[Reichtathletik]

Noch keinen Thread dazu?! Na dann...

Bisher ist die ohnehin schon defensive (aber wohl realistische Zielsetzung) Platz 9 durchaus in Gefahr. Geht wohl darum, in die Top 10 zu kommen.
Was ich in der Momentaufnahme besonders auffällig finde (im Sinne von, darüber sollte man nachdenken) ist weniger die Position im Medaillenspiegel als der Abstand zu Ländern mit vergleichbarer Größe und Witrschaftsleistung: Frankreich (ok, Gastgeber - aber "wir" wollen ja keine Spiele) und Großbritannien haben drei bis viermal(!) so viele Top-3-Plätze ingesamt bisher! Bei Australien, Japan, Südkorea liegt der Faktor über 2 (wobei die Länder z.T. ihre Stärken klar in der ersten Woche haben). Aktuell befindet man sich eher auf dem Niveau der Niederlande oder Kanadas... 

Klar, abwarten, wie es am Ende aussieht.
Aber ich hoffe man fragt dann nicht nur "Experten", die mangelnden Leistungswillen bei Sportlern als Argument heranziehen oder Sportler die sich rechtfertigen sollen, sondern z.B. auch mal Politik und Wirtschaftsvertreter zu den Rahmenbedingungen und Stellenwert des Sports in D.

[markus-jonda@gmx.de]

Der Fisch stinkt wie immer vom Kopf her. Und im Zentrum steht eine seit Jahrzehnten falsche /zu geringe Förderpolitik des Spitzensports.

Die aktuelle Leistungsbilanz der Olympioniken ist nur Ausweis des Abstieges des gesamten Landes. Egal wo man hinschaut, es geht bergab (Wirtschaft, Infrastrukturen, Ausbildungsdesaster (Kitas, Schulen, Sportvereinförderung) von Kindern und Jugendlichen, generell der  Zusammenhalt der Gesellschaft, sportliche Leistungsfähigkeit in der Breite der Bevölkerung usw.

Vor allem leidet aber seit mindestens 10 bis 15 Jahren die Spitzensportförderung. Es gibt zu viele verkrustete Strukturen auf den Verbandsebenen, zu viele fehlende/marode Sportstätten, eine generell fehlende zielgerichtete finanzielle Förderung im Olympiasportbereich (die Masse der finanziellen Zuwendungen gehen direkt oder indirekt in den Fußball). Konkret ist die Förderung des olympischen Spitzensport seit Jahren deutlich zu niedrig, vor allem im Vergleich zu vergleichbaren Nationen, wie Grossbritannien, Frankreich oder Spanien.

Begleitkontext ist der Braindrain bei den Trainern und Betreuern, die zahlreich im Ausland deutlich bessere (finanziell ausgestattete) Arbeitsbedingungen vorgefunden haben. Zudem hat die medizinische Versorgung über die Jahre nachgelassen. Auch hat ein Know-How-Transfer bei den Sportgeräten (z,B, im Rudern, Kanubereich) hin zur direkten Konkurrenz hat stattgefunden.

Bei jeder Olympiade beklagt man die schlechteren Rahmenbedingungen, es gibt einen kurzen Katzenjammer und dann schreitet man unbeirrt weiter auf dem Weg nach unten.

[Delta]

2021 waren es 37 Medaillen für Deutschland. Da sind die aktuellen 6 schon nur ein Bruchteil davon. Klar kommen die Kanuten noch.

[Befürworter]

Keine Frage, es sind zu wenig Medaillen, sowohl einzeln betrachtet als auch im Vergleich speziell mit Großbritannien und Italien. Im Vergleich der bereits abgeschlossenen Medaillenentscheidungen stehen 14 Medaillen in Tokio 7 in Paris gegenüber (eine weitere ist im Boxen bereits sicher, die 2021 keine Entsprechung hatte). Dabei war aber auch die Bilanz Tokio schon extrem schlecht. Trotzdem lohn sich mal ein genauerer Blick:

- Dass man vier Medaillen im Kanuslalom nicht würde wiederholen können, war zu erwarten (diesmal nur eine).

