Das Leistungsprinzip
Teil 5/3: Das Leistungsprinzip überhaupt
Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen
(Martin Luther)
Ich kann, weil ich will, weil ich muss
(Kant)
Das ist der Weisheit letzter Schluss. nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss
((Faust 2)
Wer ewig strebend sich bemüht, den können wir erlösen
(Faust 2)
Das Leistungsprinzip scheint also keine Erfindung des Menschen zu sein.
Es ist ihm seit der Vertreibung aus dem Paradies aufs Haupt gedrückt worden.
Überhaupt. Über allen anderen Prinzipien.
Wie kommt es dazu?
Alles, was es gibt,
ist Gewordenes, Seiendes, Werdendes.
All das ist ohne Leistung nicht denkbar.
Allem wohnt offenbar ein Leistungs-Prinzip inne.
Ein Prinzip ist ein Anfang, ein Ausgangspunkt,
ein Ur-Sprung, ein Ur-Grund,
ein Grundsatz, eine Gesetzmässigkeit
Es gibt ein - für den Menschen - unhintergehbares Prinzip, das Leistungs-Prinzip.
Im Paradies hatte er damit noch nichts am Hut, darum will er ja auch immer dahin zurück.
Gott/das Naturgesetz//die Weltordnung/die Evolution... überlässt dem Menschen seit dem Rausschmiss aus dem Paradies,
- ob er leistet
- was er leistet
- wie er leistet
- wieviel er leistet
und lässt ihn mit den guten oder schlechten Konsequenzen des Ob, Was, Wie und Wieviel allein, greift nicht ein.
(Baum der Erkenntnis, Wahl-Freiheit, Selbst-Verantwortung)
Will man eine Hierarchie von Prinzipien aufstellen, so kann man zu folgendem Schema kommen(MZPTLK):
1. Leistungs-Prinzip = unbedingt gültiges Prinzip(unvermeidbar, unhintergehbar, Abhängigkeit aller anderen Prinzipien)
2. Freiheit, Menschenwürde, (soziale)Gerechtigkeit, Verantwortung = dringende Prinzipien(konkurrierende Prinzipien)
3. Authentizität,Fairness,Toleranz, Solidarität = wichtige Prinzipien(auch konkurrierend, hängen von 2.ab)
Die Wahl-Freiheit als Wahl-Zwang des Menschen bezüglich der Auswahl und der Gewichtung dieser Prinzipien
stellt ihn permanent vor schwierige Entscheidungen.
Die Konsequenzen und die Wirkungen des Handelns(Leistens) nach Prinzipien
stellen sich meistens hinterher als richtig/falsch oder suboptimal heraus,
weil die Prinzipien untereinander konkurrierend und korrigierend und sozial kontextabhängig sind.
Das Leistungsprinzip entfaltet eine determinierende Kraft per se, dennoch kann der Mensch flexibel damit umgehen:
Je nachdem ob er das LP betont oder aushöhlt, gibt es weniger oder mehr Leistung-Nehmer.
Je nachdem wie er Karrieren, Privilegien, Macht und Geld nach Leistung und nicht(mehr) nach Herkunft, usw. verteilt,
kommen Verdiente oder Un-Verdiente zum Zuge.
Ontologisch hat Erfolg - durch Leistung - die Bedeutung einer Seins-Erhöhung.
Das Bedürfnis, Grenzen zu überschreiten und bestimmte Ziele zu erreichen,
kann nur unter geeigneten gesellschaftlichen Voraussetzungen und Anreizen erfolg-en.
Auch und vor allem hier steht der Mensch vor seiner einsamen Wahl und Verantwortung,
nach einem be- oder einem ent-grenzten Leistungs-Prinzip zu handeln.
Nietzsche kann auch hier wieder als Negativbeispiel dienen:
'Von der Stärke verlangen, dass sie sich nicht als Stärke äussere,
dass sie nicht ein überwältigen-Wollen, ein Herr-Werden-wollen,
ein Durst nach Feinden und Widerständen und Triumphen sei,
ist gerade so widersinnig, als von der Schwäche verlangen,
dass sie sich als Stärke äussere.'
