(26.07.2015, 16:35)lor-olli schrieb: Interpretation konsequent im Kontext des zeitlichen Rahmens, ja das ist banal, beim Sport bezog ich mich allerdings auf den Leistungssport und der hat in der Betrachtung auch in der Antike keine "Unschuld". Doping und Betrug waren auch den "hehren Griechen" nicht unbekannt - auch ohne Erbsünde und unserem Schuldbegriff.
Sport als kulturelle Qualität? Zumindest in der Theorie sind sich da wohl alle einig, wenn ich gehässig sein möchte würde ich sogar die Fußball"fans" mit vereinnahmen…
Sport der nicht im "privaten (kleinen) Rahmen" sondern in überregionalen oder staatlichen Veranstaltungen stattfindet, ist in Regel doch Instrument. Schließen sich kulturelle Qualität und Instrumentalisierung gegenseitig aus und wenn ja, was bleibt dann noch?(Gilt auch ohne allerhöchsten sportlichen Leistungsanspruch, z.B. für die Makabi-Spiele in Berlin 2015).
Sport als Kriegsersatz (und dazu muss man nicht allein die südamerikanischen Hochkulturendes Altertums betrachten) ist wohl so alt wie der Sport selbst, wenn das eine kulturelle Qualität darstellt schließt es sich nicht aus, aber nur unter dieser Maßgabe.
Och Lor-Olli,
du kennst den Ausgangspunkt der Diskussion: Ein zentrales und universelles Interpretationskonstrukt. Belegt mit einem Begriff, der einem ganz bestimmten kulturellen Selbstverständnis entstammt. Folglich nicht ohne weiteres universalisiert werden kann. Denn nicht wir haben den Sport erfunden. Aber unser (olympischer) Sport zehrt noch von den Voraussetzungen, die wir nicht auf den Weg gebracht haben. Punkt!
Über die Tatsache, dass die Jungs damals keine Elfen gewesen sind, müssen wir nicht streiten. Das stand nie in Frage. Was soll also der Hinweis? Es geht um normative Ansprüche- und wie sie definiert sind. Genuin moralisch oder genuin anders. Frag einen Leistungssportler, ob er mit moralischen Imperativen seinen Sport betreibt. Ich garantiere dir, dass er dir Antworten liefert, die eher in das andere Orientierungsmuster passen. Punkt!
Die Instrumentalisierung normal? Der Sport als Instrument zur Hervorhebung eines ideologischen Systems war eine Realität - und die Regel. Wird sie dadurch gut? Etwa durch die normative Kraft des Faktischen? Irgendwann werden Spieler mit 100 Millionen gehandelt. Wird es deshalb normal? Irgendwann wird das Doping u.U. den Sport überwuchern. Wird es dadurch akzeptabel? Sport als Kriegsersatz gab es immer! Halten wir das deshalb für angemessen? Nein. Warum nicht? Weil wir einen normativen Anspruch mit Sport verbinden. Die alten Griechen hatten auch die Mittel dazu. Und keine schlechten!
Ich bleibe also dabei. Der Sport ist nicht genuin dadurch definiert, dass er gut für was anderes ist. Kein LEISTUNGSsportler betrachtet den Sport genuin instrumentalistisch. Als bloßes Mittel für was Anderes. Geht gar nicht! Und kulturell ist eine ‚Instrumentalisierung’ dann akzeptabel, wenn sie es nicht wirklich ist: also den Selbstzweckcharakter des Sports anerkennt. Und ineins damit bestimmte normative Ansprüche. Kulturell betrachtet ist Sport nämlich in erster Linie (Selbst-)Darstellung von etwas: des Menschen als .... Wesen. Es handelt sich dabei übrigens nicht um die Darstellung eines arbeitenden- um seine Existenz kämpfenden Wesens, das sich „selbst schuldig“ ist, sich am Leben zu erhalten. Sport beginnt gerade dann, wenn der Mensch davon entlastet ist. Folglich sollte man die Dinge nicht umbiegen, um eine Instrumentalisierung auf der symbolischen Ebene zu erfinden. (Und noch schwach dazu)
Damit euch Jungs nicht der Gegenstand entgleitet, von dem ihr dauernd als ‚Experten’ redet, solltet ihr euch mal die Unterscheidung von zwei grundlegenden Handlungstypen zu Gemüte führen. Seit Platon/Aristoteles in der Welt. Das hilft!