20.05.2021, 22:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20.05.2021, 22:24 von Atanvarno.)
(25.04.2021, 06:57)Diak schrieb:(24.04.2021, 12:55)Atanvarno schrieb:Prof. Stefan Schreiber von der Uniklinik Kiel schätzt aus Zwischenergebnissen seiner laufenden Studie dazu derzeit ca. 5-10% mit zunehmender Tendenz in jüngeren Jahrgängen. Offensichtlich weitgehend unabhänig vom Verlauf, Risikofaktoren werden (im Presseartikel hinter Paywall, deswegen kein Link) nicht genannt.(24.04.2021, 11:58)lor-olli schrieb: Neu bewerten müssen wir wohl auch die Langfristfolgen, ca. 10% der leicht- bis mittelschwer Coviderkrankten entwickeln ein long-covid-syndrom (> eine Seite von Betroffenen) leider auch immer mehr Kinder und Jugendliche.
Wo nimmst du die Zahl her?
Gemäß dieser Studie liegen die Langfristfolgen weit darunter
High-dimensional charcterization of post-acute sequalae of Covid-19
Hier eine zweite Studie mit ähnlichem Ergebnis
Attributes and predictors of long covid
Neue Studie zu Long Covid im BMJ
Risk of clinical sequelae after the acute phase of SARS-CoV-2 infection: retrospective cohort study
Riesige untersuchte Gruppe mit fast 200 000 Patienten und was genauso wichtig ist: gematchte Kontrollgruppen gleicher Größe
Ergebnis: 14% der Patienten, die an Covid-19 erkrankten, entwickelten mindestens ein neues klinisches Symptom nach der akuten Phase der Krankheit, das eine medizinische Behandlung erforderte.
Das bestätigt lor-olli und liegt deutlich höher als die Werte der anderen oben zitierten Studien.
Aber jetzt kommt Kontrollgruppe 1 ins Spiel. Patienten, die nicht an Covid-19 erkrankten. Auch 9,05% dieser Patienten entwickelten ein neues klinisches Symptom, das eine medizinische Behandlung erforderte. Menschen werden krank, auch wenn sie kein Covid-19 hatten, das ist nunmal so.
Aber auch 4,95% mehr ist schlimm
Dann bringen wir noch Kontrollgruppe 2 ins Spiel. Patienten die virale Erkrankungen des unteren Atemwegstraktes (bspw. Influenza) hatten, aber kein Covid-19. 12,35% dieser Patienten entwickelten ein neues klinisches Symptom nach der akuten Phase der Krankheit, das eine medizinische Behandlung erforderte.
Covid-19 führt also bei 1,65% mehr Patienten zu Folgeerkrankungen als andere virale Erkrankungen des unteren Atemwegstraktes.
Ich werde mit Interesse die Medien verfolgen, wer welche Zahl in der Vordergrund rückt, aber ich habe schon einen Verdacht, wer mit den 14% seine nächsten Auftritte bei Lanz, Will und Maischberger bestreiten wird
Jetzt kann man sich noch Gedanken machen, ob bei der großen Zahl an Covid-19 erkrankender Menschen nicht auch diese 1,65% mehr als bei anderen viralen Atemwegserkrankungen zu einem langfristigen Problem des Gesundheitssystems werden können.
Wir haben aktuell etwas mehr als drei Millionen Covid-19 Fälle (Zählung aber schon für mehr als ein Jahr, also deutlich länger als eine Grippesaison).
In einer schweren Grippesaison werden geschätzt mehr als vier Millionen Menschen wegen Influenza arbeitsunfähig geschrieben (Quelle: RKI Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland).
Mein Fazit: Long Covid ist einerseits ein größeres Problem als ich gedacht hätte, andererseits aber nicht so viel schlimmer als die Folgen der Grippe, die uns als Hintergrundrauschen bisher kaum bewusst waren, dass man dadurch eine signifikante Mehrbelastung des Gesundheitssystems erwarten würde. Anstecken sollte man sich mit beidem nicht.
There is all the difference in the world between treating people equally and attempting to make them equal (Friedrich August von Hayek)