoffnung, Tendenz und objektive Möglichkeit bereits in dieser existiert,
kann er Zuversicht und sogar Gewissheit haben, dass es keine absolute Notwendigkeit gibt.
Also ist Freiheit möglich, damit Wahlfreiheit und Verneinungsfreiheit.
Der Mensch kann wählen, was er tut oder nicht tut.
Was er leistet oder nicht leistet.
Und warum, wie und wieviel.
Blochs Hoffnungsphilosophie hat affektioale, intentionale und agonale Elemente.
Die spekulative Idee und die sich mit der Materie, dem Gegenstand befassende,
ihn transformierende Welterfahrung arbeiten und wirken zusammen.
Der Mensch geht durch das Noch-Nicht der Hoffnung, um zur ersehnten Heimat der Identität gelangen zu können.
Das Noch-Nicht-Haben, das Noch-Nicht-So-Sein, die Insuffizienz
ist der häufigste Zustand, der Regelfall des Mängel- und Wandlungswesens Mensch.
'Der Hunger verwandelt sich in eine Sprengkraft gegen das Gefängnis der Entbehrung.'
'Die Hoffnung geht als zentrale Funktion des fortschrittlichen Bewusstseins auf einen objektiv angelegten,
subjektiv zu erkennenden und zu verwirklichnden Realzustand der Welt aus.'
In der Hoffnung wird das Zentrum der subjektiven Existenz getroffen.
'Die reale Möglichkeit ist nichts anderes als dialektische Materie
und die Materie ist das Möglichkeitssubstrat des dialektischen Prozesses.'
Das erinnert an Aristoteles, der der Materie eine Konstitution des Potentiellen zugesprochen hatte.
Für Bloch gibt es keine Bewegung ohne Materie, keine Materie ohne Bewegung,
beide alternieren auch nicht miteinander,
sondern Bewegung ist die Verwirklichungsweise der Materie,
Materie ist der Verwirklichungsinhalt der Bewegung.
'Das Reich der Tendenz und Latenz, der konkreten Utopie, ist die Materie.'
Die Bewegung des Experimentum Mundi transzendiert in die Immanenz hinein,
mit Ankunft, Identität, Heimat im Sinn, als Sinn.
Auch abstrakte Utopien haben einen Sinn, denn sie haben einige wichtige, wirkungsvolle Eigenschaften:
- Sie bringen die Ablehnung der aktuellen Lebenssituation zum Ausdruck
(Unfreiheit, soziale Lage, oder auch unbefriedigende Leistung im Sport/MZPTLK).
- sie wenden sich gegen die Anpassung an den Status Quo,
- sie bieten Kriterien für die Mängel der herrschenden Zustände
- sie entwickeln Elemente eines kritischen Bewusstseins
- sie bestärken jene, die von den Möglichkeiten einer besseren Welt(einer besseren Sport-Leistung/MZPTLK) überzeugt sind.
Die Welt trägt ein Telos mit sich:
die Möglichkeit der Aufhebung der Entfremdung durch die Identität von Subjekt und Objekt.
Bloch verknüpft Materie und Utopie, denn als Substrat realer Möglichkeiten ist die Materie utopisch aufgeladen.
Sein und Bewusstsein sind nur imaginierte oder methodische (selbst-)Unterschiede der Materie.
Bloch will die Materie aus der Abschottung gegen den menschlichen Geist befreien.
Um den Traum vom besseren Leben zu zu realisieren,
muss das Subjekt nicht nur intendieren, sondern intervenieren.
Es trifft dabei auf Offenheit: auf die Latenz der Welt und die Tendenz des Objekts.
Das Dunkle des gelebten Augenblicks, das unmittelbare Jetzt
kann vom Menschen nicht mit Kontemplation und müssigem Verweilen gelebt und genossen werden.
(Einspruch MZPTLK:: Das ist ein, oder besser das Telos, aber natürlich nicht permanent)
Der Mensch ist jederzeit an der Front, an der Schnittstelle zum Noch-Nicht,
zur Offenheit des objektiven Hintergrunds.
Diese Verortung und gleichzeitige Offenheit des Weltknotens, Welträtsels
sollte der Mensch als Chance be- und er-greifend nutzen und als antizipierender Tatmensch
die ihm (an-)gebotene Offenheit im Rahmen seines gewünschten Nach-Möglichkeit-Seienden
und des (er-)öffnenden In-Möglichkeit-Seienden gestalten.
