Teil 3/3: Zurechnung von Leistung
Man kann Leistung so oder anders wahr-nehmen oder falsch-nehmen.
Damit ist immer auch ein over- oder under-Rating von Leistung verbunden.
Steht man wegen unglaublicher Leistungen unter Doping-Verdacht,
kann man das unglaubliche Trainingspensum und neue, revolutionäre und geheime Trainingsmethoden ins Feld führen.
Andersrum wird trotz guter Leistung von bescheidenem Trainingsaufwand erzählt,
um den Anschein grossen Talents zu erwecken.
Über 95 % aller menschlichen Leistungen werden nicht adäquat zugerechnet, bewertet und sanktioniert.
Weil der Aufwand des Leistung-Gebers nicht transparent genug ist, und/oder weil die Leistung-Nehmer(Zuschauer, Konsumenten, Medien, usw.) Leistungen nicht adäquat wahr-nehmen können oder wollen.
Was im Individualsport noch einigermassen zurechenbar, weil transparent und messbar ist,
stellt sich bei Teamleistungen wesentlich schwieriger dar.
Bei den Staffelläufen kann man noch annähernde Zurechnungen aufgrund von Messdaten vornehmen,
bei den Sportspielen wird es wesentlich komplizierter und ungenauer.
Früher war die Aufstellung oft 'gerechtfertigt', wenn ein wenig mannschaftsdienlicher Spieler
im richtigen Moment am richtigen Ort war und das entscheidende Abstaubertor erzielte.
Standfussballer wie zu Netzers und Magaths Zeiten sind noch nicht soo lange Geschichte.
Das lag auch am unprofessionellen Recruiting und Coaching einzelner Trainer- 'Zampanos',
die Heerscharen von Talentierten unter- und weniger Talentierte überschätzen.
Heute sind viele Profimannschaften so organisiert,
dass die Zurechenbarkeit von Leistung besser analysiert und positiv oder negativ sanktioniert wird.
Im US-Basketball macht man das seit Jahrzehnten bereits professionell, wo Steals, Assists, Blocks, usw. auch in die Gesamtbewertung eingehen und wo einem Trainerstab kaum noch Defizite und Potentiale entgehen.
'Was wir bei der EM auf keinen Fall brauchen, sind Spieler, die nur an sich denken.
Mit 23 Egoisten holst Du keinen Titel.' (Khedira)
Wie kommt eine gute oder schlechte Mannschaftsleistung zustande?
Machen wir mal ein GedankenExperiment:
Ab sofort werden alle deutschen Nationalspieler verbeamtet:
- Unkündbarkeit
- Gleiches Geld bei ungleicher Leistung
- Mit fortschreitendem Alter Gehaltszuschläge
- Keine, bzw. keine adäquate Sanktionierung zurechenbarer (Top- oder Fehl-)Leistungen
Usw.
Was passiert?
Sehen wir die bald in der Bezirksliga wieder?
Oder doch etwas höher?
Wann fliegt die Truppe auseinander, weil die Mehr-Leister aus intrinsischer Freude Gas geben und gewinnen wollen,
während die Minder-Leister es sich als Trittbrettfahrer gemütlicher einrichten nach dem Motto:
TEAM = toll, ein anderer macht's?
Alle bekommen die gleiche Ab-Rechnung.
Eina adäquate Zu-Rechnung erfolgt nicht.
Der Profisportler ist ein Unternehmer. dessen Leistung als Leistung-Geber zu- und ab-gerechnet wird.
Dass das auch aus dem Ruder laufen kann, liegt vor allem auch an den Leistung-Nehmern wie Zuschauern, Medien, etc.
Z.B. treten Aussehen, Präsentation, Kommunikation bei Stars wie Beckham immer mehr vor die sportliche Leistung.
'In einer Zeit zunehmender postmoderner Beliebigkeit der Vermischung der Grenzen
von Realem und Fiktionalem und von manipulierten Präsentationsangeboten
soll(te/MZ) der Sport als ein Reservat unverfälschter realer Aktualität und Authentizität sein.
Sportlichen Ereignissen wird der Status zugeschrieben, eine Aussage über oder von Wirklichkeit zu sein.
