Das Prinzip Gerechtigkeit
Teil 4/5: Leistungs-Gerechtigkeit
Der Millionär zum Bettler:
Geld macht nicht glücklich.
Ich muss es schliesslich wissen.
- Kommt darauf an, was man damit macht!
Der Millionär überlegt kurz und zückt 100.-
Hast recht, Du kannst das Geld bestimmt gut gebrauchen!
- Wie sehr habe ich recht?
Der Millionär überlegt eine Weile und verrät:
Ich weiss jetzt, worauf es im Leben ankommt.
- Wie sehr habe ich recht - für Dich?
Der Millionär überlegt eine lange lange Zeit.
Dann geht er zur Bank und kommt mit einer halben Million wieder.
Du hast mir sehr geholfen, hast mir die Augen geöffnet.
Ich weiss jetzt, was mich wirklich glücklich macht.
Das ist Dein gerechter Lohn. Das ist es mir wert.
Aber sag' mal, was machst Du jetzt mit dem Geld?
- Ooch nichts Besonderes: Saufen, Huren, Porsche kaufen.
Du Betrüger! Gib sofort das Geld wieder her!
- Wieso? Du hast Deine Art von Nutzen, ich habe meine.
Da wo Du hinwillst, war ich schon lange.
Und da, wo Du warst, will ich auch mal hin.
Da steckt das meiste drin, was über Leistungs-Gerechtigkeit zu sagen ist.
Welche Arten und Konzepte von Gerechtigkeit gibt es?
1. Gleichberechtigung aller Menschen, keine Diskriminierung aus welchen Gründen auch immer. Startchancen-Gleichheit/Gerechtigkeit
2. Juristische G.: Gewaltenteilung, Rechtmässigleit, Legitimität, Verhältnismässigkeit.
3. Retributive G.: Vergeltung und Strafe
4. Politische G.: Positions-G, Chancen auf Zugang zu Ämtern.
5. Übergangs-G.: Restitution , Kompensation für Gewalt(Krieg, usw.)
6. Tausch-G.: Kommutative G. nach Freiwilligkeit ohne Not und Zwang.
7. Reziproke G. Äquivalenz von Gabe und Gegengabe
8. Soziale G.: Distributive + Redistributive G. Angemessene Verteilung von Ressourcen, Bildung, Gütern, Arbeit, Grundbedürfnissen(Bedürfnisprinzip)
9. Schützende G.: Friedenssicherung, Sanktionierung struktureller Gewalt, Menschenrechte
10. Minderheitenschutz vor Diskriminierung
11. Generationen-G:: Begrenzung von Verschuldung, Schutz der Ressourcen, intergenerationelle Güterverteilung
12. Umwelt-G: Teilhabe aller Betroffenen an Entscheidungen über Umweltbelastungen
13. Geschlechter-G.
14. Kontributive G.: Recht auf Mitbestimmung, Pflicht zu Mitwirkung
15. Verfahrens-/Vertrags-G.: Einhaltung anerkannter Regeln ohne Ansehen der Person
16. Formale G.: Alle gleich gelagerten Fälle sind gleich zu behandeln
17. Restorative G.: Konflikttransformation, Mediation
18. Internationale, globale G.: Ausgleich zwischen Weltregionen
19. Kosmische G.: Vorstellung ausgleichender Ordnung der Natur
20. Kompensatorische G.: Korrektive, ausgleichende G. bei Handicaps, Pech
21. Personale G.: Einsatz pers. Stärke, Kompetenz, Charakter, wenn Gesellschaft, Staat keine oder unzureichend G. herstellt oder herstellen kann
22. Intra-/innerpersonale G.: Sich-Selbst-Gerecht-Werden des Individuums
23. Leistungs-Gerechtigkeit: Meriotische G. Propotionalitätsprinzip nach Verdienst. Wer mehr(für die Gesellschaft) tut, dem steht auch mehr zu
Alles hat zu tun mit Leistung-Gabe.
Ohne Leistung-Gabe keine Leistung-Nahme.
Alles hat zu tun mit (unterstellter, vermuteter, meistens nicht genau ermittelbarer) Zurechnung.
Ohne Zurechnung von Urschuld(= Leistung) und Leistung keine Gerechtigkeit.