Hier wird von Tatsachen auf Nornen geschlossen, die Möglichkeiten sozialer Mobilität verneint,
das Leistungsprinzip für die Starken ent-grenzt und für die Schwachen be-grenzt oder ganz verneint
Das Leistungsprinzip gilt grundsätzlich, aber nicht ent-grenzt, - je nachdem, welche Grenzen die Menschen setzen.
' Das Leistungsprinzip gibt die Kriterien vor, nach denen Teilhabe am wirtschaftlichen Reichtum gewährt
und somit Ungleichheit zwischen Personen, Gruppen und Klassen gerechtfertigt werden soll
und andererseits kritisiert werden kann.
Als wesentliche Merkmale von Leistungen gelten danach in der modernen Gesellschaft,
dass unter den Bedingungen formaler Chancengleichheit
ein beabsichtigter und individuell zurechenbarer Aufwand zu einem gesellschaftlich erwünschten Ergebnis führt.
An das Verhältnis von Aufwand und Ergebnis richtet sich die Erwartung,
dass beide Leistungsbestandteile ausgewogen und proportional berücksichtigt werden.
Sind Leistungen erbracht worden, werden dadurch Ansprüche auf äquivalente Gegen-Leistungen
in Form sozioökonomischer Statusvorteile begründet.
Leistungsgerecht sind solche Statusvorteile dem modernen Verständnis gemäss dann,
wenn sie auf keiner anderen Grundlage als den selbst erbrachten Leistungen beruhen
und sie hierbei im sozialen Vergleich das Gebot der Angemessenheit beachten.'
/Neckel/Dröge/Somm)
Die Aufstiegsmobilität seit über 200 Jahren und besonders in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
ist eine Errungenschaft, die ohne Leistungsprinzip nicht denkbar wäre.
Was könnte an die Stelle des Leistungsprinzips treten, um Gerechtigkeiten gesellschaftlicher Zuteilungen rational zu begründen?
Eine Gruppe hochqualifizierter Arbeitsloser in einer Diskussionsrunde bei N/D/S verstösst gegen die Hierarchie der o.g. Prinzipien,
indem sie für sich Authentizität gegenüber den Zumutungen des Marktes in Anspruch nimmt und daher lieber nicht arbeitet.
Dabei wird verdrängt dass Andere sich den Zumutungen des Marktes stellen(müssen), um die Athentizität der Einen zu alimentieren.
Wenn für Leistung adäquate Gegen-Leistung erfolgt, entspricht das Leistungsprinzip dem Common Sense von sozialer Billigkeit und Gerechtigkeit.
Das nur scheinbar paradoxe Verhältnis von Leistungsprinzip und Lebenschancenprinzip bedeutet,
dass Letzteres zwar das LP eingrenzt und (die nicht oder nicht so Leistungsfähigen) sogar vor ihm schützt,
andererseits wird zugleich und der Idee nach die Gleichheit der Startchancen geschaffen,
die die Voraussetzungen des LP sind und seine Anwendung rechtfertigen.
Zuviele, unverhältnismässige und ungerechte Abschöpfung des durch individuelle Leistung erarbeiteten Mehrwerts
durch Besitzer der Produktionsmittel lässt unsoziale Einkommens- und Vermögensspreizungen entstehen.
Wenn dem nicht entgegen gewirkt wird, gerät die sogenannte Leistungsgesellschaft in weiten Bereichen zur Farce.
Mit einem ausgewogen Leistung-Gabe/Leistung-Nahme-Verhältnis kann Akkumulation für Alle erzielt werden.
Auch das vielfach beklagte Auseinanderdrifen von Leistung und Lust hat mit ent-grenztem LP zu tun:
Hier ist jeder Einzelne gefragt, ob er sich gutes Geld auf Kosten von schlechter Lebensqualität, Stress und Frust einkaufen möchte.
Nach dem Motto: Der Job ist mies, doch ich brauch' den Kies!
Das Leistungsprinzip kann man nicht erschüttern, indem man auf den in seinem Namen betriebenen Missbrauch
oder auf seine Unzulänglichkeit verweist oder es als Schuldigen für alles Möglich diskreditiert.
Willensfreiheit bedeutet auch Verneinungsfreiheit.
Jeder muss sich entscheiden, ob er diesen oder jenen Job annimmt oder zum Verrecken aushält,
wie er seine Ansprüche an Arbeitslust und Konsum sieht, und welche Ansprüche er dafür bereit ist zu erfüllen.
