Das Leistungsprinzip
Teil 5/1: Das LP im 'Sozialismus'
'Jeder nach seinen Fähigkeiten - jedem nach seinen Bedürfnissen'
(Karl Marx 1875)
Kommunistisches Leistungs- und Bedürfnis-Prinzip.
Setzt voraus, dass sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten anstrengt,
dass Leistung zum obersten Bedürfnis aller wird.
Dann gibt es erstens keine Unterschiede in der Anstrengung(nur im Output),
zweitens kommt es dadurch zur reichlichen und sogar zur Über-Produktion(Leistung-Gabe),
woraus jeder reichlich bedient werden kann(Leistung-Nahme).
Eine gerechte Verteilung ergibt sich so automatisch, ohne soziale Kämpfe.
Warum klappt das nicht?
Wegen der faktisch unzureichenden Leistung-Gabe und der potentiell unendlichen Leistung-Nahme:
1. Motivation(kann man weder erwarten noch erzwingen)
2. Fähigkeiten(Unfähigkeit ist vorschützbar)
Marx' Nachfolger haben das erkannt:
'Der Sozialismus stimmt mit der Bibel darin überein, wenn diese sagt:
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.'
(August Bebel, Gründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1883)
'Wer nicht arbeitet, soll nicht essen.
Und wer nicht um sein Leben kämpft, soll nicht auf dieser Erde leben.
Nur dem Starken, dem Fleissigen, dem Mutigen gebührt ein Sitz hinnieden.'
(Adolf Hitler 1925)
Hier ist es interessant, Nietzsche ins Spiel zu bringen,
der - anknüpfend an das aristokratische Denken der Antike -
Menschen nicht nur in ihren Eigenschaften als ungleich ansieht,
sondern auch in ihren Rechten, in ihrem Wert als Person und in der ihnen zustehenden Anerkennung.
Dieser biologistische Determinismus gipfelt im Recht des Überlegenen und Stärkeren auf freie Entfaltung,
dem einfachen Menschen kommt nur eine dienende Rolle zu.
Nur eine kleine Elite kann eine Höherentwicklung der Menschheit vorantreiben.
Nietzsche sieht nicht nur eine normative Kraft, sondern vor allem eine normative Legitimation des Faktischen.
Errungenschaften der Aufklärung sind bei ihm - nach 100 Jahren - noch nicht angekommen.
Von allgemeingültigen Menschenrechten, Leistungs-Gerechtigkeit und sozialer Mobilität weiss er nichts oder will er nichts wissen.
Hitler hat einiges von Nietzsche angenommen, er hat mit alten Eliten paktiert,
aber er war auch ein - gewaltsamer - Gleichmacher und Förderer der 'kleinen Leute'.
'Die Arbeit ist in der UdSSR Pflicht und eine Sache der Ehre eines jeden arbeitsfähigen(gelernt, s.o.) Bürgers nach dem Grundsatz:
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.
In der UdSSR gilt der Grundsatz des Sozialismus:
Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung(gelernt, s.o.)'
(Stalin-Verfassung 1936)
'Wer das gesellschaftliche Zusammenleben der Bürger oder die öffentliche Ordnung dadurch gefährdet,
dass er sich aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit hartnäckig entzieht, obwohl er arbeitsfähig ist....,
oder wer sich auf andere unlautere Weise Mittel zum Unterhalt verschafft,
wird mit Verurteilung auf Bewährung oder mit Haftstrafe, Arbeitserziehung oder mit Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahren bestraft.
Zusätzlich kann auf Aufenthaltsbeschränkung und auf staatliche Kontroll- und Erziehungsaufsicht erkannt werden.'
(§ 249 Strafgesetzbuch der DDR von 1968)
Ab den siebziger Jahren gab es für immer mehr Bürger immer weniger Aufstiegsmöglichkeiten.
Die Solidarität in den Betriebskollektiven nahm ab, es stiegen die Ungleichheiten in der Gesellschaft.
Wie kommen die Leistungen im 'real existierenden Sozialismus' - theoretisch - zustande?
'Die Arbeitsproduktivität ist in letzter Instanz das Allerwichtigste, das Ausschlaggebende für den Sieg der neuen Gesellschaftsordnung.
Der Kapitalismus wird dadurch endgültig besiegt werden, dass der Sozialismus eine neue, weit höhere Arbeitsproduktivität schafft.
Unerlässliche Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft zu höchsten Leistungen.'