Alles hat zu tun mit Anerkennung, Motivation.
Ohne Motivation der Leistung-Geber keine - freiwillige - Leistung-Gabe.
Alles hat zu tun mit Stärke, Macht, Wirkung.
Ohne Wirkung kein Leistungs-Transfer, keine Gerechtigkeit.
Man kann das mit Zwang oder mit Freiheit und Freiwilligkeit organisieren.
Soll das ein guter, weiser Diktator oder - der nicht immer effiziente - Markt richten?
Philosophen konnten bis heute keine allgemeingültigen Gerechtigkeits-Kriterien oder -Prinzipien erarbeiten.
Egalitaristische Gerechtigkeitstheorien können nicht als gerecht begründet werden und in der Praxis nicht funktionieren.
Auch sogar Start-Chancengleichheit ist eine Ursache für Ergebnis-Ungleichheit.
Ergebnis-Ungleichheit bedeutet in der nächsten Runde noch bessere Chancen für die Einen, noch schlechtere für die Anderen.
In-egalitaristische Gerechtigkeitstheorien führen erst recht zu - ungerechtem - Auseinanderdriften der Gesellschft.
Theorien allokativer-distributiver Natur - sind Leistung-vergessen, Macht-vergessen.
Es ist nicht möglich, so etwas wie den Nutzen Aller oder das soziale Glückzu definieren,
weil es unmöglich ist, interpersonale Nutzenvergeiche durchzuführen(siehe Millionär-Beispiel).
Die Theoretiker können also keine allgemeinverbindliche, probate Gerechtigkeits-Rezeptur anbieten.
Wie kann dann im realen täglichen Leben Gerechtigkeit gewonnen werden?
Hegel hat von der Normativität des Faktischen gesprochen.
Das (gesellschaftliche) Sein bestimmt das Bewusst-Sein.
Uns fehlt eine hinreichende Normativität, also müssen wir uns um Fakten kümmern.
Nehmen wir die Fakten, die wir vorfinden und begnügen uns damit?
Fügen wir uns der Natur, dem Natur-'Recht' des Stärkeren, Mächtigen, Schönen, Reichen?
Gerechtigkeit ist keine Kategorie der Natur,
sonst wären alle Frauen gleich stark und alle Männer gleich schön.
Nicht Wenige warten nur auf unser Fügen, auch und vor allem Jene,
die im Besitz von Privilegien sind, die Besitzstandswahrer.
Die Leistung-Nehmer mit Leistung-losem Einkommen und Vermögen.
Wer erzielt Leistung-loses/-armes Einkommen?
Zum Beispiel Erben.
Oder Alimentierte.
Arbeits-Unterlasser, die zu Selbiger in der Lage wären, erheben nicht-gerechtfertigbare Ansprüche.
Wer erzielt überproportional ungerecht Mehrwert?
Viele.
Wer erzielt Kapital aus Diebstahl an nachfolgenden Generationen?
Fast Alle.
Warum klappt die Ausplünderung unserer Nachkommen so gut?
Wer nicht zugegen ist, kann sich nicht wehren.
Wer schafft gerechte(re) Fakten?
Das Be-Wusstsein bestimmt das Sein.
Wer hat das Wissen und die Macht,
den durch Leistung-Losigkeit der o.g. Leistung-Nehmer entstandenen Wertschöpfungsverlust von Hunderten Milliarden zu revidieren?
Ansprüche an soziale Gerechtigkeit werden in sozialen Auseinandersetzungen gewonnen.
Wie würde die Gerechtigkeitsdebatte aussehen, wenn LG und LN sich persönlich über gerechten Ausgleich ins Benehmen setzen würden
und nicht über Intermediäre eines anonymisierten Systems?
Was wäre, wenn die Kinder aus der Zukunft heute mitentscheiden könnten?
Wieviel hätte der Millionär mittels Intermdediär dem Bettler gegeben/geben müssen?
Wie motiviert wäre er gewesen?
Was sind sich die Mitglieder eines sozialen Kooperationszusammenhanges gegenseitig schuldig?
Aber ist es mit der Leistung-Nahme, der (Um-)Verteilung getan?
Das Millionärs-Beispiel macht uns sehr skeptisch.
