(20.02.2016, 16:49)lor-olli schrieb: Traut sich eigentlich noch jemand vom Sport als Selbstzweck zu sprechen?
Man wird sich trauen müssen!
Es geht ja stets auch um die Nutzung eines symbolischen Mehrwerts. Du kannst im sportlichen Umgang mit dem Unverfügbaren (nur als beispielhafter Verweis im Umkreis von Gumbrecht) einen existenzialen Hintergrund des Menschseins erkennen. Das wäre ganz und gar Selbstzweck-konform.
Aber wenn ein Volkswirtschaftler mit dem Hinweis auf die ‚Erlebnisgrundversorgung’ des Bürgers das ‚Ruhrgas des Sports’ geltend macht, ist klar, wie man medienökonomisch Nägel mit Köpfen macht. Und wenn dann noch ein Soziologe die Weisheit anschließt, in der Sportpräsentation werde die kalte Welt des Rationalismus kompensiert, nationale Identität gestiftet (und was weiß ich noch alles), dann gibt es in Sachen Instrumentalisierung kein Halten mehr.
Indem aber stets auch ein symbolischer Mehrwert abgeschöpft wird, bleibt gleichzeitig eine Gewissheit in Sachen Selbstzweck bestehen. Denn wenn das Ganze bloß Unterhaltung und Show wäre, könnte es sich auch mit dem Beschiss und der Korruption arrangieren. (Oder damit, dass sich jeden Spieltag 100 Footballprofis den Schädel einrennen) Das Geschehen muss also immerhin eine authentische und intakte Welt vergegenwärtigen. Die aber gibt es nur, wenn - selbst in der Instrumentalisierung des Sports - der Selbstzweckcharakter präsent bleibt.
Dessen Souveränität besteht also darin, sagen zu können: Wer mich los wird, wird den Sport los. (Und auch die widerspruchsfreie Möglichkeit zu sagen, dass der Sport auch für das.. und das ...gut ist) Was danach kommt, ist Subkultur. Also Brot und Spiele...