Einer Wirklichkeit, in der der Mensch in archetypischer Weise als die Personifizierung des Fortschritts erscheint.
Die Tatsache, dass die Leistungen letztendlich auf den individuellen Körper verwiesen werden könn(t/MZ)en,
kann als Beleg dafür gesehen werden, dass es in dieser Welt doch noch unzweideutige Fixpunkte gibt,
als ein Beleg von authentischer Realität.'(Lenk)
Die Praxis sieht oft anders aus.
Richtig ist, dass der Sport zumindest die Möglichkeit einer authentischen (Selbst-)Erfahrung bietet,
indem der Sportler seine originären Fähigkeiten und Grenzen erschliessen, er-kennen und an-erkannt bekomm kann.
Der Sportler will dies ausloten, um die Wahrheit über seine Leistungsfähigkeit, über sich, über seine Identität zu erfahren.
Mit unerlaubten Mitteln ist das unmöglich.
Das bringt zwangsläufig auch die Erfahrung von Misserfolgen mit sich.
Aber auch und gerade weil der erstrebte Erfolg in der Konkurrenz nicht möglich war,
kann er sein höchstes Ziel erreichen:
Die hundertprozentige Zurechnung seiner Leistung.
Und ein aufrechter Kopf sowohl in der 'Niederlage' wie im Erfolgsrausch.
Das ist dem Doper nicht möglich.
Nur die zurechnungsfähige Leistung kann uneingebildete Erfolgserlebnisse erbringen.
Plessner hat beschrieben, wie dem Menschen in der arbeitsteiligen Gesellschaft die am eigenen Werk gewonnene Befriedigung immer mehr verloren geht.
Die Übernahme von Teilfunktionen in unübersichtlichen Arbeitsprozessen bedingt schwierig zurechenbare Leistungen.
Individuelle und soziale Anerkennung aus der Arbeit zu beziehen, ist immer weniger Menschen möglich.
Kann, soll, darf der Sport dann in die Bresche springen?
Und wie, unter welchen Spielregeln?
Bei Neckel/Dröge/Somm spielt das Kriterium der individuellen Zurechenbarkeit einer Leistung für den Bewertungsrahmn Arbeit eine besonders wichtige Rolle.
(Status-)Vorteile werden nur dann als legitim angesehen, wenn ein Aufwand persönlich zurechenbar ist,
der sich in der geübten Ausführung konkreter Arbeitsvorgänge manifestiert.
Zugleich müssen Indizien vorliegen, die Tüchtigkeit auch in Zukunft erwarten lassen(bei Verbeamtung von Fussballprofis?).
Umstritten ist, welche Kriterien einen Erfolg als selbst erarbeitet ausweisen können.
Marktbezogene Bewertungen von Leistung, die mit einem nomativen Idealkonzept des Marktes operiern,
sehen Erfolge stets in hohem Mass als individuell zurechenbar
und nur durch langfristiges Engagement und permanente Aktivität zu erreichen an.
Es ist offensichtlich, dass zwischen diesem Idealkonzept und dem tatsächlichen Marktgeschehen grosse Diskrepanzen bestehen.
Hier wird - vor allem wegen der Schwrierigkeiten der Verifikation - zuwenig Augenmerk und Kritik geübt.
Heckhausen sieht in der Wirtschaft durchaus in einer Vielfalt dispositiver Positionen überdurchschnittliche Realisierungsmöglichkeiten von Leistungsmotivierten:
Entscheidungen unter Ungewissheit zu treffen, Entscheidungen unter abwägender Kalkulation der Risiken zu organisieren,
Möglichkeiten, Initiation zu entfachen, über Erfolg und Misserfolg des Eigenhandelns nach einiger Zeit untrügliche(?/MZ) Rückmeldung zu erhalten...
Dies anhand von Umsatz, Gewinn, Marktanteil, Wachstumsraten, etc...zu messen und sich selbst dafür ursächlich=verantwortlich machen zu können.
All dies sei geeignet, Hochleistungsmotivierte anzuziehen und herauszufordern und unternehmerisches Denken und Handeln zu evozieren.