Jeder kann sein persönliches Leistungsprinzip im individuell gewünschten Verhältnis
von Leistung-Nahme zu Leistung-Gabe dimensionieren und designen.
Natürlich ist das in vielen Abhängigkeitsverhältnissen nicht so gut möglich wie in der Selbständigkeit und im Sport.
Jedenfalls sind hier überwiegend hoch Leistungsmotivierte anzutreffen.
Die Frage Leistungsprinzip oder Sozialprinzip ist falsch gestellt, weil das zu Verteilende vorher er-leistet werden muss.
Würde man nach der Bedürftigkeit statt nach der Leistung verteilen,
entfiele zuviel Leistungsanreiz, wodurch den Bedürftigen nicht gedient wäre.
Wettbewerbe nach diesen Regeln würden kaum stattfinden.
Die Forderung nach Leistung ohne Wettbewerb in der Konkurrenz ist ebenso illusionär,
weil heute niemand mehr ernsthaft Monopole haben will.
Ein Leistungsprinzip, das Konkurrenz im Bewerb wegen inhärenter inhumaner Aufschaukelungsprozesse weghaben will,
wäre nicht nur in der Wirtschaft nicht probat, sondern auch vor allem im Sport undenkbar und ein Widerspruch in sich.
Sowohl Akteuere wie Zuschauer wären gelangweilt, die Meisten würden sich abwenden.
Kierkegaard hat unrecht, wenn er behauptet, dass das Vergleichen das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit ist.
Ohne Vergleich keine Orientierung: wo stehe ich, wo will, wo kann ich hin, wie gut bin ich?
Eine eminent wichtige Bedingung für Humanität,
Vor allem der Spitzensport kann als Mikrokosmos einer wettvewerbsorientierten Gesellschaft gesehen werden,
wo das LP wie in einem Brennglas deutlch und transparent vor Augen geführt wird.
Nach Lenk haben wir es dort allerdings immer noch allzuoft oft mit einem entgrenzten Leistungsprinzip zu tun:
'In allen ergebnisorientierten Leistungssystemen, die den Erfolg absolut setzen,
setzen sich zwangsläufig rücksichtslose und betrügerische Strategien durch, um zum Erfolg zu gelangen.'
Aber auch da ist die Frage: Zwingt mich die Struktur oder zwinge ich mich, lasse ich mich zwingen nach einer Kosten-/Nutzen-Kalkulation?
Es gibt immer die Widerspruchsfreiheit und die Möglichkeit der Be-Grenzung des Leistungsprinzips durch das Individuum.
Kriterien der Begrenzung des LP können sein:
Gesundheit, Fairness, Authentizität, Freiheit, intra-subjektive Gerechtigkeit(mit sich im Reinen sein), Lebensqualität, Humanität
Wenn ich Grenzen er-kenne und an-erkenne, kenne ich mich selbst.
Dazu gehört auch unbedingt, mir selbst Grenzen zu setzen, um mir selbst gerecht zu werden, mich selbst zu finden.
Das Ich ist eine Gabe und eine Auf-Gabe.
Die Ich-Werdung als Aufgabe ist der dritte, zukunftsorientierte Teil der Trias Gewordenes, Seiendes und Werdendes,
was den Menschen sein Leben lang in Anspruch nimmt.
Die dem Menschen mögliche Willens- und Widerspruchsfreiheit nicht zu nutzen bedeutet,
sich und seine Leistung von Anderen/m instrumentalisieren zu lassen.
Die Freiheit zu nutzen, bedeutet Leistung für sich.
'Nur wenn und solange wie das Prinzip der (sportlichen) Leistungssteigerung
eine dienende Funktion als Mittel der Persönlichkeitsentwicklung hat
(im Hinblick auf eine gesundheitszuträgliche Kultivierung der Physis),
ist es mit der moralisch zu achtenden Selbstzweckhaftigkeit
- das heisst mi der Würde des Menschen - vereinbar.'
(Schnell)
Das Leistungsprinzip ist janusköpfig,
es bietet Chancen und Risiken,
Anreize und Gefahren,
Erfolg oder Scheitern.
Wer das nicht möchte, muss sich jeglicher Leistung verweigern.
Im Paradies fliegen die gebratenen Tauben ins Maul.
Maul aufmachen,verdauen und hinterher aufs Klo gehen muss man selber.
