[Speed]

Hallo in die Runde!
Ich bin jetzt Ü40 und habe vor ein paar Jahren angefangen für 100 und 200m-Lauf zu trainieren. Da es hier keine Athleten in meiner Altersklasse gibt, trainiere ich mit einer Jugendgruppe. Ich bin mir aber manchmal nicht sicher, ob das Training für mein Alter zu hart und somit kontraproduktiv ist. Wie sind eure Erfahrungen, was muss man mit dem Alter ändern? Weniger Tage trainieren? Kürzere Trainingseinheiten? Ganz anders trainieren? Was lässt man besser weg? An Literatur zu diesem Thema habe ich leider nicht viel gefunden. 
DIe Gruppe trainiert 5-6 Mal die Woche, davon mindestens 2 Tage Krafttraining und die anderen Tage Lauf- Techniktraining. Was würdet ihr reduzieren?

​​​​​​Ich bin dankbar für alle Tipps!

[MZPTLK]

Hast Du vor ein paar Jahren überhaupt erst mit Sprint angefangen, oder in der Jugend, und dann pausiert?
Oder hast Du Sportarten betrieben, z.B. Ballsportarten, die schnelles Laufen erforderten?

Grundsätzlich ist zu sagen, dass - vernünftige Ernährung und guter Schlaf vorausgesetzt - 5maliges Training in der Woche nicht zum Übertraining führen muss, denn Du hast ja schon ein paar Jahre Vorbereitung im Körper.

Du solltest aber aufpassen, dass Du nicht mit 'Gewalt' versuchst, mit den sich in aufsteigender Leistungsentwicklung befindlichen Jugendlichen mitzuhalten. Deren Physis reagiert schneller und stärker auf Trainingsreize, bei schnellerer Regeneration!

Vor allem dann, wenn die Jungs schneller sind als Du, solltest Du auch bei den ersten Läufen eine Serie nicht versuchen, dranzubleiben. Mach es so, dass Du einen gewissen Abstand lässt, also im submaximalen Bereich läufst. Wenn Du leichte Ermüdung spürst, lass einfach mal einen Lauf aus ud dann frisch(er) weiter.

Trainiere auch mal allein, um die für Dich optimalen Belastungsreize besser herauszufinden.
In der Gruppe ist man oft versucht, ins Knüppeln zu kommen.

Ich weiss nicht, wie Ihr trainiert, aber es sollte keine Monotonie, kein mentaler und physischer Stereotyp aufkommen.

[Speed]

Vielen Dank für die Tipps!

Mit Leichtathletik habe ich erst vor ein paar Jahren angefangen, die richtige Lauftechnik erlerne ich also erst jetzt. Ich habe aber früher Handball und Fussball gespielt.

Also ist es grundsätzlich nicht nötig weniger Tage zu trainieren, sondern eher wichtig während des Trainings die Intensität anzupassen?

Monoton sind die Trainingseinheiten nicht, da es während der Saison viele verschiedene Phasen gibt.

[MZPTLK]

Dann ist Deine Gesamtmuskulatur ja schon lange gut geübt.
Ja, die Intensität sollte variiert werden.

Das Training sollte entsprechend der Wettkampfplanung gestaltet sein.
Ich würde in den letzten Tagen vorm Wettkampf nur locker oder gar nicht trainieren.
Das bringt nicht nur physisch, sondern auch mental Hunger.
Dabei sollte man es aber natürlich so dosieren,
dass der Peak der Superkompensation nicht oder nicht zu sehr verpasst wird.

[RalfM]

Als Trainingsleiter betreue ich auch überwiegend 40+.
Nicht Sprint, sondern von Mittelstrecke bis überwiegend Langstrecke.
In Berlin haben wir die Möglichkeit, im Winter in der LA-Halle zu trainieren. Da geht viel in Richtung Koordination und allgemeiner Athletik (eigentlich vor allem Rumpf-Stabilität), was draußen nicht gänge.

Du sprichst Handball und Fußball an. Bei aller Verwandtschaft zur LA gibt es auch erhebliche Unterschiede. Je nach Position bei den Ballsportarten (Kreisläufer? Mittelstürmer?) sind die Bewegungsabläufe oft ganz anders. Geradeaus in der LA, Zickzack beim Ballspiel. Der Bodenkontakt ist ein ganz anderer. 