(Lenin: Die grosse Initiative)
'Die Arbeit hört auf, nur Existenzmittel zu sein (aufgrund des kollektiven Eigentums an den Produktionsmitteln/MZ),
und verwandelt sich in wirkliches, von den Massen bewusst ausgeübtes Schöpfertum in einen unversiegbaren Quell der Freude und des Genusses.'
(Lehrbuch: Politische Ökonomie Sozialismus der UdSSR)
Aus der 'Last der unfreien Arbeit für schmarotzende Ausbeuter wird die freie Arbeit der Werktätigen für sich selbst und für die Gesellschaft.'
Das für sich und den Sozialismus arbeiten wird inhärend immer bewusster.
Die privatkapitalistische Aneignung wikt weniger motivierend als als der gesellschaftliche Charakter der Produktion.
Das Leistungsprinzip im Sozialismus verbindet sich somit besonders mit den Kategorien Arbeitsproduktivität und ökonomische Effektivität.
'Das Leistungsprinzip ist der wirksame ökonomische Hebel zur Steigerung der Arbeitsproduktivität.
Jeder Verstoss dagegen fördert die kleinbürgerliche Gleichmacherei
und wirkt sich besonders hindernd auf die Weiterentwicklung der sozialistischen Gesellschaft aus.'
(Lexikon A-Z 1957)
'Der Volkswirtschaftsplan 1973 ist darauf gerichtet, höhere Leistungen in allen Bereichen der Volkswirtschaft zu erzielen...
Er beruht auf der schöpferischen Initiative der Arbeiter und Angestellten, der Genossenschaftsbauern, der Intelligenz
und aller anderen Werktätigender DDR, die durch sorgfältige und gewissenhafte Erfüllung der ihnen gestellten Aufgaben...
ihren Beitrag leisten, um die vom 8. Parteitag der SED beschlossenen Hauptaufgaben zu lösen.
Im Jahr 1973 ist ist in allen Bereichen durch eine höchstmögliche Steigerung der Produktivität und Effektivität
das Schrittmass zur Lösung der Hauptaufgabe zu erreichen.'
(Volkswirtschaftliches Gesetz der DDR 1973)
'Die Betriebe werden als Staatsorgane verstanden, der Direktor des Betriebes ist der Bevollmächtigte des Staates.
Im Rahmen seiner Kompetenzen erlässt der Direktor für den Betrieb Anweisungen.
In Übereinstimmung mit der Arbeitsgesetzgebung stellt er Werktätige ein und entlässt sie,
wendet er Massnahmen der Stimulierung an und verhängt über Werktätige des Betriebes Strafen.'
(Verordnung des Ministerrats der UdSSR über den sozialistischen staatlichen Produktionsbetrieb 1965)
'Der Direktor des VEB(Volkseigener Betrieb) ist verpflichtet, die Bereitschaft(Motivation/MZ) und Verantwortung
der Werktätigen des Betriebes zur Übernahme und Erfüllung realer, angespannter Planziele zu fördern...
Bei schuldhaft verursachtem Ausschuss wird für die auf den Arbeitsauftrag verwandte Arbeitszeit kein Lohn gezahlt.'
(§ 49,1 Gesetz der Arbeit der DDR)
' Der Betriebskollektivvertrag ist eine Vereinbarung zwischen dem Betriebsleiter und der Betriebsgewerkschaftsleitung
zur allseitigen Erfüllung der Betriebspläne ...
Er enthält insbesondere Verpflichtungen zur maximalen Steigerung der Arbeitsproduktivität ...Senkung der Selbstkosten...
Durchsetzung des sozialistischen Leistungsprinzips... Festlegung der sozialistischen Arbeitsdisziplin.'
(§ 13, 1+2 Gesetz der Arbeit der DDR)
Mitwirkung, nicht Mitbestimmung ist gefragt.
Die sozialistische Arbeitsmoral wird mit verschiedenen Disziplinarmassnahmen und Leistungsanreizen stimuliert:
- 19 73 500 Karl-Marx-Orden, 1000 Orden Held der Arbeit, 1000 Vaterländischer Verdienstorden in Gold
5000 Orden Banner der Arbeit, über 10000 sonstige Verdienstmedaillen und Auszeichnungen
- Neuerer- und Aktivistenbewegung für die entfaltung besserer Produktionsverfahren
- Selbstverpflichtung zur Überbietung der gültigen Planzahlen
'Wer für die Gesellschaft am meisten leistet, erhält von ihr den höchsten Lohn.'