Das In-Möglichkeit-Seiende:
- das formal Mögliche, was nach den Regeln der formalen Logik infrage kommt
- das sachlich-objektiv Mögliche, was nach derErkenntnistheorie angenommen werden kann
- das sachhaft-objektgemäss Mögliche, was gegenstandstheoretisch realisierbar erscheint
- das objektiv-real Mögliche, die Latenzen und Tendenzen der (selbstschöpferischen Prozess-)Materie.
Reicht das, was Bloch uns sagen will?
Ist es reine Aporie, dialektiküberspringende Potenzlehre, idealistische Spekulation ohne empirische Probe,
Abdriften in chaotische Affirmationen, illusionäre Irrung und Wirrung?
Sicherlich musss sich die Philosophie u.a. mit der Technologieentwicklung, der Empirischen Sozialforschung,
der Globalisierung, der Digitalisierung und der Psychologie auseinander setzen,
sonst kann sie - zu Recht - nicht ernst genommen werden.
Aber auch immer mit der Religion.
Nach Bloch ist es wohlfeil, kurzsichtig und falsch, die Religion zur Illusion zu erklären,
weil die konkreten Nöte, die die Menschen zu religiösen Surrogaten verführen,
aus der Welt geschaffen werden müssten - was schlechterdings unmöglich ist.
'Denn Hoffnung und/auf die Errichtung des irdischen Paradieses sind nicht die Bestimmung des Menschen.'
Der Mensch ist durch die Phantasie und die Hoffnung charakterisiert, beide sind sich bedingende Kooperanten,
die die Veränderung der Welt nach Massgabe der Wünsche und der Möglichkeiten bearbeiten.
Die so in der Möglichkeit gegründete Welt ist nur als (Wandlungs-)Prozess denkbar:
jeder Prozess bietet Chancen und Risiken, Leistung-Geber und -Nehmer,
Erfolg und Misserfolg, Gewinner und Verlierer, Profiteure und Geschädigte.
Darum muss dem Prinzip Hoffnung unabdingbar das Prinzip Verantwortung(Teil 10) beigeordnet werden.
Bloch hatte Grenzen des Machbaren nicht oder unzureichend ausbuchstabiert:
- Menschen-(Un-)Mögliches, Endlichkeit der menschlichen Existenz
- Limitierte Naturressourcen
- Technologische Grenzen(Bloch war in den 50er Jahren sehr optimistisch bezüglich Atomenergie)
- Grenzen durch nicht-operationalisierbare Komplexität
- Insuffiziente menschliche Moralität
- Begrenztheit sozialer Vermittelbarkeit von Zielen, demokratische Konsensbildung, Anerkennungsproblematiken
- Grenzen finanzieller Ressourcen
- Prioritätendilemmata
Viele Menschen scheuen das Noch-Nicht, die Potentialität im Guten (wie im Schlechten) und vor allem das eigene Engagement.
Konformismus, Besitzstandwahrung und Klammern am Status Quo sind weit verbreitet.
Es gibt Viele, die mehr oder weniger tolle Ideen haben, aber nichts oder zuwenig draus machen.
Böse Zungen sagen, das sind alles Kopien, keine Originale.
Originelle Menschen versuchen, die Kluft zwischen Vision und Realität.zu schliessen.
In manchen Kulturen ist es verbreiteter als anderswo, kritisch zu sein, die Meinungen Anderer zu hinterfragen
und die initiative zu ergreifen, die Dinge zu verbessern.
Wenn es mehr Meinungsfreiheit gibt und Raum, um Wandel herbei zu führen,
dann kann die Zahl der initiativen Menschen wachsen.
Zum Beispiel wollen die Menschen in einer gerechten Welt leben.
Es ist schwer zu akzeptieren, dass die Welt unfair ist.
Die einen könnten sagen, dass das System gerecht sei,
sie aber nicht wert seien, besser behandelt zu werden.
Steigt aber der Druck der Ungerechtigkeiten und werden Informationen bekannt,
dass Andere, die ihnen ähnlich sind, (viel) besser behandelt werden,
dann wird das System nicht mehr akzeptiert.
