edit admin: auf Wunsch des Erstellers von mir geänderter Text
Es war in diesem Januar genau 50 Jahre her, dass ich, 18-jährig mit einer Bestleistung von 1m73 und einem Foto davon im Gepäck, von Paris nach Berlin gezogen bin. Noch im selben Monat bekam ich von 10-Kämpfer und Straddle-Vorbild Falk Fabich das Buch von Toni Nett über Hochsprung-Technik und -Training geliehen. Mit den Fotoserien von Sprüngen der damals weltbesten John Thomas und Valerij Brumel, von deren Wettstreit und Schicksal ich schon aus einem Jugendbuch erfahren hatte. Mit einer Dokumentation der Entwicklungsgeschichte der Hochsprungtechnik. Und mit den ersten biomechanischen Erklärungen zu Anlauf, Absprung, Flugrotation, Scheinrotation und Überquerungsverhalten.
Ich machte mir von den Schlüsselpositionen des Sprungs von Brumel mit einem Storchenschnabel fast mannsgroße Plakate und hängte sie in meiner Studentenbude an die Wand, um sie immer vor Augen zu haben. War also damals schon spontan ins Mentale Training eingestiegen. Das Zimmer hatte ein Giebeldach, so dass ich an der Deckenschräge entlang anhand meiner Fingerabdrücke ersehen konnte, wie sich meine Sprungkraft aus dem Stand über die Monate langsam verbesserte. Aus schwarzen und weißen Papierstreifen bastelte ich eine Latten-Attrappe, die ich mit Bürogummis und Reißzwecken bei 2m10 in den Giebel spannte, um auch ja in jeder Minute daran erinnert zu werden, was mein Ziel war: Nicht Weltrekord und Olympiasieg – dazu war ich von je her zu bescheiden. Die bloße Teilnahme an der nächsten Olympiade wäre die Erfüllung all meiner sportlichen Träume gewesen. Danach war dann immer noch genug Zeit für weitere Träume, wie meine Eltern und Lehrer sie von mir verlangten.
Das soll jetzt nicht der Anfang zu einer Biographie werden sondern nur die Einleitung zu einer Grundüberlegung über mein Alleinstellungsmerkmal. Gut dass es dieses Wort gibt, sonst hätte ich Einzigartigkeit schreiben müssen. Und das mein ich natürlich eigentlich. Wenn es eine Unendlichkeit gibt, dann ist es sicher, dass es auch unendlich viele Planeten gibt, auf denen sich dasselbe abspielt wie hier auf der Erde. Aber die Erde selbst ist auf ihre Oberfläche begrenzt, und so auch die Zahl der Hochsprungexperten, die auf ihr wandeln. Und da ist es absolut unwahrscheinlich, dass es noch so einen Verrückten gibt, der über eine Zeitspanne von nunmehr 50 Jahren mit solcher Akribie gleichermaßen Theorie und Praxis des Hochsprungs betrieben hat wie ich. Beispielsweise habe ich die Videos der besten hundert Springer unserer Zeit analysiert und von mir selbst mehrere tausend Sprünge.
Klar: Da ich nicht alles wissen kann, ist es wohl sicher, dass der eine oder andere Kollege Dinge weiß, auf die ich noch nicht gekommen bin. Aber dass einer alles in allem mehr vom Thema weiß als ich – das ist so gut wie ausgeschlossen. So weit kommt man nur, wenn man von schicksalhafter Begeisterung getrieben ist. Dann aber gehört man eben wegen der weiterhin betriebenen Suche in der eigenen Praxis zwangsläufig zur Seniorenelite. Und man schreibt auch ein Buch darüber, macht es publik und kann so von den anderen Experten wahrgenommen werden. Ich habe aber noch keinen Kollegen wahrgenommen, der auch nur annähernd so tief in der Materie drinsteckt wie ich. Auch weiß ich von keinem Buch, in welchem nicht derselbe Unsinn über Hochsprung gedruckt steht wie in jedem anderen.
Es ist halb acht und über dem Meer geht gleich die Sonne auf. Ich muss auf den Balkon, um das anzusehen. Auch wenn es draußen für April noch ganz schön kalt und feucht ist. Der lange dicke Frotteemantel von meinem Vater wird mich warmhalten…
Morgens und abends kann man der Sonne unbeschadet ins Gesicht sehen – durch dichte Luft und heute von dünnen Wolken zu Gold verschleiert, erinnert sie mich milde lächelnd an Bilder aus Kinderbüchern. In den Pinien, die jedes Jahr 10cm in die Höhe wachsen, wie vor 50 Jahren meine Hochsprungbestleistung, zwitschern frech vergnügt riesige Vogelscharen kurz vor ihrem Weiterflug nach Norden. Heute werden sie ihn wieder kreuzigen…
Wer sein Licht nicht unter den Scheffel stellt, muss sich nicht wundern wenn es ihm ausgeblasen wird.