(Zentralrat der FDJ 1972)
'in jedem Fall sind die Beziehungen zwischen tariflicher Leistung und Lohn so zu gestalten,
dass jeder Werktätige daran interessiert wird, hohe Leistungen zu erreichen.'
((VEB-Verordnung 3)
Der Effektivlohn eines Prduktionsarbeiters besteht zu 50-70 % aus dem tariflichen Grundlohn.
Rest sind Mehrleistungslohn, Prämien und Lohnzuschläge.
'Wichtigste Aufgabe der Gewerkschaften: keine Verletzungen des sozialistischen Leistungsprinzips zuzulassen
und der Gleichmacherei energisch entgegen zu treten.'
((FDGB-Bundesvorstand)
Das hatte bereits Lenin 1918 gesagt in: 'Über linke Kinderei und über linke Kleinbürgerlichkeit.'
Erfüllt ein Betriebsangehöriger die in ihn gesetzten Leistungserwartungen nicht,
so hat er im Zeichen des Prinzips der materiellen Interessiertheit die Folgen dafür zu tragen,
indem er nur einen geringeren oder gar keinen leistungsfixierten Einkommensanteil erhält.
Auch Leitende können bei unstrukturierten Bezügen zur Bewährung in die Produktion degradiert werden.
Wie sieht es mit dem sozialistischen Leistungsprinzip in der Bildung aus?
'Der Absolvent einer sozialistischen Hochschule muss stets nach Höchstleistungen streben,
eine kritische Einstellung zur eigenen Arbeit haben und unduldsam gegen Mittelmässigkeit sein.
Höhere Anforderungen an das wissenschaftlich produktive Studium ist ein integraler Bestandteil
des gesamten Ausbildungs- und Erziehungsprozesses.
Die ständige Überprüfung des Wissens- und des Leistungs-Zusatandes jedes Studenten
ist unmittelbarer Bestandteil der Ausbildung*
(Neues Studienmodell der Sektion Wirtschaftswissenschaften der Humboldt Universität 1969)
'Im Sozialismus wird nach dem Leistungsprinzip gehandelt, demzufolge dürfen vor allem jene studieren,
die gern und gut lernen und anderen im persönlichen wie gesellschaftlichen Leben Vorbild sind'
(Die Wirtschaft Nr. 48)
'Grundsätzlich müssen wir davon ausgehen, dass die Delegierung eines Werktätigen in eine Bildungseinrichtung der DDR
zu seiner politischen und fachlichen Qualifizierung Ausdruck der Anerkennung seiner guten Leistungen
und seines guten disziplinarischen Verhaltens durch das Betriebskollektiv ist...
Die Delegierung wie auch ihre Rücknahme sind ausschliesslich Leistungsentscheidungen.
(Tribüne Nr. 62)
Die FDJ ist mit umfassenden Kontrollvollmachten für die Erziehung in allen Lebens- und Lernbereichen der Jugendlichen bis 25 Jahren ausgestattet.
Der Wehrdienst ist Pflicht für die Zulassung zum Studium als gesellschaftlich unerlässliche produktive Leistung.
'Der Sport leistet seinen Beitrag zur Wehrerziehung durch das Anstreben von Belastbarkeit, für die Entwicklung von Mut, Entschlusskraft, Ausdauer und Wendigkeit..'
(Deutsche Lehrerzeitung Nr.17)
'Ich bin mir sehr wohl der sozialistischen Lehre bewusst,
dass der Weg ins Reich der Freiheit durch das Reich der Notwendigkeit führt,
dass zwischen Sozialismus und Kommunismus ein relevanter Phasenunterschied besteht,
wobei für den entwickelten Sozialismus noch das Prinzip gilt:
Jeder nach seinen Fähigkeiten - jedem nach seiner Leistung,
an dessen Stelle im verwirklichten Kommunismus aber treten soll:
...jedem nach seinen Bedürfnissen.
Das Wachsen der Zivilisation wird an der Produktivität der menschlichen Arbeit gemessen...
Auch wenn das Reich der Freiheit erreicht werden sollte, bleibt die Notwendigkeit,
Leistungen zu erbringen, und man muss immer fragen:
Freiheit wovon und wozu?'
(Trotzki)
Vielen Dank an Wolfgang Förster(ehemaliger Leiter des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin) für die Quellen.
Der 'Sozialismus' konnte nur in abgeschotteter Form 70, bzw 40 Jahre alt werden.
Wie sieht es mit dem mehr oder weniger un-abgeschotteten 'Kapitalismus' aus?
Demnächst...
