28.08.2023, 08:33
Zur Gesamtbewertung des Zustands der deutschen Leichtathletik verschiedene Bilanzen der WM 2023 in Budapest. Fehler bei den Zahlen kann ich nicht hundertprozentig auschließen:
1. Summe der DLV-Einzelbilanzen
Der Vergleich der Endergebnisse mit den Meldelisten sagt meines Erachtens vorrangig etwas über den Saisonaufbau von Sportler und Heimtrainer sowie die Fahigkeit aus, im wichtigsten Wettkampf unter großem Druck und härtestmöglicher Konkurrenz abzuliefern. Da all das im DLV-System stattfindet, hat der durch Förderung, Bundestrainer, Trainingslager, Unterstützung vor Ort etc. durchaus einen gewissen Anteil daran:
- 21 Ergebnisse über den Erwartungen
- 21 Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen
- 14 Ergebnisse unter den Erwartungen
Ich hätte hier eine Gaußsche Normalverteilung erwartet, also ähnlich viele bessere wie schlechtere Ergebnisse. Es kann unmöglich passieren, dass niemand enttäuscht. Mein Fazit daraus ist, dass die Mehrzahl gut vorbereitet war und abgeliefert hat. Die Summe der Einzelleistungen war also absolut zufriedenstellend.
2. Altersschnitt
Hier habe ich einfach mal den Mittelwert aus dem aktuellen Alter aller Athleten in Jahren gezogen (eine geringe Ungenauigkeit ist also durch die Rundung enthalten, die Staffeln habe ich nicht berücksichtigt) und vergleiche mit den Zahlen der letzten beiden Olympischen Spiele, die ich schon mal aufbereitet hatte:
- 26,3 Jahre (Mittelwert Rio 2016 aller Athleten unter den Top 25)
- 26,7 Jahre (Mittelwert Tokio 2020 aller Athleten unter den Top 25)
- 26,3 Jahre (Mittelwert Budapest 2023 aller Athleten unter den Top 25)
- 26,8 Jahre (Mittelwert Rio 2016 aller Athleten unter den Top 8)
- 27,3 Jahre (Mittelwert Tokio 2020 aller Athleten unter den Top 8)
- 28 Jahre (Mittelwert Budapest 2023 aller Athleten unter den Top 25)
Das Problem war keineswegs eine Überalterung des Teams.
3. Aussichten hinsichtlich des Alters
Auch ein genauerer Blick auf die Ergebnisse lässt keine Probleme hinsichtlich Paris 2024 erwarten. Nur wenige Sportler aus den Top 25 waren zum Wettkampftermin bereits über 30 Jahre alt:
- Mit Christopher Linke ist nur eine Stütze des Teams mit 34 Jahren im wirklich fortgeschrittenen Alter, welches ein Karriereende nach den Olympischen Spielen sehr wahrscheinlich macht. Er treibt auch durch gleich zwei Top-Acht-Platzierungen diesen Schnitt nach oben, da ich ihn dort doppelt eingerechnet habe.
- Daniel Jasinski (34, Jüngere rücken nach)
- Sara Gambetta (30, Jüngere rücken nach)
- Kristin Pudenz und Shanice Craft (30, bleiben uns hoffentlich noch einige Jahre erhalten)
- Melat Kejeta (30, als Ausdauersportlerin vielleicht noch viele Jahre konkurrenzfähig)
- Haftom Welday (33)
4. Punktewertung der Einzelplatzierungen im Vergleich zwischen Doha, Eugene und Budapest
Die sicherlich aussagekräftigste Bilanz der deutschen Leichtathletik. Ich habe 12 Punkte für Platz 1 vergeben, 10 für Platz 2, 8 für Platz 3 usw. bis 3 für Platz 8, 2 für Plätze 9 bis 15 und einen für Plätze 16 bis 25. So ist meines Erachtens eine ausgewogene Bewertung sichergestellt, die Top-Leistungen ausreichend anerkennt, aber auch die Breite berücksichtigt.
- 146 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Doha 2019)
- 101 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Eugene 2022)
- 107 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Budapest 2023)
Man muss wissen, dass drei schlechte Weltmeisterschaften miteinander verglichen werden. Bestenfalls kann man sagen, dass der Abwärtstrend gestoppt wurde. Die Auswertung der Ausfälle zeigt aber, dass 42 Punkte mehr hätten möglich sein können. Auch wenn mir kein Vergleich mit den vorherigen Weltmeisterschaften möglich ist, sind damit fast 30 % des Potentials weggebrochen. Das erscheint viel.
Interessant auch die Punktewertung allein der Platzierungen unter den ersten 8:
- 103 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Doha 2019)
- 48 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Eugene 2022)
- 62 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Budapest 2023)
Mit 13 Top-8-Platzierungen war man klar besser als in Eugene mit sieben und etwas schlechter als in Doha mit 15.
5. Geschlechterbilanz
- Frauen: 46 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen)
- Männer: 57 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen)
Dass die Männer vorne liegen, ist eine bemerkenswerte Ausnahme. Die fünf punktbesten Leistungen wurden von Männern erzielt, während die besten Frauenergebnisse zwei sechste Plätze waren.
6. Medaillenbilanz
Nicht die aussagekräftigste, aber die wichtigste Bilanz. Keine einzige Medaile zu holen ist eine Katastrophe in der öffentlichen Wahrnehmung, die sich berrechtigterweise darauf konzentriert. Dass die Detailauswertungen oben etwas besser aussehen und individuell sowieso andere Kriterien herangezogen werden müssen, geht dabei leider unter.
