18.07.2022, 19:17
(18.07.2022, 18:23)Gertrud schrieb:Ich gehe 100% mit den Aussagen von Gertrud mit. Ein Zurückschicken geht bei einem solchen Fall zu 99,5% in die Hose. Die letzten Schritte werden noch länger und passiver, übergetreten wird immer noch, und im schlimmsten Fall endet es noch mit einer Verletzung an der Ferse.(18.07.2022, 17:58)scouver schrieb: Weißenberg mit drei ungültigen Sprüngen... Schade, hat nie den Rhythmus im Anlauf gefunden!
Wenn man in medias res geht, dann sah man am Gesicht vor dem letzten Sprung ihre sehr große Nervosität. Sie war zu emotional für einen klaren Gedanken in der Konzentration auf das Wesentliche nämlich den aggressiven, aber kurzen Absprungschritt!!! Wenn ich das drastisch ausdrücken darf: Sie konnte zwischen dem vorletzten und letzten Fußaufsatz Kaffee trinken.
Zur Sache: Der Anlauf ist so bei ihr eine "Wundertüte". Sicherlich war der Wind sehr wechselnd. So kann man den Absprung nicht richtig treffen. Die Anlaufgestaltung stimmt im wahrsten Sinne hinten und vorne nicht!!! Sie hat hinten bereits enorme Differenzen gehabt. Das darf nicht passieren. Wer hinten nicht stabil abläuft, hat am Balken immer enorme Unterschiede.
Diese Unsicherheiten hatte Sabine Braun auch, bevor ich sie im Weitsprung übernahm. Sie ist auch hinten angedribbelt. Wir haben das gemeinsam in eine fixe Programmierung am Anlaufbeginn gebracht. Ich habe bei Schülern z. B. immer Übungen für das periphere Sehen durchgeführt. Sophie hatte heute absolut kein Distanzgefühl am Balken. Die Rhythmusgestaltung der letzten beiden Schritte war eine Katastrophe auch für ihre Haglundferse und die Achillessehne. Sie hat den Absprungschritt enorm weit hineingestellt und mutet damit ihren Strukturen unglaubliche Belastungen zu. So tappt man am Brett im Dunkeln und gestaltet den Absprung enorm langsam.
Da muss man gravierend an Veränderungen arbeiten!
Man kann das sehen, wie man möchte. Es stimmt etwas in beiden Sprüngen mit dem Distanz- und der Rhythmusverhalten nicht. Lasst mal ihre Sehschärfe prüfen! Vielleicht braucht sie eine Brille? Das meine ich wirklich so. Ich würde eine Kaskade an hinführenden Übungen mit ihr durchgehen. Das bekommt man hin!
Ich hatte zudem den Eindruck, dass sie nicht spritzig genug war.
Zudem hätte ich sie bei dem langen letzten Schritt nicht am Beginn zurückgeschickt. Sie hat daher im letzten Versuch den Absprungschritt noch mehr verlängert. Ich hätte sie einen halben Fuß am Anlaufbeginn mit dem Hinweis vorgeschickt, den Absprungrhythmus lang, kurz (!!!) zu gestalten. Das hätte sie bereits nach dem ersten Fehlversuch noch mal kurz üben sollen.
Gertrud
Auch das Thema Antippeln sehe ich genauso. Bei Spezialistinnen mag es in Einzelfällen noch funktionieren. Im Mehrkampf hat es aus meiner Sicht nichts zu suchen. Wenn überhaupt klappt es nur, wenn ich "bewegungsemotional" (ich nenn es einfach mal so) voll auf der Höhe bin, d.h. wenn ich aus einem emotionalen Flow heraus auch intuitiv noch nötige Korrekturen einfliessen lassen kann. S. Weisenberg war heute (wie auch gestern beim Hochsprung) sichtlich gar nicht mit ihrem Körper verbunden, sondern nur im Kopf. Dann kann so etwas grundsätzlich schon nicht funktionieren. Sicher war das der Nervosität geschuldet. Eine erfahrene A. Vetter hat sich selbst glänzend aus dieser Situation befreien können. Bei S. Weisenberg hätte vielleicht der Trainer durchaus aktiver eingreifen müssen. Vielleicht hätte es mal einer emotionaleren, ggf auch von der Athletin nicht erwarteten Ansprache bedurft, um diese festgefahrene, sehr statische Situation irgendwie zu verändern. Falls es dann zu Irritationen kommt, sind zumindest die festgefahrenen Muster mal aufgelöst und etwas neuen kann sich einstellen. Später kann man über alles reden und ggf. auch Missverständnisse ausräumen. Schlimmer hätte es also nicht werden können. So war das Schicksal offenbar aber schon nach dem 1. Versuch "besiegelt".
Um es nochmal deutlich zu machen, ich verurteile S. Weisenberg hier gar nicht. Hauptursache aus meiner Sicht war Nervosität, auch wenn das auf den ersten Blick vil. nicht für jeden sichtbar war, weil sie äußerlich cool wirkte.
Aber Sie, und auch wir als Beobachter (und zumeist doch auch Trainer) können aus diesem Wettkampf sicher was mitnehmen.