Teil 5/3: Das Leistungsprinzip überhaupt
Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen
(Martin Luther)
Ich kann, weil ich will, weil ich muss
(Kant)
Das ist der Weisheit letzter Schluss. nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss
((Faust 2)
Wer ewig strebend sich bemüht, den können wir erlösen
(Faust 2)
Das Leistungsprinzip scheint also keine Erfindung des Menschen zu sein.
Es ist ihm seit der Vertreibung aus dem Paradies aufs Haupt gedrückt worden.
Überhaupt. Über allen anderen Prinzipien.
Wie kommt es dazu?
Alles, was es gibt,
ist Gewordenes, Seiendes, Werdendes.
All das ist ohne Leistung nicht denkbar.
Allem wohnt offenbar ein Leistungs-Prinzip inne.
Ein Prinzip ist ein Anfang, ein Ausgangspunkt,
ein Ur-Sprung, ein Ur-Grund,
ein Grundsatz, eine Gesetzmässigkeit
Es gibt ein - für den Menschen - unhintergehbares Prinzip, das Leistungs-Prinzip.
Im Paradies hatte er damit noch nichts am Hut, darum will er ja auch immer dahin zurück.
Gott/das Naturgesetz//die Weltordnung/die Evolution... überlässt dem Menschen seit dem Rausschmiss aus dem Paradies,
- ob er leistet
- was er leistet
- wie er leistet
- wieviel er leistet
und lässt ihn mit den guten oder schlechten Konsequenzen des Ob, Was, Wie und Wieviel allein, greift nicht ein.
(Baum der Erkenntnis, Wahl-Freiheit, Selbst-Verantwortung)
Will man eine Hierarchie von Prinzipien aufstellen, so kann man zu folgendem Schema kommen(MZPTLK):
1. Leistungs-Prinzip = unbedingt gültiges Prinzip(unvermeidbar, unhintergehbar, Abhängigkeit aller anderen Prinzipien)
2. Freiheit, Menschenwürde, (soziale)Gerechtigkeit, Verantwortung = dringende Prinzipien(konkurrierende Prinzipien)
3. Authentizität,Fairness,Toleranz, Solidarität = wichtige Prinzipien(auch konkurrierend, hängen von 2.ab)
Die Wahl-Freiheit als Wahl-Zwang des Menschen bezüglich der Auswahl und der Gewichtung dieser Prinzipien
stellt ihn permanent vor schwierige Entscheidungen.
Die Konsequenzen und die Wirkungen des Handelns(Leistens) nach Prinzipien
stellen sich meistens hinterher als richtig/falsch oder suboptimal heraus,
weil die Prinzipien untereinander konkurrierend und korrigierend und sozial kontextabhängig sind.
Das Leistungsprinzip entfaltet eine determinierende Kraft per se, dennoch kann der Mensch flexibel damit umgehen:
Je nachdem ob er das LP betont oder aushöhlt, gibt es weniger oder mehr Leistung-Nehmer.
Je nachdem wie er Karrieren, Privilegien, Macht und Geld nach Leistung und nicht(mehr) nach Herkunft, usw. verteilt,
kommen Verdiente oder Un-Verdiente zum Zuge.
Ontologisch hat Erfolg - durch Leistung - die Bedeutung einer Seins-Erhöhung.
Das Bedürfnis, Grenzen zu überschreiten und bestimmte Ziele zu erreichen,
kann nur unter geeigneten gesellschaftlichen Voraussetzungen und Anreizen erfolg-en.
Auch und vor allem hier steht der Mensch vor seiner einsamen Wahl und Verantwortung,
nach einem be- oder einem ent-grenzten Leistungs-Prinzip zu handeln.
Nietzsche kann auch hier wieder als Negativbeispiel dienen:
'Von der Stärke verlangen, dass sie sich nicht als Stärke äussere,
dass sie nicht ein überwältigen-Wollen, ein Herr-Werden-wollen,
ein Durst nach Feinden und Widerständen und Triumphen sei,
ist gerade so widersinnig, als von der Schwäche verlangen,
dass sie sich als Stärke äussere.'
Hier wird von Tatsachen auf Nornen geschlossen, die Möglichkeiten sozialer Mobilität verneint,
das Leistungsprinzip für die Starken ent-grenzt und für die Schwachen be-grenzt oder ganz verneint
Das Leistungsprinzip gilt grundsätzlich, aber nicht ent-grenzt, - je nachdem, welche Grenzen die Menschen setzen.
