04.05.2014, 14:20
Deine nachdenkliche Story hat mich zu folgendem Aufsatz inspiriert, auch wenn die Begegnung von David und Goliath eine ganz andere ist. Es geht um alt und jung und Technik. Nur anders. Verzeih, wenn es nicht hierher passen sollte.
Als ich mit 13 nach Italien kam, in ein nobles Internat hoch über der ligurischen Küste, eine Stundenwanderung entfernt von Portofino und Rapallo, war ich glücklich, dem deutschen Schulsystem entkommen zu sein. Anstatt der üblichen Tadel wegen meiner miserablen Rechtschreibung erntete ich Lob, ja Bewunderung dafür, wie schnell ich mich des Italienischen bemächtigt hatte. Auch der elterlichen und noch schlimmer der großmütterlichen Aufsicht war ich entkommen und fühlte mich in der großen Gemeinschaft der gleichaltrigen und älteren Schüler so frei wie bis dahin nur in den Ferien.
Es gab nur vier Unterrichtsstunden täglich, nachmittags nur Studierzeiten, also betreutes Aufgabenmachen, und sportliche Vergnügungen (vornehmlich Fußball, Tischfußball und Tischtennis). Doch im späteren berühmten Nachhinein musste ich feststellen, dass ich in keinem Schuljahr jemals mehr gelernt hatte, als in jenem. Noch heute muss ich an die heiteren, spannenden Stunden denken, die ich mit drei Freunden beim Studium der Geographie und Arithmetik in einer verfallenen Hütte verbrachte, die wir im Wald der an den Fußballplatz grenzte, entdeckt hatten. Wir waren verwegene Räuber, aßen Weißbrot und Schokolade, die wir uns bei der offiziellen Merenda heimlich in die Taschen getopft hatten, und pafften dazu gemeinsam eine Kräuterzigarette. Unsere Prüfungsresultate waren sensationell und wir lachten uns ins Fäustchen, warfen uns verstohlen grinsende Blicke zu. Triumphal.
Im Italienischunterricht lasen wir in einer dicken Anthologie, Texte von denen einer mir Jahr für Jahr wieder aus der Erinnerung entgegensteigt, ja mich als Thema durchs Leben begleitet:
Ein in die Jahre gekommener Fahrrad-Profi radelt durch die gelb und grün leuchtenden Hügel der Toskana, vorbei an Weinbergen, Orangengärten, durch Alleen aus bizarren, über die Straße ragenden Pinien oder schlanken hohen Zypresse, erfreut sich seiner Kraft, seiner Ausdauer und genießt den kühlenden Fahrtwind, als er plötzlich von einem Kollegen überholt wird. Er versucht kurz, sich ihm anzuschließen, muss aber aufgeben und sieht dem weitaus jüngeren und entsprechend vor Kraft strotzenden Fahrer wehmütig hinterher. Er taxiert dessen Technik und bemerkt Fehler, die er selber seinerzeit auch gemacht hatte und beheben musste, um erfolgreich zu sein. Und nun sieht er sich trotz seines ausgefeilten Könnens von der rohen Gewalt dieses Jünglings überrollt.
Ich hatte mich damals im Internat schon als bester Weit- und Hochspringer meiner Klasse hervorgetan, Ausgleich für meine miserablen Fähigkeiten beim Fußballspiel, die mich wiederum zum begehrten Torwart machten. Aber wie hätte ich ahnen können, dass ich eines Tages dastehen würde wie ich seit Jahrzehnten dastehe, der jugendlichen Sprungkraft verlustig und die Techniken der neunen Hochspringer-Generationen kritisierend? Wie damals der Seniorenradler in der Blütenlese. Warum hat mich das so angesprochen und beeindruckt, dass es mich bis heute verfolgt? Meine Antwort darauf behalte ich für mich, wie ich seit langem meine Ansichten zum Golfunterricht für mich behalte und wie ich auch bald meine Kritiken an der deutschen Hochsprunglehre für mich behalten werde. Der Kollege auf seinem Fahrrad in der Toskana ist ja – so weit ich erinnre –auch einfach nur weitergefahren. Und war glücklich. Ich liebe ihn.