1. Summe der DLV-Einzelbilanzen
Der Vergleich der Endergebnisse mit den Meldelisten sagt meines Erachtens vorrangig etwas über den Saisonaufbau von Sportler und Heimtrainer sowie die Fahigkeit aus, im wichtigsten Wettkampf unter großem Druck und härtestmöglicher Konkurrenz abzuliefern. Da all das im DLV-System stattfindet, hat der durch Förderung, Bundestrainer, Trainingslager, Unterstützung vor Ort etc. durchaus einen gewissen Anteil daran:
- 21 Ergebnisse über den Erwartungen
- 21 Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen
- 14 Ergebnisse unter den Erwartungen
Ich hätte hier eine Gaußsche Normalverteilung erwartet, also ähnlich viele bessere wie schlechtere Ergebnisse. Es kann unmöglich passieren, dass niemand enttäuscht. Mein Fazit daraus ist, dass die Mehrzahl gut vorbereitet war und abgeliefert hat. Die Summe der Einzelleistungen war also absolut zufriedenstellend.
2. Altersschnitt
Hier habe ich einfach mal den Mittelwert aus dem aktuellen Alter aller Athleten in Jahren gezogen (eine geringe Ungenauigkeit ist also durch die Rundung enthalten, die Staffeln habe ich nicht berücksichtigt) und vergleiche mit den Zahlen der letzten beiden Olympischen Spiele, die ich schon mal aufbereitet hatte:
- 26,3 Jahre (Mittelwert Rio 2016 aller Athleten unter den Top 25)
- 26,7 Jahre (Mittelwert Tokio 2020 aller Athleten unter den Top 25)
- 26,3 Jahre (Mittelwert Budapest 2023 aller Athleten unter den Top 25)
- 26,8 Jahre (Mittelwert Rio 2016 aller Athleten unter den Top 8)
- 27,3 Jahre (Mittelwert Tokio 2020 aller Athleten unter den Top 8)
- 28 Jahre (Mittelwert Budapest 2023 aller Athleten unter den Top 25)
Das Problem war keineswegs eine Überalterung des Teams.
3. Aussichten hinsichtlich des Alters
Auch ein genauerer Blick auf die Ergebnisse lässt keine Probleme hinsichtlich Paris 2024 erwarten. Nur wenige Sportler aus den Top 25 waren zum Wettkampftermin bereits über 30 Jahre alt:
- Mit Christopher Linke ist nur eine Stütze des Teams mit 34 Jahren im wirklich fortgeschrittenen Alter, welches ein Karriereende nach den Olympischen Spielen sehr wahrscheinlich macht. Er treibt auch durch gleich zwei Top-Acht-Platzierungen diesen Schnitt nach oben, da ich ihn dort doppelt eingerechnet habe.
- Daniel Jasinski (34, Jüngere rücken nach)
- Sara Gambetta (30, Jüngere rücken nach)
- Kristin Pudenz und Shanice Craft (30, bleiben uns hoffentlich noch einige Jahre erhalten)
- Melat Kejeta (30, als Ausdauersportlerin vielleicht noch viele Jahre konkurrenzfähig)
- Haftom Welday (33)
4. Punktewertung der Einzelplatzierungen im Vergleich zwischen Doha, Eugene und Budapest
Die sicherlich aussagekräftigste Bilanz der deutschen Leichtathletik. Ich habe 12 Punkte für Platz 1 vergeben, 10 für Platz 2, 8 für Platz 3 usw. bis 3 für Platz 8, 2 für Plätze 9 bis 15 und einen für Plätze 16 bis 25. So ist meines Erachtens eine ausgewogene Bewertung sichergestellt, die Top-Leistungen ausreichend anerkennt, aber auch die Breite berücksichtigt.
- 146 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Doha 2019)
- 101 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Eugene 2022)
- 107 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen in Budapest 2023)
Man muss wissen, dass drei schlechte Weltmeisterschaften miteinander verglichen werden. Bestenfalls kann man sagen, dass der Abwärtstrend gestoppt wurde. Die Auswertung der Ausfälle zeigt aber, dass 42 Punkte mehr hätten möglich sein können. Auch wenn mir kein Vergleich mit den vorherigen Weltmeisterschaften möglich ist, sind damit fast 30 % des Potentials weggebrochen. Das erscheint viel.
Interessant auch die Punktewertung allein der Platzierungen unter den ersten 8:
- 103 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Doha 2019)
- 48 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Eugene 2022)
- 62 Punkte (aus allen Top-8-Platzierungen in Budapest 2023)
Mit 13 Top-8-Platzierungen war man klar besser als in Eugene mit sieben und etwas schlechter als in Doha mit 15.
5. Geschlechterbilanz
- Frauen: 46 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen)
- Männer: 57 Punkte (aus allen Top-25-Platzierungen)
Dass die Männer vorne liegen, ist eine bemerkenswerte Ausnahme. Die fünf punktbesten Leistungen wurden von Männern erzielt, während die besten Frauenergebnisse zwei sechste Plätze waren.
6. Medaillenbilanz
Nicht die aussagekräftigste, aber die wichtigste Bilanz. Keine einzige Medaile zu holen ist eine Katastrophe in der öffentlichen Wahrnehmung, die sich berrechtigterweise darauf konzentriert. Dass die Detailauswertungen oben etwas besser aussehen und individuell sowieso andere Kriterien herangezogen werden müssen, geht dabei leider unter.