In Verwaltung, Justiz, Gesundheits- und Bildungswesen seien weit stärker Routinetätigkeiten gefragt,
für deren Effekte es kaum Erfolgskriterien und Rückmeldungen gebe.
Vor allem Positionen im Bereich Verkauf und Markterschliessung zögen mehr hochmotivierte Nachwuchskräfte an als die übrigen Bereiche wie Betriebsfinanzierung, Technik oder Personal(das hat sich in den letzen Jahren geändert/MZ).
Ausgenommen sei die Betriebsleitung, weil sie die meisten Gelegenheiten zu unternehmerischem Handeln bietet.
Motoren von Leistung seien der Drang nach individueller Initiative und Bewährung, Ungewissheitsreduktion,
Hingabe an ein Werk, ein Ziel, asketische und konsumabgeneigte Lebensführung im Dienste höherer Ziele.
Wagner sieht Teamarbeit in der Wirtschaft kritisch-differenziert, denn wer leiste, könne auf Dauer keinen nennenswerten Erfolg haben, weil/wenn er wegen seiner Leistung immer neue Aufgaben auf demselben Level erhalte.
Diese füllten ihn mehr als voll aus und nähmen ihm Zeit und Möglichkeit, für das persönliche Weiterkommen zu sorgen.
Wer Erfolg haben wollte, müsste vielmehr viel mehr für die 'richtige' Zurechnung der Erfolge seiner Mitarbeiter auf sich selbst sorgen.
Und so machen es auch nicht wnige angestellte Manager: Sie betreiben Firmen-Hopping, instrumentalisieren die Mitarbeiter als Sprungbretter für ihr Höher- Weiter- und Woandershin-Kommen, pushen Umsätze mit unsauberen Methoden hoch(wenn die Sintflut kommt, sind sie inzwischen bei der nächsten Firma eine oder zwei Stufe höher gerutscht).
Und: Über 30 % ihrer 'Arbeits'-Zeit verwenden diese Herzchen, um an Stühlen zu sägen, etc.
Alles immer für die 'richtige' Zu- und Ab-Rechnung.
Die Leistungsgesellschaft, solange sie nur die Leistung Einzelner im Wettbewerb mit Einzelnen hoch bewertet, Gruppenleistungen jedoch weniger als Erfolg verbucht, beraubt sich wesentlicher Möglichkeiten der Leistungssteigerung.
Im Team können Probleme kommuniziert werden, die von Spezialisten, Einzelnen nicht oder nicht so gut, so schnell erkannt und bearbeitet werden können. Erfolgserlebnissse, Prämien und Prestigegewinn können dem ganzen Team zugute kommen.
Fehlen diese Bedingungen, sei es wegen Illoyaliät, Emigration aus der Leistungsgesellschaft, aus Angst vor Verantwortung, aus dem Bestreben, ein Problem durch Gremienbildung dilatorisch zu behandeln, oder aus mangelnder Kenntnis der Spielregeln,
ist die Gefahr der institutionalisierten Unfruchtbarkeit gross.
Beispiele: Aufsichtsräte, Kommissionen, Regierungs-beratende Gremien...
Indizien: Schlechte Vorbereitung, Nachfassarbeit, mangelnde/-hafte Ergebnisse, faule Kompromisse, wachsende Besetzung, immer mehr Mit-Glieder/immer weniger Mit-Wirkende, vergessene Ziele, institutionalisierte Probleme, die nicht mehr gelöst werden und fortgeschrieben werden, sondern verwaltet, prolongiert werden.
(Ich hatte schon ein paar Beispiele unter 'Leistung empirisch' genannt)
Die Profilierung Einzelner auf Kosten Anderer, fehlendes Zeitbudget...- solche Gremien sind gefährlich für die Leistungsgesellschaft, weil von ihnen oft jene Normen erwartet werden, die Leistungssystemen vorgegeben werden müssen, um die Leistungsgesellschaft nicht zum (un-)orgnisierten Umlauf werden zu lassen.
Wenn allerdings die Gruppe als Ganzes mehr leisten will als ihre Mitglieder und wo es dem Einzelnen genügt,
dass der Erfolg der Gruppe zugerechnet wird, dann können Teams fruchtbarer als der Einzelne sein.