Als ich mit 13 nach Italien kam, in ein nobles Internat hoch über der ligurischen Küste, eine Stundenwanderung entfernt von Portofino und Rapallo, war ich glücklich, dem deutschen Schulsystem entkommen zu sein. Anstatt der üblichen Tadel wegen meiner miserablen Rechtschreibung erntete ich Lob, ja Bewunderung dafür, wie schnell ich mich des Italienischen bemächtigt hatte. Auch der elterlichen und noch schlimmer der großmütterlichen Aufsicht war ich entkommen und fühlte mich in der großen Gemeinschaft der gleichaltrigen und älteren Schüler so frei wie bis dahin nur in den Ferien.
Es gab nur vier Unterrichtsstunden täglich, nachmittags nur Studierzeiten, also betreutes Aufgabenmachen, und sportliche Vergnügungen (vornehmlich Fußball, Tischfußball und Tischtennis). Doch im späteren berühmten Nachhinein musste ich feststellen, dass ich in keinem Schuljahr jemals mehr gelernt hatte, als in jenem. Noch heute muss ich an die heiteren, spannenden Stunden denken, die ich mit drei Freunden beim Studium der Geographie und Arithmetik in einer verfallenen Hütte verbrachte, die wir im Wald der an den Fußballplatz grenzte, entdeckt hatten. Wir waren verwegene Räuber, aßen Weißbrot und Schokolade, die wir uns bei der offiziellen Merenda heimlich in die Taschen getopft hatten, und pafften dazu gemeinsam eine Kräuterzigarette. Unsere Prüfungsresultate waren sensationell und wir lachten uns ins Fäustchen, warfen uns verstohlen grinsende Blicke zu. Triumphal.
Im Italienischunterricht lasen wir in einer dicken Anthologie, Texte von denen einer mir Jahr für Jahr wieder aus der Erinnerung entgegensteigt, ja mich als Thema durchs Leben begleitet:
Ein in die Jahre gekommener Fahrrad-Profi radelt durch die gelb und grün leuchtenden Hügel der Toskana, vorbei an Weinbergen, Orangengärten, durch Alleen aus bizarren, über die Straße ragenden Pinien oder schlanken hohen Zypresse, erfreut sich seiner Kraft, seiner Ausdauer und genießt den kühlenden Fahrtwind, als er plötzlich von einem Kollegen überholt wird. Er versucht kurz, sich ihm anzuschließen, muss aber aufgeben und sieht dem weitaus jüngeren und entsprechend vor Kraft strotzenden Fahrer wehmütig hinterher. Er taxiert dessen Technik und bemerkt Fehler, die er selber seinerzeit auch gemacht hatte und beheben musste, um erfolgreich zu sein. Und nun sieht er sich trotz seines ausgefeilten Könnens von der rohen Gewalt dieses Jünglings überrollt.
Ich hatte mich damals im Internat schon als bester Weit- und Hochspringer meiner Klasse hervorgetan, Ausgleich für meine miserablen Fähigkeiten beim Fußballspiel, die mich wiederum zum begehrten Torwart machten. Aber wie hätte ich ahnen können, dass ich eines Tages dastehen würde wie ich seit Jahrzehnten dastehe, der jugendlichen Sprungkraft verlustig und die Techniken der neunen Hochspringer-Generationen kritisierend? Wie damals der Seniorenradler in der Blütenlese. Warum hat mich das so angesprochen und beeindruckt, dass es mich bis heute verfolgt? Meine Antwort darauf behalte ich für mich, wie ich seit langem meine Ansichten zum Golfunterricht für mich behalte und wie ich auch bald meine Kritiken an der deutschen Hochsprunglehre für mich behalten werde. Der Kollege auf seinem Fahrrad in der Toskana ist ja – so weit ich erinnre –auch einfach nur weitergefahren. Und war glücklich. Ich liebe ihn.
Dem nach höherem Strebenden ist nichts zu hoch sondern alles zu nieder. (vonmia)