Teil 5/1: Das LP im 'Sozialismus'
'Jeder nach seinen Fähigkeiten - jedem nach seinen Bedürfnissen'
(Karl Marx 1875)
Kommunistisches Leistungs- und Bedürfnis-Prinzip.
Setzt voraus, dass sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten anstrengt,
dass Leistung zum obersten Bedürfnis aller wird.
Dann gibt es erstens keine Unterschiede in der Anstrengung(nur im Output),
zweitens kommt es dadurch zur reichlichen und sogar zur Über-Produktion(Leistung-Gabe),
woraus jeder reichlich bedient werden kann(Leistung-Nahme).
Eine gerechte Verteilung ergibt sich so automatisch, ohne soziale Kämpfe.
Warum klappt das nicht?
Wegen der faktisch unzureichenden Leistung-Gabe und der potentiell unendlichen Leistung-Nahme:
1. Motivation(kann man weder erwarten noch erzwingen)
2. Fähigkeiten(Unfähigkeit ist vorschützbar)
Marx' Nachfolger haben das erkannt:
'Der Sozialismus stimmt mit der Bibel darin überein, wenn diese sagt:
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.'
(August Bebel, Gründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1883)
'Wer nicht arbeitet, soll nicht essen.
Und wer nicht um sein Leben kämpft, soll nicht auf dieser Erde leben.
Nur dem Starken, dem Fleissigen, dem Mutigen gebührt ein Sitz hinnieden.'
(Adolf Hitler 1925)
Hier ist es interessant, Nietzsche ins Spiel zu bringen,
der - anknüpfend an das aristokratische Denken der Antike -
Menschen nicht nur in ihren Eigenschaften als ungleich ansieht,
sondern auch in ihren Rechten, in ihrem Wert als Person und in der ihnen zustehenden Anerkennung.
Dieser biologistische Determinismus gipfelt im Recht des Überlegenen und Stärkeren auf freie Entfaltung,
dem einfachen Menschen kommt nur eine dienende Rolle zu.
Nur eine kleine Elite kann eine Höherentwicklung der Menschheit vorantreiben.
Nietzsche sieht nicht nur eine normative Kraft, sondern vor allem eine normative Legitimation des Faktischen.
Errungenschaften der Aufklärung sind bei ihm - nach 100 Jahren - noch nicht angekommen.
Von allgemeingültigen Menschenrechten, Leistungs-Gerechtigkeit und sozialer Mobilität weiss er nichts oder will er nichts wissen.
Hitler hat einiges von Nietzsche angenommen, er hat mit alten Eliten paktiert,
aber er war auch ein - gewaltsamer - Gleichmacher und Förderer der 'kleinen Leute'.
'Die Arbeit ist in der UdSSR Pflicht und eine Sache der Ehre eines jeden arbeitsfähigen(gelernt, s.o.) Bürgers nach dem Grundsatz:
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.
In der UdSSR gilt der Grundsatz des Sozialismus:
Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung(gelernt, s.o.)'
(Stalin-Verfassung 1936)
'Wer das gesellschaftliche Zusammenleben der Bürger oder die öffentliche Ordnung dadurch gefährdet,
dass er sich aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit hartnäckig entzieht, obwohl er arbeitsfähig ist....,
oder wer sich auf andere unlautere Weise Mittel zum Unterhalt verschafft,
wird mit Verurteilung auf Bewährung oder mit Haftstrafe, Arbeitserziehung oder mit Freiheitsstrafe bis zu 2 Jahren bestraft.
Zusätzlich kann auf Aufenthaltsbeschränkung und auf staatliche Kontroll- und Erziehungsaufsicht erkannt werden.'
(§ 249 Strafgesetzbuch der DDR von 1968)
Ab den siebziger Jahren gab es für immer mehr Bürger immer weniger Aufstiegsmöglichkeiten.
Die Solidarität in den Betriebskollektiven nahm ab, es stiegen die Ungleichheiten in der Gesellschaft.
Wie kommen die Leistungen im 'real existierenden Sozialismus' - theoretisch - zustande?
'Die Arbeitsproduktivität ist in letzter Instanz das Allerwichtigste, das Ausschlaggebende für den Sieg der neuen Gesellschaftsordnung.
Der Kapitalismus wird dadurch endgültig besiegt werden, dass der Sozialismus eine neue, weit höhere Arbeitsproduktivität schafft.
Unerlässliche Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft zu höchsten Leistungen.'
