(19.10.2015, 09:56)gera schrieb: eins kam bisher zu kurz :
beim Kugelstoßen ist die Weite und der Abflugwinkel auch von der Abflughöhe der Kugel abhängig.
So ist die max. mögliche Weite beim Drehstoß bei etwa 41 Grad zu erreichen.
Nicht wie beim einfachen " schrägen Wurf " bei 45 Grad.
Niemand hat etwas anderes behauptet. Genau genommen stehen alle drei Abflugparameter in einer Wechselbeziehung zueinander. Sprich sowohl die Abfluggeschwindigkeit als auch die Abflughöhe haben Einfluss auf den optimalen Wert des Abflugwinkels. Als optimalen Winkel bezeichnet man aus biomechanischer Sicht den Winkel, der bei einer gegebenen Abfluggeschwindigkeit und Abflughöhe eine maximale Flugweite der Kugel erzeugt (zum Erhalt der Stoßweite muss noch die sogenannte Abflugpositionsweite, auch als Überreichweite bezeichnet, hinzu addiert werden).
Im Spitzenbereich bei den Männern werden Abfluggeschwindigkeiten im Bereich von 14 m/s und Abflughöhen, je nach Technik und Körpergröße, von ca. 2,10 bis 2,50 m erreicht. Diese geringen Varianzen haben kaum praktisch relevanten Einfluss auf den Abflugwinkel, so dass je nachdem von welcher Konstellation man ausgeht der optimale Abflugwinkel von 41,xx bis 42,xx Grad geht. In der Literatur werden daher oft 41-42° angegeben.
Siehe dazu auch das von MZPT.. gepostete Zahlenspiel nach Wank.
(19.10.2015, 09:56)gera schrieb: Das auch die besten Drehstoßer unter diesem besten Abflugwinkel bleiben, dürfte an einer nicht optimalen Haltung des Oberkörpers liegen.
Optimal wofür?
Man darf nicht außer Acht lassen, dass die Abfluggeschwindigkeit der entscheidende Parameter für die Stoßweite ist. Sie zu maximieren ist das oberste Gebot. Entsprechend sind die Bewegungsabläufe primär auf eine maximale Gerätbeschleunigung zu orientieren. Erst sekundär ist die Richtung der Abfluggeschwindigkeit, sprich der Abflugwinkel zu optimieren. Hinzu kommt, dass die real auftretenden Differenzen in den Abflugwinkeln relativ gering sind und die damit einhergehenden Weitenverluste zu mechanischen Optimum maximal ein Meter, zur Konkurrenz deutlich weniger betragen. Demgegenüber führt bereits die Erhöhung der Abfluggeschwindigkeit um 0,1 m/s (bei 2,20 m Abflughöhe und 38 Grad) zu einem Weitenzuwachs von ca 0,28 m. Ein flacherer Ausstoß zugunsten einer höheren Abfluggeschwindigkeit kann so lange sinnvoll sein, wie der Gewinn an Abfluggeschwindigkeit den Weitenverlust durch den flacheren Winkel (über-) kompensiert.
An dieser Stelle wären wir bei der Abgrenzung zum mechanisch optimalen Abflugwinkel, welcher oft auch als individuell optimaler Abflugwinkel bezeichnet wird, angelangt. Der individuell optimale Abflugwinkel bezeichnet den Winkel, bei dem die individuell höchste Abfluggeschwindigkeit realisiert werden kann. In der Summe kommt folglich die höchste Stoßweite heraus und er liegt in der Praxis meist unter dem mechanischen Optimum.
Für die individuelle Leistungsausprägung ist dann natürlich eine Verkleinerung der Differenz zwischen individuell und mechanisch optimalem Abflugwinkel anzustreben. Das ist allerdings bei weitem nicht so einfach, wie die bisher betriebenen Zahlenspielchen. Letztlich muss man dazu an den richtigen Stellschrauben in der Bewegung drehen und auch entsprechende konditionelle Voraussetzungen schulen. Dafür gibt es kein Patentrezept.