Diese Art von Gruppenbewusstsein bilden oft intakte Eliten,
denen zuzugehören schon einen personifizierten Leistungsbeweis bedeuten kann.
Hayek äussert sich vorsichtig zur Beziehung von Leistung und Erfolg:
'Die Individuen sind davon überzeugt, dass ihr Wohlergehen primär von ihren eigenen Anstrengungen und Entscheidungen abhängt.
Tatsächlich gibt es nur wenige Umstände, die eher dazu geeignet sind, einen Menschen energisch und effizient zu machen als die Überzeugung, dass es hauptsächlich von von ihm selbst bhängt, ob er die Ziele erreicht, die er sich gesetzt hat.
Aus diesem Grund wird diese Überzeugung oft durch Erziehung und die herrschende Meinung ermutigt.
Aber sie führt ohne Zweifel auch zu einem übertriebenen Vertrauen auf die Wahrheit dieser Verallgemeinerung...
Es ist ein wirkliches Dilemma, bis zu welchem Ausmass wir in jungen Menschen den Glauben bestärken sollen,
dass sie Erfolg haben, wenn sie es wirklich versuchen, oder betonen sollten,
dass unvermeidlich Einige, die es nicht verdienen, Erfolg haben und Einige, die ihn verdienen, scheitern werden.'
Im Mai 2015 liess die EZB(ECB Staff Survey/Handelsblatt) 2.719 Mitarbeiter befragen:
1. Warum werden Mitarbeiter befördert?(Mehrfachnennungen)
- 65 % weil sie die 'richtigen Leute' kennen
- 62 % weil sie gut sichtbare Ergebnisse liefern
- 56 % weil sie gut mit ihren Vorgesetzten auskommen
- 46 % weil sie ihren Job gut machen
2. Gelingt es der EZB gut, die kompetentesten Mitarbeiter zu befördern?
- 39 % Nein
- 19 % Ja
- 42 % Neutral
Damit kommen wir zum 4. Teil: (Leistungs-)Gerechtigkeit.
Man kann Leistung so oder anders wahr-nehmen oder falsch-nehmen.
Damit ist immer auch ein over- oder under-Rating von Leistung verbunden.
Steht man wegen unglaublicher Leistungen unter Doping-Verdacht,
kann man das unglaubliche Trainingspensum und neue, revolutionäre und geheime Trainingsmethoden ins Feld führen.
Andersrum wird trotz guter Leistung von bescheidenem Trainingsaufwand erzählt,
um den Anschein grossen Talents zu erwecken.
Über 95 % aller menschlichen Leistungen werden nicht adäquat zugerechnet, bewertet und sanktioniert.
Weil der Aufwand des Leistung-Gebers nicht transparent genug ist, und/oder weil die Leistung-Nehmer(Zuschauer, Konsumenten, Medien, usw.) Leistungen nicht adäquat wahr-nehmen können oder wollen.
Was im Individualsport noch einigermassen zurechenbar, weil transparent und messbar ist,
stellt sich bei Teamleistungen wesentlich schwieriger dar.
Bei den Staffelläufen kann man noch annähernde Zurechnungen aufgrund von Messdaten vornehmen,
bei den Sportspielen wird es wesentlich komplizierter und ungenauer.
Früher war die Aufstellung oft 'gerechtfertigt', wenn ein wenig mannschaftsdienlicher Spieler
im richtigen Moment am richtigen Ort war und das entscheidende Abstaubertor erzielte.
Standfussballer wie zu Netzers und Magaths Zeiten sind noch nicht soo lange Geschichte.
Das lag auch am unprofessionellen Recruiting und Coaching einzelner Trainer- 'Zampanos',
die Heerscharen von Talentierten unter- und weniger Talentierte überschätzen.
Heute sind viele Profimannschaften so organisiert,
dass die Zurechenbarkeit von Leistung besser analysiert und positiv oder negativ sanktioniert wird.
Im US-Basketball macht man das seit Jahrzehnten bereits professionell, wo Steals, Assists, Blocks, usw. auch in die Gesamtbewertung eingehen und wo einem Trainerstab kaum noch Defizite und Potentiale entgehen.