Viel Geld schützt nicht vor Depressionen.
Wenig Geld schützt nicht vor Zufriedenheit.
Was fangen die Leistung-Nehmer mit dem Geld an?
Geht das in den Konsum, in die Altersversorgung, in die Qualifikation, in die Zukunft?
Soll man eine Mittelverwendungs-Kontrolle einführen?
Also nix mit Saufen?
Steinvorth beschreibt das Trilemma:
1. Der Markt ist ein gerechteres Verteilungsmittel als der Verwaltungsweg.
2. Der Markt kann nur gerecht sein, wenn freiwillig - ohne Not und Zwang - getauscht wird.
3. Die Freiwilligkeit des Tauschens führt zu inakzeptablen Ungleichheiten.
2. ist uneingeschränkt wahr. 1. + 2. nur bedingt, weil der Markt ohne Verwaltungseingriiffe ungerecht(er) ist/wird.
Wir brauchen also Kriterien gerechter Markteingriffe:
1. Gemeineigentum natürlicher Ressourcen(Ge-Gebenes)
2. Prinzip erzwingbarer zumutbarer Leistung-Gabe(Ge-Leistetes)
Das Recht auf Leistung ist äquivalent zu Pflicht zur Leistung.
Nur dann kann von Gerechtigkeit gesprochen werden.
Der nicht Leistung-gerecht Behandelte ist der Demotivierte.
Der Leistung-gerecht Behandelte ist der Motivierbare.
Wenn die Gesellschaft, die Wirtschaft, der Markt, die Politik unfähig sind, Arbeit zu geben,
ist Arbeitsmarkt-unabhängige Leistung die gerechte Lösung:
Gesellschaftsdienst, Sozialdienst, Zukunftsdienst.
Chancengleichheit und Leistungsgerechtigkeit sind nicht trennbar.
Es ist nicht genau feststellbar, ob und inwieweit eine gegebene Ungleichheit
ungleichen Chancen oder unterschiedlichen Leistungen zuzurechnen ist.
Chancengleichheit hebt sich selbst auf, kann nur als Chancen-Gerechtigkeit einigermassen über die Runden kommen,
wenn ungleiche Ergebnisse und freiheitsbedingte Ungleichheit walten darf.
Und die ein stückweit ungerechten Ergebnisse ein stückweit korrigiert werden.
Leistungs-Gerechtigkeit kann Chancengleichheit untergraben.
Ohne Chancengleichheit keine Leistungs-Gerechtigkeit.
Das ist die dialektische Wechselwirkung von Leistungsgerechtigkeit und Chancengleicheit:
(Soziale) Gerechtichkeit ist das Mass an Gleichheit, das erforderlich ist,
um die Freiheit der Schwächeren zu schützen
und dasjenige Mass an Ungleichheit, das erforderlich ist,
um die Freiheit des Stärkeren nicht über Gebühr(demotivierend) einzuschränken.
'Soziale Gerechtigkeit ist diejenige Tugend,
die aller einseitigen Zuspitzung einzelner Tugenden oder Prinzipien entgegen wirkt
und in einem grösseren Ganzen jeder einzelnen Tugend ihren gerechten Platz zuweist'
(Bollnow).
Das ist ein permanenter Wandlungsprozess mit den Instrumenten der Zurechnung
und der Anerkennung von Leistung und Gegen-Leistung
und der Wirkungsmacht der Beteiligten der jeweiligen sozialen Gemeinschaft.
Den Reichen kommt nur dann ihr Reichtum zu,
wenn und soweit sie und die Anderen zustimmen.
Den Armen kommt nur dann ihre Armut zu,
wenn und soweit sie und die Anderen zustimmen.
Dem Doper kommt nur dann Anerkennung zu,
wenn die Anderen zustimmen.
Warum dopt er?
Weil er Anerkennung will.
Aber erkennt er seinerseits - mit seinem Dopen - die Leistungen der Anderen an?
Ein Widerspruch in sich.
Ein Fall der inter- und intra-personalen Anerkennung.
Ein Fall der inter- und inttra-personalen Gerechtigkeit.
Was ist intra-/inner-personale Gerechtigkeit?