Intelligenz ist die Fähigkeit, zu lernen und zu verlernen, also Dinge in Frage zu stellen,
Denk- und Urteilsfähigkeit.
Konformisten hingegen denken und handeln so:
Ich bin anderer Meinung, aber ich mache trotzdem, was Du sagst,
weil ich Angst habe, meine Meinung zu sagen.
In New York gab es eine Tafel, auf der Jeder aufschreiben konnte, was er im Leben am meisten bedauerte.
Fast alle Dinge, die dort standen, waren verpasste Chancen.
Damit kommen wir zum Teil 8: Motivation.
'Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin?
Was erwarten wir? Was erwartet uns?
Viele fühlen sich nur als verwirrt.
Der Boden wankt, sie wissen nicht, warum und von was...
Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.
Seine Arbeit ist ins Gelingen verliebt statt ins Scheitern.
Hoffen, über dem Fürchten gelegen, ist weder passiv wie dieses, noch gar in ein Nichts gesperrt.
Der Affekt des Hoffens geht aus sich heraus, macht die Menschen weit, statt sie zu verengen(Enge ähnelt Angst/MZPTLK).
Die Arbeit dieses Affekts verlangt Menschen, die sich ins Werdende tätig hineinwerfen, zu dem sie selber gehören.
Sie erträgt kein Hundeleben, dass sich ins Seiende nur passiv geworfen fühlt(Seitenhieb auf Heidegger/MZPTLK)...
Wie reich wurde allzeit davon geträumt, vom besseren Leben, dass möglich wäre...
Kein Mensch lebte je ohne Tagträume.
Es kommt aber darauf an, sie immer zu kennen
und dadurch unbetrüglich, hilfreich, aufs Rechte gezielt zu halten.
Möchten die Tagträume noch voller werden, denn das bedeutet, dass sie sich genau um den nüchternen Blick bereichern,
nicht im Sinn der Verstockung, sondern des Hellwerdens.
Nicht im Sinn des bloss betrachtenden Verstands, der die Dinge nimmt, wie sie gerade sind und stehen
(bloss deskriptiv, bloss positivistisch/MZPTLK),
sondern des Beteiligten, der sie nimmt, wie sie gehen und auch besser gehen können...
Denken heisst Überschreiten(im dialektischen Sinn/MZPTLK).
So jedoch, dass Vorhandenes nicht unterschlagen, nicht überschlagen wird...
Deshalb geht wirkliches Überschreiten auch nie ins boss Luftleere eines Vor-Uns,
boss schwärmend, bloss abstrakt ausmalend...
Das Zukünftige enthält das Gefürchtete und das Erhoffte.
Der menschlichen Intention nach, also ohne Vereitlung, enthält es nur das Erhoffte.
Die Hoffnungslosigkeit ist selber, im zeitlichen wie sachlichen Sinn, das Unaushaltbarste,
das ganz und gar den menschlichen Bedürfnissen Unerträgliche...
Weshalb gerade wieder die Hoffnung, doch mit Einsperrung auf blosse Inwendigkeit
oder mit Vertröstung aufs Jenseits, von allen Kanzeln gepredigt wird...
(Paradies als 'Produkt' und als Verkaufsargument von Religionen, wobei das Produkt nicht geliefert werden muss, kann/MZPTLK)
Solange der Mensch im Argen liegt, sind privates wie öffentliches Dasein von Tagträumen durchzogen.
Von Träumen eines besseren Lebens als dem bisher gewordenen...
Konkrete Hoffnung also bricht am stärksten in die Furcht ein,
leitet objektiv am tüchtigsten auf die ursächliche Abstellung der Furcht-Inhalte hin.
Mit der kundigen Unzufriedenheit zusammen, die zur Hoffnung gehört,
weil sie beide aus dem Nein zum Mangel entspringen.
Denken heisst Überschreiten.
Freilich: das Überschreiten fand bisher nicht allzu scharf sein Denken...
Das Desiderium, die einzig ehrliche Eigenschaft aller Menschen, ist unerforscht.
Das Noch-Nicht-Bewusste, Noch-Nicht-Gewordene,
obwohl es den Sinn aller Menschen und den Horizont allen Seins erfüllt,
ist nicht einmal als Wort geschweige als Begriff durchgedrungen.
Dies blühende Fragengebiet liegt in der bisherigen Philosophie fast sprachlos da.
