(02.03.2022, 21:25)Atanvarno schrieb: Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass der, der immer alle Klippen und Eisberge mit weitem Abstand umschifft, nie der Schnellste sein wird. Manchmal muss man Risiken eingehen, um zu sehen wo die Möglichkeiten (aber auch die Grenzen liegen). Dem perfekten Kapitän gelingt das, ohne das Schiff zu versenken (=den Athleten zum Sportinvaliden zu machen).
Nein, da bin ich anderer Meinung. Man sollte schon antizipieren. Die Risiken durch unpassendes Übungsmaterial sind eigentlich bekannt. Es ist nur ein Weg des ungeheuren Fleißes, auch des Geldes für die Kenntnisse und gelehriger AuA. Manchmal sind nur Defekte versteckt, die man nicht auf Anhieb orten kann. Da gibt es diverse Schwachstellen, die nicht auf dem Tablett liegen. In der Hinsicht ist unser System sehr nachlässig. Wenn ich eine junge Athletin übernähme, ließe ich heute mit Sicherheit gewisse Sachen durch hervorragende Medizinerinnen abchecken.
Ich glaube z. B. kaum, dass den meisten Trainern und Trainerinnen die vulnerablen Stellen, die teilweise bis zum 25. Lebensjahr bestehen, flächendeckend bekannt sind. Ich habe daher bei Sabine voraussschauend damals bestimmte Übungen für die unteren Extremitäten komplett ausgeschlossen. Ich habe diese Kenntnisse bis in die Einzelheiten oder überhaupt gegenüber meinen Athletinnen nie verbalisiert. Ich habe die Zeit für die Praxis genutzt und nur vor bestimmten Übungen gewarnt. Bei mir gibt es bestimmte strukturfeindliche Übungen, die ich nicht durchlasse. Ich sage immer: "Es gibt TuT, die schnell machen, aber auch schnell kaputt!" Das sehen oft AuA nicht (sofort) ein, weil ihnen einfach der Kenntnisüberblick und die Geduld für den schwierigeren und langfristigen Erfolg fehlt. Sabine war in der Hinsicht eine sehr gelehrige und geduldige Athletin mit einem hervorragenden Bewegungsgefühl.
Nicht jede/r Olympiasieger/in führt verletzungsfreie Übungen durch. Man sollte sich von der Vorstellung verabschieden. Man muss absolut keine Risiken eingehen. Man muss nur Wissen ansammeln und umsetzen. Jede/r Trainer/in sollte einen Fehler nur einmal machen!!!
Wenn z.B. zwei AuA aus "einem Stall" Patellarsehnenprobleme oder OP hatten oder haben, drängt sich doch aus meiner Sicht eine Frage auf oder?! Oft helfen neue Wege aber nicht mehr, weil die Schädigungen zu groß waren. Da unser Kontingent an Talenten immer kleiner wird, bin ich für den ganz exakten Weg von Anfang an.
Auch Kreuzbandrisse bei jungen Athletinnen sind meistens, nicht immer ein Indiz für ein nicht adäquates Präparieren bestimmter Parameter. Dazu gehört Auge und nochmals Auge der TuT.
Gertrud