Meistens wird die einfach so vorausgesetzt, nicht gesehen oder nicht ins Spiel gebracht.
Es wird so getan, als wenn Jedermann mit sich im Reinen ist, sich selbst gerecht wird.
Immer das tut, was ihm gemäss ist, seinen Möglichkeiten und Zielen und seinen Interessen entspricht.
Jeder weiss, dass das oft nicht so ist.
Das führt oft zu paradoxen Situationen, wenn Andere Jemand was Gutes, Nützliches, Gerechtes anbieten, antun wollen.
Dieser aber diese Chance aus falscher Wahrnehmung, diffuser Angst oder Entscheidungsschwäche nicht wahrnimmt.
Jeder kennt solche Fälle zuhauf, auch umgekehrte.
Es ist mir ein Rätsel, warum professionelle Denker das bei ihren Gerechtigkeitstheorien nicht auf dem Schirm haben.
Sie gehen wohl von einem homo authenticus, integritus, identicus aus.
Wir der Doper sich selbst gerecht?
Ist er mit sich selbst im Reinen?
Rechnet er sich seine Leistung + EM(erlaubte Mittel) + UM(unerlaubte Mittel) persönlich zu?
Findet er das (betrügerische) down-grading seiner Konkurrenten Leistungs-gerecht?
Begreift er irgendwann, dass der so erreichte Sieg über Andere
nur möglich ist durch die Niederlage seines Selbst?
Nein, Doper reflektieren nicht auf die eigene Persönlichkeit, sondern auf das Übertrumpfen Anderer.
Ohne Freiheit keine Hochleistung.
Ohne Freiheit keine Gerechtigkeit.
Ohne Gerechtigkeit keine Fairness.
Ohne Gerechtigkeit keine Freiheit.
Hat der Doper einen freien Willen?
Oder unterliegt er einem Zwang?
Er möchte ja schon gern fair sein, dann fühlte er sich besser,
muss nicht heucheln und permanent Angst vor Blamage und Gesundheitsschäden haben.
Der selbst-auferlegte Zwang des Dopers besteht im Primat des Besser-Scheinen-Wollens als Andere.
Voraussetzung und Resultat ist immer und zwangsläufig das persönliche Schlechter-Sein als Andere.
Ein Individuum wird immer(nur oder vor allem) dann moralisch handeln,
wenn man moralische, gerechte, externalistische Ansprüche mit intrinsischer Motivation verbindet.
Intra-/inner-personale Gerechtigkeit ist die erste Bedingung der Selbstverwirklichung,
die inter-personale Gerechtigkeit die zweite.
Der Mensch sucht, was ihn interessiert, ihm wichtig ist,
was für ihn ein gutes Leben ist,
was er für ein Mensch sein möchte,
welche Fähigkeiten er dafür noch braucht und welche er bereits hat,
welche Tätigkeiten ihm Erfüllung bringen können,
und wie er dabei mit Anderen umgehen will.
Unser Millionär scheint das gefunden zu haben.
Konkurriert man mit Konkurrenten oder instrumentalisiert man sie?
Missbraucht man Wettkampfsport als Vehikel für sein Doper-Ego?
Kommt das Ego nicht mehr zum Ziel, hört es mit dem 'Sport' auf.
Hat nix vom Sport verstanden.
Aber es scheint auch einen 'strukturellen Zwang zum Dopen' zu geben,
den der Olympiasieger im Diskus 1984, Rolf Danneberg,
Rudolf-Harbig-Preisträger(!!) und gelernter Gymnasiallehrer(!!!),
1989 wie folgt beschreibt:
'Fairplay ist out.
Das stammt aus der Zeit der Herrenreiter.
Worauf es ankommt, ist Chancengleichheit.
Wenn man einen Sportler in die Kommerzialisierung marschieren lässt,
dann ist er irgendwann absoluter Profi.
Ich bezweifele, dass man einem Profi sagen kann: das darfst du nicht nehmen.
Ethik?
Alles Käse.
Was hat denn Ethik mit Leistungssport zu tun?
Es geht um Leistung.
Dieser viel strapazierte Begriff Ethik.
Das ist doch ein fürchterliches Gewabbel und Geschwabbel.'
Überredet, Rolf.
Damit sind wir beim Thema Leistungs-Prinzip.