Träumen nach Vorwärts wurde nicht reflektiert, wurde nur mehr sporadisch gestreift,
kam nicht zu dem ihm angemessenen Begriff.
Das ungeheure utopische Vorkommen in der Welt ist eplizite fast unerhellt...
Philosophie wird Gewissen des Morgen, Parteilichkeit für die Zukunft, Wissen der Hoffnung haben
oder sie wird kein Wissen mehr haben...
Nur auf ein Verändern der Welt gerichtetes , das Verändernwollen informierendes Denken betrifft die Zukunft
(den unabgeschlossenen Entstehungsraum vor uns),
nicht als Verlegenheit und die Vergangenheit nicht als Bann.
Entscheidend ist daher nur Wissen als bewusste Theorie.
Praxis betrifft Werdendes und dann Entscheidbares,
betrachtendes Wissen dagegen kann sich per definitionem nur auf Gewordenes beziehen...
Es gibt im Gegenwärtigen, ja im Erinnerten selber einen Auftrieb und eine Abgebrochenheit,
ein Brüten und eine Vorwegnahme von Noch-Nicht-Gewordenem,
und dieses Abgebrochen-Abgebrochene geschieht nicht im Keller des Bewusstseins,
sondern an seiner Front.
So geht es hier um die psychischen Vorgänge des Heraufkommens,
wie sie für allem für die Jugend, für Wendezeiten, für die Abenteuer der Produktivität so charakteristisch sind,
für alle Phänomene mithin, worin Ungewordenes steckt und sich artikulieren will.
Das Antizipierende wirkt derart im Feld der Hoffnung,
diese also wird nicht nur als Affekt genommen, als Gegensatz zur Furcht(denn auch die Furcht kann ja antizipieren),
sondern wesentlicher als Richtungsakt kognitiver Art...
Und ebenso ist das Jetzt und Hier, die immer wieder Angefangene in der Nähe,
eine utopische Kategorie, ja die zentralste., ist sie doch zum Unterschied vom vernichtenden Umgang eines Nichts ,
vom Aufleuchten eines Alles, noch nicht einmal in Zeit und Raum eingetreten.
Vielmehr gären die Inhalte dieser unmittelbarsten Nähe noch gänzlich im Dunkel des gelebten Augenblicks
als des wirklichen Weltknotens, Welträtsels...
Vom Antizipierenden also soll Kenntnis genommen werden,
auf der Grundlage einer Ontologie des Noch-Nicht...
Der letzte Wille ist der, wahrhaft gegenwärtig zu sein.
So, dass der gelebte Augenblick uns und wir ihm gehören
und verweile doch zu ihm gesagt werden könnte.
Der Mensch will endlich als er selber in das Jetzt und Hier,
will ohne Aufschub und Ferne in sein volles Leben(Erfüllung/MZPTLK)...
Zentralpunkt hier überall bleibt das Problem des Wünschenswerten schlechthin oder des höchsten Guts...
Erst mit der Verabschiedung des geschlossen-statischen Seinsbegriffs(Kritik an Heidegger)
geht die wirkliche Dimension der Hoffnung auf.
Die Welt ist vielmehr Anlage zu Etwas, Tendenz auf Etwas, Latenz von Etwas.
Und das so intendierte Etwas heisst Erfüllung des Intendierenden.
Heisst eine uns adäquatere Welt, ohne unwürdige Schmerzen, Angst, Selbstentfremdung, Nichts...
Versteht sich das Sein aus seinem Woher, so daraus nur als einem ebenso tendenzhaften, noch unabgeschlossenen Wohin.
Das Sein, das das Bewusstsein bedingt, wie das Bewusstsein, dass das Sein bearbeitet
versteht sich letztlich nur aus dem und in dem , woher und wonach es tendiert.
Wesen ist nicht Ge-wesenheit - konträr:
Das Wesen der Welt liegt selber an der Front.'
(Ernst Bloch: das Prinzip Hoffnung 1959)
Einer der schönsten und motivierndsten Texte der Philosophie.
Hier drückt sich Optimismus, Idealismus, Teleologie,
aber auch Materialismus, Utilitarismus, Pragmatismus aus.
Und vor allem ein Plädoyer für eine potentiell höhere Dignität des Menschen, die er sich selbst schaffen kann.
