(12.09.2024, 09:05)Chirurg schrieb:(12.09.2024, 08:16)TranceNation 2k14 schrieb:Die Funktion wird klar sein: M. semimembranosus, M. semitendinosus und der lange Kopf des M. biceps femoris beugen im Kniegelenk und strecken im Hüftgelenk, der kurze Kopf des M. biceps femoris beugt nur im Kniegelenk ohne Streckfunktion im Hüftgelenk.(12.09.2024, 00:59)trackwatchnds schrieb: Die in der dt. Leichtathletik so weit verbreitete Bezeichnung des "Beugers". Was konkret soll diese Muskelgruppe im leichtathletischen Kontext beugen? Das ist eine rhetorische Frage, aber leider sieht man eben diese Muskelfunktion immer wieder im Training. Ich denke, dass genau diese Bezeichnung nicht nur irreführend, sondern Ursache für viele myotendinöse Verletzungen in diesem Bereich ist. Mir ist eine derartige Sinnverfehlung auch in keiner anderen Sprache bekannt so wie hier. Wenn man sich doch wenigstens auf Ischios/ischiocrurale Muskulatur/Hamstrings einigen würde. Egal was, nur nicht Beuger...
Macht doch mal ein Interview mit Dr. Tobias Alt vom OSP Westfalen (Dortmund) zu diesem Thema
Aber der Artikel soll ja nicht nur Leichtathleten ansprechen
Ich "hasse" den Begriff Beuger als Mediziner auch, obwohl er rein formal eben nicht falsch ist - aber das hat sich so fest bei Sportlern, Trainern und Physiotherapeuten eingebrannt, ich könnte da mit meinem eigenen Physiotherapeuten fast in Streit geraten, was ich als Arzt und in diesem Fall dann Patient auf der Liege besser vermeide ;-). Im Medizinstudium lernt man das so auch nicht als „Beuger“ in der Anatomie-Vorlesung/Leichenkurs oder funktionellen Anatomie.
Der lange Kopf des M. biceps femoris stabilisiert das Becken in der Sagittalebene, ein häufiger Grund für Verletzungen, weil Übungen zur Beckenstabilisierung leider zu häufig vernachlässigt werden, der M. biceps femoris resultierend überlastet wird und dementsprechend streikt in unterschiedlicher Ausprägung einer muskulären/muskulotendinösen Verletzung. Gertrud Schäfer könnte dazu sicher ein Buch schreiben.
Thema könnte vielleicht umziehen in neuen Thread...
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Goldenes Oval Dresden 2024 - 30.08.2024
Es kommt noch hinzu, dass die zweigelenkigen ischiocruralen Anteile im Lombardschen Paradoxon das Kniegelenk strecken. Die gesamte untere Extremität ist eine Kaskade in der Ausführung. Wenn nur ein Teil nicht seine Funktion in der Reihenfolge erledigt, wird ein anderer Teil überbelastet. Das ist die Crux in der Abteilung. Das erlebt man im Fußballspiel, wenn ein Spieler mit dem Fuß im Rasen hängenbleibt. Dann schnellt der Unterschenkel vor und es macht peng!!! Darüber hat mir mal ein deutscher Professor berichtet.
In vielen Fällen werden auch nicht die richtigen protektiven Übungen angewendet, weil man falsche Ursachen heranzieht. Mir schwebt da ein ganz markantes Beispiel aus dem deutschen Weltklassesprungbereich vor, wo es sicherlich irgendwann zu Rezidiven kommen kann. In dem Fall halte ich mich aber aus ganz bestimmten Gründen zurück.
Manchmal werden auch einige Fälle mit gravierenden Verletzungen gar nicht publik gemacht. Nebenbei bemerkt ist Owen Ansah bei mehreren Meetings nicht gestartet, obwohl er wohl gemeldet schien. Was ist da los? Bei irgendeiner Veranstaltung hatte ich das Gefühl, dass er humpelte?!
Ich wende bei Übungskonstruktionen oder Übungsübernahmen von anderen viele Punkte an, nach denen ich die Übung als geeignet oder ungeeignet einstufe und unterscheide zwischen leichtathletischen Erfordernissen und protektiven Gelenkübungen: alles zu seiner Zeit. Es hängt von meiner Intension mit AuA ab. Es gibt aber eben auch Übungen, bei denen die Dosis das Gift macht, wenn harte Kräfte arbeiten. Zudem kommen die individuellen Strukturen zum Tragen.
Gertrud