21.08.2023, 08:26
(21.08.2023, 08:14)Gertrud schrieb:KK (wenn Koko gemeint ist), ist hier aber ein schlechtes Beispiel, weil a) nicht Mehrkampf und b) explizit nicht bei DLV-Coaches unterwegs seit Jahren...(21.08.2023, 07:41)muffman schrieb: Das Technische Niveau ist bei den DLV-Siebenkämpferinnen in zu vielen Disziplinen halt viel zu schwach. Bei den Hürden z.B. war es teilweise einfach grausam. Da muss man nichtmal von Details sprechen, da geht es um die absoluten Basics. Oder Start, bzw. Startpositionen. Dass dann im Wettkampf mal der Anlauf im Weit zusammenbricht, meinetwegen. Kann mal passieren. Aber es kann doch nicht sein, dass auf Weltklasseniveau der Erfolg an der Disziplintechnik scheitert. Es gibt immer etwas zu verbessern, klar. Die Mehrkämpfer und Mehrkämpferinnen können gar keine technische Perfektion in jeder Disziplin erreichen, aber wenn da schon die Basics einer Disziplin nicht vorhanden sind wird es eben schwierig. Die Athletinnen geben ihr Bestes, aber scheitern daran, dass im Training von Trainerseite aus scheinbar die Schwerpunkte falsch gesetzt werden bzw. wurden.
Lieber Muffin,
Sie sprechen mir aus dem Herzen. Als ich vor 30 Jahren gemeinsam mit Hansjörg Holzamer die Sprintmethodik im DLV moniert habe, hat man uns als "Querulanten" abgetan, nicht als "Querdenker" bezeichnet. Als ich die Zeichen der Zeit hinsichtlich Verletzungsprophylaxe angeprangert und erklärt habe, haben sie mich als "na ja, die hat immer was!" abgetan. Dass den DLV meine Prognose so schnell einholt, habe selbst ich nicht gedacht.
Woran liegt das nun im Mehrkampf? Warum war ich bei Sabine Braun und Beate Peters mit Athletinnen erfolgreich, die ich zum ersten Mal in diesen für mich neuen Disziplinen trainiert habe. Ich bin ein total durchstrukturierter, akribisch, enorm fleißiger Mensch. Es sind im DLV teilweise BT an der Front, die die Handwerke Technik, funktionelle Anatomie und angepasstes Krafttraining nicht verinnerlichen und in den Zusammenhängen nicht verstehen. Sie fahren mit ihren Schützlingen von X nach Z oder nach Salzburg zum RB-Zentrum und verstehen die übergeordneten Zusammenhänge immer noch nicht. Nehmen wir nur eine KK! Es ist ein Desaster, was mit dem Mädel passiert.
Im Mehrkampf gibt es immer wieder technische Probleme vor allem im Weitsprung, Kugelstoßen und Speerwerfen und funktionelle Probleme bei ACL (VKB), Fuß- und Hamstringproblemen. Diese Probleme haben ihre Ursachen, sie kommen nicht aus dem Himmel ohne Grund angeflogen.
Beim Weitsprung würde ich es ohne Übertreibung schaffen, die Grundfesten eines sicheren Anlaufes mit einigen zielfühenden Übungen in einer Technikeinheit als Basis zu schaffen. Es geht hier zunächst nicht um das Übertreten von 1, 2, oder 3 Zentimetern. Es geht um diese völlige Ungenauigkeit. Es gibt Menschen, die über ein enormes peripheres Sehen verfügen, die solche Übungen nicht brauchen und auch aus jeder Position heraus den genauen, gültigen Absprung schaffen. Sie haben nicht diese bewegungsmäßigen Blockaden im Gehirn. Wir müssen die AuA da abholen, wo sie stehen und sukzessive die Techniken verbessern. Das ist mein Anspruch.
Nehmen wir z.B. eine Vuleta! Sie ist - so glaube ich - sicherlich nicht von der Leichtigkeit die talentierteste Weispringerin; aber sie scheint aus meiner Sicht enorm "verkopft" und akribisch gemeinsam mit ihren Trainer zu sein. So werden Erfolge langfristig "gestrickt".
Auch die Kreuzbandrisse haben Ursachen, die teilweise stark von der Vorbereitung ohne Sicherung der Region ablaufen und eben vor allem bei jungen Frauen ihre Ausprägung finden.
Es gibt noch sehr viel im deutschen Mehrkampf zu tun. Man kann nicht immer damit argumentieren, dass andere Nationen auch diese Ausfälle haben. Dann arbeiten sie eben auch schlecht. Auch Shooting Stars im Zehnkampf haben Übungen in ihrem Programm, die ich nie und nimmer anwende. Wo werden solche Themen bei den Fortbildungen diskutiert??? Da werden höchstens Trainingsplane aufgetischt, die man auch zuschicken könnte.
Gertrud
Was die Fortbildungen angeht, ist es sicher eine Fraage, welches Trainerniveau man meint. Ich moniere auch, dass zu wenig für die Zielgruppe derer getan wird, die potntielle Trainer/Entdecker von Talenten sind, sich lizenzmäßig irgendwo zwischen C und B oder B und A-Niveau aufhalten. Da wird zu oft gesagt: "Werder erstmal erfolgreich". Oder: "Sammelt erstmal Erfahrung." Die Erfahrung, die der Trainer aber erstmal sammeln soll, sind Fehler, die er mit Athleten tut, die nur eine Karriere haben.
Im Bereich der Bundes- und Diplomtrainer gibt es viel Fortbildung, die "normalsterbliche" nicht mitbekommen, teils hinter verschlossenen Türen (aus Angst z.B. im Formum zerissen zu werden ). Da ist eben das problem: Man weiß es nicht und schwimmt womöglich zu viel im eigenen Saft.
Noch was zum Anlauf: Ich würde bei allem technischen das psychologische nicht außer acht lassen. Ich finde, deutschen Athleten wird unfassbarer Druck aufgelastet. Sie bekommen wenig bis keine Unterstützung, selbst vom Verband selten einen Vertrauensbeweis, werden im Internet zerissen und sollen bitte immer Performen und damit strukturelle Probleme lösen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das an einem nagt. Natürlich SOLLTE das einen kalt lassen, aber das sind auch nur Menschen.