Bloch wendet sich damit auch gegen:
- Descartes's Konzeption res cogitans/res extensa
- Kant, der objektiv-real Mögliches nicht suffizient reflektiert habe
- Nietzsche, der weitgehend ohne Systematisierung auskommen zu sollen meinte
und rigiden Systematikern sogar Rechtschaffenheit absprach
- Freud, der zu sehr im Unbewussten der Vergangenheit herumrührte
und den physischen und psychischen Hunger der Masse der Menschen viel zuwenig im Blick hatte
- den Positivismus, der Reales nicht nur teilweise ignoriert, sondern verstellt
und in seiner Eindimensionalität proaktiv kaum neue Stufen im historischen Prozess evoziert
- Sartre, denn Nicht-Sein ist nicht Nichts, sondern ein Nicht im Sein,
somit ein Noch-Nicht-Sein, das zum Sein aufgehoben werden kann
- Heidegger mit sener (zu) statischen Seinslehre, der die Zeit als dialektische Instanz unter-/ver-schätzte.
Denn: 'Die Welt ist ein Experiment, das die Materie durch uns mit sich selbst anstellt.'
Hegels missverständlicher und meistens missverstandener Satz: 'alles Vernünftige ist wirklich, und alles wirkliche ist vernünftig'
ist nach Bloch sowohl konservativ wie revolutionär.
Wahrheit ist nach Hegel die Übereinstimmung eines Inhalts mit sich selbst.
Bloch sieht diese Identität in utopischer Perspektive - was Hegel seiner Meinung nach zuwenig elaboriert hatte.
Wie auch immer, alles philosophische Denken ist nach ihm Systematik:
'Philosophie ohne Systematik ist purer Dilettantismus.'
Er folgt damit auch Hegel, der System und Methode - Dialektik-immanent - nicht trennte.
Und sowohl Hegels Dialektik wie auch seine Subjekt-Objekt-Beziehung
kann/muss als verändernd-praktische Arbeitsbeziehung verstanden werden.
Aber: das Sollen komme bei Hegel zuwenig, zumindest explizit nicht vor,
dies habe Marx stärker herausgearbeitet.
Er habe programmatisch die Hoffnung mit der Realität verknüpft, sogar ein Bündnis beider begründet.
Liegt das an Hegels Kurzsichtigkeit oder an seiner (gebotenen) Vorsicht?
Er war zu Zeiten des Spätfeudalismus und der Restauration im preussischen Obrigkeitsstaat
trotz seiner für Normalsterbliche schwer verständlichen Diktion schon recht mutig,
während Marx später im liberaleren London arbeitete.
Bloch versucht also, eine Weiterentwicklung des spekulativen Materialismus zu schaffen:
'Die Wurzel der Geschichte ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch.
Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäusserung und Entfremdung in realer Demokratie begründet,
so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint, und wo noch niemand war: Heimat.'
Erst die Entfremdung(von Heimat) treibt den Menschen dazu, anders zu werden, als er ist.
Und die Hoffnung bewegt ihn dazu, mehr von dem zu werden, was er noch nicht ist.
Der Mensch als handungs-fähiges(und - williges?) Subjekt, das aus seinen körperlichen und psychischen Bedürfnissen heraus
Ist-Zustände transzendieren kann/will//muss (Kant: Ich kann, weil ich will, weil ich muss).
Von einer Ontologie des Noch-Nicht-Seins kommt Bloch zu einem spekulativen, dynamischen Multiversum
einer räumlich-zeitlichen mehrschichtigen Dialektik, wo Sein und Bewusstsein zusammenwirken, idealerweise zusammen sind.
Die Hoffnung wird zum Selbstbewusstsein und zum Motor eines menschenzentrierten menschlichen Fortschritts.
Weil nach Bloch die Zukunft nicht unwiderruflich geschieden ist von der Gegenwart,
weil sie als Hoffnung, Tendenz und objektive Möglichkeit bereits in dieser existiert,
kann er Zuversicht und sogar Gewissheit haben, dass es keine absolute Notwendigkeit gibt.
Also ist Freiheit möglich, damit Wahlfreiheit und Verneinungsfreiheit.
Der Mensch kann wählen, was er tut oder nicht tut.
Was er leistet oder nicht leistet.
Und warum, wie und wieviel.
Blochs Hoffnungsphilosophie hat affektioale, intentionale und agonale Elemente.