'Was wir bei der EM auf keinen Fall brauchen, sind Spieler, die nur an sich denken.
Mit 23 Egoisten holst Du keinen Titel.' (Khedira)
Wie kommt eine gute oder schlechte Mannschaftsleistung zustande?
Machen wir mal ein GedankenExperiment:
Ab sofort werden alle deutschen Nationalspieler verbeamtet:
- Unkündbarkeit
- Gleiches Geld bei ungleicher Leistung
- Mit fortschreitendem Alter Gehaltszuschläge
- Keine, bzw. keine adäquate Sanktionierung zurechenbarer (Top- oder Fehl-)Leistungen
Usw.
Was passiert?
Sehen wir die bald in der Bezirksliga wieder?
Oder doch etwas höher?
Wann fliegt die Truppe auseinander, weil die Mehr-Leister aus intrinsischer Freude Gas geben und gewinnen wollen,
während die Minder-Leister es sich als Trittbrettfahrer gemütlicher einrichten nach dem Motto:
TEAM = toll, ein anderer macht's?
Alle bekommen die gleiche Ab-Rechnung.
Eina adäquate Zu-Rechnung erfolgt nicht.
Der Profisportler ist ein Unternehmer. dessen Leistung als Leistung-Geber zu- und ab-gerechnet wird.
Dass das auch aus dem Ruder laufen kann, liegt vor allem auch an den Leistung-Nehmern wie Zuschauern, Medien, etc.
Z.B. treten Aussehen, Präsentation, Kommunikation bei Stars wie Beckham immer mehr vor die sportliche Leistung.
'In einer Zeit zunehmender postmoderner Beliebigkeit der Vermischung der Grenzen
von Realem und Fiktionalem und von manipulierten Präsentationsangeboten
soll(te/MZ) der Sport als ein Reservat unverfälschter realer Aktualität und Authentizität sein.
Sportlichen Ereignissen wird der Status zugeschrieben, eine Aussage über oder von Wirklichkeit zu sein.
Einer Wirklichkeit, in der der Mensch in archetypischer Weise als die Personifizierung des Fortschritts erscheint.
Die Tatsache, dass die Leistungen letztendlich auf den individuellen Körper verwiesen werden könn(t/MZ)en,
kann als Beleg dafür gesehen werden, dass es in dieser Welt doch noch unzweideutige Fixpunkte gibt,
als ein Beleg von authentischer Realität.'(Lenk)
Die Praxis sieht oft anders aus.
Richtig ist, dass der Sport zumindest die Möglichkeit einer authentischen (Selbst-)Erfahrung bietet,
indem der Sportler seine originären Fähigkeiten und Grenzen erschliessen, er-kennen und an-erkannt bekomm kann.
Der Sportler will dies ausloten, um die Wahrheit über seine Leistungsfähigkeit, über sich, über seine Identität zu erfahren.
Mit unerlaubten Mitteln ist das unmöglich.
Das bringt zwangsläufig auch die Erfahrung von Misserfolgen mit sich.
Aber auch und gerade weil der erstrebte Erfolg in der Konkurrenz nicht möglich war,
kann er sein höchstes Ziel erreichen:
Die hundertprozentige Zurechnung seiner Leistung.
Und ein aufrechter Kopf sowohl in der 'Niederlage' wie im Erfolgsrausch.
Das ist dem Doper nicht möglich.
Nur die zurechnungsfähige Leistung kann uneingebildete Erfolgserlebnisse erbringen.
Plessner hat beschrieben, wie dem Menschen in der arbeitsteiligen Gesellschaft die am eigenen Werk gewonnene Befriedigung immer mehr verloren geht.
Die Übernahme von Teilfunktionen in unübersichtlichen Arbeitsprozessen bedingt schwierig zurechenbare Leistungen.
Individuelle und soziale Anerkennung aus der Arbeit zu beziehen, ist immer weniger Menschen möglich.
Kann, soll, darf der Sport dann in die Bresche springen?
Und wie, unter welchen Spielregeln?