(Lenin: Die grosse Initiative)
'Die Arbeit hört auf, nur Existenzmittel zu sein (aufgrund des kollektiven Eigentums an den Produktionsmitteln/MZ),
und verwandelt sich in wirkliches, von den Massen bewusst ausgeübtes Schöpfertum in einen unversiegbaren Quell der Freude und des Genusses.'
(Lehrbuch: Politische Ökonomie Sozialismus der UdSSR)
Aus der 'Last der unfreien Arbeit für schmarotzende Ausbeuter wird die freie Arbeit der Werktätigen für sich selbst und für die Gesellschaft.'
Das für sich und den Sozialismus arbeiten wird inhärend immer bewusster.
Die privatkapitalistische Aneignung wikt weniger motivierend als als der gesellschaftliche Charakter der Produktion.
Das Leistungsprinzip im Sozialismus verbindet sich somit besonders mit den Kategorien Arbeitsproduktivität und ökonomische Effektivität.
'Das Leistungsprinzip ist der wirksame ökonomische Hebel zur Steigerung der Arbeitsproduktivität.
Jeder Verstoss dagegen fördert die kleinbürgerliche Gleichmacherei
und wirkt sich besonders hindernd auf die Weiterentwicklung der sozialistischen Gesellschaft aus.'
(Lexikon A-Z 1957)
'Der Volkswirtschaftsplan 1973 ist darauf gerichtet, höhere Leistungen in allen Bereichen der Volkswirtschaft zu erzielen...
Er beruht auf der schöpferischen Initiative der Arbeiter und Angestellten, der Genossenschaftsbauern, der Intelligenz
und aller anderen Werktätigender DDR, die durch sorgfältige und gewissenhafte Erfüllung der ihnen gestellten Aufgaben...
ihren Beitrag leisten, um die vom 8. Parteitag der SED beschlossenen Hauptaufgaben zu lösen.
Im Jahr 1973 ist ist in allen Bereichen durch eine höchstmögliche Steigerung der Produktivität und Effektivität
das Schrittmass zur Lösung der Hauptaufgabe zu erreichen.'
(Volkswirtschaftliches Gesetz der DDR 1973)
'Die Betriebe werden als Staatsorgane verstanden, der Direktor des Betriebes ist der Bevollmächtigte des Staates.
Im Rahmen seiner Kompetenzen erlässt der Direktor für den Betrieb Anweisungen.
In Übereinstimmung mit der Arbeitsgesetzgebung stellt er Werktätige ein und entlässt sie,
wendet er Massnahmen der Stimulierung an und verhängt über Werktätige des Betriebes Strafen.'
(Verordnung des Ministerrats der UdSSR über den sozialistischen staatlichen Produktionsbetrieb 1965)
'Der Direktor des VEB(Volkseigener Betrieb) ist verpflichtet, die Bereitschaft(Motivation/MZ) und Verantwortung
der Werktätigen des Betriebes zur Übernahme und Erfüllung realer, angespannter Planziele zu fördern...
Bei schuldhaft verursachtem Ausschuss wird für die auf den Arbeitsauftrag verwandte Arbeitszeit kein Lohn gezahlt.'
(§ 49,1 Gesetz der Arbeit der DDR)
' Der Betriebskollektivvertrag ist eine Vereinbarung zwischen dem Betriebsleiter und der Betriebsgewerkschaftsleitung
zur allseitigen Erfüllung der Betriebspläne ...
Er enthält insbesondere Verpflichtungen zur maximalen Steigerung der Arbeitsproduktivität ...Senkung der Selbstkosten...
Durchsetzung des sozialistischen Leistungsprinzips... Festlegung der sozialistischen Arbeitsdisziplin.'
(§ 13, 1+2 Gesetz der Arbeit der DDR)
Mitwirkung, nicht Mitbestimmung ist gefragt.
Die sozialistische Arbeitsmoral wird mit verschiedenen Disziplinarmassnahmen und Leistungsanreizen stimuliert:
- 19 73 500 Karl-Marx-Orden, 1000 Orden Held der Arbeit, 1000 Vaterländischer Verdienstorden in Gold
5000 Orden Banner der Arbeit, über 10000 sonstige Verdienstmedaillen und Auszeichnungen
- Neuerer- und Aktivistenbewegung für die entfaltung besserer Produktionsverfahren
- Selbstverpflichtung zur Überbietung der gültigen Planzahlen
'Wer für die Gesellschaft am meisten leistet, erhält von ihr den höchsten Lohn.'