- Im Wasserspringen (bisher zwei verlorene Medaillen) gab es einen Generationenumbruch, dort sollte man bis 2028 für eine Einschätzung warten.

- Zur Bootsklasse 49 FX im Segeln (ebenfalls zwei verlorene Medaillen) fehlt mir jegliche Ahnung.

- Im Judo (bisher eine Medaille weniger) hat man in Tokio einfach überperformt, das konnte man so nicht wiederholen.

Ansonsten gingen auch ein paar gute Medaillenchancen durch Pech verloren: Ein wahnsinnig knapper Säbelkampf, ein verpasstes Hindernis im Vielseitigkeitsreiten der Mannschaft, ein sinnloses, kräftezehrendes Ausschwimmen für Melvin Imoudo, zwei Stürze auf regennasser Straße im Frauentriathlon.

Zudem sollte man für eine Bilanz abwarten, es finden noch sehr viele Entscheidungen statt. Und es gibt auch durchaus positive Tendenzen:

- Die deutschen Mannschaften in den Ballsportarten sind unfassbar gut und rocken die Spiele, was man seit langem nicht mehr sagen konnte. Die haben jetzt schon neue Maßstäbe gesetzt und begeistert, egal ob es am Ende für Medaillen reicht.

- Im Schwimmen wurde gezeigt, dass es auch in Individualsportarten möglich ist, teilweise wieder den Anschluss ans Weltniveau herzustellen.

[mark1967]

Der Weltfriede ist wenigstens nicht mehr in Gefahr. Die Deutschen haben komplett das Schießen und Fechten verlernt.

[markus-jonda@gmx.de]

Der Weltfriede ist wenigstens nicht mehr in Gefahr. Die Deutschen haben komplett das Schießen und Fechten verlernt.

Nicht schlecht. Erinnert mich an einen Part aus dem Programm von Dieter Nuhr. 

Ich glaube es wird tatsächlich zeit, dass wir unser subjektives Eliteempfinden endlich den objektiven Realitäten anpassen.

Wir sind einfach eben nicht mehr überall spitze sondern zu oft nur noch biederer Durchschnitt.

[markus-jonda@gmx.de]

Nach dem Erfolgserlebnis heute morgen in der Triathlonstaffel wieder nur Negatives bei allen Sportarten. Besonders bitter das völlig überflüssige Ausscheiden der Hockeyfrauen. Es ist wie eine Epidemie. Meistens haben unsere Athletinnen und Athleten ihre Nerven nicht im Griff. Sehr sehr traurig das Ganze und einfach nur noch deprimierend. Besonders leistungsschwach haben sich die Schützen (ohne Bogenschießen), die Ruderer und die Beachvolleyballerinnen bisher gezeigt.

[Befürworter]

Die Ruderer waren knapp besser als in Tokio, sowohl in der Medaillenbilanz als auch in der Breite. Die Schützen waren in der Breite mit sieben Top-8-Platzierungen sogar deutlich besser.

[Reichtathletik]

Nach dem Erfolgserlebnis heute morgen in der Triathlonstaffel wieder nur Negatives bei allen Sportarten. Besonders bitter das völlig überflüssige Ausscheiden der Hockeyfrauen. Es ist wie eine Epidemie. Meistens haben unsere Athletinnen und Athleten ihre Nerven nicht im Griff. Sehr sehr traurig das Ganze und einfach nur noch deprimierend. Besonders leistungsschwach haben sich die Schützen (ohne Bogenschießen), die Ruderer und die Beachvolleyballerinnen bisher gezeigt.