Bei Neckel/Dröge/Somm spielt das Kriterium der individuellen Zurechenbarkeit einer Leistung für den Bewertungsrahmn Arbeit eine besonders wichtige Rolle.
(Status-)Vorteile werden nur dann als legitim angesehen, wenn ein Aufwand persönlich zurechenbar ist,
der sich in der geübten Ausführung konkreter Arbeitsvorgänge manifestiert.
Zugleich müssen Indizien vorliegen, die Tüchtigkeit auch in Zukunft erwarten lassen(bei Verbeamtung von Fussballprofis?).
Umstritten ist, welche Kriterien einen Erfolg als selbst erarbeitet ausweisen können.
Marktbezogene Bewertungen von Leistung, die mit einem nomativen Idealkonzept des Marktes operiern,
sehen Erfolge stets in hohem Mass als individuell zurechenbar
und nur durch langfristiges Engagement und permanente Aktivität zu erreichen an.
Es ist offensichtlich, dass zwischen diesem Idealkonzept und dem tatsächlichen Marktgeschehen grosse Diskrepanzen bestehen.
Hier wird - vor allem wegen der Schwrierigkeiten der Verifikation - zuwenig Augenmerk und Kritik geübt.
Heckhausen sieht in der Wirtschaft durchaus in einer Vielfalt dispositiver Positionen überdurchschnittliche Realisierungsmöglichkeiten von Leistungsmotivierten:
Entscheidungen unter Ungewissheit zu treffen, Entscheidungen unter abwägender Kalkulation der Risiken zu organisieren,
Möglichkeiten, Initiation zu entfachen, über Erfolg und Misserfolg des Eigenhandelns nach einiger Zeit untrügliche(?/MZ) Rückmeldung zu erhalten...
Dies anhand von Umsatz, Gewinn, Marktanteil, Wachstumsraten, etc...zu messen und sich selbst dafür ursächlich=verantwortlich machen zu können.
All dies sei geeignet, Hochleistungsmotivierte anzuziehen und herauszufordern und unternehmerisches Denken und Handeln zu evozieren.
In Verwaltung, Justiz, Gesundheits- und Bildungswesen seien weit stärker Routinetätigkeiten gefragt,
für deren Effekte es kaum Erfolgskriterien und Rückmeldungen gebe.
Vor allem Positionen im Bereich Verkauf und Markterschliessung zögen mehr hochmotivierte Nachwuchskräfte an als die übrigen Bereiche wie Betriebsfinanzierung, Technik oder Personal(das hat sich in den letzen Jahren geändert/MZ).
Ausgenommen sei die Betriebsleitung, weil sie die meisten Gelegenheiten zu unternehmerischem Handeln bietet.
Motoren von Leistung seien der Drang nach individueller Initiative und Bewährung, Ungewissheitsreduktion,
Hingabe an ein Werk, ein Ziel, asketische und konsumabgeneigte Lebensführung im Dienste höherer Ziele.
Wagner sieht Teamarbeit in der Wirtschaft kritisch-differenziert, denn wer leiste, könne auf Dauer keinen nennenswerten Erfolg haben, weil/wenn er wegen seiner Leistung immer neue Aufgaben auf demselben Level erhalte.
Diese füllten ihn mehr als voll aus und nähmen ihm Zeit und Möglichkeit, für das persönliche Weiterkommen zu sorgen.
Wer Erfolg haben wollte, müsste vielmehr viel mehr für die 'richtige' Zurechnung der Erfolge seiner Mitarbeiter auf sich selbst sorgen.
Und so machen es auch nicht wnige angestellte Manager: Sie betreiben Firmen-Hopping, instrumentalisieren die Mitarbeiter als Sprungbretter für ihr Höher- Weiter- und Woandershin-Kommen, pushen Umsätze mit unsauberen Methoden hoch(wenn die Sintflut kommt, sind sie inzwischen bei der nächsten Firma eine oder zwei Stufe höher gerutscht).
Und: Über 30 % ihrer 'Arbeits'-Zeit verwenden diese Herzchen, um an Stühlen zu sägen, etc.
Alles immer für die 'richtige' Zu- und Ab-Rechnung.