(Zentralrat der FDJ 1972)
'in jedem Fall sind die Beziehungen zwischen tariflicher Leistung und Lohn so zu gestalten,
dass jeder Werktätige daran interessiert wird, hohe Leistungen zu erreichen.'
((VEB-Verordnung 3)
Der Effektivlohn eines Prduktionsarbeiters besteht zu 50-70 % aus dem tariflichen Grundlohn.
Rest sind Mehrleistungslohn, Prämien und Lohnzuschläge.
'Wichtigste Aufgabe der Gewerkschaften: keine Verletzungen des sozialistischen Leistungsprinzips zuzulassen
und der Gleichmacherei energisch entgegen zu treten.'
((FDGB-Bundesvorstand)
Das hatte bereits Lenin 1918 gesagt in: 'Über linke Kinderei und über linke Kleinbürgerlichkeit.'
Erfüllt ein Betriebsangehöriger die in ihn gesetzten Leistungserwartungen nicht,
so hat er im Zeichen des Prinzips der materiellen Interessiertheit die Folgen dafür zu tragen,
indem er nur einen geringeren oder gar keinen leistungsfixierten Einkommensanteil erhält.
Auch Leitende können bei unstrukturierten Bezügen zur Bewährung in die Produktion degradiert werden.
Wie sieht es mit dem sozialistischen Leistungsprinzip in der Bildung aus?
'Der Absolvent einer sozialistischen Hochschule muss stets nach Höchstleistungen streben,
eine kritische Einstellung zur eigenen Arbeit haben und unduldsam gegen Mittelmässigkeit sein.
Höhere Anforderungen an das wissenschaftlich produktive Studium ist ein integraler Bestandteil
des gesamten Ausbildungs- und Erziehungsprozesses.
Die ständige Überprüfung des Wissens- und des Leistungs-Zusatandes jedes Studenten
ist unmittelbarer Bestandteil der Ausbildung*
(Neues Studienmodell der Sektion Wirtschaftswissenschaften der Humboldt Universität 1969)
'Im Sozialismus wird nach dem Leistungsprinzip gehandelt, demzufolge dürfen vor allem jene studieren,
die gern und gut lernen und anderen im persönlichen wie gesellschaftlichen Leben Vorbild sind'
(Die Wirtschaft Nr. 48)
'Grundsätzlich müssen wir davon ausgehen, dass die Delegierung eines Werktätigen in eine Bildungseinrichtung der DDR
zu seiner politischen und fachlichen Qualifizierung Ausdruck der Anerkennung seiner guten Leistungen
und seines guten disziplinarischen Verhaltens durch das Betriebskollektiv ist...
Die Delegierung wie auch ihre Rücknahme sind ausschliesslich Leistungsentscheidungen.
(Tribüne Nr. 62)
Die FDJ ist mit umfassenden Kontrollvollmachten für die Erziehung in allen Lebens- und Lernbereichen der Jugendlichen bis 25 Jahren ausgestattet.
Der Wehrdienst ist Pflicht für die Zulassung zum Studium als gesellschaftlich unerlässliche produktive Leistung.
'Der Sport leistet seinen Beitrag zur Wehrerziehung durch das Anstreben von Belastbarkeit, für die Entwicklung von Mut, Entschlusskraft, Ausdauer und Wendigkeit..'
(Deutsche Lehrerzeitung Nr.17)
'Ich bin mir sehr wohl der sozialistischen Lehre bewusst,
dass der Weg ins Reich der Freiheit durch das Reich der Notwendigkeit führt,
dass zwischen Sozialismus und Kommunismus ein relevanter Phasenunterschied besteht,
wobei für den entwickelten Sozialismus noch das Prinzip gilt:
Jeder nach seinen Fähigkeiten - jedem nach seiner Leistung,
an dessen Stelle im verwirklichten Kommunismus aber treten soll:
...jedem nach seinen Bedürfnissen.
Das Wachsen der Zivilisation wird an der Produktivität der menschlichen Arbeit gemessen...
Auch wenn das Reich der Freiheit erreicht werden sollte, bleibt die Notwendigkeit,
Leistungen zu erbringen, und man muss immer fragen:
Freiheit wovon und wozu?'
(Trotzki)
Vielen Dank an Wolfgang Förster(ehemaliger Leiter des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin) für die Quellen.
Der 'Sozialismus' konnte nur in abgeschotteter Form 70, bzw 40 Jahre alt werden.
Wie sieht es mit dem mehr oder weniger un-abgeschotteten 'Kapitalismus' aus?
Demnächst...