Teil 4/5: Leistungs-Gerechtigkeit
Der Millionär zum Bettler:
Geld macht nicht glücklich.
Ich muss es schliesslich wissen.
- Kommt darauf an, was man damit macht!
Der Millionär überlegt kurz und zückt 100.-
Hast recht, Du kannst das Geld bestimmt gut gebrauchen!
- Wie sehr habe ich recht?
Der Millionär überlegt eine Weile und verrät:
Ich weiss jetzt, worauf es im Leben ankommt.
- Wie sehr habe ich recht - für Dich?
Der Millionär überlegt eine lange lange Zeit.
Dann geht er zur Bank und kommt mit einer halben Million wieder.
Du hast mir sehr geholfen, hast mir die Augen geöffnet.
Ich weiss jetzt, was mich wirklich glücklich macht.
Das ist Dein gerechter Lohn. Das ist es mir wert.
Aber sag' mal, was machst Du jetzt mit dem Geld?
- Ooch nichts Besonderes: Saufen, Huren, Porsche kaufen.
Du Betrüger! Gib sofort das Geld wieder her!
- Wieso? Du hast Deine Art von Nutzen, ich habe meine.
Da wo Du hinwillst, war ich schon lange.
Und da, wo Du warst, will ich auch mal hin.
Da steckt das meiste drin, was über Leistungs-Gerechtigkeit zu sagen ist.
Welche Arten und Konzepte von Gerechtigkeit gibt es?
1. Gleichberechtigung aller Menschen, keine Diskriminierung aus welchen Gründen auch immer. Startchancen-Gleichheit/Gerechtigkeit
2. Juristische G.: Gewaltenteilung, Rechtmässigleit, Legitimität, Verhältnismässigkeit.
3. Retributive G.: Vergeltung und Strafe
4. Politische G.: Positions-G, Chancen auf Zugang zu Ämtern.
5. Übergangs-G.: Restitution , Kompensation für Gewalt(Krieg, usw.)
6. Tausch-G.: Kommutative G. nach Freiwilligkeit ohne Not und Zwang.
7. Reziproke G. Äquivalenz von Gabe und Gegengabe
8. Soziale G.: Distributive + Redistributive G. Angemessene Verteilung von Ressourcen, Bildung, Gütern, Arbeit, Grundbedürfnissen(Bedürfnisprinzip)
9. Schützende G.: Friedenssicherung, Sanktionierung struktureller Gewalt, Menschenrechte
10. Minderheitenschutz vor Diskriminierung
11. Generationen-G:: Begrenzung von Verschuldung, Schutz der Ressourcen, intergenerationelle Güterverteilung
12. Umwelt-G: Teilhabe aller Betroffenen an Entscheidungen über Umweltbelastungen
13. Geschlechter-G.
14. Kontributive G.: Recht auf Mitbestimmung, Pflicht zu Mitwirkung
15. Verfahrens-/Vertrags-G.: Einhaltung anerkannter Regeln ohne Ansehen der Person
16. Formale G.: Alle gleich gelagerten Fälle sind gleich zu behandeln
17. Restorative G.: Konflikttransformation, Mediation
18. Internationale, globale G.: Ausgleich zwischen Weltregionen
19. Kosmische G.: Vorstellung ausgleichender Ordnung der Natur
20. Kompensatorische G.: Korrektive, ausgleichende G. bei Handicaps, Pech
21. Personale G.: Einsatz pers. Stärke, Kompetenz, Charakter, wenn Gesellschaft, Staat keine oder unzureichend G. herstellt oder herstellen kann
22. Intra-/innerpersonale G.: Sich-Selbst-Gerecht-Werden des Individuums
23. Leistungs-Gerechtigkeit: Meriotische G. Propotionalitätsprinzip nach Verdienst. Wer mehr(für die Gesellschaft) tut, dem steht auch mehr zu
Alles hat zu tun mit Leistung-Gabe.
Ohne Leistung-Gabe keine Leistung-Nahme.
Alles hat zu tun mit (unterstellter, vermuteter, meistens nicht genau ermittelbarer) Zurechnung.
Ohne Zurechnung von Urschuld(= Leistung) und Leistung keine Gerechtigkeit.
