[Katja S.]

Habe mich heute registriert und vorher schon gelegentlich mitgelesen. Da ich den Eindruck habe,  hier sind auch viele Trainer, nun mein Posting.

Meine Tochter wird im April 13 und ist seit 4 Jahren im LA Verein. Bei Meisterschaften bei den Sprintdisziplinen wie zb 60m ist sie teils über eine Sekunde langsamer als Gleichaltrige. Letzte Plätze sind meist der Fall.

Kugel oder im Training der Speer gehen ihr gut, Hochsprung ebenfalls, dort ist sie im Mittelfeld.

Habt Ihr die Erfahrung, dass beharrlich trainierende Kinder dann irgendwann, meinetwegen dann mit 16 oder noch später  doch mit guter Geschwindigkeit belohnt werden, selbst wenn sie ursprünglich zur langsamen Fraktion gehörten? Wie trainiert ihr mit solchen Kids?

Ich habe ihre Trainerin noch nicht auf dieses Thema angesprochen

[Lupedo]

Aus meiner Erfahrung gibt es in diesem Alter sehr häufig Sprünge in der Entwicklung. Hatte schon AuA die sich um über eine sec. im Sprint verbessert haben von 14 auf 15.

[EsZet]

Hallo,

grundsätzlich ist es schwer hier eine Aussage zu tätigen. Sie befindet sich gerade in einem kalendarischen Alter, wo die biologischen Unterschiede enorm sind. Einige sehen aus wie gerade eingeschult, andere schon wie Frauen. Genauso verhält es sich hier mit den Kraftpotentialen. Sehr unterschiedlich! Wie würdest du deine Tochter einschätzen? Frühentwickler? Spätentwickler? Die goldene Mitte? Schlank? Kräftig? Wie groß? Wie schwer/leicht?...

Der Ehrlichkeit halber muss man allerdings auch sagen, dass sie wahrscheinlich keine geborene Sprinterin ist, da der Rückstand von 1 Sekunde auf 60m schon doll ist. Aber das ist ja das Schöne an der Leichtathletik - es gibt so viele Disziplinen.

[dominikk85]

Denke ich auch. Eine deutliche Steigerung ist sicher drin, allerdings bleiben natürlich auch die Konkurrentinnen nicht stehen.  Wenn sie jetzt meistens letzte wird kann sie es vielleicht mit viel Training und guter Entwicklung ins Mittelfeld schaffen, aber ob sie  läufe gewinnen wird weiß ich nicht.

wie wäre es denn mit längeren Strecken?

[Marcus]

Aus meiner Sicht würde ich sie vor allem da fördern, wo sie Spaß hat. Wenn ihr der Sprint Spaß macht, bleibt dabei. Selbst wenn sie irgendwann auf Mittel- oder Langstrecke geht, wird ihr das weiterhelfen.

[Katja S.]

Wie würde ich sie einschätzen? Ihr Vater ist 1.88, ich selbst 1.72. Vermutlich wird sie sich irgendwann mal ein wenig über meiner Größe einpendeln. Sie ist jetzt 1.54 bei vermutlich knapp über 40kg. Damit liegt sie von der Größe zb in Ihrer Schulklasse in der Mitte. Schlank, Gliedmaßen eher lang. Nicht massig. Aktuell ist bei ihr die Kraft auf jeden Fall ausgeprägter als die Schnelligkeit und die Explosivität.

Nach den Erfahrungen auf Spielplätzen, lange ist es her, und im Sportunterricht, würde ich sie eindeutig als motorischen Spätentwickler sehen.

Da wir mal die Möglichkeit hatten, an einem Abend auf Tuchfühlung mit Jessica Zelinka, falls ihr die kennt, zu sein, ist sie noch mehr Feuer und Flamme für den Mehrkampf. Ich hab ihr auch erlaubt, ein Instagram Profil anzulegen. Sie folgt 30-40 Siebenkämpferinnen. Keine Models, Musiker usw. Finde ich eigentlich gut. Ich kann es mir mit heutigem Stand kaum vorstellen, dass sie von sich aus auf eine einzelne, längere Strecke wechseln möchte. Als sie mal einen 7ten Platz von 8 Teilnehmern bei den 60m machte, sagte sie, dass Thiam auch nicht die schnellste sei. Natürlich merke ich aber, dass sie die Situation gerne ändern würde.

[omega]

Zum Sprint: Welche technischen Mängel gibt es bei Ihr ? Das kann der Trainer analysieren.
- Reaktionszeit
- Startphase
- Beschleunigungsphase
- Sprintausdauer ( bei 75m in dem Alter schon relevant )
- Frequenzfähigkeit bei zyklischen Bewegungen ist zu einem hohen Anteil genetisch bedingt

Bei größeren technisch koordinativen Mängeln aber z.B. einer limitierten Frequenzfähigkeit sollte es dennoch bei einer 13jährigen noch zu deutlichem Schnelligkeitsgewinn kommen.

[Q-Li]

Ich bin bei so einem Beitrag immer hin und her gerissen. Einerseits möchte man helfen aber andererseits stellt sich mir automatisch die Frage, Warum man sich als Mutter nicht direkt an den Trainer wendet. Gibt es da Spannungen zwischen Eltern und Trainer? Er oder sie sollte doch das Kind am Besten analysieren können.

Ich pflege bei solchen Fragen meiner Athleten-Eltern gerne direkt mit der Tür ins Haus zu fallen. Dieses ganze "da könnte noch was passieren..." ist nicht so mein Ding. Aus einem Ackergaul macht man kein Rennpferd. Zum Sprinten müssen einige genetische Voraussetzungen vorhanden sein, um in dieser Disziplin erfolgreich zu sein. Ist bei einem Kind der Anteil der schnell zuckenden Fasern geringer, so wird es mit einer Sprintkarriere eher schwer. Da kann man dann noch so viel trainieren. 

ich nehme dann gerne das Kind dazu und frage, worauf das Kind Lust hat. Meist kommen da ganz andere Disziplinen zu Tage, als die Eltern es sich wünschen. Daher meine Frage: Woher kommt der Mutterwunch nach einer Mehrkämpferin? Sind sie selbst in früheren Jahren Mehrkämpferin gewesen? Fragen sie ihr Kind, was es machen möchte und fragen sie ihren Trainer, wie er ihr Kind einschätzt.