Im Fußball hat sich Jürgen Klinsmann auf seinen Füßen eher wie ein Leichtathlet bewegt, im Handball Uwe Gensheimer. Was ich meine: Schaue nicht bei Belastbarkeit auf die Jungen, aber fürs Geradeauslaufen.

[matthias.prenzlau]

Grundsätzlich für Schnellkraftdisziplinen:
Gleiche Intensität wie die Jugend, aber deutlich weniger Umfang.
Sprich, eine Trainingseinheit braucht nicht länger als eine Stunde gehen, inkl. Erwärmung.
Im Alter ist das Kontingent begrenzt, was die Reizaufnahme und -verarbeitung angeht.

3-4x die Woche Training ist in Ordnung.
In der Wettkampfphase eher 2-3x die Woche, um die nötige Frische zu bekommen.

Weniger ist mehr!

[diskobolos]

Aus der Sicht eines Ü60:
Man sollte beim Training auch immer den Gesundheitsaspekt beachten. Man ahnt mit 40 gar nicht, was einem als 60-Jährigem alles wehtun kann. Ehrgeiz gehört zum Sport, aber alles mit Maßen. Immer gut erwärmen, dehnen, die Übungen sauber ausführen und nicht mit Schmerzen trainieren. Klingt alles banal und ist es sicher auch, wird aber oft genug nicht beachtet.

[omega]

Sprich, eine Trainingseinheit braucht nicht länger als eine Stunde gehen, inkl. Erwärmung.
Im Alter ist das Kontingent begrenzt, was die Reizaufnahme und -verarbeitung angeht.

Wenn allerdings Sprints in der TE anstehen kann die Erwärmung bis zum ersten (sub)maximalem Sprint auch schon mal 40 Minuten gehen ( länger als bei Jugendlichen). Ansonsten stimme ich Dir zu. Weniger ist oft mehr.

[Speed]

Als Trainingsleiter betreue ich auch überwiegend

Du sprichst Handball und Fußball an. Bei aller Verwandtschaft zur LA gibt es auch erhebliche Unterschiede. Je nach Position bei den Ballsportarten (Kreisläufer? Mittelstürmer?) sind die Bewegungsabläufe oft ganz anders. Geradeaus in der LA, Zickzack beim Ballspiel. Der Bodenkontakt ist ein ganz anderer. 

Im Fußball hat sich Jürgen Klinsmann auf seinen Füßen eher wie ein Leichtathlet bewegt, im Handball Uwe Gensheimer. Was ich meine: Schaue nicht bei Belastbarkeit auf die Jungen, aber fürs Geradeauslaufen.

Ja, das ist richtig! Das aufrechte Geradeaus-Laufen erfordert viel Technik, Kraftübungen und Gleichgewichtsübungen. Ich hätte nie gedacht,dass man fürs Laufen so viel an Technik trainieren kann. Aber das ist genau das, was mich jetzt so motiviert. An Schnelligkeit wird man jetzt in diesem Alter nicht mehr viel gewinnen können, insofern muss man die Technik verbessern.

[Speed]

Grundsätzlich für Schnellkraftdisziplinen:
Gleiche Intensität wie die Jugend, aber deutlich weniger Umfang.
Sprich, eine Trainingseinheit braucht nicht länger als eine Stunde gehen, inkl. Erwärmung.
Im Alter ist das Kontingent begrenzt, was die Reizaufnahme und -verarbeitung angeht.

3-4x die Woche Training ist in Ordnung.
In der Wettkampfphase eher 2-3x die Woche, um die nötige Frische zu bekommen.

Weniger ist mehr!


Die Trainingseinheit zu verkürzen ist nicht so einfach, wenn ich mit der Gruppe trainieren möchte. Ich kann höchsten ein paar Übungen oder Serien streichen. Ich werde erstmal anfangen, weniger Tage zu trainieren und sehen, wie der Körper die Arbeit annimmt. Wie du sagst, 3-4Tage und dann reduzieren, wenn die Wettkämpfe beginnen