Alles hat zu tun mit Anerkennung, Motivation.
Ohne Motivation der Leistung-Geber keine - freiwillige - Leistung-Gabe.
Alles hat zu tun mit Stärke, Macht, Wirkung.
Ohne Wirkung kein Leistungs-Transfer, keine Gerechtigkeit.
Man kann das mit Zwang oder mit Freiheit und Freiwilligkeit organisieren.
Soll das ein guter, weiser Diktator oder - der nicht immer effiziente - Markt richten?
Philosophen konnten bis heute keine allgemeingültigen Gerechtigkeits-Kriterien oder -Prinzipien erarbeiten.
Egalitaristische Gerechtigkeitstheorien können nicht als gerecht begründet werden und in der Praxis nicht funktionieren.
Auch sogar Start-Chancengleichheit ist eine Ursache für Ergebnis-Ungleichheit.
Ergebnis-Ungleichheit bedeutet in der nächsten Runde noch bessere Chancen für die Einen, noch schlechtere für die Anderen.
In-egalitaristische Gerechtigkeitstheorien führen erst recht zu - ungerechtem - Auseinanderdriften der Gesellschft.
Theorien allokativer-distributiver Natur - sind Leistung-vergessen, Macht-vergessen.
Es ist nicht möglich, so etwas wie den Nutzen Aller oder das soziale Glückzu definieren,
weil es unmöglich ist, interpersonale Nutzenvergeiche durchzuführen(siehe Millionär-Beispiel).
Die Theoretiker können also keine allgemeinverbindliche, probate Gerechtigkeits-Rezeptur anbieten.
Wie kann dann im realen täglichen Leben Gerechtigkeit gewonnen werden?
Hegel hat von der Normativität des Faktischen gesprochen.
Das (gesellschaftliche) Sein bestimmt das Bewusst-Sein.
Uns fehlt eine hinreichende Normativität, also müssen wir uns um Fakten kümmern.
Nehmen wir die Fakten, die wir vorfinden und begnügen uns damit?
Fügen wir uns der Natur, dem Natur-'Recht' des Stärkeren, Mächtigen, Schönen, Reichen?
Gerechtigkeit ist keine Kategorie der Natur,
sonst wären alle Frauen gleich stark und alle Männer gleich schön.
Nicht Wenige warten nur auf unser Fügen, auch und vor allem Jene,
die im Besitz von Privilegien sind, die Besitzstandswahrer.
Die Leistung-Nehmer mit Leistung-losem Einkommen und Vermögen.
Wer erzielt Leistung-loses/-armes Einkommen?
Zum Beispiel Erben.
Oder Alimentierte.
Arbeits-Unterlasser, die zu Selbiger in der Lage wären, erheben nicht-gerechtfertigbare Ansprüche.
Wer erzielt überproportional ungerecht Mehrwert?
Viele.
Wer erzielt Kapital aus Diebstahl an nachfolgenden Generationen?
Fast Alle.
Warum klappt die Ausplünderung unserer Nachkommen so gut?
Wer nicht zugegen ist, kann sich nicht wehren.
Wer schafft gerechte(re) Fakten?
Das Be-Wusstsein bestimmt das Sein.
Wer hat das Wissen und die Macht,
den durch Leistung-Losigkeit der o.g. Leistung-Nehmer entstandenen Wertschöpfungsverlust von Hunderten Milliarden zu revidieren?
Ansprüche an soziale Gerechtigkeit werden in sozialen Auseinandersetzungen gewonnen.
Wie würde die Gerechtigkeitsdebatte aussehen, wenn LG und LN sich persönlich über gerechten Ausgleich ins Benehmen setzen würden
und nicht über Intermediäre eines anonymisierten Systems?
Was wäre, wenn die Kinder aus der Zukunft heute mitentscheiden könnten?
Wieviel hätte der Millionär mittels Intermdediär dem Bettler gegeben/geben müssen?
Wie motiviert wäre er gewesen?
Was sind sich die Mitglieder eines sozialen Kooperationszusammenhanges gegenseitig schuldig?
Aber ist es mit der Leistung-Nahme, der (Um-)Verteilung getan?
Das Millionärs-Beispiel macht uns sehr skeptisch.
