Eine Rotation des Beckens um die Körperlängsachse kann die Schrittlänge auch vergrößern. Es kommt im Zuge dieser Rotation ja zu einer Verwringung zwischen Schulterachse und Hüfte. Dies widerspricht eigentlich komplett dem, ich nenne es mal "amerikanischen" Vorbild des "festgezurrten" Oberkörpers beim Sprinten. Das wurde in irgendeinem LA-Buch auch schonmal erwähnt. Dazu passen aber viele Übungen der Topathleten überhaupt nicht. Um dieses Arbeiten mit der Hüfte richtig nutzen zu können sollte man auch entsprechende Konsequenzen für die ABC-Übungen und vor allem das Krafttraining ziehen. Also ist doch eine starre, quer zur Laufrichtung ausgerichtete Schulterachse wie etwa bei seitlich ausgestreckten Armen beim Lauf-ABC oder auch im Krafttraining bei bestimmten Übungen mit der Langhantel nicht gerade förderlich. Damit sind wir wieder bei den Einbeinigen Kraftübungen, nur sollte man die Bewegungen des Oberkörpers dann nicht noch stärker mit einbeziehen?
DLV: Schrittlänge entscheidet über Finalteilnahme...
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(02.03.2021, 16:05)muffman schrieb: Eine Rotation des Beckens um die Körperlängsachse kann die Schrittlänge auch vergrößern. Es kommt im Zuge dieser Rotation ja zu einer Verwringung zwischen Schulterachse und Hüfte. Dies widerspricht eigentlich komplett dem, ich nenne es mal "amerikanischen" Vorbild des "festgezurrten" Oberkörpers beim Sprinten. Das wurde in irgendeinem LA-Buch auch schonmal erwähnt. Dazu passen aber viele Übungen der Topathleten überhaupt nicht. Um dieses Arbeiten mit der Hüfte richtig nutzen zu können sollte man auch entsprechende Konsequenzen für die ABC-Übungen und vor allem das Krafttraining ziehen. Also ist doch eine starre, quer zur Laufrichtung ausgerichtete Schulterachse wie etwa bei seitlich ausgestreckten Armen beim Lauf-ABC oder auch im Krafttraining bei bestimmten Übungen mit der Langhantel nicht gerade förderlich. Damit sind wir wieder bei den Einbeinigen Kraftübungen, nur sollte man die Bewegungen des Oberkörpers dann nicht noch stärker mit einbeziehen? Das ist mein Reden seit Jahren gemeinsam mit HjH. Siehe Usain Bolt! Daher sollte man Kolbenbewegungen durch Oszillationen ersetzen. Ja, es werden in den meisten Fällen falsche Bewegungsmuster automatisiert. Dann wundert man sich über die strukturellen Ausfälle!!! Unsere leichtathletischen Disziplinen können niemals 1:1 im Kraftbereich durch olympische Gewichthebeübungen optimal trainiert werden. Gertrud
04.03.2021, 12:21
Ich habe gerade ein kleines Problem, das ich nicht lösen kann. Ich sehe die Hüftarbeit bei Bolt und muss annehmen, dass ihm das etwas bringt. Ich habe auch die Laufstilgenese bei Bubka verfolgt, der in späteren Jahren deutlich mit der Hüfte vorgriff.
Aber wenn ich annehme, dass die Schrittlänge eine Funktion aus Impuls und Zeit ist und der Fuß dicht am Körperschwerpunkt aufsetzen soll (Pendeln und Vorgreifen erhöht den Bremsimpuls; ist eher was für das ziehende Sprinten, das wir ja nicht anstreben) dann bringt mir ein Hüftspiel wenig bis nichts. Wer löst mir den Knoten?
04.03.2021, 13:11
Wenn man den Schritt in seiner Eigenschaft nicht verändert (also nicht "zieht"sondern kurz vor dem Schwerpunkt aufsetzt), dafür aber die Hüfte vorschiebt, ergibt sich der Schrittlängengewinn allein aus der Positionsveränderung der Hüfte. Schiebe ich die Hüfte um 3 cm vor und setze dann den Fuß wie gehabt auf (behalte den Laufschritt wie gewohnt bei), bleiben diese 3 cm an Längengewinn - bei JEDEM Schritt.