Die spekulative Idee und die sich mit der Materie, dem Gegenstand befassende,
ihn transformierende Welterfahrung arbeiten und wirken zusammen.
Der Mensch geht durch das Noch-Nicht der Hoffnung, um zur ersehnten Heimat der Identität gelangen zu können.
Das Noch-Nicht-Haben, das Noch-Nicht-So-Sein, die Insuffizienz
ist der häufigste Zustand, der Regelfall des Mängel- und Wandlungswesens Mensch.
'Der Hunger verwandelt sich in eine Sprengkraft gegen das Gefängnis der Entbehrung.'
'Die Hoffnung geht als zentrale Funktion des fortschrittlichen Bewusstseins auf einen objektiv angelegten,
subjektiv zu erkennenden und zu verwirklichnden Realzustand der Welt aus.'
In der Hoffnung wird das Zentrum der subjektiven Existenz getroffen.
'Die reale Möglichkeit ist nichts anderes als dialektische Materie
und die Materie ist das Möglichkeitssubstrat des dialektischen Prozesses.'
Das erinnert an Aristoteles, der der Materie eine Konstitution des Potentiellen zugesprochen hatte.
Für Bloch gibt es keine Bewegung ohne Materie, keine Materie ohne Bewegung,
beide alternieren auch nicht miteinander,
sondern Bewegung ist die Verwirklichungsweise der Materie,
Materie ist der Verwirklichungsinhalt der Bewegung.
'Das Reich der Tendenz und Latenz, der konkreten Utopie, ist die Materie.'
Die Bewegung des Experimentum Mundi transzendiert in die Immanenz hinein,
mit Ankunft, Identität, Heimat im Sinn, als Sinn.
Auch abstrakte Utopien haben einen Sinn, denn sie haben einige wichtige, wirkungsvolle Eigenschaften:
- Sie bringen die Ablehnung der aktuellen Lebenssituation zum Ausdruck
(Unfreiheit, soziale Lage, oder auch unbefriedigende Leistung im Sport/MZPTLK).
- sie wenden sich gegen die Anpassung an den Status Quo,
- sie bieten Kriterien für die Mängel der herrschenden Zustände
- sie entwickeln Elemente eines kritischen Bewusstseins
- sie bestärken jene, die von den Möglichkeiten einer besseren Welt(einer besseren Sport-Leistung/MZPTLK) überzeugt sind.
Die Welt trägt ein Telos mit sich:
die Möglichkeit der Aufhebung der Entfremdung durch die Identität von Subjekt und Objekt.
Bloch verknüpft Materie und Utopie, denn als Substrat realer Möglichkeiten ist die Materie utopisch aufgeladen.
Sein und Bewusstsein sind nur imaginierte oder methodische (selbst-)Unterschiede der Materie.
Bloch will die Materie aus der Abschottung gegen den menschlichen Geist befreien.
Um den Traum vom besseren Leben zu zu realisieren,
muss das Subjekt nicht nur intendieren, sondern intervenieren.
Es trifft dabei auf Offenheit: auf die Latenz der Welt und die Tendenz des Objekts.
Das Dunkle des gelebten Augenblicks, das unmittelbare Jetzt
kann vom Menschen nicht mit Kontemplation und müssigem Verweilen gelebt und genossen werden.
(Einspruch MZPTLK:: Das ist ein, oder besser das Telos, aber natürlich nicht permanent)
Der Mensch ist jederzeit an der Front, an der Schnittstelle zum Noch-Nicht,
zur Offenheit des objektiven Hintergrunds.
Diese Verortung und gleichzeitige Offenheit des Weltknotens, Welträtsels
sollte der Mensch als Chance be- und er-greifend nutzen und als antizipierender Tatmensch
die ihm (an-)gebotene Offenheit im Rahmen seines gewünschten Nach-Möglichkeit-Seienden
und des (er-)öffnenden In-Möglichkeit-Seienden gestalten.
Das In-Möglichkeit-Seiende:
- das formal Mögliche, was nach den Regeln der formalen Logik infrage kommt
- das sachlich-objektiv Mögliche, was nach derErkenntnistheorie angenommen werden kann
- das sachhaft-objektgemäss Mögliche, was gegenstandstheoretisch realisierbar erscheint
- das objektiv-real Mögliche, die Latenzen und Tendenzen der (selbstschöpferischen Prozess-)Materie.
