[Gertrud]

Julia Ritter hat bereits einen Umstellungsversuch unternommen, sich dann aber wieder dem Angleiten zugewendet.


Das ist wohl das Problem: Wenn es nicht sofort und gleich mit tollen Ergebnissen funktioniert, kehrt man sofort zur alten Technik zurück und bleibt Mittelmaß aber international.



Wenn es nicht sofort und gleich mit tollen Ergebnissen funktioniert, wärst du mit bei den ersten, die sagen: "Was hat der Technikwechsel jetzt gebracht?"


Nö. Ich bin ganz sicher, dass das Angleiten überholt ist - bei Mehrkämpfern ist das möglicherweise etwas anderes.


Julia Ritter hat in diesem Jahr sowohl Indoor als auch Outdoor neue persönliche Bestleistungen aufgestellt, damit jeweils die WM Normen überboten und sich erstmals für eine WM qualifiziert. Für München ist sie ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit durch. In der Quali gestern hat sie sich gut geschlagen, als 1998er Jahrgang befindet sie sich in der Entwicklung und auf dem Weg in Richtung 19 m. 

Einfach vorauszusetzen, dass die Drehstoßtechnik immer die bessere Variante darstellt, insbesondere bei trainingsälteren AthletInnen, halte für sehr gewagt. Vor allem wenn man besagte Athletin nie hat Drehen sehen und die Beweggründe zur Rückkehr zur Angleittechnik nicht kennt.

Einspruch - Euer Ehren!!! So schwierig dürfte es bei einer Athletin, die z. im Diskuswurf das Drehen beherrscht, nicht sein, es ihr auch über einen langen Zeitraum im Kugelstoßen beizubringen. Das heißt nicht, dass sie es nicht lernt, weil sie es bei einem Trainer nicht realisieren kann. 

Das Angleiten gefällt mir bei ihr überhaupt nicht. Es wirkt sehr hausbacken und starr. Die einzige Bewegung, die mir dabei gefällt, ist die abschließende Rotation. Sie wirkt auf mich, als wenn die Komponente Kraft der ausschlaggebende Faktor ist. Ich hab´s lieber athletischer.  ‌

Das Argument, dass es bei älteren AuA schwieriger sei, lasse ich absolut nicht gelten. Ich weiß es noch genau. Als die Technik publik wurde, habe ich einen Lehrgang in Kaiserau geleitet und war schon etwas älter. Ich habe mir die Kugel geschnappt und habe draußen experimentiert. Zunächst gingen alle Stöße rechts aus dem Sektor (Linkshänderin). Das ließ mir keine Ruhe. Zu Hause habe ich es wieder versucht und es klappte überraschend schnell. Das hat nichts mit dem Athletenalter, sondern mit dem Grad der punktuellen Bewegungsintelligenz zu tun. Ich kann die Dinge sehr gut beurteilen, weil ich aus der angewandten Praxis komme. ‌

Ich habe die Leistungen in Eugene von Ritter und Maisch mit keinem Wort kritisiert. Ich bemühe mich schon, fair zu sein. Es geht hier um Leistungsreserven, die man eventuell abrufen sollte. Wenn ich Julia die Leistung missgönnen würde, würde ich den Vorschlag des Drehstoßes nicht machen. 

Gertrud