Natürlich ist diese Veränderung der Technik substanziell (Beweglichkeit in den Hüftgelenken!) und sie muss konsequent schon im Training in jungen Jahren trainiert werden. Nebenbei, diese "Technik" kommt dem natürlichen Laufen von jungen Kindern recht nahe (Hüftrotation, aber noch nicht stabil), da läuft keines mit "fixierter" Hüfte, das trainieren wir ihnen erst an… (04.03.2021, 13:11)lor-olli schrieb: Wenn man den Schritt in seiner Eigenschaft nicht verändert (also nicht "zieht"sondern kurz vor dem Schwerpunkt aufsetzt), dafür aber die Hüfte vorschiebt, ergibt sich der Schrittlängengewinn allein aus der Positionsveränderung der Hüfte. Schiebe ich die Hüfte um 3 cm vor und setze dann den Fuß wie gehabt auf (behalte den Laufschritt wie gewohnt bei), bleiben diese 3 cm an Längengewinn - bei JEDEM Schritt. Wir müssen zwischen Becken- und Hüftbewegungen differenzieren. Bei Usain Bolt bewegen sich in der Transversalebene, ebenso in der Sagittal- und Frontalebene erheblich die Beckenhälften. Das Becken führt zudem eine sehr starke Anteversion zur Phase der Dreifachexzentrik in den Gelenken durch. Vom Mittelstütz an erfolgt erheblich auf der Seite im Take-Off-Bein ein diagonales Vorlaufen des Beckenteiles zur Stützseite. Beim Rücklauf führt das Setzen des Take-Off-Beines zum Boden wieder zur gleichen Beckenhöhe auf beiden Seiten in der Sagittalebene. Die Hüften arbeiten in den unterschiedlichen Positionen innen- und außenrotatorisch. Die Beckenoszillation findet sogar bei beinlosen Menschen statt. Man sprintet also vornehmlich mit dem Becken, was ein Philosophie-Umdenken in den Zubringern beinhaltet. Insgesamt kommt noch die ausgiebige Lateralflexion des Rumpfes bei Usain Bolt dazu, wodurch der "Hüfthammer" verstärkt wird. Eine ähnliche Bewegung beobachte ich bei mir immer auf dem Fahrrad. Ich habe den Eindruck, dass es durch die Achterbewegungen (Man kann das am Knie am besten verfolgen.) hauptsächlich auch zu mehr Strukturvorspannungen und somit zu höheren Geschwindigkeiten als bei einer Kolbenbewegung kommt. Ich habe alle diese Sachen von Usain Bolt in den einzelnen Phasen exakt katalogisiert. Insofern verleitet diese Technik nicht zum erheblichen Bremsstoß. Gertrud
04.03.2021, 17:24
Wenn man den Begriff "Rotation um die Körperlängsachse" durch "Oszillation der Hüfte" ersetzt, bin ich mit dem Thema wieder im Reinen. Bolt's "Hüfthammer" (Wackeldackel - nicht vor-zurück sondern links-rechts) dient m.M. einer Verstärkung des Bodenimpulses und führt über diesen Effekt zu einer Vergrößerung der Schrittlänge.
(04.03.2021, 17:24)Hesse schrieb: Wenn man den Begriff "Rotation um die Körperlängsachse" durch "Oszillation der Hüfte" ersetzt, bin ich mit dem Thema wieder im Reinen. Bolt's "Hüfthammer" (Wackeldackel - nicht vor-zurück sondern links-rechts) dient m.M. einer Verstärkung des Bodenimpulses und führt über diesen Effekt zu einer Vergrößerung der Schrittlänge. Usain Bolt sprintet ähnlich wie ein Gepard, aber nicht wie ein Gepard. Er rekrutiert seine Leistung wie der Gepard aus den "Sprüngen", was natürlich bipedal länger als bei einem Vierbeiner dauert, dessen Startleistung schon enorm ist, was ein Mensch in der Regel nicht leisten kann, wobei auch der Anteil der beteiligten Muskulatur stark differiert. Mit diesem Phänomen ist man wissenschaftlich schon involviert. Somit kann man 1:1 diese Sachen nicht vergleichen. Daher muss ich oft schmunzeln, wenn man solche Vergleiche ungefiltert bringt, ohne die Sache wissenschaftlich zu hinterfragen und richtig zu recherchieren. Dafür gibt es auf diesem Gebiet klügere Köpfe als uns Trainer/innen, die leider mit ihrer Inselbegabung nicht "angezapft" werden. Ich nenne hier bewusst keinen Namen. Insofern stelle ich die deutsche Sprint-Philosophie mit der biomechanischen Ausrichtung auf J.Blake in Frage, die nur die etwa gleiche Körpergröße, aber z.B nicht die Körperproportionen betrachtet. Was ist mit einem "Westentaschenformat von Usain Bolt"? Gertrud
05.03.2021, 10:32
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.03.2021, 10:34 von dominikk85.)
(05.03.2021, 09:43)Gertrud schrieb:bolt ist halt in zweierlei Hinsicht eine anatomische Ausnahme, nämlich seine Größe und auch die unterschiedliche beinlänge. Das sind 2 Faktoren die ihn von den meisten unterscheiden.(04.03.2021, 17:24)Hesse schrieb: Wenn man den Begriff "Rotation um die Körperlängsachse" durch "Oszillation der Hüfte" ersetzt, bin ich mit dem Thema wieder im Reinen. Bolt's "Hüfthammer" (Wackeldackel - nicht vor-zurück sondern links-rechts) dient m.M. einer Verstärkung des Bodenimpulses und führt über diesen Effekt zu einer Vergrößerung der Schrittlänge. Dennoch gibt es sicher einige Dinge die man von ihm lernen kann.
05.03.2021, 10:41
ich würde aus der Art wie Bolt gesprintet ist , garnichts ableiten.
Es war einfach seine Art zu laufen.
05.03.2021, 11:25
Diese Technik, jedenfalls Teile davon, existieren in der russischen Leichtathletik schon sehr lange. Auch Sprungdisziplinen profitieren davon. Zu sagen, „das war halt seine Art zu laufen“ ist mMn ziemlich kurz gedacht.
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