Reicht das, was Bloch uns sagen will?
Ist es reine Aporie, dialektiküberspringende Potenzlehre, idealistische Spekulation ohne empirische Probe,
Abdriften in chaotische Affirmationen, illusionäre Irrung und Wirrung?
Sicherlich musss sich die Philosophie u.a. mit der Technologieentwicklung, der Empirischen Sozialforschung,
der Globalisierung, der Digitalisierung und der Psychologie auseinander setzen,
sonst kann sie - zu Recht - nicht ernst genommen werden.
Aber auch immer mit der Religion.
Nach Bloch ist es wohlfeil, kurzsichtig und falsch, die Religion zur Illusion zu erklären,
weil die konkreten Nöte, die die Menschen zu religiösen Surrogaten verführen,
aus der Welt geschaffen werden müssten - was schlechterdings unmöglich ist.
'Denn Hoffnung und/auf die Errichtung des irdischen Paradieses sind nicht die Bestimmung des Menschen.'
Der Mensch ist durch die Phantasie und die Hoffnung charakterisiert, beide sind sich bedingende Kooperanten,
die die Veränderung der Welt nach Massgabe der Wünsche und der Möglichkeiten bearbeiten.
Die so in der Möglichkeit gegründete Welt ist nur als (Wandlungs-)Prozess denkbar:
jeder Prozess bietet Chancen und Risiken, Leistung-Geber und -Nehmer,
Erfolg und Misserfolg, Gewinner und Verlierer, Profiteure und Geschädigte.
Darum muss dem Prinzip Hoffnung unabdingbar das Prinzip Verantwortung(Teil 10) beigeordnet werden.
Bloch hatte Grenzen des Machbaren nicht oder unzureichend ausbuchstabiert:
- Menschen-(Un-)Mögliches, Endlichkeit der menschlichen Existenz
- Limitierte Naturressourcen
- Technologische Grenzen(Bloch war in den 50er Jahren sehr optimistisch bezüglich Atomenergie)
- Grenzen durch nicht-operationalisierbare Komplexität
- Insuffiziente menschliche Moralität
- Begrenztheit sozialer Vermittelbarkeit von Zielen, demokratische Konsensbildung, Anerkennungsproblematiken
- Grenzen finanzieller Ressourcen
- Prioritätendilemmata
Viele Menschen scheuen das Noch-Nicht, die Potentialität im Guten (wie im Schlechten) und vor allem das eigene Engagement.
Konformismus, Besitzstandwahrung und Klammern am Status Quo sind weit verbreitet.
Es gibt Viele, die mehr oder weniger tolle Ideen haben, aber nichts oder zuwenig draus machen.
Böse Zungen sagen, das sind alles Kopien, keine Originale.
Originelle Menschen versuchen, die Kluft zwischen Vision und Realität.zu schliessen.
In manchen Kulturen ist es verbreiteter als anderswo, kritisch zu sein, die Meinungen Anderer zu hinterfragen
und die initiative zu ergreifen, die Dinge zu verbessern.
Wenn es mehr Meinungsfreiheit gibt und Raum, um Wandel herbei zu führen,
dann kann die Zahl der initiativen Menschen wachsen.
Zum Beispiel wollen die Menschen in einer gerechten Welt leben.
Es ist schwer zu akzeptieren, dass die Welt unfair ist.
Die einen könnten sagen, dass das System gerecht sei,
sie aber nicht wert seien, besser behandelt zu werden.
Steigt aber der Druck der Ungerechtigkeiten und werden Informationen bekannt,
dass Andere, die ihnen ähnlich sind, (viel) besser behandelt werden,
dann wird das System nicht mehr akzeptiert.
Intelligenz ist die Fähigkeit, zu lernen und zu verlernen, also Dinge in Frage zu stellen,
Denk- und Urteilsfähigkeit.
Konformisten hingegen denken und handeln so:
Ich bin anderer Meinung, aber ich mache trotzdem, was Du sagst,
weil ich Angst habe, meine Meinung zu sagen.
In New York gab es eine Tafel, auf der Jeder aufschreiben konnte, was er im Leben am meisten bedauerte.
Fast alle Dinge, die dort standen, waren verpasste Chancen.
Damit kommen wir zum Teil 8: Motivation.