' Das Leistungsprinzip gibt die Kriterien vor, nach denen Teilhabe am wirtschaftlichen Reichtum gewährt
und somit Ungleichheit zwischen Personen, Gruppen und Klassen gerechtfertigt werden soll
und andererseits kritisiert werden kann.
Als wesentliche Merkmale von Leistungen gelten danach in der modernen Gesellschaft,
dass unter den Bedingungen formaler Chancengleichheit
ein beabsichtigter und individuell zurechenbarer Aufwand zu einem gesellschaftlich erwünschten Ergebnis führt.
An das Verhältnis von Aufwand und Ergebnis richtet sich die Erwartung,
dass beide Leistungsbestandteile ausgewogen und proportional berücksichtigt werden.
Sind Leistungen erbracht worden, werden dadurch Ansprüche auf äquivalente Gegen-Leistungen
in Form sozioökonomischer Statusvorteile begründet.
Leistungsgerecht sind solche Statusvorteile dem modernen Verständnis gemäss dann,
wenn sie auf keiner anderen Grundlage als den selbst erbrachten Leistungen beruhen
und sie hierbei im sozialen Vergleich das Gebot der Angemessenheit beachten.'
/Neckel/Dröge/Somm)
Die Aufstiegsmobilität seit über 200 Jahren und besonders in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
ist eine Errungenschaft, die ohne Leistungsprinzip nicht denkbar wäre.
Was könnte an die Stelle des Leistungsprinzips treten, um Gerechtigkeiten gesellschaftlicher Zuteilungen rational zu begründen?
Eine Gruppe hochqualifizierter Arbeitsloser in einer Diskussionsrunde bei N/D/S verstösst gegen die Hierarchie der o.g. Prinzipien,
indem sie für sich Authentizität gegenüber den Zumutungen des Marktes in Anspruch nimmt und daher lieber nicht arbeitet.
Dabei wird verdrängt dass Andere sich den Zumutungen des Marktes stellen(müssen), um die Athentizität der Einen zu alimentieren.
Wenn für Leistung adäquate Gegen-Leistung erfolgt, entspricht das Leistungsprinzip dem Common Sense von sozialer Billigkeit und Gerechtigkeit.
Das nur scheinbar paradoxe Verhältnis von Leistungsprinzip und Lebenschancenprinzip bedeutet,
dass Letzteres zwar das LP eingrenzt und (die nicht oder nicht so Leistungsfähigen) sogar vor ihm schützt,
andererseits wird zugleich und der Idee nach die Gleichheit der Startchancen geschaffen,
die die Voraussetzungen des LP sind und seine Anwendung rechtfertigen.
Zuviele, unverhältnismässige und ungerechte Abschöpfung des durch individuelle Leistung erarbeiteten Mehrwerts
durch Besitzer der Produktionsmittel lässt unsoziale Einkommens- und Vermögensspreizungen entstehen.
Wenn dem nicht entgegen gewirkt wird, gerät die sogenannte Leistungsgesellschaft in weiten Bereichen zur Farce.
Mit einem ausgewogen Leistung-Gabe/Leistung-Nahme-Verhältnis kann Akkumulation für Alle erzielt werden.
Auch das vielfach beklagte Auseinanderdrifen von Leistung und Lust hat mit ent-grenztem LP zu tun:
Hier ist jeder Einzelne gefragt, ob er sich gutes Geld auf Kosten von schlechter Lebensqualität, Stress und Frust einkaufen möchte.
Nach dem Motto: Der Job ist mies, doch ich brauch' den Kies!
Das Leistungsprinzip kann man nicht erschüttern, indem man auf den in seinem Namen betriebenen Missbrauch
oder auf seine Unzulänglichkeit verweist oder es als Schuldigen für alles Möglich diskreditiert.
Willensfreiheit bedeutet auch Verneinungsfreiheit.
Jeder muss sich entscheiden, ob er diesen oder jenen Job annimmt oder zum Verrecken aushält,
wie er seine Ansprüche an Arbeitslust und Konsum sieht, und welche Ansprüche er dafür bereit ist zu erfüllen.
