Man muss natürlich bei Studien genau hinsehen, wer in diesen Studien geprüft wird. Man kann Ergebnisse von Sprintern auf niedrigem Niveau teilweise nicht auf die "Idealsprintform" im Topbereich übertragen. Die Studien von Tidow und Wiemann sind sicherlich bei deutschen Sprintern gemacht worden. Da stellt sich die Frage der Relevanz, wenn ein anderes internationales Sprintverständnis hinsichtlich technischer Konsequenz vorherrscht. Wenn unsere Sprinter geringere Winkel als die Weltspitze im Mittelstütz haben, können wir diese Muskelaktivitätsanteile nicht als das Non plus Ultra nehmen. Außerdem fehlt bei den deutschen Studien der Anteil des Iliopsoas, wobei es recht schwierig zu sein scheint, ihn EMG-mäßig in der Tiefe dingfest zu machen. Die Japaner haben das wohl bei Asafa Powell durchgeführt. Mit der Verbesserung der Sprintbewegung ergibt sich auch ein anderes Muskelaktvitätsmuster. Bei der sehr speziellen Hüftbewegung eines Usain Bolt ergeben sich noch ganz andere Profile und Ansätze der Geschwindigkeitsrekrutierung. Es gibt aus meiner Sicht muskelphysiologisch noch Reserven, die wissenschaftlich erst noch erschlossen werden müssen. Mit Bestimmtheit spielen viele individuelle Eigenarten eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Gertrud
Gertrud