(15.09.2014, 13:45)Javeling schrieb: Wenn z.B. @Gertrude schreibt :
"Lehrgangs- und Trainingslagerverpflichtungen sind doch absurd", dann frage ich mich, wie ein Verband seine Aufgaben im Interesse seiner Kader-AthletenInnen erfüllen kann, wenn diese zwar ihre Rechte 'genau' kennen und vom Verband einfordern, aber Verbands-Verpflichtungen ablehnen.
Frage : Sind eigentlich mal Rechte von AthletenInnen und TrainernInnen kritisiert/abgelehnt worden ?
Heinz Engels, Mainz
Es geht doch im Endeffekt darum, wie eine Athletin oder ein Athlet sein Topniveau möglichst beim Topereignis verwirklichen kann. Nur darum geht es - und um nichts anderes!!! Darum sollte es dem Verband auch gehen und nicht darum, ob ein Bundestrainer ausgelastet ist oder um das gesamte "Teamgesülze"!! Konnte das Team es in Zürich richten - nein!!! Nur die Form am Tage X ist entscheidend, wobei der Service des Verbandes sicherlich hilfreich sein kann!!! Das würde ich niemals ablehnen. Auch Fortbildungen auf breiter Basis halte ich für sehr wichtig. Über das Wie lässt sich sicherlich streiten. Ich könnte Ihnen aus dem Stegreif eine Fortbildung mit Leuten auf höchstem Niveau mit Inhalten aus dem Ärmel zaubern, dass einigen der Unterkiefer herunterfiel. Ich selbst nutze diese verkürzten Wege. Deshalb amüsieren mich auch gelegentlich antiquierte Inhalte bei Fortbildungen.
Ich habe doch das Mehrkampf-Beispiel genannt. Wenn ich eine Mehrkämpferin trainiere, hole ich mir nützliche Tipps da, wo ich sie vermute und nicht unbedingt beim jeweiligen Bundestrainer, der vielleicht gar nicht nach meinen Vorstellungen verfährt. Teilweise hätten die Lehrgänge für meine Schützlinge und mich nur gesellschaftlichen Wert. Der Bundestrainer kommt doch auch nicht zu mir, obwohl ich die bisher beste Mehrkämpferin im DLV trainiert habe. Erkennen Sie die Schizophrenie?
Ich trainiere zur Zeit einen jungen Kugelstoßer, der einen unheimlich guten Kopf hat. Bankdrücken, beidbeinige Tiefkniebeugen oder Training am Besenstiel - Fehlanzeige! Nehmen Sie einen solchen Athleten, der zum Lehrgang kommt, wo vielleicht derartige Übungen im Fokus stehen. Der Junge würde die Welt nicht mehr verstehen. Er weiß durch meine Erklärungen, warum ich diese Übungen ablehne. Es sind Klippen bei ihm zu umschiffen, von deren Umgehung der jeweilige Verbandstrainer vielleicht noch nie etwas gehört hat. Sicherlich würde ich mal mit ihm zu einem Lehrgang fahren, um ihm auch die andere Welt der Übungen zu zeigen. Ich habe sehr lange an meiner Philosophie gebastelt und habe einfach keine Lust, andere damit zu konfrontieren oder lange darüber zu diskutieren. Zeitverlust ist in meinem Alter nur eine Belastung, die ich für mich nicht mehr will. Meine Kooperationspartner ticken ähnlich, wo ich dann Schützlinge vielleicht auch mal aufgehoben wüsste.
Demnächst kommen wieder zwei Trainer mit einer jungen Mehrkämpferin zu mir. Mit einem Trainer kooperiere ich schon lange. Auch der andere liegt voll auf meiner Linie. Das ist Kooperation auf einer cleveren Basis. Ich halte mehr von diesen Einheiten im kleinen Kreis mit sehr hoher Lernintensität.
Natürlich lehne ich Bundestrainer in ihrer Arbeit nicht ab. Es gibt genügend Trainer und Athleten, die der Hilfe bedürfen. Dafür macht diese Einrichtung Sinn - ganz klar! Schauen Sie, ich bin völlig unabhängig, habe als Pensionärin Zeit und verbrauche mich nicht mit lästigem Kader-Papierkram. Zudem kaufe ich alles, was meinen kleinen Schützlingen Nutzen bringt. Ich lebe sportlich in einer Luxusposition, die ich auch nutze. Ich habe gerade schon wieder ein Buch bestellt und gedenke auch wieder kleine Geräte anzuschaffen, mit denen andere wahrscheinlich gar nichts anfangen können. Ich bin einfach kein genormter Mensch und fühle mich sehr wohl in der Art, wie ich an Übungskonstruktionen herangehe. Ich habe letztens einen Wissenschaftler mit einem Bekannten aufgesucht. Hinterher sagte der Bekannte: "Der tickt ja genau wie du. Ich kann dich jetzt sehr gut verstehen! Du lebst in einer eigenen Welt. Ich kann deinen Spaß daran nachvollziehen."
Wir haben wahnsinnig viele Talente, die noch unentdeckt irgendwo leben. Über deren Rekrutierung sollte sich der DLV verstärkt Gedanken machen und den Teil seiner vielleicht unausgelasteten Trainer darauf sowohl in der Logistik und auch in der praktischen Anwendung ansetzen. Ich halte gar nichts davon, die Bundestrainer mit Athleten zu bestücken, die gut zu Hause untergebracht sind. Das ist eine unnütze Doppelversorgung. Die neuen Bundesjugendspiele z.B. sind teilweise ein Schuss in den Ofen, weil sie keine Werte für überregionale Auswertungen liefern.
Wir führen an unserem Gymnasium auch Sichtungen durch: LA, VB und BB für eine Extra-Sportklasse mit 20 SuS. Erst wird die Klasse bestückt und dann die LA-AG. Schauen Sie, mir ist ein Mädchen aufgefallen, dass gar nicht unter den ersten 20 war!
![Wink Wink](https://leichtathletikforum.com/images/smilies/wink.gif)
Gertrud