Die Leistungsgesellschaft, solange sie nur die Leistung Einzelner im Wettbewerb mit Einzelnen hoch bewertet, Gruppenleistungen jedoch weniger als Erfolg verbucht, beraubt sich wesentlicher Möglichkeiten der Leistungssteigerung.
Im Team können Probleme kommuniziert werden, die von Spezialisten, Einzelnen nicht oder nicht so gut, so schnell erkannt und bearbeitet werden können. Erfolgserlebnissse, Prämien und Prestigegewinn können dem ganzen Team zugute kommen.
Fehlen diese Bedingungen, sei es wegen Illoyaliät, Emigration aus der Leistungsgesellschaft, aus Angst vor Verantwortung, aus dem Bestreben, ein Problem durch Gremienbildung dilatorisch zu behandeln, oder aus mangelnder Kenntnis der Spielregeln,
ist die Gefahr der institutionalisierten Unfruchtbarkeit gross.
Beispiele: Aufsichtsräte, Kommissionen, Regierungs-beratende Gremien...
Indizien: Schlechte Vorbereitung, Nachfassarbeit, mangelnde/-hafte Ergebnisse, faule Kompromisse, wachsende Besetzung, immer mehr Mit-Glieder/immer weniger Mit-Wirkende, vergessene Ziele, institutionalisierte Probleme, die nicht mehr gelöst werden und fortgeschrieben werden, sondern verwaltet, prolongiert werden.
(Ich hatte schon ein paar Beispiele unter 'Leistung empirisch' genannt)
Die Profilierung Einzelner auf Kosten Anderer, fehlendes Zeitbudget...- solche Gremien sind gefährlich für die Leistungsgesellschaft, weil von ihnen oft jene Normen erwartet werden, die Leistungssystemen vorgegeben werden müssen, um die Leistungsgesellschaft nicht zum (un-)orgnisierten Umlauf werden zu lassen.
Wenn allerdings die Gruppe als Ganzes mehr leisten will als ihre Mitglieder und wo es dem Einzelnen genügt,
dass der Erfolg der Gruppe zugerechnet wird, dann können Teams fruchtbarer als der Einzelne sein.
Diese Art von Gruppenbewusstsein bilden oft intakte Eliten,
denen zuzugehören schon einen personifizierten Leistungsbeweis bedeuten kann.
Hayek äussert sich vorsichtig zur Beziehung von Leistung und Erfolg:
'Die Individuen sind davon überzeugt, dass ihr Wohlergehen primär von ihren eigenen Anstrengungen und Entscheidungen abhängt.
Tatsächlich gibt es nur wenige Umstände, die eher dazu geeignet sind, einen Menschen energisch und effizient zu machen als die Überzeugung, dass es hauptsächlich von von ihm selbst bhängt, ob er die Ziele erreicht, die er sich gesetzt hat.
Aus diesem Grund wird diese Überzeugung oft durch Erziehung und die herrschende Meinung ermutigt.
Aber sie führt ohne Zweifel auch zu einem übertriebenen Vertrauen auf die Wahrheit dieser Verallgemeinerung...
Es ist ein wirkliches Dilemma, bis zu welchem Ausmass wir in jungen Menschen den Glauben bestärken sollen,
dass sie Erfolg haben, wenn sie es wirklich versuchen, oder betonen sollten,
dass unvermeidlich Einige, die es nicht verdienen, Erfolg haben und Einige, die ihn verdienen, scheitern werden.'
Im Mai 2015 liess die EZB(ECB Staff Survey/Handelsblatt) 2.719 Mitarbeiter befragen:
1. Warum werden Mitarbeiter befördert?(Mehrfachnennungen)
- 65 % weil sie die 'richtigen Leute' kennen
- 62 % weil sie gut sichtbare Ergebnisse liefern
- 56 % weil sie gut mit ihren Vorgesetzten auskommen
- 46 % weil sie ihren Job gut machen
2. Gelingt es der EZB gut, die kompetentesten Mitarbeiter zu befördern?
- 39 % Nein
- 19 % Ja
- 42 % Neutral
Damit kommen wir zum 4. Teil: (Leistungs-)Gerechtigkeit.