Viel Geld schützt nicht vor Depressionen.
Wenig Geld schützt nicht vor Zufriedenheit.
Was fangen die Leistung-Nehmer mit dem Geld an?
Geht das in den Konsum, in die Altersversorgung, in die Qualifikation, in die Zukunft?
Soll man eine Mittelverwendungs-Kontrolle einführen?
Also nix mit Saufen?
Steinvorth beschreibt das Trilemma:
1. Der Markt ist ein gerechteres Verteilungsmittel als der Verwaltungsweg.
2. Der Markt kann nur gerecht sein, wenn freiwillig - ohne Not und Zwang - getauscht wird.
3. Die Freiwilligkeit des Tauschens führt zu inakzeptablen Ungleichheiten.
2. ist uneingeschränkt wahr. 1. + 2. nur bedingt, weil der Markt ohne Verwaltungseingriiffe ungerecht(er) ist/wird.
Wir brauchen also Kriterien gerechter Markteingriffe:
1. Gemeineigentum natürlicher Ressourcen(Ge-Gebenes)
2. Prinzip erzwingbarer zumutbarer Leistung-Gabe(Ge-Leistetes)
Das Recht auf Leistung ist äquivalent zu Pflicht zur Leistung.
Nur dann kann von Gerechtigkeit gesprochen werden.
Der nicht Leistung-gerecht Behandelte ist der Demotivierte.
Der Leistung-gerecht Behandelte ist der Motivierbare.
Wenn die Gesellschaft, die Wirtschaft, der Markt, die Politik unfähig sind, Arbeit zu geben,
ist Arbeitsmarkt-unabhängige Leistung die gerechte Lösung:
Gesellschaftsdienst, Sozialdienst, Zukunftsdienst.
Chancengleichheit und Leistungsgerechtigkeit sind nicht trennbar.
Es ist nicht genau feststellbar, ob und inwieweit eine gegebene Ungleichheit
ungleichen Chancen oder unterschiedlichen Leistungen zuzurechnen ist.
Chancengleichheit hebt sich selbst auf, kann nur als Chancen-Gerechtigkeit einigermassen über die Runden kommen,
wenn ungleiche Ergebnisse und freiheitsbedingte Ungleichheit walten darf.
Und die ein stückweit ungerechten Ergebnisse ein stückweit korrigiert werden.
Leistungs-Gerechtigkeit kann Chancengleichheit untergraben.
Ohne Chancengleichheit keine Leistungs-Gerechtigkeit.
Das ist die dialektische Wechselwirkung von Leistungsgerechtigkeit und Chancengleicheit:
(Soziale) Gerechtichkeit ist das Mass an Gleichheit, das erforderlich ist,
um die Freiheit der Schwächeren zu schützen
und dasjenige Mass an Ungleichheit, das erforderlich ist,
um die Freiheit des Stärkeren nicht über Gebühr(demotivierend) einzuschränken.
'Soziale Gerechtigkeit ist diejenige Tugend,
die aller einseitigen Zuspitzung einzelner Tugenden oder Prinzipien entgegen wirkt
und in einem grösseren Ganzen jeder einzelnen Tugend ihren gerechten Platz zuweist'
(Bollnow).
Das ist ein permanenter Wandlungsprozess mit den Instrumenten der Zurechnung
und der Anerkennung von Leistung und Gegen-Leistung
und der Wirkungsmacht der Beteiligten der jeweiligen sozialen Gemeinschaft.
Den Reichen kommt nur dann ihr Reichtum zu,
wenn und soweit sie und die Anderen zustimmen.
Den Armen kommt nur dann ihre Armut zu,
wenn und soweit sie und die Anderen zustimmen.
Dem Doper kommt nur dann Anerkennung zu,
wenn die Anderen zustimmen.
Warum dopt er?
Weil er Anerkennung will.
Aber erkennt er seinerseits - mit seinem Dopen - die Leistungen der Anderen an?
Ein Widerspruch in sich.
Ein Fall der inter- und intra-personalen Anerkennung.
Ein Fall der inter- und inttra-personalen Gerechtigkeit.
Was ist intra-/inner-personale Gerechtigkeit?
Meistens wird die einfach so vorausgesetzt, nicht gesehen oder nicht ins Spiel gebracht.