Es war in diesem Januar genau 50 Jahre her, dass ich, 18-jährig mit einer Bestleistung von 1m73 und einem Foto davon im Gepäck, von Paris nach Berlin gezogen bin. Noch im selben Monat bekam ich von 10-Kämpfer und Straddle-Vorbild Falk Fabich das Buch von Toni Nett über Hochsprung-Technik und -Training geliehen. Mit den Fotoserien von Sprüngen der damals weltbesten John Thomas und Valerij Brumel, von deren Wettstreit und Schicksal ich schon aus einem Jugendbuch erfahren hatte. Mit einer Dokumentation der Entwicklungsgeschichte der Hochsprungtechnik. Und mit den ersten biomechanischen Erklärungen zu Anlauf, Absprung, Flugrotation, Scheinrotation und Überquerungsverhalten.
Ich machte mir von den Schlüsselpositionen des Sprungs von Brumel mit einem Storchenschnabel fast mannsgroße Plakate und hängte sie in meiner Studentenbude an die Wand, um sie immer vor Augen zu haben. War also damals schon spontan ins Mentale Training eingestiegen. Das Zimmer hatte ein Giebeldach, so dass ich an der Deckenschräge entlang anhand meiner Fingerabdrücke ersehen konnte, wie sich meine Sprungkraft aus dem Stand über die Monate langsam verbesserte. Aus schwarzen und weißen Papierstreifen bastelte ich eine Latten-Attrappe, die ich mit Bürogummis und Reißzwecken bei 2m10 in den Giebel spannte, um auch ja in jeder Minute daran erinnert zu werden, was mein Ziel war: Nicht Weltrekord und Olympiasieg – dazu war ich von je her zu bescheiden. Die bloße Teilnahme an der nächsten Olympiade wäre die Erfüllung all meiner sportlichen Träume gewesen. Danach war dann immer noch genug Zeit für weitere Träume, wie meine Eltern und Lehrer sie von mir verlangten.
Das soll jetzt nicht der Anfang zu einer Biographie werden sondern nur die Einleitung zu einer Grundüberlegung über mein Alleinstellungsmerkmal. Gut dass es dieses Wort gibt, sonst hätte ich Einzigartigkeit schreiben müssen. Und das mein ich natürlich eigentlich. Wenn es eine Unendlichkeit gibt, dann ist es sicher, dass es auch unendlich viele Planeten gibt, auf denen sich dasselbe abspielt wie hier auf der Erde. Aber die Erde selbst ist auf ihre Oberfläche begrenzt, und so auch die Zahl der Hochsprungexperten, die auf ihr wandeln. Und da ist es absolut unwahrscheinlich, dass es noch so einen Verrückten gibt, der über eine Zeitspanne von nunmehr 50 Jahren mit solcher Akribie gleichermaßen Theorie und Praxis des Hochsprungs betrieben hat wie ich. Beispielsweise habe ich die Videos der besten hundert Springer unserer Zeit analysiert und von mir selbst mehrere tausend Sprünge.
Klar: Da ich nicht alles wissen kann, ist es wohl sicher, dass der eine oder andere Kollege Dinge weiß, auf die ich noch nicht gekommen bin. Aber dass einer alles in allem mehr vom Thema weiß als ich – das ist so gut wie ausgeschlossen. So weit kommt man nur, wenn man von schicksalhafter Begeisterung getrieben ist. Dann aber gehört man eben wegen der weiterhin betriebenen Suche in der eigenen Praxis zwangsläufig zur Seniorenelite. Und man schreibt auch ein Buch darüber, macht es publik und kann so von den anderen Experten wahrgenommen werden. Ich habe aber noch keinen Kollegen wahrgenommen, der auch nur annähernd so tief in der Materie drinsteckt wie ich. Auch weiß ich von keinem Buch, in welchem nicht derselbe Unsinn über Hochsprung gedruckt steht wie in jedem anderen.
Es ist halb acht und über dem Meer geht gleich die Sonne auf. Ich muss auf den Balkon, um das anzusehen. Auch wenn es draußen für April noch ganz schön kalt und feucht ist. Der lange dicke Frotteemantel von meinem Vater wird mich warmhalten…
Morgens und abends kann man der Sonne unbeschadet ins Gesicht sehen – durch dichte Luft und heute von dünnen Wolken zu Gold verschleiert, erinnert sie mich milde lächelnd an Bilder aus Kinderbüchern. In den Pinien, die jedes Jahr 10cm in die Höhe wachsen, wie vor 50 Jahren meine Hochsprungbestleistung, zwitschern frech vergnügt riesige Vogelscharen kurz vor ihrem Weiterflug nach Norden. Heute werden sie ihn wieder kreuzigen…
Wer sein Licht nicht unter den Scheffel stellt, muss sich nicht wundern wenn es ihm ausgeblasen wird.
Dem nach höherem Strebenden ist nichts zu hoch sondern alles zu nieder. (vonmia)