(10.11.2020, 16:44)lor-olli schrieb: @DerC: schöne Rechenarbeit, aber mein Einwand lautet: inwieweit leitest Du daraus eine Prognose für die Zeit in 14 Tagen ab? (Wozu das wichtig ist habe ich wiederholt erklärt)Auch wenn es wichtig sein mag, immer nur auf die nächsten 14 Tage zu schauen verstellt den Blick für die mittel- und langfristigen Strategien. Womöglich gibt es deshalb quasi keine. Womöglich hat man deshalb versäumt, sich im Sommer besser auf den Herbst und Winter vorzuberieten.
Die große Unbekannte ist für mich das Wetter. Es ist nach meinen Infos noch nicht wirklich klar, wie sich das auf die Virusverbreitung auswirkt. Und das Wetter lässt sich auch schlecht länger vorhersagen, aber dass es im Winter kälter ist als im Sommer ist recht sicher.
Das Interessante an der Abschwächung zu dem von mir ermittelnden Zeitpunkt ist für mich, dass es in diesem Herbst vermutlich Dämpfungseffekte gab und gibt, die erst einmal unabhängig von den Maßnahmen sind. Da kann man viele Hypothesen bilden, die erst einmal plausibel klingen, von Herbstferien über psychologische Effekte der gestiegenen Zahlen und der Medienberichte bis zu den Sättigungseffekten in Clustern. Letztere sprechen auch gegen die Sündenbockhypothesen, weil eine starke Vermischung von notorischen Regelbrechern mit den Regelkonformen eher unwahrscheinlich ist. Und in der unbelehrbaren Partycrowd (soweit sie denn wirklich so zahlreich vorhanden ist) müsste die Herdenimmunität eigentlich als erstes erreicht werden ...
Also zurück zur Prognose. Eigentlich mag ich das nicht, denn ich bekomme dafür kein Geld und habe nicht genug Zeit und Know-How für komplexere Berechnungen. Aber wir sind ja hier unter uns und mehr als peinlich werden kann es nicht. (Und wenn ich denke wie peinlich es für die Forschungsgruppe Jülisch/FIAS noch werden kann, ist das für mich eher harmlos. )
Die Effekte des „Lockdown light“ sollten in den nächsten Tagen stärker durchschlagen, dazu werden die Regeln im wesentlichen vermutlich bis Ende November gleich bleiben. Also dürfen wir denke ich schon vorsichtig optimistisch sein. Wenn ich bei meinen Berechnungen die Entwicklung der Zahlen so ähnlich fortschreibe, also mit sinkendem Wachstumsfaktor, sind wir am 24. 11. bei ca. 3700-3750 Intensivbetten, die von Patienten belegt werden, die (auch) Covid-19 haben. Das wäre vielleicht keine komfortable Situation, allerdings wohl noch beherrschbar. Aber es ist auch nicht das beste Szenario was ich für realistisch halte, wie gesagt vorsichtig optimistisch.
Das basiert aber nur auf den nackten Zahlen, ist viel mehr ein "educated guess" als eine komplexe Simulation. Allerdings können komplexe Simulationen wie die hier im Thread erwähnten von Jülich/Frankfurt auch extreme Fehler haben, vor allem wenn die Grundannahmen fehlerhaft sind.
(Zum Vergleich: Die sagen etwa 7000 Intensivbetten für Ende November voraus beim „severe Shutdown“, also deutlich strengeren Regeln als wir zur Zeit haben. ) Wir werden sehen. (Ich gebe zu, ich habe den Vorteil, dass ich ein paar Tage mehr Daten habe, als die hatten.)
Bei den Neuinfektionen kann ich mir diese Woche schon den Stillstand bis zum leichten Rückgang vorstellen, das hat sich heute angedeutet, so richtig kann ich es noch nicht glauben, obwohl es zu den anderen Zahlen passt. Evtl könnte das Wochenede vor dem Lockdown nochmal für etwas höhere Zahlen sorgen. Bei den Intensivbetten wäre der Stillstand und Beginn des Rückgangs dann 2-3 Wochen später, das passt eigentlich ganz gut.
Das Ding ist, diese Prognosen sind selbst bei nur 14 Tagen ziemlich fehlerbehaftet und spekulativ, und das imo sogar, wenn das die Profis mit den Supercomputern machen. Mich ärgert deshalb, dass da Horrorszenarien publiziert und nicht mal Angeben zum Fehler oder Wahrscheinlichkeiten gemacht werden.