16.11.2014, 18:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.11.2014, 18:23 von icheinfachma.)
(16.11.2014, 16:06)Gertrud schrieb: Es kommt auch bei Hunden auf das Gewicht an! „Als zur Zeit grösster Hund gilt der tuerkische Kangal mit einer durchschnittlichen Wristhoehe von 80-85 cm (65-85 Kilo!)“ Auf der Seite sehen sie, dass durchaus neben den Hebeln auch das Gewicht eine Rolle spielt: https://www.futterplatz.de/static.php/st...sentabelle Der Windhund hat natürlich gute Hebel, aber eben auch ein relativ geringes Gesamtgewicht, wobei er wahrscheinlich eher über einen "Vorderradantrieb" bezüglich der Kraft durch den tief gelegenen Brustkorb verfügt. Hunde mit gleicher Höhe, aber mehr Gewicht sind dem Windhund hinsichtlich Geschwindigketit unterlegen.
Gertrud
Wölfe verfügen als Hetzjäger über gute Ausdauerfähigkeiten, was sich auch beim Haushund niederschlägt. Auch Windhunde sind für die Hetzjagd auf Gazellen und andere schnelle Tiere gezüchtet. Bei Windhundrennen werden Strecken von mehreren km absolviert. Was sie von anderen Hunden unterscheidet, sind vornehmlich vier Merkmale, die man in der Form auch vom Geparden kennt: Ein auffallend verkleinerter Kopf führt nicht nur dazu, dass aufgrund der kleineren Kaumuskeln und Fänge die Beutetiere nicht zu groß sein dürfen, sondern er führt auch zu einer Gewichtsreduktion. Der stark vergrößert erscheinende Brustkorb ist einerseits ein Schein: Brustkörbe von Hunden gehen sehr tief und sind dabei sehr schmal, um den Vorderläufen die Bewegung zu ermöglichen. Allerdings besitzen Windhunde tatsächlich größere Brustkörbe als andere Hunde, was mit größeren Lungen und Herzen einhergeht (Ausdauer). Außerdem zeigen Windhunde und Geparden eine sehr spezielle Muskulaturverteilung: Die zum Laufen benötigten Muskelgruppen sind entwickelt und an anderer Stelle wird Gewicht gespart. Das hat Nachteile in Spiel- und Kampfsituationen, wo neben Lauf- auch andere Bewegungen in den Vordergrund treten. Einem Gepard fällt das nicht auf die Füße, weil er deutlich kleinere (als er selbst) Beute jagt, die leicht zu überwältigen ist; ein Windhund dagegen lebt in menschlicher Obhut. Das vielleicht phänomenalste Merkmal ist die Wirbelsäule, die bei der Landung auf den Vorderläufen gestaucht wird wie ein Stabhochsprung-Stab, um nach Aufsetzen der Hinterläufe gestreckt zu werden. Sie arbeitet elastisch. Andere (vierfüßige!) Tiere zeigen dieses Wirbelsäulenverhalten auch, aber in weniger ausgeprägter Form. Eine Anpassung an das Laufen, die alle Hundeartigen haben, sind die verwachsene Elle und Speiche. Somit werden Pronation und Supination der Vorderpfoten unterbunden, was für zusätzliche Stabilität sorgt. Katzen haben diese Stabiliät nicht, sie brauchen ihre Pfoten als Werkzeuge zum Beutegreifen und Klettern, dort ist Beweglichkeit gefragt.
Es gibt noch weitere Merkmale, die laufende Tiere kennzeichnen, aber es wird klar, dass jene Tiere eine gänzlich andere Anatomie als Menschen haben. Der Vergleich zwischen laufenden Tieren und Sprintern ist wenig erkenntnisbringend im Zusammenhang mit Leichtathletiktraining. Außerdem denke ich, dass die Biomechanik der Tiere sich einem reinen Sportwissenschftler zu sehr entzieht, um noch auf hohem fachlichen Niveau diskutiert zu werden (was ich auch nicht für mich beanspruche). Es erfordert schließlich schon äußerst umfangreiche Arbeit, sich in das menschliche Laufen einzuarbeiten. Für einen Vergleich Sprinter-Tier ist auch ungünstig, dass ein Windhund, wie gesagt, nicht als Sprint- sondern als Hatztier zu bewerten ist (und auch dafür gezüchtet wurde) und auch der Gepard ein ausgesprochender Langsprinter ist.
Das Argument, im Sprinttraining sparsam mit Hypertrophietraining umzugehen, halte ich aber aus einem anderen Grund für gerechtfertigt: Vom Laufen und Springen (ohne zusätzliches Krafttraining) hypertrophieren die Muskeln nicht nennenswert. Nach dem Qualitätsgesetz bewirken spezifische Reize spezifische Adaptionen. Wenn dem so ist, ist Hypertrophie offensichtlich keine sprintspezifische Adaption, weil der Körper sonst mit solcher auf ein Lauftraining reagieren würde. (Mit Laufen meine ich hier das Laufen in den verschiedenen Intensitätsbereichen, die im Sprint üblich sind.) Umgekehrt sind die Anpassungen physiologisch im Bereich der Kraftausdauer und neurologisch im Bereich der Schnell- und Maximalkraft sowie der intermuskulären Koordination zu finden, welche dann nach dem Qualitätsgesetz auch als sprintspezifische Adaptionen zu werten sind.
(Hier kann man sich übrigens mal ein Bild machen, wie 'unterlegen' kräftig gebaute Hunderassen im KURZsprint sind http://www.youtube.com/watch?v=Bmr085ivDME Sie haben eindeutig bessere Hebel durch ihre kurzen und kräftigen Gliedmaßen, aber auf langen Strecken zahlt sich eine sehr große, schlanke Gestalt mit einem hochefizienten Laufstil aus)