12.11.2020, 11:52
(12.11.2020, 10:14)DerC schrieb: FQ
Ich gebe Dir in dem Punkt völlig recht, dass zum einen der Spagat es allen recht machen zu wollen kaum zu schaffen ist (Wenn denn alle Partialinteressen gleich wichtig und gleichwertig betrachtet werden sollen… ich plädiere definitiv stärker für den Schutz der Gefährdeten), zum anderen die Zielsetzung eben nicht überall gleich ist.
Ich gebe Dir auch recht, dass die Absichtsvermittlung der Maßnahmen durch die Politik mehr als unbefriedigend ist - die Frage ist doch ob man mit einer präzisen Ansage eine Einigung erzielen könnte… Das wage ich zu bezweifeln, die Interessen (und ich meine nur die berechtigten Interessen) liegen sehr weit auseinander. Warum? Wir haben 24 Millionen Ü-60jährige in D, dazu noch ca. 3,5-4 Millionen Gefährdete (chronisch Kranke, Immunsupprimierte, Krankenhauspatienten, aber auch Pflegekräfte z.B. im häuslichen Umfeld etc.), die haben natürlich oft ein anderes Interesse, dass teilen allerdings sehr viele Unter-60-jährige.
Bei einer Volksabstimmung wäre die Mehrheit für die bisherigen Maßnahmen (laut reräsentativen Umfragen, 66% - 80%, je nach Umfrage aber IMMER mehr als 60%), einige sind sogar für radikalere Maßnahmen.
Reine Zahlenspiele sind tückisch, der Pandemieschwerpunkt liegt aktuell wieder in Europa. 615.000 gestrige Neuinfektionen weltweit und 10.000 Tote weltweit gestern, davon die Hälfte in Europa, sind KEIN Grund zu frohlocken oder zu glauben "Wir" haben es geschafft.
Ich habe eine Freundin in Schweden, die ihre Familie hier in D regelmäßig besucht, ihre Meinung: Das läuft in D, außer dem Maskentragen gar nicht so viel anders als in Schweden. Hygienemaßnahmen, Abstand halten, Zugangsbeschränkungen (Höchstzahl an Kunden) in vielen Geschäften, kein abendlicher Verkauf von Alkohol am Abend (ist in Schweden aber IMMER so, weil die Spezialläden um 20 Uhr schließen), Sperrstunden für Restaurants (immerhin noch offen, aber eben auch kein Subventionen trotz ausbleibender Gäste), alles sehr ähnlich wie in D! Der Unterschied: viele das Individuum betreffende Maßnahmen (Maskentragen etwa) basieren auf dem Prinzip Eigenverantwortung, die Anderen (Sperrstunden, Zugangsbeschränkungen) sind Anordnungen.
Dazu muss man wissen, dass die skandinavische Mentalität schon immer sehr viel Wert auf Eigenverantwortung gelegt hat und die Regeln weitgehend freiwillig eingehalten werden. Die soziale Kontrolle ist noch mal ein ganz anderes Thema, "Håll dig lugn" / die Ruhe bewahren, ist mehr als nur ein Spruch! (Bsp: wenn Du in Schweden eingeladen bist, kommst Du ca. 10-15 Minuten zu früh und klingelst aber nicht an der Tür vor dem Gongschlag - aber auch bloß nicht später…)
Hier in D sieht man das mit der Eigenverantwortung lockerer - die Mehrheit hat keine Probleme damit, auch nicht die "Beschwerdeführer" im Forum hier , aber der Anteil der bewusst gegen die Regeln Verstoßenden liegt hier hartnäckig bei 5-10% (unterschiedlich) - in Pandemiezeiten kein guter Ausgangspunkt wie wir an der Clusterbildung immer wieder erleben. (Großhochzeiten, Corona-Parties, feiern im Park… und häufig werden auch Polizeibeamte direkt angegangen)
Wir werden dass Thema bis mindestens März / April 2021 diskutieren (und das ist auch richtig so), aber es wird an der Situation nichts geändert, selbst Ausschreitungen werden das nicht ändern! (Selbst wenn es in D, anders als in den Nachbarländern, bisher keine Einsatzpläne für solche Fälle gibt! BSP. GB, Frankreich und Italien)
Håll dig lugn - kann ich nur wünschen…