Es wird so getan, als wenn Jedermann mit sich im Reinen ist, sich selbst gerecht wird.
Immer das tut, was ihm gemäss ist, seinen Möglichkeiten und Zielen und seinen Interessen entspricht.
Jeder weiss, dass das oft nicht so ist.
Das führt oft zu paradoxen Situationen, wenn Andere Jemand was Gutes, Nützliches, Gerechtes anbieten, antun wollen.
Dieser aber diese Chance aus falscher Wahrnehmung, diffuser Angst oder Entscheidungsschwäche nicht wahrnimmt.
Jeder kennt solche Fälle zuhauf, auch umgekehrte.
Es ist mir ein Rätsel, warum professionelle Denker das bei ihren Gerechtigkeitstheorien nicht auf dem Schirm haben.
Sie gehen wohl von einem homo authenticus, integritus, identicus aus.
Wir der Doper sich selbst gerecht?
Ist er mit sich selbst im Reinen?
Rechnet er sich seine Leistung + EM(erlaubte Mittel) + UM(unerlaubte Mittel) persönlich zu?
Findet er das (betrügerische) down-grading seiner Konkurrenten Leistungs-gerecht?
Begreift er irgendwann, dass der so erreichte Sieg über Andere
nur möglich ist durch die Niederlage seines Selbst?
Nein, Doper reflektieren nicht auf die eigene Persönlichkeit, sondern auf das Übertrumpfen Anderer.
Ohne Freiheit keine Hochleistung.
Ohne Freiheit keine Gerechtigkeit.
Ohne Gerechtigkeit keine Fairness.
Ohne Gerechtigkeit keine Freiheit.
Hat der Doper einen freien Willen?
Oder unterliegt er einem Zwang?
Er möchte ja schon gern fair sein, dann fühlte er sich besser,
muss nicht heucheln und permanent Angst vor Blamage und Gesundheitsschäden haben.
Der selbst-auferlegte Zwang des Dopers besteht im Primat des Besser-Scheinen-Wollens als Andere.
Voraussetzung und Resultat ist immer und zwangsläufig das persönliche Schlechter-Sein als Andere.
Ein Individuum wird immer(nur oder vor allem) dann moralisch handeln,
wenn man moralische, gerechte, externalistische Ansprüche mit intrinsischer Motivation verbindet.
Intra-/inner-personale Gerechtigkeit ist die erste Bedingung der Selbstverwirklichung,
die inter-personale Gerechtigkeit die zweite.
Der Mensch sucht, was ihn interessiert, ihm wichtig ist,
was für ihn ein gutes Leben ist,
was er für ein Mensch sein möchte,
welche Fähigkeiten er dafür noch braucht und welche er bereits hat,
welche Tätigkeiten ihm Erfüllung bringen können,
und wie er dabei mit Anderen umgehen will.
Unser Millionär scheint das gefunden zu haben.
Konkurriert man mit Konkurrenten oder instrumentalisiert man sie?
Missbraucht man Wettkampfsport als Vehikel für sein Doper-Ego?
Kommt das Ego nicht mehr zum Ziel, hört es mit dem 'Sport' auf.
Hat nix vom Sport verstanden.
Aber es scheint auch einen 'strukturellen Zwang zum Dopen' zu geben,
den der Olympiasieger im Diskus 1984, Rolf Danneberg,
Rudolf-Harbig-Preisträger(!!) und gelernter Gymnasiallehrer(!!!),
1989 wie folgt beschreibt:
'Fairplay ist out.
Das stammt aus der Zeit der Herrenreiter.
Worauf es ankommt, ist Chancengleichheit.
Wenn man einen Sportler in die Kommerzialisierung marschieren lässt,
dann ist er irgendwann absoluter Profi.
Ich bezweifele, dass man einem Profi sagen kann: das darfst du nicht nehmen.
Ethik?
Alles Käse.
Was hat denn Ethik mit Leistungssport zu tun?
Es geht um Leistung.
Dieser viel strapazierte Begriff Ethik.
Das ist doch ein fürchterliches Gewabbel und Geschwabbel.'
Überredet, Rolf.
Damit sind wir beim Thema Leistungs-Prinzip.