(14.04.2015, 08:24)DerC schrieb: 1. Es gibt viele Kritiker der kontraproduktiven Austeritätspolitik. Die kommen auch aus verschiedensten Lagern und sind keinesfalls alle sozialistische Träumer. Es sind etliche international renommierte Wirtschaftswissenschaftler dabei.
2. Man muss weg von der Idee der Alternativlosigkeiten kommen. Es gibt extrem selten nur einen alternativlosen Lösungsweg.
3. Politik heisst nicht nur Krisenmanagement und sich angeblichen Sachzwängen beugen. Es geht darum, wie wir leben wollen. Es geht um Gestaltung.
4. Die deutsche Regierung hätte gerade wegen der wirtschaftlichen Stärke unseres Landes mit den größten Spielraum bei der Gestaltung im vergleich zu allen (noch) demokratischen Regierungen auf der Welt. Leider tut man so, als ob es diese Spielräume nicht gebe und betreibt so eine Politik, die für die Europäische Einheit sowie für die Mehrheit der Menschen in Europa und auf der ganzen Welt schädlich ist.
"There’s class warfare, all right, but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning."
Warren Buffett
5. Wenn man es auf einen Punkt verkürzen will, ist es das. Das ist der Hintergrund. Bei politischen Entscheidungen muss sich jeder für eine Seite entscheiden - für die wenigen reichen oder die vielen nicht so reichen Menschen. Und dass dieser Krieg entschieden ist, sehe ich noch nicht. Auch wenn es gerade in den wohlhabenderen Ländern schon einmal besser aussah für die "arme" Seite.
1. Austeritätspolitik ist als Reaktion auf die Aufschuldungsorgien der vorausgegangenen Jahrzehnte entstanden. Meistens und vor allem dadurch, dass die Gläubiger weitere Kredite oder Moratorien, Stundungen, Prolongationen, Teilverzichte... davon abhängig gemacht haben. Wenn ein Manager der Vermögensverwaltung der Allianz oder der Rentenabteilung einer Grossbank die ihm für die Altersversorgung von Millionen Sparern anvertrauten Gelder seriös verwalten will, muss er so handeln, sonst hat er seinen Beruf verfehlt und kann unter die Zocker gehen.
2. Eine andere Frage ist, ob Austeritätspolitik kontraproduktiv oder alternativlos ist.
Jedenfalls war die Schuldenmacherpolitik kontraproduktiv, das hat sie bewiesen.
Was ist die Alternative? Aufschulden und beten? Japan nachmachen?
Ich sehe Möglichkeiten einer wohl austarierten Kombination von Massnahmen, um eine nachhaltige positive Scherenentwicklung nach Jahrzehnten einer negativen hinzubekommen.
Die verlangen aber sehr hohe Disziplin über viele Jahre, und das sehe ich als politisch - noch nicht - durchsetzbar an. Man kann das prima anhand von Staaten studieren, wo Regierungen alles mögliche Verzweifelte versucht haben, die haben selten länger überlebt. Oft ist es zu Militärdiktaturen oder sonstigen Despotien gekommen.
4. Das ist mir zu simpel und unkonkret.
Buffet sagt nichts Neues, das war so und wird immer so sein.
Akkumulation des Kapitals nach Marx. Wird von Zeit zu Zeit von Aufständen, Revolutionen, Kriegen, Enteignungen, Währungsreformen, Schuldenschnitten, Hoch-Besteuerungen korrigiert.
Hier wird klar, das ein grosser Teil der sogenannten Vermögen auf der einen Seite Schulden auf der anderen Seite darstellen. Im Krisenfall löst sich das sogenannte Vermögen dann ganz oder teilweise in Luft auf.
Korrekterweise müsste man also nicht von Vermögenden sprechen, sondern von Inhabern von Schuldverschreibungen, die sie irgendwann abschreiben können, wenn sie nicht rechtzeitig aussteigen. Erinnert irgendwie an Zockerpapiere, deswegen sind Staatsanleihen von Schuldenmacherstaaten wie Argentinien ja auch so hochverzinslich.
Danach geht ein neuer Zyklus los. Eine manchmal abrupte Abfolge von positiver und negativer Scherenbildung.
Drastische Entwicklungen will heute aber kaum einer mehr.
5. Man muss sich und darf sich überhaupt nicht für eine Seite entscheiden, das führt in die Katastrophe. Es geht nur gemeinsam.
Dazu passt auch das aktuelle Vorhaben des Bundeswirtschaftsministeriums, aus der Not des wegen der Verschuldung in den letzten 20 Jahren aufgelaufenen Investitionsstaus von 100 Milliarden plus x vor allem bei Strassen, Brücken und Verwaltungsgebäuden
eine 'Tugend' zu machen.
Passt eigentlich: der Staat betreibt Konkursverschleppung, Beschöniger wie Marcel Fratzscher sprechen von einer 'signifikanten Investitionsschwäche' und ist immer weniger in der Lage, den wichtigen Standortfaktor Infrastruktur auf einem akzeptablen Niveau zu halten, andererseits sucht die Finanzindustrie und suchen die Sparer händeringend nach renditebringenden Geldanlagen.