Zitat:Geht es wirklich nicht, wissenschaftliche Erkenntnis auch so zu vermitteln, dass es allgemeinverständlich ist??
Eigentlich müsste es gehen. Aber das scheint doch nicht so einfach, wie es mancher glaubt. Nach meiner (leider noch nicht so langen) Erfahrung im Forum scheint das Interesse hier nicht besonders groß. Versucht man es trotzdem, bekommt man außer ironischen, süffisanten und gewollt geistreichen Wortspielereien, die offensichtlich Ahnungslosigkeit überdecken sollen, kaum Rückfragen, die echtes Interesse signalisieren. Dabei sind ehrliche Rückfragen beim Absender von entscheidender Bedeutung, damit er erkennen kann, ob die Botschaft angekommen ist oder verbessert werden müsste. Aber wer fragt schon rück, sind hier doch nur versierte, hocherfahrene Trainer gegenwärtig, die das Eingestehen einer Verständnislücke als Blamage empfinden mögen.
Ein Entgegenkommen von beiden Seiten (von der Wissenschaft und der „Praxis“) wäre notwendig! Größter Hinderungsgrund scheint die Sprache, die um Eindeutigkeit bemühte Fachsprache und die zur Mehrdeutigkeit neigende Umgangssprache.
Ein Beispiel: Im Zusammenhang mit dem Thema Hirnfunktion und Bewegungssteuerung verwies ich auf die Forschungsergebnisse von C.C. Eccles aus den 80er Jahren, die zu einem generellen Wandel in der Lehrmeinung (= Paradigmenwechsel) in der Neurophysiologie geführt hatten. Um aber die Fachbegriffe „kortikale bzw. subkortikale Bewegungssteuerung“ zu vermeiden, benutzte ich die allgemeinverständlicheren (aber sicher nicht präzisen) Begriffe „bewusste bzw. unbewusste Bewegungssteuerung“. Prompt kommt in der folgenden Stellungnahme: „Paradigmenwechsel finde ich … kindisch“ und „…eine strikte Trennung bewusste/unbewusste Bewegungssteuerrung halte ich für nicht sachgerecht …“. . Das hat man nun davon, wenn man nicht bei den Fachbegriffen bleibt! Und die strikte Trennung, von der gar nicht die Rede war, wurde dann noch hineininterpretiert. Wozu soll man sich dann weiter bemühen, wenn ein Nobelpreisträger sich nicht zu schade ist, seine Lehrmeinung zu ändern, der versierte LA-Trainer das aber für kindisch und einen von der Wissenschaft aufgedeckten Sachverhalt für nicht sachgerecht hält.