Jeder kann sein persönliches Leistungsprinzip im individuell gewünschten Verhältnis
von Leistung-Nahme zu Leistung-Gabe dimensionieren und designen.
Natürlich ist das in vielen Abhängigkeitsverhältnissen nicht so gut möglich wie in der Selbständigkeit und im Sport.
Jedenfalls sind hier überwiegend hoch Leistungsmotivierte anzutreffen.
Die Frage Leistungsprinzip oder Sozialprinzip ist falsch gestellt, weil das zu Verteilende vorher er-leistet werden muss.
Würde man nach der Bedürftigkeit statt nach der Leistung verteilen,
entfiele zuviel Leistungsanreiz, wodurch den Bedürftigen nicht gedient wäre.
Wettbewerbe nach diesen Regeln würden kaum stattfinden.
Die Forderung nach Leistung ohne Wettbewerb in der Konkurrenz ist ebenso illusionär,
weil heute niemand mehr ernsthaft Monopole haben will.
Ein Leistungsprinzip, das Konkurrenz im Bewerb wegen inhärenter inhumaner Aufschaukelungsprozesse weghaben will,
wäre nicht nur in der Wirtschaft nicht probat, sondern auch vor allem im Sport undenkbar und ein Widerspruch in sich.
Sowohl Akteuere wie Zuschauer wären gelangweilt, die Meisten würden sich abwenden.
Kierkegaard hat unrecht, wenn er behauptet, dass das Vergleichen das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit ist.
Ohne Vergleich keine Orientierung: wo stehe ich, wo will, wo kann ich hin, wie gut bin ich?
Eine eminent wichtige Bedingung für Humanität,
Vor allem der Spitzensport kann als Mikrokosmos einer wettvewerbsorientierten Gesellschaft gesehen werden,
wo das LP wie in einem Brennglas deutlch und transparent vor Augen geführt wird.
Nach Lenk haben wir es dort allerdings immer noch allzuoft oft mit einem entgrenzten Leistungsprinzip zu tun:
'In allen ergebnisorientierten Leistungssystemen, die den Erfolg absolut setzen,
setzen sich zwangsläufig rücksichtslose und betrügerische Strategien durch, um zum Erfolg zu gelangen.'
Aber auch da ist die Frage: Zwingt mich die Struktur oder zwinge ich mich, lasse ich mich zwingen nach einer Kosten-/Nutzen-Kalkulation?
Es gibt immer die Widerspruchsfreiheit und die Möglichkeit der Be-Grenzung des Leistungsprinzips durch das Individuum.
Kriterien der Begrenzung des LP können sein:
Gesundheit, Fairness, Authentizität, Freiheit, intra-subjektive Gerechtigkeit(mit sich im Reinen sein), Lebensqualität, Humanität
Wenn ich Grenzen er-kenne und an-erkenne, kenne ich mich selbst.
Dazu gehört auch unbedingt, mir selbst Grenzen zu setzen, um mir selbst gerecht zu werden, mich selbst zu finden.
Das Ich ist eine Gabe und eine Auf-Gabe.
Die Ich-Werdung als Aufgabe ist der dritte, zukunftsorientierte Teil der Trias Gewordenes, Seiendes und Werdendes,
was den Menschen sein Leben lang in Anspruch nimmt.
Die dem Menschen mögliche Willens- und Widerspruchsfreiheit nicht zu nutzen bedeutet,
sich und seine Leistung von Anderen/m instrumentalisieren zu lassen.
Die Freiheit zu nutzen, bedeutet Leistung für sich.
'Nur wenn und solange wie das Prinzip der (sportlichen) Leistungssteigerung
eine dienende Funktion als Mittel der Persönlichkeitsentwicklung hat
(im Hinblick auf eine gesundheitszuträgliche Kultivierung der Physis),
ist es mit der moralisch zu achtenden Selbstzweckhaftigkeit
- das heisst mi der Würde des Menschen - vereinbar.'
(Schnell)
Das Leistungsprinzip ist janusköpfig,
es bietet Chancen und Risiken,
Anreize und Gefahren,
Erfolg oder Scheitern.
Wer das nicht möchte, muss sich jeglicher Leistung verweigern.
Im Paradies fliegen die gebratenen Tauben ins Maul.
Maul aufmachen,verdauen und hinterher aufs Klo gehen muss man selber.