"Nerven nicht im Griff" würde ich nicht pauschal gelten lassen und finde ich vom Sofa aus leicht gesagt. Manchmal mangelt es aber tatsächlich an Wettkampfroutine, weil in vielen Sportarten fast nie medien und Zuschauer dabei sind.

Die Schützen haben glaube ich viele Nationenpunkte gesammelt, aber halt leider kein Edelmetall. Kann das aber schwer einordnen. 
Der Ruderverband hat arge Probleme, Beachvolleyball steht (mal wieder) im Umbruch...

Ich hab aktuell eher Sorge, dass der Pferdesport, zu dem man sicher sehr geteilter Meinung sein kann, kuschiert, dass wir eigentlich deutlich schlechter darstehen im klassischen Vereinssport, als es der Medaillenspiegel anklingen lässt.

Auffällig finde ich auch, dass Deutschland soweit ich das überblicken konnte, in noch keiner "neuen" Trendsportart konkurrenzfähig war (BMX, Skateboard, etc.). Für mich ein Zeichen dafür, dass es in Deutschland nicht leicht ist, überhaupt Sport zu machen, und wenn es dann nicht olympisch (war), wird es erst recht nicht ermöglicht...

[markus-jonda@gmx.de]

Nach dem Erfolgserlebnis heute morgen in der Triathlonstaffel wieder nur Negatives bei allen Sportarten. Besonders bitter das völlig überflüssige Ausscheiden der Hockeyfrauen. Es ist wie eine Epidemie. Meistens haben unsere Athletinnen und Athleten ihre Nerven nicht im Griff. Sehr sehr traurig das Ganze und einfach nur noch deprimierend. Besonders leistungsschwach haben sich die Schützen (ohne Bogenschießen), die Ruderer und die Beachvolleyballerinnen bisher gezeigt.

"Nerven nicht im Griff" würde ich nicht pauschal gelten lassen und finde ich vom Sofa aus leicht gesagt. Manchmal mangelt es aber tatsächlich an Wettkampfroutine, weil in vielen Sportarten fast nie medien und Zuschauer dabei sind.

Die Schützen haben glaube ich viele Nationenpunkte gesammelt, aber halt leider kein Edelmetall. Kann das aber schwer einordnen. 
Der Ruderverband hat arge Probleme, Beachvolleyball steht (mal wieder) im Umbruch...

Ich hab aktuell eher Sorge, dass der Pferdesport, zu dem man sicher sehr geteilter Meinung sein kann, kuschiert, dass wir eigentlich deutlich schlechter dastehen im klassischen Vereinssport, als es der Medaillenspiegel anklingen lässt.

Auffällig finde ich auch, dass Deutschland soweit ich das überblicken konnte, in noch keiner "neuen" Trendsportart konkurrenzfähig war (BMX, Skateboard, etc.). Für mich ein Zeichen dafür, dass es in Deutschland nicht leicht ist, überhaupt Sport zu machen, und wenn es dann nicht olympisch (war), wird es erst recht nicht ermöglicht...

Alles richtig was Du sagst. Ich kritisiere nicht die Nervenschwäche bei jungen und unerfahrenen AthletInnen. Bei den alten Hasen mit oftmals errungenen Welt- und Europameisterschaften ist dieses Problem evident.  

Allerdings und das ist leider heute immer noch so hängt sehr viel an der Medaillienbilanz. Und die ist schlichtweg katastrophal. Und es ist nun einmal so, dass hier vor allem und an der Endkampfteilnahme auch die Förderung hängt.

Ebenso bedenklich ist das zahlreiche Erstrunden- und Vorkampfscheitern ebenso und das viele AthletInnen und Athleten nicht einmal ihre SB oder gar PB erreichen (Fechten, Judo, Tischtennis, Tennis usw.).

Was wird am Ende der Spiele nach der erwartbaren schlechten Bilanz dann machen. Ein paar Krokodilstränchen verdrücken, Besserung geloben und Alles beim Alten belassen.